Das Weltdokumentenerbe ist ein Verzeichnis im Rahmen des 1992 von der UNESCO gegründeten Programms Memory of the World (MoW, englisch für Gedächtnis der Welt) „zur Bewahrung des dokumentarischen Erbes der Menschheit“. Dieses Programm dient dazu, den freien Zugang zu bedeutsamen Dokumenten zu sichern, das dokumentarische Erbe zu bewahren und Aufmerksamkeit für dessen Bedeutung zu schaffen.

Ziele

Es werden mit dem Programm drei globale Ziele verfolgt:

  1. Sicherung („preservation“) des dokumentarischen Erbes vor Gedächtnisverlust und Zerstörung.
  2. Unterstützung des universellen Zugangs („access“) zu weltweit kulturell bedeutsamen und historisch wichtigen Dokumenten.
  3. weltweite Erhöhung des Bewusstseins („awareness“) über die Existenz und Bedeutung des Dokumentenerbes.

Es geht bei dem Programm nicht um eine finanzielle Unterstützung zum Zweck der Restaurierung des Dokumentenerbes, sondern soll vielmehr als internationale Auszeichnung gelten.

Beschreibung

Das Programm wird vom International Advisory Committee (IAC) verwaltet, dessen 14 Mitglieder vom Generaldirektor der UNESCO ernannt werden.

1997 wurden die ersten Dokumente in das Register eingetragen. Aufgenommen werden sollen wertvolle Buchbestände, Handschriften, Partituren, Unikate, Bild-, Ton- und Filmdokumente, „die das kollektive Gedächtnis der Menschen in den verschiedenen Ländern unserer Erde repräsentieren“. Die Ernennung ist keine finanzielle Unterstützung, sondern soll als Auszeichnung verstanden werden: Die Heimatstaaten verpflichten sich – wie bei den anderen Welterbe-Programmen – mit der Nominierung, im Dienste der internationalen Staatengemeinschaft für die „Bewahrung und Verfügbarkeit“ des jeweiligen dokumentarischen Erbes zu sorgen.

Das Programm Memory of the World wurde im Jahr 2003 mit der Charta zur Bewahrung des digitalen Kulturerbes zur Frage der Langzeitarchivierung digitalisierter Dokumente sowie von ausschließlich digital vorhandenen Materialien fortgesetzt.

Staaten können alle zwei Jahre bis zu zwei Dokumente zum neuen Eintrag in die Liste nominieren, über deren Aufnahme dann das IAC im Rahmen seiner Meetings entscheidet. Aktuell umfasst die Liste des Weltdokumentenerbes 496 Dokumente (Stand: Mai 2023).

Sitzungen

Sitzung Jahr Datum Tagungsort
1 1993 12. – 14. September Pułtusk /  Polen
2 1995 3. – 5. Mai Paris /  Frankreich
3 1997 29. September – 1. Oktober Taschkent /  Usbekistan
4 1999 4. – 5. September London /  Vereinigtes Königreich
5 2001 10. – 12. Juni Wien /  Österreich
6 2003 28. – 30. August Danzig /  Polen
7 2005 13. – 18. Juni Lijiang /  Volksrepublik China
8 2007 11. – 15. Juni Pretoria /  Südafrika
9 2009 27. – 31. Juli Bridgetown /  Barbados
10 2011 22. – 25. Mai Manchester /  Vereinigtes Königreich
11 2013 18. – 21. Juni Gwangju /  Südkorea
12 2015 4. – 6. Oktober Abu Dhabi /  Vereinigte Arabische Emirate
13 2017 24. – 27. Oktober Paris /  Frankreich
14 2019 9. – 14. Dezember Bogotá /  Kolumbien
15 2020 14. – 18. Dezember digital, ursprünglich geplant in Kingston /  Jamaika
16 2023 8. – 10. März, 11. April Paris /  Frankreich und digital (11. April)

Siehe auch

Literatur

  • Deutsche UNESCO-Kommission (Hrsg.): Gedächtnis der Zukunft. Das Weltdokumentenerbe in Deutschland. Bonn, 2022 (PDF; 4,6 MB), ISBN 978-3-947675-31-9.
  • Natascha Albus u. a.: Das Erbe der Welt. Die Kultur- und Naturmonumente der Erde nach der Konvention der UNESCO. Großes Sonderkapitel: Das Dokumentenerbe der UNESCO. Kunth, München 2012, ISBN 978-3-89944-902-0.
  • Henning Aubel u. a.: Das Gedächtnis der Menschheit. Das Dokumentenerbe der UNESCO. Kunth, München 2010, ISBN 978-3-89944-609-8.
  • UNESCO: Safeguarding the Documentary Heritage of Humanity. 2010 (PDF; 3,6 MB, englisch).
Commons: Weltdokumentenerbe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Weltdokumentenerbe weltweit. Abgerufen am 20. Mai 2023.
  2. Vgl. Das Gedächtnis der Menschheit. Das Dokumentenerbe der UNESCO. Kunth-Verlag, München 2010, S. 5.
  3. Das UNESCO-Programm. Österreichische UNESCO-Kommission, abgerufen am 1. Juli 2019.
  4. Charta zur Bewahrung des digitalen Kulturerbes. (PDF) Deutsche UNESCO-Kommission, abgerufen am 1. Juli 2019.
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