Die Niederlande unter deutscher Besatzung (1940–1945)

Während des Zweiten Weltkriegs befanden sich in der Zeit vom 15. Mai 1940 bis zum 5. Mai 1945 die Niederlande unter deutscher Besatzung.

Nach Beginn des Krieges durch den deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 erklärten die Niederlande ihre Neutralität. Dennoch griff die deutsche Wehrmacht das Land am 10. Mai 1940 an. Königin Wilhelmina floh am 14. Mai 1940 ins Exil nach London und mit ihr ein großer Teil der Regierung. Nach der Bombardierung von Rotterdam und der Zerstörung von Middelburg erfolgte am 17. Mai die Kapitulation der gesamten Niederlande. Adolf Hitler ernannte Arthur Seyß-Inquart zum Reichskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete, und die deutschen Besatzer übernahmen die niederländische Verwaltung.

Die deutschen Besatzer bemühten sich zunächst um ein gutes Verhältnis zur einheimischen Bevölkerung, da sie die Niederländer als Brudervolk ansahen. Ab dem 22. Februar 1941 machten die Besatzer systematisch Razzien mit dem Ziel, untergetauchte Juden aufzuspüren. Nach einer Protestversammlung am 24. Februar 1941 in Amsterdam begann der Februarstreik; er wurde bis zum Abend des 26. Februar gewaltsam beendet. Danach verschlechterte sich die Stimmung in der Bevölkerung gegenüber den Deutschen, und erster Widerstand formierte sich, wenngleich die Mehrheit der Niederländer sich weiterhin anpasste. Ab dem 14. Juli 1941 wurden die Juden systematisch über das Durchgangslager Westerbork nach Osten deportiert, vorgeblich für den Arbeitseinsatz in Lagern in Deutschland.

Ende April/Anfang Mai 1943 verschärfte sich die Situation im Land, als es zu weiteren Streiks kam, weil Angehörige der im Mai 1940 aufgelösten niederländischen Streitkräfte als Kriegsgefangene nach Deutschland transportiert werden sollten. Im September 1944 waren die Deportationen von Juden fast abgeschlossen; über 100.000 von ihnen waren in Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet worden.

Nach der Landung der Alliierten in der Normandie ab dem 6. Juni 1944 wurden die Niederlande zum Frontgebiet, mit weitreichenden Konsequenzen für die Zivilbevölkerung. Die niederländische Exilregierung in London rief die Eisenbahner zu einem Streik auf, den die Besatzer mit der Einschränkung der Lebensmittelversorgung beantworteten. Im Winter 1944/45 verhungerten über 20.000 Niederländer; Verwaltung und Wirtschaft brachen zusammen. Am 5. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht in Nordwesteuropa; damit endete die Besetzung der Niederlande.

Jahrzehntelang prägten die Publikationen der jüdischen Historiker Loe de Jong und Jacques Presser das Bild der Besatzungszeit. Ab Ende der 1960er Jahre begann eine Neubewertung des Verhaltens der Niederländer während dieser Zeit.

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