Überfall auf Harpers Ferry
Der Überfall auf Harpers Ferry am 16. Oktober 1859 war der Versuch, ein Waffenarsenal der United States Army in Harpers Ferry im damaligen Bundesstaat Virginia (heute West Virginia) einzunehmen. Unter der Führung des militanten Abolitionisten John Brown wollte eine Gruppe von 19 Männern mit dieser Aktion die Befreiung und Bewaffnung von Sklaven erreichen. Ihr Ziel war, einen allgemeinen Sklavenaufstand auszulösen und eine Befreiungsarmee zu rekrutieren, womit die Macht der Pflanzer in den Sklavenstaaten gebrochen werden sollte.
Der Überfall auf die Waffenfabrik gelang zwar, aber die erhoffte Erhebung der Sklaven blieb aus. Brown und seine Männer wurden am 17. Oktober im Feuerwehrgerätehaus des Waffenarsenals von Milizen eingeschlossen. Am nächsten Tag stürmten Marines diese Stellung, nahmen Brown gefangen und töteten mehrere seiner Männer. Im unmittelbar darauf folgenden Prozess gelang es Brown, sich von der Gewalt zu distanzieren und als Märtyrer zu stilisieren. Dabei spielte ihm die rigide Prozessführung durch den Bundesstaat Virginia in die Hände. Große Teile der Abolitionisten im Norden verehrten Brown noch vor seiner Hinrichtung am 2. Dezember wie einen Heiligen, während er in den Südstaaten als Vorhut einer viel größeren Verschwörung der Republikaner zur Abschaffung der Sklaverei gesehen wurde. Die durch den Überfall auf Harpers Ferry ausgelöste Dynamik verschärfte die Polarisierung zwischen den Nord- und Südstaaten, die nach der Wahl Abraham Lincolns zum amerikanischen Präsidenten in die Sezession der Konföderierten Staaten und den Amerikanischen Bürgerkrieg mündete.