Bernkastel-Kues
Bernkastel-Kues ist ein schönes Städtchen, gelegen an den tiefsten Tiefen der Mittelmosel, und ist nur zu einem Zweck gegründet worden: "Nunc est bibendum!".
Gründung
Die Römer, durstig von ihren vielen Kreuzzügen und ständigen Eroberungen und Siegen in Gallien, besiedelten dieses schöne Fleckchen Erde um ca. 3000 vor Chr., um sich mal so richtig die Kante zu geben. Da sie feststellen konnten, dass hier der Rebensaft besonders gut gedeiht, ließen sie sich nieder, rammten Palisaden in den Boden, zimmerten Trinkschemel, Sitzbänke und dergleichen mehr, huben Senk- und Göbelgruben aus und nannten ihre neue Festung Berncastel. Bald wurde ihr auch der schöne Titel "Internationale Stadt der Trinklustigen und Betrunkenen gegeben".
In friedlicher Eintracht verbrüderten sich Römer und Einheimische und dem wohltätigen Einfluss des Weines ist es zu verdanken, dass einerseits die Römer hier den Untergang des römischen Reiches glatt verpassten, die Einheimischen hingegen Sangesfreude und Sprachkultur ihrer Gäste in solch hohem Masse assimilierten, dass Latein zur Umgangssprache wurde. Dies sollte viele hundert Jahre später dem größten Sohn der Stadt, Nicolaus von Cusanos, bei seiner theologischen Karriere sehr von Nutzen sein.
Weitere Entwicklung
Der rasche Aufschwung Bernkastels zu einem beliebten Wallfahrtsort der Anhänger des Bacchus-Ordens machten den raschen Ausbau der Weinlagen notwendig. Den Durchbruch bei der weiteren Erschliessung des Umlandes brachte eine neue architektonische Technik im Brückenbau: die Schwimmbrücke (lat. pons ponton). Mit Hilfe der ca. 2000 leeren Weinfässer eines zünftigen Wochenendgelages wurde im Jahre des Herrn 400 die erste Brücke über die Mosel gebaut, am jenseitigen Ufer die Exklave Cues gegründet und von hieraus die önologische Bewirtschaftung der lieblichen linksseitigen Moselhügel erfolgreich in Angriff genommen. Bernkastel-Cues, wie der Ort fortan in römischen Reiseführern hiess, avancierte hierauf rasch zum beliebtesten Erholungsort für römische Tribunen und sonstige Offiziere. Ein Galeerendienst zu den stromaufwärt gelegenen Trierischen Thermen tat das seinige zur Belebung des Geschäftes.
Wappen der Stadt
Das Wappen der Stadt (seit 576) zeigt einen Schild, der in vier Teile gegliedert ist. Die zwei Schlüssel auf dem Wappen sollen den Hausherren ermahnen, ja den Öffner für die Tür mitzunehmen, da man sonst, nach gesellschaftlichem Saufen, gerne einmal eine Nacht draußen nächtigt. Der römische Bär symbolisiert die Wehrhaftigkeit der Bürger. Der Krebs hingegen weist auf die hohe lukullische Tradition der Stadt hin, in welcher gesottener Flusskrebs in Weissweintunke zu den Spezialitäten zählte.
Beschauliche Zeiten
Durch eine geschickte Tourismuspolitik konnte sich Bernkastel-Cues aus allen Wirr- und Fährnissen des dunklen Mittelalters heraushalten. Kein König noch Kaiser wurde hier gekrönt, kein Friede geschlossen noch ein Krieg begonnen und die stete Tradition als Kurort für verwundete Soldaten verschaffte dem Städtchen einen Sonderstatus in allen Kriegen als neutrale Zone für Freund und Feind.
In diese friedlichen Verhältnisse hinein wurde denn 1401 der größte Sohn der Stadt geboren: Nicolaus von Cues, Sohn eines Krebsfischers. Als er 18 Jahre alt war, begab er sich in ein Bordell und faselte im Delirium irgendetwas über Gott. Ein Gelehrter, der sich auch "zufällig" im Gebäude befand, nahm ihn mit nach Rom und stellte ihn dem Papst vor. Nach mehreren Flaschen Wein, die Cusanus aus seinem Heimatort mitgebracht hatte, erklärte das Oberhaupt der katholischen Kirche seine Gedanken für richtig und er wurde berühmt. Er ist vergleichbar mit Pete Doherty, wobei man die Drogenkarriere bei Doherty nicht eindeutig hat nachweisen können.
Niedergang
Die Umtriebe Luthers, sein idiosynkratisches Verhältnis zur lateinischen Sprache und sein gespaltenes Verhältnis zum Alkohol, brachten in den Wirren der Reformation den raschen Niedergang Bernkastels. Vor allem der Umstand, dass das neue lutherische Trinkgesangsbuch in deutscher Sprache geschrieben wurde, führte zum raschen Untergang jeglicher verfeinerter lateinischer Kultur und zur schliesslichen Lossagung von allem, was südlich des Hunsrücks lag. Der Galeerenfährdienst nach Trier wurde endgültig eingestellt, die Weinfassbrücke durch eine botte Steinkonstruktion ersetzt, über welche fortan Eifelbauern und Hunsrückdeppen ihre nebbigen Geschäfte abwickelten. Und so begann Bernkastel-Kues einen vielhundertjährigen Dornröschenschlaf, der erst durch windige Geschäftemacher im 20. Jahrhundert beendet wurde.
Moderne Zeiten
Einmal im Jahr findet seit die Menschen an der Mosel denken können ein Fest statt: "Das Weinfest der Mittelmosel". Gestartet wird dieses im Sommer und dauert dann 5 Tage lang. Am Donnerstag öffnet die Weinstrasse und somit das Saufgelage. Freitag öffnet sogar ein Kirmes auf der Kueser seite und Samstag gibts sogar Feuerwerk damit man auch noch was zu glotzen hat. Sonntag wird der Besucherandrang weniger und Montag und Dienstag ist fast nichts mehr los. Dem Kenner der hohen Geschichte Bernkastels ist dies natürlich nicht mehr als ein billiger Abklatsch, aber, in schwacher Erinnerung an alte Sprachkultur, murmelt er hinter erhobenem Weinglas verschämt ein "pecuniam non olet".