George Harrison
George Harrison (*25.2.1943 in den Untiefen Liverpools; † 29.11.2001 in den Höhen des Himalaya) war ein hinduistischer Wanderprediger, der als Ausgleich zu seinen Bemühungen, das Abendland zu hinduisieren, Gitarre bei den Beatles spielte.
Die Anfänge
George Harrison kam als 34. Reinkarnation eines busfahrenden Sitarspielers aus Mumbai im Februar 1943 in Liverpool / England zur Welt. Nicht besonders erfreut über den Umstand, ausgerechnet im Land der Kolonialherren wiedergekehrt zu sein, sollen seine ersten, überlieferten Worte „So ein Mist“ gewesen sein. Es sollten für die nächsten 20 Jahre die letzten gewesen sein. Harrison verbrachte seine Jugend in Bettlaken gehüllt auf der Straße sitzend, wo er meditierend auf die Antworten wartete, die ihn so sehr interessierten: „Was ist der Sinn des Lebens?“, „Wohin führt mich diese Reise?“, „Wo bleibt die Erleuchtung?“ und „Warum zum Henker ist es in diesem Kackland so kalt und regnerisch?“
Mit 13 Jahren schnitzte George Harrison sich eine Gitarre und lernte, auf ihr zu spielen. Angeblich soll Shiva selbst ihn dazu angestiftet haben, um seine Finger beschäftigt zu halten, während er weiterhin auf weitere Instruktionen von Oben wartet. Die nächsten Jahre verbrachte Harrison im Schneidersitz hockend gitarrespielend vor einer Bushaltestelle, bis er letztendlich von Paul McCartney aufgelesen wurde, der einen Gitarristen für eine Band brauchte.
Gitarrist bei den Beatles
Für den jungen George Harrison folgte eine Zäsur. Zum ersten Mal in seinem Leben war er dazu gezwungen, die Gewänder gegen modische Anzüge zu tauschen, sich die Haare zu entfilzen und sogar Schuhe zu tragen, um sich ins Bandleben zu integrieren. Die Band, in die Harrison hereingespült wurde, nannte sich „The Beatles“, und neben Harrison und seinem Entdecker McCartney spielten dort noch ein paar Typen namens John Lennon und Ringo Starr.
Was folgte, befremdete Harrison sehr. Von nun an verbrachte er die Abende mit ausdruckslosem Gesichtsausdruck zwischen Lennon und McCartney stehend und sah zu, wie ein immer größer werdener Haufen kreischender Mädchen vor ihnen herumsprang. Harrison fragte sich, was das soll. Gerieten diese Frauen in eine Art Trance? War es eine spirituelle Reise, ausgelöst durch das Geplärre einer Band, in der nur einer, nämlich er, Harrison, sein Instrument wirklich beherrschte, aber im Hintergrund völlig abtauchte? Oder spielten sie hier gerade den Verstand aus den Menschen? Waren sie Dämonen? Dämonen in Anzügen, mit Pilzfrisuren und Botschaften, die größtenteils aus „Yeah Yeah Yeah“ bestanden? Harrison sinnierte über den Sinn ihres Daseins, so sehr, dass er häufig noch Stunden nach Konzertende auf derselben Position auf der Bühne stand und einfach allein weiterspielte, bis McCartney ihn sanft hinter die Bühne zog.
Es dauerte ein paar Jahre, bis Harrison sich in seine Rolle fügte. Er nahm zaghafte Versuche der Kommunikation mit anderen Menschen auf und begann, selber Songs zum Bandreportoire hinzuzufügen, auch wenn die Platzhirsche Lennon/McCartney dies häufig übertünchen konnten.
Die Beatles wurden nun zur bekanntesten Band der Welt und auch die Popularität von George Harrison wuchs in ungekannte Höhen, was Harrison selbst aber eher nicht lag. Doch das verdiente Geld ermöglichte es Harrison, 1966 erstmals in das Land seiner Vorleben zu reisen.
Hinwendung zurück zu den Wurzeln
Die Reise nach Indien ließ in Harrison eine Erkenntnis reifen: Er würde nun verstärkt die Lehren und Gebräuche seiner Kultur in sein westliches Leben einfließen lassen und aufhören, seine spirituellen Wurzeln permanent zu verleugnen. Bei seiner Rückkehr nach England brachte er eine Sitar ins Tonstudio und verlangte von seinen Bandkollegen, von nun an dieses Instrument spielen und auch wieder seine Gewänder tragen zu dürfen. Die anderen waren nicht nicht sehr begeistert. Man einigte sich zunächst auf eine Kompromisslösung: Alle trugen Fantasieuniformen und spielten, was auch immer ihnen gerade einfiel. So entstand zwar das legendäre Sgt.-Peppers-Album, aber es beendete die Laufbahn der Beatles als Liveband.
In den nächsten Jahren stieg die künstlerische Freiheit der Band parallel zum Drogenkonsum der Bandmitglieder. Die Versuche, die spirituelle Reise Harrisons mitgehen zu können, ließ vor allem Lennon zu immer größeren Mengen LSD greifen. Die Musik der Beatles wurde von Aufnahme zu Aufnahme absonderlicher und irgendwann nüchtern nicht mehr zu ertragen, vor allem nicht für Harrison, dem das künstliche Gebaren seiner Bandkollegen nahezu körperliche Schmerzen bereitete. Im Januar 1969 verließ er die Band erstmals, um ein geheiligtes Mantra über seine Kopfschmerzen zu verfassen und tagelang zu meditieren. Nach zwei Wochen kehrte er zurück zur Band, da er befürchtete, dass ein vorzeitiges Aufgeben dieses Projekts schlecht fürs Karma sei und er so Gefahr laufe, im nächsten Leben als Mick Jagger wiedergeboren zu werden. Dies galt es zu verhindern.
Es war jedoch nur ein Aufschub. 1970 trennten sich die Beatles und alle Bandmitglieder versuchten nun, ohneeinander klar zu kommen.
Der Wandermusiker
Harrison setze seine musikalische Karriere unmittelbar mit dem Ende der Beatles fort. Die Loslösung von den anderen Musikern wirkte wie eine Befreiung für ihn und die Kreativität sprudelte. Im November 1970 veröffentlichte Harrison das erste Dreifach-Album der Musikgeschichte, legte seinen Fans aber nahe, nur eine der drei Platten zu hören und sich die anderen beiden für die nächsten Leben aufzusparen, damit man länger etwas davon hat. Für große Diskussionen sorgte die Single „My Sweet Lord“, die sich als Plagiat herausstellte, was Harrison jedoch abstritt. Seiner Meinung nach sei der Song nicht geklaut, sondern wiedergeboren worden und dies sei ja wohl völlig legitim.
Die folgenden Jahre verbrachte Harrison als Wandermusiker und spielte mal hier, mal dort mit jedem, der nicht bei drei auf dem Baum und bei vier wieder unten war. Harrison war in dieser Zeit Mitglied der Billy-Preston-Gospel-Band (obwohl sich Sitar-Klänge und Gospel-Chöre nur semiideal vertrugen), schrieb spirituelle Lieder für John Lennon, weil dieser in den 1970er meist zu stoned zum Schreiben war, ersetze Art Garfunkel bei „Simon & Garfunkel“ und trat als unlustiger Gegenpart zu John Cleese bei Monty Python auf. So wurde er letztendlich auch Sponsor und Produzent des Films „Das Leben des Brian“, unter der Bedingung, dass dort das Christentum und nicht der Hinduismus aufs Korn genommen wird, egal, wie gut die Vorlagen sind, die diese Religion auch liefert. Spalter.
Pause und Comeback
Die Ermordung von John Lennon im Dezember 1980 erschütterte Harrison so sehr, dass er sich auf eine Pilgerreise in die Tempelanlagen von Birla Mandir begab und sich für Jahre dort verschanzte.
Die Jahre zwischen 1981 und 1984 verbrachte Harrison letztendlich meditierend in den Tempeln von Birla Mandir. Die Priester versuchten zwar regelmäßig, ihn zu verscheuchen, doch er ließ sich einfach nicht vom Fleck bewegen. Als erste Touristenscharen anrückten, um ihn als die „Große Darstellung des Gitarreklimpernden Shiva“ zu ehren, anzubeten und entsprechend Geld zurückließen, ließen die Priester ihn jedoch gewähren.
Im August 1984 beendete Harrison seine Meditation, nachdem ein unvorsichtiger, amerikanischer Tourist ihn versehentlich umstieß. Harrison hielt zwar noch volle zwei Wochen im um 90 Grad versetzten Schneidersitz aus, schreckte jedoch letztendlich vom Fußgeruch einiger Touristen auf und wurde aus seiner Trance gerissen. Er beschloss daraufhin, nach Europa zurückzukehren und tingelte zunächst durch diverse Fernsehstudios, um wirklich jedem von seiner atemberaubenden Reise zu sich selbst zu berichten.
Ende der 1980er nahm er seine Tätigkeit als musizierender Wanderprediger wieder auf, doch der musste bald einsehen, dass die Musik hinduistische Einflüsse nicht mehr gebrauchen konnte – oder sie zumindest keiner mehr hören wollte. In Zeiten von Synthesizern, dem aufkommenden Techno-Gewummer und dem Siegeszug von Aufputschmitteln wie Speed und Ecstasy konnte man mit handgemachten Sitar-Klängen und den guten, alten LSD-Halluzinationen keine heilige Kuh mehr von der Straße locken. Als nicht einmal mehr die „Hey, ich war mal bei den Beatles, hört mir zu“-Karte zog, war es Zeit, zu gehen. Nach einer letzten Tour durch Japan, die er sich als Sushisegner für Eric Clapton verdiente, zog sich George Harrison im Jahre 1992 endgültig aus dem Musikgeschäft zurück.
Die letzten Jahre
Seine letzten Jahre verbrachte Harrison auf den Gipfeln des Himalaya, wo er in seinem eigenen, einsamen Tempel hockte und reisenden Musikern weise Antworten auf ihre Fragen gab. Im Gegenzug versorgten sie ihn mit Snacks und Zigaretten. Hin und wieder gab er Autogramme für Beatles-Fans, nachdem er es gelernt hatte, Gegenstände wie Stifte und Gitarrenplektren, auch über große Distanzen hinweg, mit der Kraft seiner Gedanken zu führen. Auf diese Art wohnte er 1995 einer letzten, gemeinsamen Jam-Session mit den verbliebenen Mitgliedern der Beatles in Liverpool bei, ohne seinen Tempel in Indien zu verlassen.
Am 29.11.2001 erlangte George Harrison letztendlich die endgültige Weisheit des ewigen Samsaras und fuhr in den Himmel auf. In Liverpool fielen an diesem Zeitpunkt alle Gitarren um und im Zoo von London murmelte ein Walross „Goo Goo Gachoop!“
Harrisons Tempel im Himalaya ist heute eine beliebte Pilgerstätte. Gläubige aus aller Welt harren aus und warten, dass George Harrison irgendwann in anderer Gestalt wiederkehren wird. Zum jetzigen Zeitpunkt warten sie jedoch noch vergebens.