Diverses:Der perfekte Banküberfall

Für einen richtigen und vor allem bereichernden Banküberfall ist logischerweise eine gute und perfekt geeignete Bank unerlässlich. Für alle Obdachlosen unter den Lesern sei gesagt, dass hiermit nicht die Parkbank links um die Ecke gemeint ist, sondern das Geldinstitut, das normalerweise immer ein paar Scheinchen zuviel da hat. Wichtig ist bei der Auswahl der Bank, dass dort nicht lediglich Automaten stehen, sondern mindestens ein Mitarbeiter dort ist, der sie auch bedienen kann. Am besten geeignet sind Geldinstitute direkt neben Polizeistationen, da dort oft viel Geld vorhanden ist und zwar in einem eigenen Raum.

Wenn Sie das Geldinstitut ihrer Wahl gefunden haben, gehen Sie hinein und fragen Sie die nette Dame oder den netten Herrn hinter der Glasscheibe höflich, wo es denn hier bestechliche Mitarbeiter gibt. Notfalls können Sie auch nach korrupten Mitarbeitern fragen, doch das kommt meistens nicht so höflich an. Wahrscheinlich wird die nette Dame oder der nette Herr erst einmal etwas verdutzt schauen, denn schließlich fragt nicht jeder Bruttonormalkunde nach bestechlichen oder korrupten Mitarbeitern. Aber dann wird Ihr Ansprechpartner vermutlich nachfragen und Ihnen dann eine Liste überreichen. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, also kein korrupter Mitarbeiter hier arbeiten sollte, sollten Sie sich eine andere Bank aussuchen.

Sollte sich mindestens ein korrupter Mitarbeiter finden, haben Sie die perfekte Bank gefunden und den ersten Schritt erfolgreich gemeistert. Herzlichen Glückwunsch!

Die richtige Vorbereitung

Kennen Sie das nicht auch?

Da kommt eine Rechnung von hier, da eine von dort, hier ein Schreiben vom Finanzamt, dort die Bestätigung der Wohngeldkürzungen...

Auf den Punkt gebracht: Man ist knapp bei Kasse.

Aber haben Sie sich schon einmal überlegt, dass man aus dieser Misere auch herauskommen kann?

Haben Sie bereits daran gedacht, dass es auch für Finanzprobleme ganz einfache Lösungen geben kann?

Dieser Artikel soll Ihnen helfen, Ihre Probleme mithilfe eines einfachen Banküberfalls für immer zu lösen.


Die richtige Bank

Keine gute Wahl: Hier erlitten die letzten Bankräuber eine herbe Enttäuschung, denn statt der erwarteten Kupferkabel fanden sie nur brüchige Aluminiumdrähte vor…

Sie wissen jetzt also, welche Bank Sie ausrauben wollen. Das ist durchaus einen Applaus wert! Doch jetzt kommt der härteste Teil. Geben Sie Acht!

Die richtige Waffe

Wichtig ist auf jeden Fall die richtige Waffe. Und wenn Sie denken, da reicht eine einfache Pistole, dann haben Sie sich gewaltig geirrt. Denn wer eine Bank wirklich ausrauben will, der muss angsteinflößend und skrupellos aussehen, damit die netten Mitarbeiter nicht auf die Idee kommen, den Alarmknopf zu drücken. Die besten Waffen, die gleichzeitig auch dazu geeignet sind, sind Knüppel, denn eine Pistole bringt wahrlich gar nichts, wenn man neben einem Angestellten steht. Denn mit einer Pistole kann man sich nicht gegen hinterlistige Angriffe seitens des Personals wehren. Und wenn Sie lieber nicht im Polizeiwagen wegfahren möchten, sollten Sie das beachten.

Einen richtigen und vor allem geeigneten Knüppel findet man am Besten im Stadtpark oder auf dem Friedhof, denn die Bäume dort sind meistens uralt und daher dazu zu gebrauchen. Wenn Sie richtig Eindruck schinden wollen, können Sie auch direkt den ganzen Baum mitnehmen, Probleme gibt es dabei normalerweise nicht, denn die Gärtner werden froh sein, einen Baum weniger pflegen zu müssen. Haben Sie jetzt also Ihren Knüppel oder Baum, können Sie ihn an ein paar Passanten ausprobieren, die normalerweise ebenfalls nichts dagegen haben und bloß ein wenig vor Freude kreischen werden. Sollte ein Polizist des Weges laufen, können Sie ihn auch ein wenig aufpolieren. Passen Sie allerdings auf, dass er nicht vor so viel Freude Ihnen versehentlich den Knüppel entreißt. Sonst müssen Sie sich nämlich wieder einen neuen suchen.

Jetzt haben Sie also die richtige Waffe und das ist bereits Gold wert. Nun haben Sie schon einen Teil hinter sich und der Überfall rückt näher.

Die richtige Fluchtvorbereitung

So sollte das am Ende dann aussehen

Da Sie nun die richtige Waffe haben, haben Sie bereits die Hälfte der Vorbereitung geschafft. Jedoch ist das die leichte Hälfte des härtesten Teils gewesen. Jetzt kommt die wirklich harte Hälfte. Geben Sie Acht!

Nun gehen Sie zu einem Ort, an dem ein Warnungsschild mit einem Kilometerschild darunter steht. Am Besten geeignet sind die Wildwechsel-Schilder auf der Autobahn. Sind Sie da, warten Sie, bis zufällig ein Polizeiauto vorbei fährt. Halten Sie es an und fragen Sie, ob Sie das Schild mitnehmen dürfen. Sollten die Polizisten Sie erstaunt anschauen, warten Sie die Antwort gar nicht erst ab und holen Sie das Schild aus dem Boden. Sollten die Polizisten verneinen, dürfen Sie sie ein wenig ärgern und das Schild trotzdem heraus holen. Dann laufen Sie wenn möglich so schnell wie es geht weg, damit die Polizei Sie nicht erwischt. Sollten Sie es bis nach Hause geschafft haben, können Sie sich verbarrikadieren und die Schilder ein wenig umpinseln. Sollten Sie es nicht geschafft haben, lassen Sie den Kopf nicht hängen und versuchen Sie es an einem anderen Schild. Das machen Sie dann bei insgesamt mindestens zehn Schildern.

Um die Schilder zu bemalen, müssen Sie einiges beachten. Damit es richtig ist, sollten Sie auf dem Warnungsschild den Hirsch oder das sonstige Abgebildete weiß oder grau übermalen, so dass es zum Farbton der restlichen Fläche passt. Notfalls können Sie den schwarzen Lack auch einfach abkratzen, aufgrund der Dauer dieser Arbeit ist das allerdings nicht zu empfehlen. Ist die Farbe getrocknet, dürfen Sie nun eine Pistole aufmalen. Malen Sie sie schön schwarz und groß genug, damit man Sie schon von weitem sieht. Die Pistole muss kein künstlerisches Meisterwerk sein, aber sollte schon als Pistole zu erkennen sein. Haben Sie das geschafft und ist die Farbe getrocknet, sollten Sie sich davon überzeugen, dass die Pistole auch in getrocknetem Zustand als solche zu erkennen ist, wenn nicht, muss sie wieder übermalt oder abgekratzt werden, um dann wieder das künstlerische Talent spielen zu lassen.

Haben Sie es nun wirklich geschafft, ist nun das weiße Schild an der Reihe. Bei diesem muss ebenfalls der Text oder was darauf auch immer Schwarz in der Mitte ist übermalt werden, um dann darauf eine Kilometeranzahl zu schreiben, die bei allen Schildern unterschiedlich ist. Die Schilder sollen nachher auf dem Fluchtweg eingesetzt werden und müssen wie auch das traditionelle Navigationssystem die richtige Kilometeranzahl stehen, in der das nächste Schild zu sehen ist. Dazu ist es wichtig, Google Earth oder ein sonstiges Kartenprogramm zu benutzen, um die Verteilung der Schilder planen zu können. Haben Sie auf jedes Schild die richtige Kilometeranzahl geschrieben und die Schilder richtig aufgestellt, so dass Sie zu einem guten Versteck führen, haben Sie den härtesten Teil hinter sich.

Der richtige Fluchtwagen

Eine Navigationshilfe ist schön und gut, aber um sie nutzen zu können, brauchen Sie ein Auto, und zwar eins, das unauffällig ist, denn es gilt, vor den Polizeiautos zu fliehen, die jedoch aufgrund des Geldmangels, der ja auch Ihr Motiv ist, nicht gerade von der schnellsten Sorte sind. Für eine einfache Verfolgungsjagd brauchen Sie also ein unauffälliges Auto, wenn möglich noch mit Nitro und sonstigen kleinen Mucken, denn wenn Sie einmal Need for Speed gespielt haben, wissen Sie ja bestimmt, wie man ein Auto richtig tunt und dann durch die Polizeiwagen hindurchmanövriert.

Wer Need for Speed Most Wanted gespielt hat, weiß, wie schlecht Polizeiwagen der ersten Verfolgungsstufe sind. Und wer ein wenig im Internet recherchiert oder in die Garage der Polizeistation einbricht, weiß auch, dass die Wagen in echt mit denen bei Need for Speed Stufe 1 zu vergleichen sind. Also ist das Ganze kein großes Hindernis. Es sind Autos der Klasse VW Passat, Audi A4 und BMW 3er zu erwarten. Für so etwas hat der geübte Need for Speed-Spieler das Richtige parat: Einen Opel Astra des Baujahrs 1994 mit 60 PS und 130 km/h Höchstgeschwindigkeit. Natürlich, wer den echten Serienwagen anschaut, weiß, dass er eigentlich 80 PS und 150 km/h Höchstgeschwindigkeit hat, aber schließlich wird er getunt und das bleibt nicht ohne schöne Nebenwirkungen. Die Beschleunigung spielt bei der Flucht eine Rolle und sollte möglichst auf etwa 30 Sekunden für 100 km/h hochgetunt werden. Auch ist vor allem darauf zu achten, das Auto möglichst in der Mitte zu teilen und es mit Scharnieren zusammenzubauen, damit es im Falle der Einkreisung gut lenken und aus Lücken entkommen kann. Man beachte auch, auf das Auto ebenso wie auf die Schilder eine möglichst große Pistole in Schwarz aufzumalen, damit Sie Ihren Wagen auch ja nicht mit einem anderen ungetunten Modell verwechseln können.

Haben Sie nun einen gut von Marke Eigenbau getunten Opel Astra bei sich zu Hause stehen, ist die Vorbereitung fast vorbei. Nur noch ein Schritt, und Sie haben keine Sorgen mehr.

Der richtige Zeitpunkt

Nun ist die Vorbereitung beinahe abgeschlossen und der Überfall rückt in greifbare Nähe. Um jetzt noch den Zeitpunkt festzulegen, müssen Sie nun mit dem korrupten Bankangestellten in Kontakt treten, der Ihnen für 99% Ihrer Beute einen Plan von der Bank überlässt und Ihnen außerdem noch seine Arbeitszeiten verrät. Das ist wichtig, denn Sie müssen wissen, wo sich das Geld befindet, aber auch, wann der Mann arbeitet, denn er ist auf den Überfall vorbereitet und darf also zu dem Zeitpunkt nicht in der Bank sein. Sie könnten sonst Gefahr laufen, verraten zu werden.

Die beste Tageszeit ist der Abend, da dann nur wenige Mitarbeiter da sind und Sie daher wenig Widerstand zu befürchten haben. Vergessen Sie nicht, ihre Bankkarte mitzunehmen, damit Sie auch dann in die Bank kommen, wenn sie schon zu sein sollte. Behalten Sie diesen Artikel im Hinterkopf, denn wenn Sie zufällig einen Fehler begehen, könnten Sie mit Nebenwirkungen rechnen. Bedenken Sie also schon vorher, ob es das wert ist. Aber keine Angst: Bei genauer Einhaltung der Schritte, die bereits vom Autor erprobt wurden, kann nichts schief gehen.

Die richtige Ausführung

So sollte das möglichst nicht sein

Ja, es ist so weit: Sie haben alles vorbereitet, die Schilder richtig montiert, sitzen im Fluchtwagen, die Waffe auf dem Beifahrersitz und warten darauf, dass es endlich losgeht. Und jetzt geht es vorwärts, ihr Opel schießt mit 15 Sachen aus der Einfahrt, Sie steuern das Ziel Ihrer Träume an: Die Bank. Wenn jetzt alles gelingt, sind Sie ein reicher Mann und brauchen sich um nichts mehr zu sorgen. Also bewahren Sie Ruhe. Jetzt gilt: Schnallen Sie sich nicht an und fahren Sie bei Radarkontrollen immer zu schnell, um nachher eine flotte Verfolgungsjagd zu bekommen, die eine spaßige Sache ist.

Wenn Sie vor der Bank angekommen sind, parken Sie auf keinen Fall im Halteverbot, damit der Wagen nicht etwa während dem Überfall abgeschleppt wird und schalten Sie den Motor aus, damit der Treibstoff nicht zur Mangelware im Tank wird. Nehmen Sie die Waffe mit und rennen Sie in die Bank. Denken Sie dabei daran, nicht gegen die Glastür zu laufen, schließlich könnten Sie sich sonst lächerlich machen. Sind Sie erst einmal in der Bank, stellen Sie sich in die Schlange und warten Sie, bis Sie dran sind, denn wenn Sie vordrängeln, könnten Sie von den anderen Kunden angeschnauzt werden. Und das würde Ihrem Image schließlich nur schaden. Also bewahren Sie Ruhe und Geduld. Solange können Sie bereits die Rede ausdenken, die Sie dem Angestellten sagen wollen. Sie können, wenn Sie Papier dabei haben, auch einen Spickzettel schreiben, dann hat das Ganze ein wenig mehr Stil. Bei der Formulierung Ihrer Rede machen Sie es so wie Präsidenten und andere Gelehrte, das schindet Eindruck. Denken Sie jedoch daran, die Waffe drohend zu schwenken, damit die Angestellten gar nicht erst auf die Idee kommen, den Alarmknopf zu drücken.

Haben Sie dem Bankangestellten Ihre Rede vorgetragen, die wenn möglich auch gut ausformuliert sein sollte, müssen Sie ihn auffordern, das Geld jetzt rauszurücken. Sollte er verneinen oder sogar lachen, schlagen Sie mit Ihrem Knüppel oder Baum das Sicherheitsglas ein und holen Sie das Geld selbst. Machen Sie sich allerdings auf Gegenwehr gefasst, die Sie bei perfekter Führung Ihrer Waffe jedoch leicht abwehren können. Schauen Sie dann auf Ihren Plan, den Sie vom korrupten Mitarbeiter bekommen haben, um die Position des Geldes herauszufinden. Wenn Sie den Plan vergessen haben, fahren Sie noch einmal nach Hause und holen Sie ihn. Holen Sie sich dann das Geld, lassen Sie jedoch Ihre Waffe liegen, da Sie stören könnte. Dann sagen Sie dem Bankbeamten Ihre Kontodaten, damit er das Geld auf das Konto zahlt. Einen so großen Haufen Bargeld bei sich zu haben ist gefährlich, es könnten ja Diebe herumlaufen. Haben Sie jetzt Ihr Ziel erreicht, schnappen Sie sich Ihre Waffe wieder und laufen Sie nach draußen zu Ihrem Fluchtwagen.

Die richtige Flucht

Sie sind jetzt fast fertig, das Leben ohne Sorgen liegt nahe: Sie können bereits überlegen, wo Sie ein neues Leben anfangen wollen. Eignen würden sich beispielsweise Mallorca oder Hawaii. Doch bevor Sie das tun, können Sie jetzt eine Verfolgungsjagd genießen, die Sie sicherlich noch nie ausgeführt haben. Wenn Sie im Fluchtwagen sitzen, warten Sie, bis der erste Polizeiwagen kommt. Dann schalten Sie den Motor an, fahren Sie an und rammen Sie den Polizisten einmal. Dann hauen Sie ab. Der Rest ergibt sich von selbst, denn die Polizisten werden Ihnen scharenweise folgen. Denken Sie daran, den Schildern zu folgen, die Sie aufgestellt haben. Wenn Sie einen Polizisten sehen, rammen Sie ihn sofort, damit die Verfolgung noch lustiger wird. Sollte der Motor zu qualmen beginnen, machen Sie sich nichts daraus, schließlich haben Sie den Wagen ja selbst getunt und es kann also nichts passieren. Wenn Sie auf eine Straßensperre treffen, denken Sie daran, die Wagen vorne zu rammen, damit Sie einen Totalschaden bekommen und die Polizei noch wütender wird. Lassen Sie sich nicht einkreisen und wenn es doch einmal passieren sollte versuchen Sie, mit Ihrer Superlenkung noch einen Ausweg zu finden. Haben Sie dann irgendwann keine Lust mehr, geben Sie Vollgas, dann kann Sie kein Polizist mehr einholen. Wenn Sie in Ihrem Versteck angekommen sind, bleiben Sie erst eine Weile dort, damit sich die Unruhe legt. Nach einiger Zeit schließlich fahren Sie in Ihre Wohnung, überweisen dem Bankangestellten seine 99% und kaufen Sie im Internet ein Haus in Ihrem Traumgebiet und buchen Sie einen Flug dorthin. Wenn Sie dort angekommen sind, haben Sie es geschafft und Sie können sorgenfrei ein neues Leben beginnen.

Herzlichen Glückwunsch!




Weder der Autor noch der Verlag haften für die Richtigkeit der Angaben.
Ausführung auf eigene Gefahr, bei falscher Ausführung ist der Erfolg nicht gewährleistet.
Keine Schadensersatzzahlungen.
(c) by Stupi-Verlag, 2012

Über den Autor:
Brech Stange ist gebürtiger Deutscher vom Jahrgang 1988 und beruflich professioneller Häftling. Er hat bereits über 20 Artikel und Texte über sein Leben und seine Leidenschaften geschrieben, darunter sein berühmtestes Werk "Der perfekte Banküberfall". Er arbeitet momentan an einem Buch über das professionelle Ausbrechen. Seine Texte schreibt er normalerweise vor der Ausführung.

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