Griechenverfolgungen im Osmanischen Reich 1914–1923
In den Jahren 1914 bis 1923 kam es zu einer Welle von Griechenverfolgungen im Osmanischen Reich, die in der sogenannten Kleinasiatischen Katastrophe (griechisch Μικρασιατική Καταστροφή) – also der Vertreibung der Griechen von der Westküste Kleinasiens und der fluchtartigen Auflösung der dort im Zuge des Griechisch-Türkischen Krieges (1919–1922) errichteten staatlichen Institutionen – sowie in gewaltsamen Maßnahmen gegen die Griechen Ost-Anatoliens kulminierte.
Während des Ersten Weltkrieges und der Folgejahre veranlasste die Regierung des Osmanischen Reiches die Tötung zahlreicher griechischer Bewohner der kleinasiatischen Halbinsel. Die Maßnahmen umfassten Massaker, Deportationen und Todesmärsche, schließlich die Vertreibung und Umsiedlung der Überlebenden. Gemäß verschiedenen, weit divergierenden Quellen starben mehrere hunderttausend osmanische Griechen in dieser Zeit. Einige der Überlebenden und Flüchtlinge, vor allem jene in den östlichen Provinzen (Vilâyets), flüchteten in das benachbarte Russische Reich. Nach dem Ende des Griechisch-Türkischen Krieges kam es zum zwangsweisen Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei: Die meisten der überlebenden Griechen mussten 1923 das Osmanische Reich verlassen und siedelten unter den Bedingungen der Konvention über den Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei im Vertrag von Lausanne nach Griechenland über. Im Gegenzug wurden die meisten Türken Griechenlands in die Türkei übersiedelt.
Die Regierung der Republik Türkei – Rechtsnachfolger des Osmanischen Reiches – behauptet bis heute, dass die Verfolgungen und Vertreibungen durch die Vermutung der damaligen Staatsführung ausgelöst wurde, die griechische Bevölkerung in der Türkei unterstütze die Kriegsgegner des osmanischen Staates. Die Alliierten des Ersten Weltkrieges und zahlreiche ausländische Beobachter der Geschehen sahen dies anders und verurteilten die Massaker als Verbrechen gegen die Menschlichkeit.