Salt Lake City

Salt Lake City, das klingt schon gut! Salt Lake City! Von hier aus hat man das Lebendige Meer versalzen, bis dass es tot war. Salt Lake City, das ist nichts als nur, und davon wirklich mehr als genug und des Guten vielzuviel, ein Name, der schon so klingt wie Salz, wie See, wie Stadt!

Geographie

Ein Mann, der unbemerkt die Straße quert, orientiert sich nicht am architektonischen Fluchtpunkt der Linien!

Geographisch betrachtet, haben es die Amis natürlich vermasselt. Salt Lake City gehört bei diesem Namen natürlich neben das Silicon Valley positioniert. Das hätte gepasst wie Pott auf Deckel und alles andere ist Unsinn. Das wirkt einfach sonst nicht richtig - aber – dieser Authentizitismus ist vor dem Hintergrund des Umstandes völlig irrelevant, dass Salt Lake City nämlich ebensowenig am Fuße des Mount Rushmore liegt, denn das hätte noch besser gepasst. Als romantisch verklärter Europäer ist man sich der unglaublichen Naivität einiger Amerikaner nur schwerlich bewusst, die dazu führte, Salt Lake City nebst einen Salzsee zu beheimaten. Das ist ganz großes Tennis und ein Grund dafür, dass ein Goethe, der mit seiner sprachlichen Virtuosität hätte alle platten Analogien niederwalzen können, nie in den USA hätte empor keimen können.

Es kann, durch die natürliche Anbindung zum salzhaltigen Gewässer nicht überraschend erscheinen, wenn man Salt Lake City eine niedrige Luftfeuchtigkeit zuweist. Das heißt im Sommer, Sonne ohne Schwitzen. Ist so wie Tennis ohne Ball oder Strandurlaub ohne heiße Körper und kurze Flirts. Muss komisch aussehen. Bequem dahingegen hat es der Saltlaker im Winter, lässt er doch die natürlichen Bodensalze in einem harschen Gefecht, Auge in Auge, gegen die herniederfallenden Schneekristalle kämpfen, die so wenig Chance haben, dass man wohlig meinen könnte, es müsse erst gar nicht in dieser Region schneien. Völlig unnütz das Gehabe! Geradezu lächerlich! Aber man sollte in diesen Gefilden nicht die göttliche Vorsehung in all ihren Gesetzmäßigkeiten in Frage stellen, denn es war im Jahre...

Eine Geschichte

Ein Salzkontor. Im Hintergrund ist unauffällig der Big Ben versteckt

...1847 als die ersten Söhne der Stadt, selbige aus ihrem Boden stampften. Diese Söhne mit komischen Bärten, die man die Mormonen nannte, hatten eine ganz eigenwillige Affinität zu ihrem Obersten Herrn, den man gemeinhin Gott nannte. Und es war dieses ihres Glaubens schuldige Element, welches sie veranlasste, aus dem Osten vertrieben, sich hier niederzulassen. Damit gruppierten sie sich als erste Weiße in Utah, was zur Folge hatte, dass der bis dahin in dieser Region beheimatete Uthan, gemäß seiner Fellfarbe, in Orange Uthan zur besseren Differenzierung umbenannt werden musste. Denn sowohl das Affentier als auch die neuen Herren der Region einte der zottige Haarwuchs. Nun muss man aber vielleicht freimütig gestehen, dass man sich in einer Gegend wie dieser, als ins Leben ziehender junger Herr, nun wirklich nicht adrett herrichten muss. Zumal zu befürchten steht, dass die Damenwelt den äußeren Umweltbedingungen erliegend, einen hohen Koeffizienten im Versalzen von Suppen aufweist und damit in der rein weiblich strukturierten Domäne des gutbürgerlichen Haushalts mit Küchenbedienfeldoption von vornherein versagt und damit ohnehin gezwungen scheint, das nehmen zu müssen, was sie kriegen kann. Ein nicht unwesentlicher Grund dafür, weshalb es diese widersinnige Religion immer noch gibt. Natürliche Selektion ist hier Mangelware.

Aber natürlicher Selektion bedarf es eben nicht in einem Staat, der die Todesstrafe preist, wie der Metzger die Fleischtheke. Und so kam es, unter vielen anderen umstrittenen Prozessen, zur Hinrichtung des Joe Hill, der als Sänger und Liedermacher die amerikanischen Lande durchkreuzte. Macht nichts, dachte sich der Ami, denn Joe Hill lebt in seinen Liedern weiter und das macht eine zweifelhafte Verurteilung doch alle Male wett. Und weil Joe Hill bis heute in den Staaten bekannt geblieben ist, ist man geneigt zu hoffen, dass seine hinterbliebene Familie jährlich Dankesschreiben an die amerikanische Justiz schickt.

Kultur

Eine Satellitenaufnahme von Salt Lake City. Gut ist auch das eine Ende der Erdachse zu erkennen, das in einigen Jahrtausenden Salt Lake City durchbohren wird.

Hätte es des imperialen Verstandes der Fugger in dieser Region mehr gegeben, so wäre Salt Lake City ganz gewiss heute eine Hansestadt und dürfte voll inbrünstigem Stolzes ein H in seinen Autokennzeichen führen. In Europa nämlich hätte eine solche Quelle unerschöpflicher Salzvorkommen ganz gewiss zu unerträglichem Reichtum unter den Handelsfamilien geführt und zu einem Handel eingeladen, der eine neue Dimension von Koggen und Schiffen entstanden lassen hätte. Der Amerikaner hingegen war in dieser Hinsicht etwas träge einzustufen und glaubte sich im Handel und Dealen mit weißen Güter auf andere Stoffen beziehen zu können, als auf den des Salzes. Im gut situierten und ausgehenden 18. Jahrhundert in Europa gar nicht vorstellbar. Und so blieb wohl auch deshalb, das sprichwörtliche Salz der Erde, in Salt Lake City, eben genau selbiges: Salz der Erde. Ohne, dass es abgebaut, exportiert und die Region kultiviert hätte. Und das ist das Manko an dem nicht stattgefunden Betrieb der Salinen. Salt Lake City muss einmal mehr, um wenigstens etwas kulturelles aus dem Boden zu stampfen, auf die Kultur der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (HLT) zurückgreifen, deren Religion es so fördert und gleichsam für so lächerlich hält, dass eine Abschaffung ihnen nicht in die Quere käme.

Wer dennoch etwas Großes bewirken will, um nicht im Morast der Einfältigkeit zu versumpfen, dem bietet das Utah Museum of Fine Arts, Raum um einige Schritte zu gehen und sich rechts und links umblicken zu können. 17.000 Werke laden ein, gesehen sein zu wollen. Jede zehn Sekunden ein Bild und man braucht genau nur zwei Tage, um sich der ganzen Kultur Uthas habhaft zu zeigen. Sagenhaft.

Politische Wirtschaftslage

Die weißen Bergkuppen sind gut getarnte Salzberge.

In den Fokus der Weltöffentlichkeit rückte Salt Lake City durch die 2002 ausgetragenen Olympischen Winterspiele, weil der amerikanische Durchschnittsbürger seiner eigenen Figur huldigend, Sport lieber guckt als dass er ihn betreibt. Weil aber genau 2002 das hitzereichste Jahr des zurückliegenden Jahrhunderts war, kam der hohe Salzgehalt der Region den Olympioniken zu hilf. Slalom, Bobbahnen und Eisstadien wurden medienwirksam mit dem kristallinen Weiß gefüllt und sorgten so für spannende Spiele und einen wirtschaftlichen Aufschwung, trotz Abfahrten. Weil aber dieser Fusch so gut funktionierte, etablierte sich nach diesem Sportevent, in der politischen Parteienlandschaft eine Riege des unkoscheren Demokratieverhältnisses. Denn, so ist es wieder die HLT Gemeinde, die die Normen von Sitte und Anstand unterwanderten und den Senat in eine zweite Hochburg des religiösen Fanatismus überführten. Zustände, die im mittelalterlichen Europa Hand in Hand mit feudalistischen Weltanschauungen einhergingen. Es steht zu befürchten, dass dem moderneren Amerika, wenigstens in Utah, eine dunkle Epoche bevorsteht.

Diesen Fall in Untugenden und Verwahrlosung vermögen einzig und allein die dienstleistenden Sektoren entgegen stehen, die mit mehreren Universitäten, aufwarten können. Universitäten, die mit ihren hohen Studiengebühren den demographischen Wandel stark beeinflussten und dafür Sorge tragen, dass heute in Salt Lake City 15 % der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. Das ist so sagenhaft, dass die lange Suche nach einem Gegenpart zum Paradies nun endlich abgeschlossen sein dürfte.

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