Außenpolitik der Volksrepublik China
(zur chinesischen Außenpolitik vor Gründung der Volksrepublik siehe → Chinas Außenpolitik vor Gründung der Volksrepublik)
Die Außenpolitik der Volksrepublik China (kurz: VR China) hat seit deren Gründung im Jahr 1949 grundlegend unterschiedliche Phasen durchlaufen. Die VR China ist als zweitbevölkerungsreichstes Land der Welt, als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, als größter Energieverbraucher der Welt, als Atommacht und ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einer der wesentlichen Akteure der internationalen Politik.
Als vorrangige Ziele prägen die chinesische Außenpolitik die Wahrung der nationalen Interessen, die Schaffung eines günstigen Umfelds für die innere Entwicklung des Landes und die Ausweitung des Einflusses im weltweiten Wettbewerb in politischer, wirtschaftlicher, militärischer und kultureller Hinsicht. Die offizielle Linie der chinesischen Führung lautet, dass „unbeirrt eine unabhängige Außenpolitik des Friedens verfolgt“ wird. Ein Beispiel für außenpolitische Entscheidungen, die von der „Souveränität und territorialen Integrität“ geleitet werden, ist die Nichtaufnahme diplomatischer Beziehungen zu Staaten, die die Republik China anerkennen; Taiwan sei eine abtrünnige Provinz der Volksrepublik. Weitere Themen, bei denen die chinesische Maxime der kompromisslosen Verfolgung der Eigeninteressen konfliktträchtig wurden, sind die Wahrung demokratischer Grundlagen in der Sonderverwaltungszone Hongkong, die Lage der Menschenrechte in dem autonomen Gebiet Xinjiang (Uiguren), Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer und der Status von Tibet. Ferner führt der außenwirtschaftliche Expansionismus der VR China zu offener Eskalation von Gegensätzen mit den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union. Den internationalen Bemühungen zur Eindämmung von Schadstoffemissionen, die zur Erderwärmung führen, steht die VR China zurückhaltend gegenüber.
Die VR China unterhält zu 178 der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen und dem Staat Palästina volle diplomatische Beziehungen. Sie hat die zweitgrößte Zahl diplomatischer Vertretungen aller Staaten der Welt.
Seit Ende der 2010er Jahre schließt China gemäß der öffentlichen Meinung als zweite Supermacht zu den USA auf, der Konflikt zwischen den Bündnissen beider Staaten wird teilweise als Zweiter Kalter Krieg bezeichnet. Als Gegenspieler der USA-geführten NATO gilt vermehrt die China-geführte Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ bzw. SCO). Im Gegensatz zum ersten Kalten Krieg ist Russland nun Juniorpartner von China.