Wehrwirtschaftsführer (WeWiFü) war im nationalsozialistischen Deutschen Reich zunächst ein Ehrentitel, der im Rahmen der Auszeichnungen der NSDAP an die Leiter rüstungswichtiger Betriebe vergeben wurde. Die Wehrwirtschaftsführer waren mit Bildung des Wehrwirtschaftsrates durch Hermann Göring 1938 gleichzeitig dessen Mitglieder.

Geschichte

Die Wehrwirtschaftsführer wurden ab 1935 durch das Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt im OKW ernannt. Absicht war es, sie an die Wehrmacht zu binden und ihnen einen quasi militärischen Status zu geben. Nach 1938 erfolgte die Ernennung durch das Reichsministerium für Wirtschaft. Ab 1940 wurde immer öfter auch führenden Vertretern von Unternehmen der Nicht-Rüstung dieser Titel verliehen, um die Umstellung der Betriebe auf die Belange der Kriegswirtschaft zu dokumentieren. Insbesondere bei Ernennungen vor 1940 sagt der Titel kaum etwas aus über die politische Nähe des Inhabers zum NS-Regime oder über die rüstungswirtschaftliche Bedeutung seines Betriebes. Mit Hilfe einer Ernennung zum Wehrwirtschaftsführer ließen sich in dem betreffenden Betrieb arbeitsrechtliche Bedingungen für die Arbeiter und Angestellten verschlechtern.

Wehrwirtschaftsführer (Auswahl)

Insgesamt wurden etwa 400 Personen zu Wehrwirtschaftsführern ernannt, darunter:

Wehrwirtschaftsführer nach dem Krieg

Nach Kriegsende wurden die meisten Wehrwirtschaftsführer von den Alliierten bestraft, aber unter den Bedingungen des Kalten Krieges bald wieder in Schlüsselpositionen beim Wiederaufbau eingesetzt. Symptomatisch dafür war die Rückkehr von Friedrich Flick, dem größten Firmenchef des Dritten Reiches und prominentesten Wehrwirtschaftsführer an die Spitze der westdeutschen Industrie. Nach sieben Jahren Haft stieg er erneut zum größten Unternehmer der Bundesrepublik auf, ausgezeichnet mit dem Großen Verdienstkreuz mit Schulterriemen und Stern.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Paul Erker: Industrieeliten in der NS-Zeit: Anpassungsbereitschaft und Eigeninteresse von Unternehmen in der Rüstungs- und Kriegswirtschaft, 1936–1945. Passau: Wissenschaftsverlag Rothe, 1993, S. 120.
  2. Paul Erker und Toni Pierenkemper: Deutsche Unternehmer zwischen Kriegswirtschaft und Wiederaufbau: Studien zur Erfahrungsbildung von Industrie-Eliten, Oldenbourg, 1999, ISBN 978-3-486-56363-4. S. 5.
  3. Gustav-Hermann Seebold: Ein Stahlkonzern im Dritten Reich – Der Bochumer Verein 1927–1945. Peter Hammer Verlag Wuppertal 1981, S. 242.
  4. Manfred Overesch: Bosch in Hildesheim 1937–1945: freies Unternehmertum und nationalsozialistische Rüstungspolitik. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-525-36754-4.
  5. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 404.
  6. Simon Reich: Ford’s Research Efforts in Assessing the Activities of its Subsidiary in Nazi Germany. Pittsburgh PA 2001, S. 30.
  7. Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft 1928, 29. Band, Ordnungsgemäße Fachmitglieder, Hrsg. Schiffbautechnischen Gesellschaft, Verlag Julius Springer, Berlin 1928, S. 17. Reprint. ISBN 978-3-642-90166-9.
  8. Kurt Pritzkoleit: Gott erhält die Mächtigen - Rück- und Rundblick auf den deutschen Wohlstand. Düsseldorf: Karl Rauch Verlag, S. 430, pp. 95 -123 Liste der (auch nach Kriegsende) bedeutendsten Wehrwirtschaftsführer.
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