Das jüngste Gericht
Das jüngste Gericht ist immer jenes, welches vom Koch oder einer Aushilfskraft, als neuestes zum Verzehr hin- oder hergerichtet wird. Tendenziell enthält es zum Zeitpunkt seiner Herstellung die frischesten Zutaten. Dazu zählt manchmal auch junges Gemüse, jung gebliebenes, gepflegtes Fleisch oder Reste von irgendwas. Es verspricht den höchsten Genuss während des Aktes des Verzehrs. Neben diesen eher positiven Eigenschaften, birgt das jüngste Gericht allerdings auch Risiken und Raum für Missinterpretationen. Auch außerhalb der Kulinarik wird der Ausdruck Das jüngste Gericht im übertragenen Sinne verwendet.
Halt ein, oh Besucher dieser Seite! Der nachfolgende Artikel könnte deine religiösen Gefühle verletzen oder du könntest gar vom Glauben abfallen. Wenn du in dieser Hinsicht keinen Spaß verstehst, lies bitte hier weiter. Falls dein fester Glaube unerschütterlich ist, du gar keinen hast oder sowieso schon den Scheiterhaufen vorgeheizt hast, wünschen wir dir viel Vergnügen beim Lesen dieses Artikels. Gezeichnet, die Hohepriester und Propheten der Stupidedia |
Andere Bezeichnungen
Je nach Kulturkreis, Preis- oder Wetterlage, werden dem jüngsten Gericht auch andere Namen angedichtet. Dies geschieht meist zu Zwecken der besseren Vermarktung oder weil tatsächlich eine zusätzliche Aussage getroffen werden soll, die der näheren Bestimmung der Mahlzeit dient. Wie bei vielen Marketingmaßnahmen wird auch hier oft etwas versprochen, ohne damit die Absicht der Erfüllung geweckter Hoffnungen zu verbinden.
Gottesgericht
Die Bezeichnung Gottesgericht unterstreicht die vermeintliche Köstlichkeit der Speise dadurch, dass eine Reservierung für Gott unterstellt wird. Dabei ist nicht definiert, für welche Glaubensrichtung dieser Gott besteht. Die irrige Annahme, Gott würde jemals den Himmel verlassen um dem fleischlichen Verlangen nach Nahrung nachzugeben, hat schon so mancher Imbissbude zu neuer Kundschaft verholfen.
Jüngster Tag
Mit der Bezeichnung jüngster Tag oder der jüngste Tag wird die Erwartung eines fulminanten Frühstücks erweckt. Knuspriger, herrlich duftender Speck von frei lebenden Schweinen, Milchbrötchen aus Sojamilch und eimerweise Marmeladen aus Omas Küche nehmen im Geiste Gestalt an. Bis jedoch die vorbereitete Köstlichkeit zur Auslieferung kommt, hat sich selbst das knusprigste Croissant in ein labberiges Stück Backwerk verwandelt und der Kaffee kann nur noch durch Einsatz eines Tauchsieders auf eine annehmbare Temperatur gebracht werden.
Weltgericht
Von einem Weltgericht erwartet man sich eine interkulturelle Speise, auch wenn die Bestandteile geschmacklich nicht zusammen passen und dadurch eine Kakophonie der schlechten Mischung entsteht.
Nacht ohne Morgen
Die Nacht ohne Morgen ist fast immer ein erweitertes Abendmahl, bei dem die Notwendigkeit auch Frühstück anzubieten entfällt. Im norddeutschen Volksmund wird es deshalb auch Der späte Schmaus reissts raus! genannt. Dadurch gilt es als besonders bekömmlich, denn Drogen wie Kaffee oder Tee werden dadurch nicht gereicht.
Das letzte Gericht
Das jüngste Gericht ist nicht automatisch auch immer das letzte Gericht. Nur wenn keines mehr nachproduziert wird, kann man vom letzten Gericht sprechen. In diesem Gericht werden meist nur die Reste vorhandener Zutaten zu einer halbwegs kompletten Mahlzeit zusammengestellt. Weit über den osmanischen Sprachraum hinaus bekannt, ist der letzte Döner. Er besteht in einer großen Anzahl von Fällen aus einem kleinen Streifen Fladenbrot mit stark verwelktem Salat aus ökologischem und ökumenischem Anbau. Mit viel Glück befinden sich irgendwo im Salatbett noch ein paar Fleischfetzchen, Lamm und Kalb gemischt, aber mit Scharf. Pommes Frites als Beilage stehen für den letzten Döner nicht mehr zur Auswahl. Oft wird das letzte Gericht auch mit dem letzten Abendmahl verwechselt. Grundsätzlich handelte es sich hierbei jedoch um eine Art von Jungesellenabschied, bei dem es eher um den Genuß alkoholischer Getränke, als um eine Mahlzeit im engeren Sinne ging.
Ableitung
Besonders der Umstand, dass vom jüngsten Gericht auch die Rolle des letzten Gerichts übernommen werden kann, trägt zur unheilsschwangeren Interpretation bei. Lange bevor die Kirchen dieser Welt die allgemeine Apokalypse in den Bereich des Möglichen rückten, fürchteten sich Menschen vor weit greifbareren Dingen. Neben Wasser in den Beinen oder im Wohnzimmer, gehörte das Ausbleiben des Nahrungsnachschubs zu den Ereignissen, die die grösste Furcht auslösen konnten. Auch heute noch geraten Menschen auf der Suche nach Schmackhaftem regelrecht in Panik, wenn der Nachschub auszubleiben droht. Hintergrund hierfür ist eine kreatürliche Angst, plötzlich selbst am Ende der Nahrungskette zu stehen und nicht richtig gewürzt zu sein. Diesen Umstand ausnutzend, erfreuen sich Prediger jedweder Couleur der Reaktionen, die eine Erwähnung des jüngsten Gerichts unter den Gläubigen auslösen. Zitternd verkriechen sich immer einige Anwesende unter Stühlen und Bänken oder stürmen den nächsten Wochenmarkt, denn es könnte ja sein, dass es Morgen nichts mehr käuflich zu erwerben gibt. Sehr gut ist dieses Verhalten an Samstagen zu beobachten, wenn in der darauf folgenden Woche der Montag ein Feiertag sein sollte. Unbedarfte Beobachter könnten der Annahme sein, die Apokalypse sei ohne Ankündigung angebrochen. Eine ähnliche Reaktion erzielt ein Kölner Kneipier mit der Ankündigung, es werde nun die letzte Runde ausgeschenkt.
Heute
Trendforscher gehen aktuell von einer Abnutzungserscheinung des Begriffs das jüngste Gericht aus. Die grundsätzlich zu vermutende Frische hinter dem jüngsten Gericht wird im Angesicht künstlich geschönter Lebensmittel immer häufiger angezweifelt. Würde man die Mahlzeiten, der Hochglanzspeisekarten einiger Burgerbuden tatsächlich so frisch und knackig aussehend an der Theke bekommen, würde ein Grossteil der gelebten Esskultur über den Jordan gehen. Burger müssen immer gut abgelagert und schön pappig im Biss sein. In europäischen Breiten ist auch die initiale Angst, in einer Schlange zu stehen und zufällig auch das letzte Gericht zu bekommen, ähnlich furchteinflössend, wie die früher propagierte Angst vorm schwarzen Mann oder der gelben Gefahr und somit de facto nicht mehr vorhanden..