Georg Albrecht Wilhelm Graf von Hohenau (* 25. April 1854 im Schloss Albrechtsberg bei Dresden; † 28. Oktober 1930 in Bad Flinsberg) war ein preußischer Generalleutnant im militärischen Gefolge von Kaiser Wilhelm II. Er war ein Vetter Kaiser Friedrichs III. und ein Onkel Wilhelms II.

Leben

Herkunft

Wilhelm Graf von Hohenau war ein Sohn des Prinzen Albrecht von Preußen (1809–1872), des jüngsten Bruders von Kaiser Wilhelm I., König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und Zarin Alexandra Fjodorowna, aus dessen zweiter morganatischer Ehe mit Rosalie Gräfin von Hohenau, geborene von Rauch (1820–1879), der Tochter des preußischen Kriegsministers Gustav von Rauch und dessen zweiter Ehefrau Rosalie, geborene von Holtzendorff. Wegen der nichtstandesgemäßen Ehe des Vaters zählte Wilhelm nicht als Mitglied des Hauses Hohenzollern und hatte den Familiennamen seiner Mutter zu tragen.

Militärischer Werdegang

Hohenau wurde – wie sein Vater Prinz Albrecht und sein jüngerer Bruder Friedrich Graf von Hohenau – Berufsoffizier in der Gardekavallerie. 1873 trat er als (Sekonde-)Leutnant in das 1. Garde-Dragoner-Regiment in Berlin ein. Als Premier- bzw. Oberleutnant wurde er 1881 dessen Regimentsadjutant. Seit 1882 diente er als Adjutant der in Berlin stationierten Garde-Kavallerie-Division (ab 1883 im Rang eines Rittmeisters), um 1885 Major und Eskadronchef im Regiment der Gardes du Corps zu werden. 1896 wurde er Etatmäßiger Stabsoffizier der Gardes du Corps. Unter Beförderung zum Oberstleutnant kommandierte er von 1897 bis 1899 das Garde-Kürassier-Regiment.

1899 ernannte Kaiser Wilhelm II. Hohenau zum gleichzeitigen Flügeladjutanten in dessen militärischem Gefolge. Im selben Jahr wechselte Graf Hohenau als Kommandeur zum Regiment der Gardes du Corps und wurde Oberst. 1902 bis 1904 übernahm er in Berlin – wie bereits sein Halbbruder Prinz Albrecht von Preußen im Jahr 1866 – das Kommando über die 1. Garde-Kavallerie-Brigade, was für ihn zugleich die Beförderung zum Generalmajor bedeutete. Mit Ernennung zum diensttuenden General à la suite des Kaisers in dessen militärischem Gefolge nahm Hohenau ab 1905 eine Spitzenstellung in der preußischen Armee ein. 1907 erfolgte seine Beförderung zum Generalleutnant.

Harden-Eulenburg-Affäre

Graf Hohenau wurde dem Liebenberger Kreis zugerechnet und war 1907 in die Harden-Eulenburg-Affäre verstrickt. Der Kaiser ließ Hohenau im Mai 1907 fallen und aus seiner unmittelbaren Umgebung entfernen. Vom Vorwurf der Homosexualität 1908 gerichtlich freigesprochen, verlor Hohenau im selben Jahr nach Entscheidung eines militärischen Ehrengerichts seinen militärischen Rang und wurde aus dem Armeedienst entlassen.

Schloss Albrechtsberg

Nach dem Tod seines Bruders Friedrich 1914 bezog Hohenau das Schloss Albrechtsberg, das er zusammen mit dem Grundstück auf Grund von Spielschulden 1925 an die Stadt Dresden verkaufen musste. Er lebte danach unter ärmlichen Verhältnissen in der Bautzner Straße 98 in Dresden.

Nach seinem Tod wurde er an der Seite seiner Mutter und seines Bruders Friedrich auf dem Waldfriedhof Weißer Hirsch bestattet. Das Dresdner Familiengrab der Grafen Hohenau wurde 1968 aufgelöst.

Nachkommen

Wilhelm Graf von Hohenau war zweimal verheiratet.

Seine erste Ehefrau Laura Freiin von Saurma von und zu der Jeltsch (1857–1884), Tochter des Reichstagsabgeordneten und Gutsbesitzers Arthur Graf von Saurma von und zur Jeltsch und seiner Ehefrau Laura geb. Gräfin Henckel Freiin von Donnersmarck, heiratete er am 10. Juli 1878 in Lorzendorf; mit ihr hatte er zwei Töchter und einen Sohn:

  • Elisabeth (1879–1956)
⚭ 1897 Eberhard Graf von Matuschka (1870–1920), Besitzers des Gutes Gross-Neukirch, preußischer Rittmeister d.R. im Regiment der Gardes du Corps
  • Marie Rosalie (1880–1966)
  • Albrecht Arthur Friedrich Wilhelm (1882–1882)

Seine zweite Ehe schloss er am 25. Oktober 1887 in Slawentzitz mit Margarete Prinzessin zu Hohenlohe-Öhringen (1865–1940), Tochter des Vizepräsidenten des Deutschen Reichstags, Generals der Infanterie, Präsidenten des Union-Klubs und Montanindustriellen Hugo Fürst zu Hohenlohe-Öhringen und seiner Ehefrau Pauline geb. Prinzessin zu Fürstenberg, mit der er folgende Kinder hatte:

  • Maria Viktoria (1889–1934)
⚭ 1914 (gesch. 1923) Hans Karl Freiherr von Dörnberg (1875–1924), Majoratsherr auf Dittershausen, Major a. D.

Graf Hohenaus gleichnamiger Neffe war der Reiter Wilhelm Graf von Hohenau (1884–1957), der bei den Olympischen Sommerspielen 1912 in Stockholm Bronzemedaillengewinner im Mannschafts-Springreiten wurde. Sein Neffe Friedrich Karl Graf von Hohenau (1895–1929) gewann 1921 die Deutsche Meisterschaft im Fünferbob mit der Mannschaft des Bob-Clubs Oberhof. Friedrich Karl Graf Hohenau war zugleich ein erfolgreicher Springreiter; er starb an den Folgen eines schweren Reitunfalls.

Literatur

  • Bernd Braun, Joachim Eichler: Arbeiterführer, Parlamentarier, Parteiveteran. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2000, S. 107.
  • Hans Zeidler und Heidi Zeidler: Der vergessene Prinz. Geschichte und Geschichten um Schloß Albrechtsberg. Verlag der Kunst, Dresden 1995, ISBN 3-7608-0341-5
  • John C. G. Röhl: Wilhelm II. - der Aufbau der persönlichen Monarchie, 1888–1900. C. H. Beck, München 2001, S. 744 ff.
  • Daniel Schönpflug: Die Heiraten der Hohenzollern. Verwandtschaft, Politik und Ritual in Europa 1640–1918. Verlag Vandenhoeck&Ruprecht. Göttingen, 2013. S. 104.
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Verlag Justus Perthes, Gotha 1921, S. 418ff.
Commons: Wilhelm von Hohenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gothaischer Genealogischer Hofkalender. Justus Perthes, Gotha 1916, S. 67 f.
  2. Preußisches Kriegsministerium (Hrsg.): Rangliste der Königlich Preußischen Armee. Jahrgänge 1873-1882. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin.
  3. Preußisches Kriegsministerium (Hrsg.): Rangliste der Königlich Preußischen Armee. Jahrgänge 1883–1907. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin.
  4. John C. G. Röhl: Kaiser, Hof und Staat. C. H. Beck, München 1987, ISBN 978-3-406-49405-5, S. 585–587, 599–603.
  5. Peter Winzen: Freundesliebe am Hof Kaiser Wilhelms II. BOD, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8391-5760-2, S. 57 ff.
  6. Martin Kohlrausch: Der Monarch im Skandal. Die Logik der Massenmedien und die Transformation der wilhelminischen Monarchie. Akademie Verlag, 2005, S. 234.
  7. Sterbeurkunde vom StA Berlin IVa Nr. 29/1882
  8. http://www.olympia-statistik.de/dt_Medaillen_1912S.htm
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