Diverses:Gedanken eines Toten
Ohhhhh. Oh man, mir tut alles weh. Also wirklich alles. Schmerzen. Pur. Ohh, toll, noch ne Schmerzenswelle. Genervt öffne ich die Augen, um zu sehen, wer jetzt schon wieder auf mir rumreitet. Und, erstaunlicherweise sehe ich nichts, also zumindest niemanden, der mir aktiv Schmerzen bereitet. Au verdammt, wieder rast eine Schmerzenswelle durch meinen Körper. Poohr, das war nicht mehr so schlimm wie Anno 2002, nach der total durchzechten Nacht. Puuh, ich hoffe das geht bald vorbei. Vielleicht habe ich ja Glück, denn immerhin diese Welle verebbt langsam.
Mhhhhm, wird erst einmal Zeit für einen raschen Überblick. Ich liege in meinem Bett, gemütlich in einer Decke eingewickelt und kann so das Zimmer übersehen. Ok, interessant, warum alles so sauber wirkt. Tja, da wird meine Frau wohl eine ihrer Ich-Mach-Jetzt-Sauber-Und-Wenn-Du-Mir-In-Die-Quere-Kommst-Dann-
Ohhhhh. Oh man, mir tut alles weh. Also wirklich alles. Schmerzen. Pur. Ohh, toll, noch ne Schmerzenswelle. Genervt öffne ich die Augen, um zu sehen, wer jetzt schon wieder auf mir rumreitet. Und, erstaunlicherweise sehe ich nichts, also zumindest niemanden, der mir aktiv Schmerzen bereitet. Au verdammt, wieder rast eine Schmerzenswelle durch meinen Körper. Poohr, das war nicht mehr so schlimm wie Anno 2002, nach der total durchzechten Nacht. Puuh, ich hoffe, ... ach nee, soweit waren wir schon. Seufz, miese Situation. Immer noch wird jeder noch so starke Versuch gestoppt, mich zu bewegen. Herrlich. Nicht gerade der ideale Tagesanfang. Aber hey, vielleicht lässt sich das Problem ja mit ein wenig Grips lösen. Ok, Nachdenken ist vielleicht nicht einer meiner Stärken, ... Plötzlich kommt mir der Gedanke, das ich mich in einem Krankenhaus befinden könnte. Nun ja, das sterile Design würde dazu passen, genau wie die Obstschale auf meinem Nachtschränkchen, auch dass hier im Zimmer ein fremder Mann schläft könnte ein Pro-Argument sein und hey, dann gebe auch die Krankenschwester, die gerade mit meiner Frau in das Zimmer kommt, einen Sinn. Und meine Frau, sagt, ich hätte manchmal, wie waren ihre schönen Worte, einen Ausdruck geistiger Umnachtung. Was sie damit meint, weiß ich allerdings immer noch nicht. Hmmm, interessant, warum meine Frau so aufgelöst wirkt. Mit Tränen in den Augen setzte sich neben mir auf das Bett. Ich will sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass mir das mit dem Hamster und dem Staubsauger leidtut, doch, jeder noch so energische Versuch wird wieder gestoppt. So muss ich tatenlos mit ansehen, wie die Krankenschwester zu meiner Frau sagt: "Es Tut mir leid, Frau Müller, aber die Diagnose lautet Gehirntod."
Ohh man, da hat das Leben aber für irgendjemanden eine echt miese Karte in der Hand. Und wieso sagt sie das meiner Frau? Mhhmmmm. Jaa, und ? Hääähhhhh? Interessanter Zusammenhang, aber......
„ | "ratter, ratter .... ratter.... ratter, knirsch .... ratter, ratter, ratter.... ratter....rumpel........ratter, ratter .... ratter.... ratter, knirsch .... ratter, ratter, ratter.... ratter....knirsch..." | “ | Schwer arbeitendes Gehirn bei der Arbeit |
Ach so, die meint mich. Ahaaa, das könnte sein, denn ich bin ja meiner Ehefrau der Mann. Oder? Aber das würde ja bedeuten... Wammmm, das sitzt. Und zwar tief. Und dann wird wieder alles schwarz.
Ohhh, mein Kopf tut mir vielleicht weh. Ich hoffe die Ohnmachtsanfälle hören auf, wenn ich wieder aufwache. Und die Phantomschmerzen nicht zu vergessen. Nun ja, wenn ich denn wieder aufwache. Und wieso trifft es eigentlich mich? Mal überlegen. Also, Autounfall fällt raus, ich bin immer noch den Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer, Sachbeschädigung, erhöhten Tempo und zweimaligem Falschparken los. Jaaa, Extremsportarten sind mir zu anstrengend. Fahrradfahren auch. Giftige Pflanzen oder Tiere sollten rein theoretisch in dieser Region auch nicht geben. Und was, wenn mich (schluck) ein Alienparasit als erstes Ziel ausgewählt hat? Mhhhmmmm. Nee, ich glaube, da ist der Angriff einer Kongo-Wasserkopra wahrscheinlicher. Jaja, das Leben ist grausam. Aber ich glaube langsam dämmert mir, warum ich hier liege.
An das letzte, was ich mich erinnern kann, ist, dass ich frühmorgens noch einmal die Beleuchtung außen am Haus überprüfen wollte. Ja, und wenn man dann so oben auf der Leiter steht, sollte man es theoretisch dringend vermeiden, sich am Rücken zu kratzen. Mag sein, und vor allem, wenn man das gewohnheitsbedingt mit beiden Händen macht. Ok, ein weitere Punkt gegen diese sinnlose Aktion wäre, das unter einem Rosenbüsche sind. Ja, und ganz besonders dämlich wäre diese Aktion, wenn man sie nur in T-Shirt und Unterhose, da frühmorgens, erledigt. Ok. Das würde vieles erklären, wie zum Beispiel Schnittwunden oder Unfruchtbarkeit. Aber die Diagnose Gehirntot? Ach ja..... Vielleicht hatte meine Frau ja doch recht, als sie meinte, wir bräuchten keine 200-Kilo Dekosteine im Garten.
Ja, okay, dann wurde ich halt ein paar Schritte näher an das Himmelstor durch einen, total überflüssigen, großen Dekostein im Rosenbeet gekickt, an dem ich mir den Kopf gestoßen habe, als ich gut zwei Meter tief von einer Leiter gefallen bin. Meinetwegen. Vielleicht hätte man nach einem kurzen Moment des Überlegens ein, zwei oder auch alle der beteiligten Atribute des Geschehens nicht so gehandhabt, wie sie so nun einmal gewesen sind. Nichtsdestotrotz, die Situation geht mir so langsam auf den Sack Keks. Nun ja, vielleicht habe ich ja wenigstens Glück, und ich bin nur kurzeitig Gehirntod. Dafür würde, zumindest meiner Ansicht nach, einiges sprechen. Zum Beispiel die Tatsache, dass ich mich so was von überhaupt nicht Gehirntot fühle. Na gut, vielleicht hat mich jemand mit einem anderem Patienten verwechselt, die Anzeige auf den Maschinen wurde von jemanden fehlerhaft gedeutet, oder aber der Zettel mit der Diagnose wurde einfach nur falsch herum gelesen. Seis drum, ich will, dass dieser Depp mir das Gegenmittel gegen irgendwas in eine Vene spritzt, damit ich MICH WIEDER BEWEGEN KANN. Hab gerad Lust auf die aktuelle Ausgabe des Playboy. Seufz.... ich fürchte, ich habe in demnächst genug Zeit, über dieses Problem nachzudenken. Jepp, ich fühle mich gerade echt wie eine Labormaus, die einen imaginären Käse nachjagt.
Oder aber, die Situation ist wie in einem Horrorfilm. Der Patient, de facto das bemitleidenswerte erste Opfer, welcher übrigens im Krankenhaus liegt, wird von einer Zombiemeute bedroht. Und wie sie so in sein Zimmer kommen, selbstverständlich schwingt zunächst die Tür langsam und bedrohlich knirschend auf, kann dieser sich entweder aus Prinzip nicht rühren oder ist vor Entsetzten und/oder Verzweiflung so gelähmt, dass er ich nicht rühren kann. Und dann untersuchen die Zombies die inneren Organe des Patienten. Selbstverständlich haben sie nicht das gesundheitliche Wohl des Patienten im Sinn, obwohl bei einer Zombiemeute in einem Krankenhaus die Wahrscheinlichkeit gar nicht mal so gering ist, dass auch ein Arzt dabei ist. Hmm, erschreckend viele Parallelen zu meinem Fall.
Meine Gedanken werden von einer Bewegung am Rande meines Blickfeldes gestört. Schnell wird der Ursprung klar. Die Tür schwingt langsam auf. Jaja, es war ganz klar, dass so etwas in der Art nun passiert. Und schon ist der erste Entschluss gefasst, was ich machen werde, wenn ich hier raus bin: Ich werd mir erstmal meinen Texter vorköpfen!!! Hey, ich glaub, ich hab eben gerade jemanden stöhnen gehört. Schluck ...... Ach, ich Dummerle, ich bin ja immer noch in einem Krankenhaus. Hier stöhnt und stirbt ja immer einer. Und das mit der Tür braucht gar nichts zu bedeuten haben. Und was wenn doch? Schluck... Was, wenn da draußen ein Haufen Zombies lauert? Doppel-Schluck... räusper... Also, von einer Zombiemeute zerfleischt zu werden, war sicher nicht einer meiner Wunschvorstellungen für den Grund meines Ablebens. Auch würde ich eher ruhig und sanft im Schlaf an die Himmelspforte anklopfen, genau wie mein Großvater. Und vor allem nicht laut kreischend wie sein Beifahrer. Aber die persönlichen Wünsche werden selten erfüllt.
Mit Grauen muss ich erkennen, dass sich die Tür in ein paar Sekunden vollständig geöffnet haben wird. Was schwingt das Teil überhaupt so langsam auf. ... Vielleicht besprechen die Zombies gerade, ob sie mich mit oder ohne Vanillesauce servieren. Ich persönlich bin ja ein großer Fan von Vanillesauce. Moment, da dämmert mir gerade was. Wenn ich tot bin, dann bekommt meine Frau meinen Wagen. Alles nur das nicht. NEEEIIINNNN. Mit Grauen denke ich die Einparkkünste meiner Frau. Ok, was mache ich mir da vor? Welche Einparkkünste? Ein Schokokeks hinterm Steuer hätte einen besseren Fahrstil. Jedoch, Tote sind selten eitel. Apropos Tote, die Tür schwingt gerade das letzte Stück auf. Und, als der Eindringling in mein Blickfeld kommt, muss ich mit Grauen feststellen, es ist ..arrrhh... meine Tochter.
Ok ...... Herzschlag herunterfahren, Puls senken, Panik zügeln, es ist alles ok. Meinetwegen, vielleicht nicht die beste Person die hereinkommen könnte, aber hey, kein Weltuntergang. Also sie zu mir geht, um sich neben mir aufs Bett zu setzten, bemerke ich, dass sie sich irgendwie verändert hat. Das wirft die Frage auf, wie lange ich hier schon liege. Ich hoffe, mein kleines Mädchen ist immer noch 17. Und als sie sich dann so zu mir auf das Bett gesetzt hat, höre ich sie sagen: "Hi, Dad. Ich hoffe dir geht es ganz gut. (HALLO? Sehe ich vielleicht so aus, als gehe es mir gut? Was für eine Frage?!! Klar, ich fühl mich richtig entspannt, ist richtig chillig in einem defekten Körper. Richtig utopisch hier....) Du kennst doch meinen Freund, Patrick, oder? (Was? Nein, alles nur das nicht!) Weißt du, ich hab diesen Deppen vor 3 Monaten abserviert! (Puuuh. Verdammt, ich fürchte ich liege hier schon eine ganze Weile.) Weißt du, Mom geht es auch ganz gut, dein Kanarienvogel ist gestorben (WAS???) und, ach ja, bevor ichs vergesse, ich bin schwanger. (WARUM IMMER ICH?) Und, hey, he, hey, hey, hö, was sagst du dazu?"
Hey, meine Tochter ist schwanger. Und hey, ich hab ja immer noch einen Sohn, vielleicht wird ja aus dem was. Während diesem Gefühlchaos, dass so ziemlich jeder Vater erlebt, wenn erfährt, dass seine Tochter schwanger ist, freut sie die eine Hälfte von mir über einen Enkelsohn, oh mein Gott, hoffentlich nicht Zwillinge, die andere Hälfte hingegen ist gerade in Schockstarre. Während so meine Gefühle miteinander kämpfen, erfahre ich noch dass der Freund meiner Tochter 20 Jahre alt ist und meine Mutter meint, er würde einen guten Schwiegersohn abgeben. Nun, so liege ich hier nun: Als Gehirntot abgestempelt, unfähig mich zu rühren, gerade die Nachricht empfangend, dass meine einzige Tochter schwanger ist... Klar, es könnte schlimmer können..... Ich wüsste nur nicht wie. Mitten in diesem Gedankengang ertönt eine Stimme vom Gang her: "Hey Sophie, jetzt bin ich auch mal mit Dad dran." Mein Sohn. Totale Ironie, ich weiß ...... Klar, dass jetzt noch was schlimmeres kommen musste.
Während der folgenden 10 Sekunden tauschen meine Kinder die Plätze. Was bedeutet, dass Sophie in den Flur geht, während Patrick neben mir auf dem Bett Platz nimmt. Währen meine Beine nicht taub, konnte ich jetzt bestimmt mit 89% Wahrscheinlichkeit spüren, wie mindestens eines von ihnen langsam abgequetscht wird. Der sensibelste ist er halt nicht. Ganz der Vater. Und während er so dasitzt, fängt er an zu erzählen: "Dad, auch auf die Gefahr hin, dass du mich nicht hören kannst, wollte ich dir das doch wenigstens erzählen. (Ob er auch schwanger ist?) Du kennst doch Roulette, oder. (Toll, das ist definitiv eine falsche Richtung, in die sich das Gespräch entwickelt) Ja, in letzter Zeit habe ich mich ein wenig davon begeistern können. (Schlimmer...) Und so kam eins zum anderen und ich habe in einer Nacht 12.000€ gewonnen (Wow. Zwar höchst verwerflich, moralisch inakzeptabel, aber nich schlecht.) Allerdings habe ich in derselben Nacht auch 60.000€ verloren. (Grummel...) Und aus diesem Grund habe ich meinen besten Freund gefragt, wie man seine Schulden am besten loswird. (Jaja, ich kenn seinen besten Freund. Das ist so einer, den könnte man auch zum grasen auf eine Wiese stellen.) Und der hat gesagt, der schnellste Weg wäre eindeutig ein Banküberfall. Ja, dann gesagt, getan. (WIESO IMMER ICH? Ist heute der Tag der schlechten Nachrichten?) Nun ja, und bis die Polizei kam ging auch alles gut. Ok, ich will die nicht mit den Details langweilen, aber in der anschließenden Verfolgungsjagd bin ich mit 100.000€ entkommen. Du ahnst ja gar nicht, wie viel Power dein Wagen hat, wenn man nur will. ($%#+§% #*) Selbstverständlich musste ich anschließend jegliches Beweismaterial verbrennen. (Jaja, mach nur weiter, du, du, du..... Sargnagel) Aber bevor du jetzt nur das Negative siehst, hey, ich hab auf der Flucht vor der Polizei meine neue beste Freundin gefunden. Zwar muss ich sie noch nach Stunden bezahlen, aber wenn wir heiraten, dann geht das bestimmt vorbei.
Fassungslosigkeit breitet sich langsam in mir aus. Mit gerade einmal Mach 3. So viel Mist habe ich ja noch nicht einmal in meiner besten Zeit angestellt. "Und weißt du, was das Beste ist? (Um Gottes willen, nein, ich will es gar hören!!!) Ich hab mir die ganze Story nur ausgedacht (ERLEICHTERUNG)! Ich wollte dir nur klar machen, das es wirklich schlimmeres gibt, als mein Abschlusszeugnis." Ich versuche mit aller Kraft meinem Sohn eine rein zu würgen, doch nichts geschieht. Nicht mal ein böser Blick gelingt mir. Und ich muss tatsächlich feststellen, dass sein Plan funktioniert. Denn, als ich über sein Zeugnis schaue, dass er mir freundlicherweise so hingelegt hat, dass ich es ,auch ohne meinen Kopf zu bewegen, sehen kann, bleibe ich relativ gelassen. Von der Tür sagt in dem Moment Sophie: "Patrick kommst du? Die Krankenschwester hat gesagt, die nächste Untersuchung stehe gleich an."
Ungefähr drei Minuten, nachdem meine Kinder das Zimmer verlassen haben, kommen ein Arzt und eine Krankenschwester in mein Zimmer. Während sie zu den Geräten gehen, die meinem Bett angeschlossen sind, höre ich, wie sie sich unterhalten: "Und, Doktor Divini, was denken sie über den Patienten?""Eine schwierige Situation. Jedoch befürchte ich, dass wir uns demnächst mit der Familie zusammensetzten müssen, um über die Abschaltung der Geräte zu reden. Aber kommen wir zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben: Haben sie das Spiel gestern gesehen?" Hey, wo bleibt das: Ne, kleiner Scherz. Der Patient sollte in ner Woche überm Berg sein? Es bleibt selbst dann aus, als die beiden den Raum verlassen. Und wie in alter Gewohnheit falle ich in die kalte Umklammerung der Ohnmacht.
Als ich wieder aufwache, bemerke ich, dass eine Person neben mir sitzt. Nach ungefähr einer Minute kann ich erkennen, dass es mein bester Freund ist und dass sich auch seine Lippen bewegen. Eine weitere Minute später hat sich der Nebel in meinem Gehirn so weit gelichtet, dass ich ihn verstehen kann. "...man, deine Frau hat vielleicht Feuer im Hintern. Miaaauurrr! (Herrlich, da ist man zwei, drei Monate gehirntot und schon bricht die Welt zusammen. Die eine schwanger, der andere das Abschlussjahr nur bedingt erfolgreich beendet, noch ein anderer hat ein Techtelmechtel mit meiner Frau, Himmel, ich will gar nicht wissen, was meine Schwiegereltern so machen. Mal ganz ehrlich: Danke Schicksal. Danke für rein GAR NICHTS! Nun ja, ich hab immerhin die Erkenntnis dazugewonnen, dass ich, wenn meine Fäuste und Füße es wieder tun, neben meinem Texter auch noch meinem ehemaligen Freund einen Besuch abstatten werde.)
"Ok, Kumpel, wir sehen uns später. Vielleicht in der Hölle oder so." Mit diesen Worten wendet er sich mir den Rücken zu und verlässt den Raum. Jetzt ne Knarre. So werde ich allein gelassen. Aufs tiefste einsam. Mit der bitteren Erkenntnis, dass mein Leben gerade den Bach heruntergeht. Diese Tatsache erfüllt mich mit Hass. Reiner, weißer, stechender Hass. Dieser setzt Kraftreserven frei, von denen ich noch gar nicht wusste, dass es sie gibt. Während ich spüre, wie dieser sich langsam ausbreitet, schlage ich entnervt aufs Bett und murmele: "Danke Schicksal. Ich weiß, wo du wohnst."
Erst ein paar Sekunden später wird mir die vollständige Tragweite dieser Aktionen bewusst. Ich bin frei. FREI. Diagnose Gehirntot aufgehoben. Ein Jubelruf kommt mir von den Lippen, während ich aufstehen. Nie habe ich diese grundlegenden Eigenschaften des menschlichen Körpers mehr gemocht als jetzt. Ein Blick an mir herunter verrät einer meiner ersten Tätigkeiten. Ich werde mir erst mal was ordentliches Anziehen. Und dann meinen ehemaligen Freund besuchen. Und dann ein kühles Bier. Vielleicht kann man die Reihenfolge ja ein bisschen variieren. Denn dafür habe ich jetzt Zeit. Denn ich bin nicht mehr Tot. Ein verdammt schönes Gefühl.