Hypokritischer Narzissmus
Hypokritischer Narzissmus (lat. vitium narcissianum dissimulatoris, eng. hypocritical narcissism) stellt ein Krankheitsbild innerhalb der narzisstischen Persönlichkeitsstörung dar. Es zeichnet sich dadurch aus, dass der Betroffene soziales Engagement vorheuchelt, obwohl ihm die Hilfsbedürftigen am Arsch vorbeigehen, um an gesellschaftlichen Ansehen zu gewinnen. Zu diesem Zweck steht ihm ein breites Tätigkeitsspektrum zur Verfügung, das von freiwilliger Spendensammelarbeit bis hin zur Bekleidung politischer Ämter reicht. Über die Folgen des hypokritischen Narzissmus' für die Gesellschaft besteht Uneinigkeit unter Experten.
Alltagsnarzissmus
Im Volksmund ist der Narzisst ein selbstverliebter Bastard, der anderen unter die Nase reibt wie toll er doch ist. Diese Demonstration, die meist durch schnelle Autos und schöne Frauen sowie eine schmieriger Gelfrisur vervollständigt wird, benötigt aber den Neider, der zuhause dann den Frust über das eigene Versagen und die streitlustige Ehefrau auf den präpotenten Angeber projizieren kann.
Nun ist es aber so, dass Arschlochtum, egal in welcher Form es sich manifestiert, nicht zwingend eine Persönlichkeitsstörung als Ursache haben muss, auch wenn so scheint, weshalb sich das klinische Bild der narzisstischen Persönlichkeitsstörung etwas vom allgemeinen Verständnis dieses Begriffes unterscheidet. Der klassische Narzisst, der wirklich einen Dachschaden hat und nicht einfach nur ein Arschloch ist, das seinen Erfolg etwas zu freimütig präsentiert, hat es nie verkraftet, dass seine Mutter ihn nicht liebte. Auf Grund dieser Zurückweisung erfindet er den Mythos der eigenen Großartigkeit, der immer und immer wieder neue Nahrung braucht, damit er nicht in sich zusammenfällt. Er lügt, sabotiert, schummelt, um an Geld und Macht zu kommen, um die anderen von seiner Größe zu überzeugen.
Tief in seinem Inneren ist er aber immer noch der verweinte Bankert, dessen größter Traum es ist, von der eigenen Mutter in den Arm genommen zu werden, oder mit ihr zu koitieren, falls man der durch Sigmund Freud postulierten Idee der infantilen Sexualität Glauben schenkt. In den letzten Jahrzehnten bekam der klassische Narzisst, dessen Mutter weder fett, noch dumm, noch hässlich, sondern einfach nur gefühlskalt ist, jedoch einen Seelenverwandten. Es handelt sich hierbei um einen Seelenverwandten, dessen Kindheit anders verläuft. Er ist der Mittelpunkt des familiären Lebens, wird von allen in Beachtung und Liebe ertränkt. Negative Eigenschaften werden negiert. Für die Eltern dieses Seelenverwandten ist ihr Kind hochintelligent und äußert hübsch, auch wenn es so dumm ist, dass es gegen Spiegel läuft, und aussieht wie ein Atomunfall.
Diese Überzeugung wird mit aller Macht und allen Mitteln verteidigt. Man beleidigt Lehrer und beschwert sich beim Landesschulrat. Im sozialen Umgang darf der Nachwuchs alles, sogar arme Waisenkinder in den Dreck stoßen, denn er hat ja immer Recht. Dass der Nachkomme den ganzen Tag vor dem Computer sitzt und seine Befriedigung nur durch die Betrachtung von pornographischem Material erlangt, weil sich niemand mit ihm abgeben möchte, wird durch die Selbstdiagnose Autismus erklärt. Dieser narzisstische Seelenverwandte, der dem liebevollen Würgegriff der bürgerlichen Familie entstammt, wird in der Literatur auch als Alltagsnarzisst beschrieben, denn sein familiärer Hintergrund ist unscheinbar und die Erhöhung durch das persönliche Umfeld nicht sofort als solche erkennbar. Kinder neigen jedoch zu Ehrlichkeit, die in bestimmten Fällen mit Grausamkeit gleichzusetzen ist.
Gelegentlich sind Kinder auch nur grausam und die Wahrheit bleibt auf der Strecke, denn auch wenn sie den Narzissten in der Persönlichkeitsentwicklung überholt haben, heißt es noch lange nicht, dass sie sich wie vernünftige Menschen verhalten. Es ist aber unbedeutend, ob durch Ehrlichkeit oder durch Grausamkeit, der Alltagsnarzisst erfährt recht schnell, dass er ein Kind ist wie jedes andere auch und sich höchstens durch außergewöhnlich asoziales Verhalten auszeichnet. Um diese Kränkung verkraften zu können, müssen nun Wege gefunden werden, um die eigene Allmacht und Größe zu beweisen.
Im Idealfall zeigt man das durch außergewöhnliche Intelligenz oder Stärke, aber auch das triviale Ausnutzen einer Machtposition kann diesem Zweck dienen. Da aber nicht jeder so schlau ist wie Schrödinger oder laufen kann wie eine Gazelle und Kinder selten autoritäre Systeme entwickeln, an deren Spitze Arschlöcher stehen, kann sich nicht jeder diese Wege zu nutze machen und muss auf Alternativen zurückgreifen. Eine dieser Alternativen besteht darin, sich unter dem Deckmantel des sozialen Engagements von seinem Umfeld loben zu lassen.
Krankheitsbild
Karitative Tätigkeiten genießen im Allgemeinen hohes Ansehen in der Gesellschaft. Sei es der Einsatz für arme afrikanische Kinder, die nur Zeit vor der Kamera aber kein Essen bekommen; sei es der Kampf für den armen Stirnlappenbasilisken, der auf Grund der wachsenden Menge von Erdnussbuttersäure in Marienkäfern vom Aussterben bedroht ist; sei es die Organisation von Kondomspenden für Kastrierte; zumindest ein Teil der Gesellschaft wird diesen Einsatz loben und schätzen. Zudem benötigt man für viele dieser Tätigkeiten keine außergewöhnliche Qualifikation noch ein besonderes Talent. Selbst wenn der Versuch in einem völligen Desaster endet, wird zumindest der Versuch vom Umfeld positiv wahrgenommen.
Der hypokritische Narzisst nutzt das hohe Ansehen dieses Tätigkeitsfeldes aus und zwar zu seinem Vorteil. Es geht ihm nicht um die Linderung von Leid oder Kummer, sondern um die Bestätigung seiner eigenen Allmacht. Wie üblich nimmt er das Leid nicht als etwas wahr, das außerhalb seines Persönlichkeitsbereiches liegt, sondern sieht darin nur ein Mittel zum Zweck. Der Narzisst erkennt in Hilfsbedürftigen nur Objekte, die seinem Vorteil dienen können.
Das Phänomen des hypokritischen Narzissmus' wurde erst mit dem starken Anstieg von Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung Ende des 20. Jahrhunderts bekannt. Es ist noch nicht geklärt, ob es überhaupt erst durch die postmoderne Gesellschaftsstruktur ermöglicht wurde oder in der Vergangenheit nur nicht in charakteristischer Deutlichkeit auftrat. Da Narzissten sich für die besten Menschen überhaupt halten und es daher in ihre Augen unsinnig wäre, sich in Behandlung zu begeben oder sich wenigstens diagnostizieren zu lassen, gibt es keine verwertbaren quantitativen Aussagen. Bei den ersten Beiträgen zum hypokritischen Narzissmus handelt es sich um Randnotizen und Fallberichte. Erst die aus Zell am See stammende Psychologin und Journalistin Melinda Schwarzenberg fasste die Datenlage zusammen und prägte den Begriff hypokritischer Narzissmus. Ihre Abhandlung zählt zu den wenigen wissenschaftlichen Beiträgen zu diesem Thema. Auf Grund der dünnen Faktenlage gibt es neben der Beschreibung der Symptomatik nur zwei Tätigkeitsbereiche, in denen das Phänomen ausreichend erforscht wurde, um Aussagen zu erlauben.
Spenden sind bei Narzissten sehr beliebt. Schon durch einen geringen Geldbetrag ist es möglich sich im Ruhm seiner Wohltat zu sonnen. Besonders begehrt sind Patenschaften oder fortlaufende Geldspenden, weil diese Möglichkeiten, zum Beispiel Verwendungsberichte, Briefe, Geschenke, bieten, seine Allmacht auf leichtem Wege zu präsentieren. Es reicht während eines Gespräches über den Bericht der Spendenaktion zu erzählen, den Brief des Patenkindes nachlässig am Tisch zu platzieren oder das Geschenk publikumswirksam präsentieren, um zu zeigen, was für ein guter Mensch man doch sei.
Der Aufwand ist im Vergleich zum Nutzen gering. Doch selbst für die Individuen, die sich diese geringen Ausgaben nicht leisten können, bietet das Spendengeschäft Potential soziale Wertschätzung zu gewinnen und zwar durch das Sammeln von Spenden. Man kann sich als goldener Ritter darstellen, der seine kostbare Zeit opfert, um irgendjemandem zu helfen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob man mit der Materie vertraut ist oder die Spendenaktion überhaupt Sinn ergibt. Der Narzisst hat kein Problem damit sich für hirnrissige Ideen, wie Eingliederung Timbuktus ins Burgenland oder Chinesenfleisch für Hunde, einzusetzen, wenn diese Projekte hohes gesellschaftliches Ansehen genießen. Unbedeutend ob er spendet oder Spenden sammelt, der Narzisst hat oftmals nur wenig Kenntnis über die Projekte, für die er sich einsetzt, und hat auch kein Interesse etwas darüber zu lernen, denn aus Fakten lassen sich selten prestigeträchtige Einsichten gewinnen, stattdessen wird er versuchen sein Mitleid für das Schicksal der benachteiligten Gruppe deutlich zu machen und will für dieses Verhalten soziale Anerkennung.
Ein weiterer Bereich, in dem hypokritische Narzissten anzutreffen sind, ist die Politik. Vor allem auf regionaler Ebene bietet sie eine ausgezeichnete Plattform der Selbstdarstellung, die es erlaubt sich in der Bewunderung zu sonnen.
Im Regelfall teilt man mit seinem Nachbarn den Wusch nach hoher Lebensqualität. Wenn der Narziss nun versucht diesen Wunsch zu verwirklichen, kann er seine Ziele als die Ziele der Gemeinschaft ausgeben, auch wenn diese nicht ident sind, sondern sich nur ähneln. Von seinem Umfeld wird er als Mann aus der Mitte, als Vertreter des einfachen Bürgers wahrgenommen, der sich für die Interessen der Bevölkerungsschicht einsetzt. Das ist wiederum mit hoher sozialer Achtung verbunden. Neben dieser Komponente erhält der Narzisst auch Macht über andere, was ihm ebenfalls hilft die Illusion seiner eigenen Großartigkeit aufrechtzuerhalten. Solange sich die Interessen überschneiden schadet ein narzisstischer Politiker der Gemeinschaft nicht. Sollte es jedoch so sein, dass sich sein Interessenschwerpunkt auf Grund von Angeboten, Geschenken oder Einladungen ändert oder sogar gegen die Gemeinschaft verschiebt, zählt nur dieser.
Folgen
Angesichts der geringen Anzahl von Berichten über hypokritischen Narzissmus gibt es keine genauen Daten, die es erlauben die Folgen dieses Krankheitsbildes wirklich abzuschätzen. Die meisten Äußerungen zu diesem Thema entspringen theoretischen Überlegungen und stellen eher gedankliche Konstrukte als wissenschaftliche Theorien dar. So divergieren die Ansichten über die Gefährlichkeit dieses Phänomens stark.
Karl Toll, Präsident des Vereins zur Sicherung der Plüschballversorgung von blinden Dackelwelpen, sieht im hypokritischen Narzissmus keine Gefahr, sondern eine Chance. Er erklärt, dass Geld keine Motive kenne und die Herkunft daher keine Rolle spaziere, weder bei seinem Maserati Quattroporte, der durch die Abzweigung von Spendengeldern finanziert wurde, noch bei der Gabe von Spenden, die vielleicht durch Ruhmessucht motiviert ist. Kritiker behaupten, dass Karl Toll selbst an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leide. Er wendet jedoch ein, dass er viel zu grandios sei um überhaupt irgendeinen Makel zu haben.
Deutlich gefährlicher schätzt Yusuf Estultus, Professor für Humbug und angewandte Idiotie an der Universität Taka-Tuka-Land, das Phänomen des hypokritischen Narzissmus ein. Er vertritt die Ansicht, dass die Spenden verheerende Folgen für die Menschheit haben könnten und erklärt dies am Beispiel der Unterstützung für afrikanische Kinder. Er erläutert, dass es in bestimmten Regionen der Erde zu einer Überbevölkerung kommen wird, die nur durch Spenden ermöglicht wird, da in der Region selbst nicht genügend Ressourcen zur Ernährung dieser Überbevölkerung vorhanden seien. Eine größere Anzahl an Menschen erzeuge wiederum eine größere Anzahl an Kohlenstoffdioxid, das wiederum die globale Erwärmung beschleunige und die Zahl der Eisbären reduziere. Das führe zu einem schlechten Verhältnis zwischen Schwarzbären und Eisbären, dadurch gewinne die dunkle Seite der Macht die Überhand, wodurch die Nutzung der freien Energie des Universums zum Kochen eingeschränkt wird. Außerdem seien Spenden Gift für die Handelsbilanz.
Die divergenten Aussagen über die Folgen des hypokritischen Narzissmus zeigen, dass dieses junge Forschungsgebiet noch mehr Daten benötigt, um aussagekräftige Prognosen liefern zu können.