Überfall auf Polen

Der Überfall auf Polen am 1. September 1939 war der Angriff des nationalsozialistischen Deutschland auf die Zweite Polnische Republik, mit dem der Zweite Weltkrieg in Europa begann. Nach mehrmonatigen diplomatischen Spannungen und dem zur Rechtfertigung des Angriffs vorgetäuschten Überfall auf den Sender Gleiwitz befahl Adolf Hitler der Wehrmacht den lange geplanten Polenfeldzug, der von Truppen des Slowakischen Staats unterstützt wurde (siehe slowakische Invasion Polens).

Als unmittelbare Folge erklärten am 3. September 1939 Frankreich und das Vereinigte Königreich aufgrund ihrer Garantieerklärung für Polen dem Deutschen Reich den Krieg. Ihre begrenzten militärischen Maßnahmen wie die Saar-Offensive waren jedoch nicht zur Entlastung geeignet. Unterstützt von der Luftwaffe rückten zwei deutsche Heeresgruppen von Norden und Süden auf Polens Territorium vor. Deutsche Truppen erreichten am 8. September die Hauptstadt, die nach der Schlacht um Warschau am 28. September 1939 kapitulierte.

Gemäß dem geheimen Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom August 1939 besetzte die Rote Armee am 17. September Ostpolen. Die polnische Regierung floh am 17./18. September 1939 in das neutrale Rumänien, wo sie interniert wurde. Die am 30. September gebildete Polnische Exilregierung versuchte, mit geflohenen Truppenteilen Widerstand gegen die Besatzer zu organisieren. Die letzten in Polen verbliebenen Verbände der polnischen Streitkräfte ergaben sich am 6. Oktober 1939; die meisten polnischen Soldaten gingen in Kriegsgefangenschaft.

Im Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 teilten Deutschland und die Sowjetunion Polen unter sich auf (Vierte Teilung Polens). West- und Zentralpolen mit Ausnahme der Woiwodschaft Białystok sowie die westlichen Teile Südpolens fielen an Deutschland, die ostpolnischen Gebiete an die Sowjetunion. Mit einem Erlass vom 8. Oktober 1939 trennte Hitler einen Teil der deutsch besetzten Gebiete, darunter auch rein polnische, als „eingegliederte Ostgebiete“ (Wartheland und Danzig-Westpreußen) vom sogenannten polnischen Reststaat ab. Er erweiterte die Provinz Schlesien in südlicher Richtung um überwiegend polnisch besiedelte Gebiete. Die Freie Stadt Danzig war bereits am 1. September (wieder) zum Bestandteil des Deutschen Reichs erklärt worden. In den übrigen deutsch besetzten Gebieten wurde vier Tage später das Generalgouvernement als Zone der „Abkapselung“ und rechtsfreien Ausbeutung geschaffen. Während in den eingegliederten Ostgebieten mit einem Prozess der „Neuordnung“ und Eindeutschung begonnen wurde, war das Generalgouvernement zur rücksichtslosen Ausbeutung von Polen und Juden in Polen vorgesehen und wurde Objekt „völkischer Ausrottungsmaßnahmen“. Schon während der Kampfhandlungen und der deutschen Besetzung Polens 1939–1945 verübten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD und Angehörige der Wehrmacht teils planmäßig, teils spontan Massenmorde an der polnischen Intelligenzija und dem Kleinadel (Szlachta), an Priestern, Gewerkschaftern und Juden. Dieser „Auftakt zum Vernichtungskrieg“ diente auch der Vorbereitung des Deutsch-Sowjetischen Krieges und des Holocaust.

Der Begriff „Überfall auf Polen“ bezeichnet eigentlich nur den Kriegsbeginn. Der gesamte Kriegsverlauf, auch mitsamt der sowjetischen Invasion, wird gemeinhin als Polenfeldzug oder Invasion Polens bezeichnet. In Polen nennt man ihn Septemberfeldzug (Kampania wrześniowa) oder Verteidigungskrieg von 1939 (Wojna obronna 1939 roku). Die englische Bezeichnung ist Invasion of Poland, die französische Campagne de Pologne (1939), die niederländische Poolse Veldtocht, die dänische Felttoget i Polen i 1939.

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