Lob
Lob ist ein ausgesprochen elegantes und fortgeschrittenens Instrument, andere dazu zu bringen, etwas zu tun, was sie eigentlich nicht tun möchten (Hypnose ist im Vergleich dazu etwas für blutige Anfänger).
Großmeister dieser Disziplin vollbringen wahre Wunder durch die minimalistische Verwendung von zum Teil nur einem Wort wie z.B. "Prima!" und der Untermalung mit dienlicher Gestik und Mimik.
Trend
Lob wird zum Glück in weiten Kreisen der Bevölkerung nach wie vor als etwas erstrebenswertes, positives angesehen (kaum zu fassen, aber wahr).
Und das, obwohl es seit längerem von unliebsamen Demotivationsforschern enttarnt und als die raffinierteste und aggressivste Methode bezeichnet wird, Mitarbeiter, Kollegen oder auch Partner unschädlich zu machen.
Der Kreis der Insider (siehe auch unter "Anwendung") weitet sich beunruhigenderweise aus, sodass mathematisch gesehen die Möglichkeiten zur gezielten Manipulation anderer zurückgehen müssten.
Neuester Trend ist denn auch das unverfrorene Lobgeben von Mitarbeitern gegenüber ihren Chefs.
Hier ist das traditionelle Machtgefüge ziemlich in Gefahr, wie weiter unten noch erläutert wird.
Anwendung
Lob wird typischerweise in folgenden Fällen ausgesprochen (oder gezielt verweigert, je nach Strategie):
Fall 1
(Kommt quasi nicht vor.) Jemand hat etwas getan (oder nicht getan), das jemand anderem wirklich gut gefällt.
- Ziel des Lobes: Hör bloß nicht auf.
- Strategie: Der Lob-Geber sagt bsw.: "Das hast du aber fein gemacht (... Waldi)".
Fall 2
(Häufiger.) Jemand tut etwas, wieder und wieder (oder auch nicht), das jemand anderem - boah - aber richtig missfällt.
- Ziel des Lobes: Das kommt hier nicht noch einmal vor, dafür werde ich sorgen!
- Strategie: Der Lob-Geber sagt z.B. etwas wie folgt: "Der Herr Müller ist ein ausgesprochner Spezialist und Könner in Dingen, die leider bei uns gar nicht anfallen, deswegen sollte er unbedingt die Position xy bekleiden. Gratuliere Herr Müller. Schade, das wir hier auf Sie verzichten müssen."
- Diese Strategie ist auch unter dem Begriff Lobbing bekannt.
Fall 3
(Der Fall schlechthin.) Jemand verübt unverständlicherweise Tätigkeiten, die jemand anderes auf gar keinen Fall tun will und würde.
- Ziel des Lobes: Mach bitte bitte bitte einfach weiter so.
- Strategie: Der Lob-Geber lässt sich auf gar keinen Fall anmerken, wie übel er die Tätigkeit findet. Er gibt vielmehr zu verstehen, wie einzigartig die Fähigkeiten des Lob-Nehmers sind und dass niemand sonst das könnte.
religiöse Betrachtung
Unter Betrachtung der gegenwärtigen Erkenntnisse der Lobforschung sind gängige Sätze wie:
- Lobet den Herrn
- gelobt sei der Herr im Himmel
unter völlig neuen Gesichtspunkten zu sehen. Die ersten Religions-Experten äußern sich denn auch zunehmend skeptisch bezüglich der bisher unterstellten positiven Absichten dem Herrn gegenüber. Wie der Herr selbst das sieht ist bisher nicht bekannt geworden. Man sagt, das dürfte aber ein ziemliches Donnerwetter geben, wenn er davon erfährt. Es heißt, da könne sich die Kirche schon mal warm anziehen (die evangelische wie die katholische gleichermaßen; da macht er bekanntlich keine Unterschiede).
Worte und Redewendungen
- Lobbyisten: Verfechter der alten überkommenen positiven Deutung des Lobes
- Verlobung: Ein bisher unentdecktes, gänzlich misslungenes Lob
- Lobredner: Ein Profi, der's für Geld tut
- Eigenlob: kommt nur bei Leuten vor, die das Prinzip noch nicht verstanden haben
- hoch loben: siehe oben
- in den Himmel loben: Das wird dem Herrn nicht gefallen, soviel wissen wir schon
- Ich gelobe, dass ...: Loben, und dann schnell wegggehen, bevor einer merkt, was eigentlich los ist
- Den Tag nicht vor dem Abend loben: Aus heutiger Sicht ist zu bezweifeln, ob es sinnhaft ist, den Tag überhaupt zu loben, schon gar nicht vor dem Abend. Der sieht das nämlich nicht gern.
- Über den grünen Klee loben: Heißt soviel wie: unter die Erde loben, als letzten Ausweg, wen sonst nichts mehr geht.
Ausblick
Die Lob-Forschung weist aus gegebenem Anlass bereits erste Veröffentlichungen auf, die Techniken zur geschickten Lob-Abwehr anbietet.
Beispielhaft sei hier die Verwendung eines sogenannten Return-Of-Compliment aufgezeigt. Ein simples: " Sie machen das aber auch nicht schlecht" kann bereits wahre Wunder bewirken. Der ursprüngliche Lob-Geber steht nun zwangsweise als Lob-Nehmer da und müsste seinerseits die neuesten Fertigkeiten beherrschen. Hier gilt es also, die Nase immer ein bisschen vorn zu haben.
Weiteren Forschungsergebnissen sieht die Fachwelt zurzeit äußerst gespannt entgegen.