Spiegelwelten:Bürokratische Volksrepublik Paragrafien
Die Bürokratische Volksrepublik Paragrafien erstreckt sich über eine kleine Inselgruppe in der Südsee. Sie zeichnet sich durch ihre stark ausgeprägt Bürokratie aus, der bereits zahlreiche Laien zugrunde gefallen sind. Sie ist größtenteils von Rechtsanwälten bevölkert. Die BVP besteht aus drei Regierungsbezirken: Bezirk 1, Bezirk 2a und Bezirk 2b (Die Paragrafier sind für ihre kreative Namensgebung bekannt.) Paragrafien führt seine Kriege fast ausschließlich auf diplomatischem Wege und hat eine 2000 Mann starke juristische Berufsarmee aus Anwälten und Beamten.
Nachrichten: Staatliche Informationseinrichtung zu bürokratischen und diplomatischen Ereignissen in und außerhalb Paragrafiens | Staatsoberhaupt: Saul Goodmän Diese kleine, unauffällige Republik hat zwar eine durch komplizierte Vorgänge demokratisch gewählte Regierung, wird aber trotzdem fast ausschließlich durch Bürokratie, Gesetze und Formulare geleitet. Der Großteil der Einwohner besteht aus Rechtsanwälten, Steuerberatern und Beamten. Hat man vor, in irgendeiner Weise mit diesem Staat kommunizieren, bedarf es viel Geduld und bürokratischer Geschicklichkeit. Möchte man zum Beispiel Paragrafien den Krieg erklären, ist es wichtig, Formular 3698/4b GhJBl vollständig auzufüllen, während man eine Großdemonstartion gegen den Verzehr von Bananen anmeldet, sollte ausversehen 3698/4c GhJBl ausgefüllt werden. Das Problem mit Paragrafien ist, dass man sich durch einen Formulardschungel kämpfen muss, um überhaupt in diverse Gesetze und Vorschriften Einsicht zu erhalten, also kann ein Außenstehender überhaupt nicht wissen, wann er gegen paragrafisches Recht (Gilt nach bürokratischer Auffassung auch im Ausland.) verstößt. So kam es bereits zu mehreren diplomatischen Exekutionen von Besuchern Paragrafiens, wegen Nichtbeachtens diverser Gesetze zum korrekten Gebrauch von Partyhüten und Frühstückscerealien. |
Bürokratische Volksrepublik Paragrafien | |
Wahlspruch: Vive la Bürokratie! | |
Amtssprache | Beamtendeutsch |
Hauptstadt | Märtens |
Regierungsform | Bürokratie |
Staatsoberhaupt und Regierungschef | Saul Goodmän |
Fläche | 63.474,25 km² |
Einwohnerzahl | 1.140.000 |
Geschichte
Im Jahre 1189 legte das Schiff "Mäyflower", besetzt mit einer Gruppe abenteuerlustiger Pioniere, gestartet irgendwo von der Südküste Sibirskas, an der Westküste des heutigen Bezirks 2b an. Die Siedler fanden auf der Insel ausreichend Nahrung und Wasser und befanden sie als guten Platz, um ein Dorf aufzubauen. Nachdem das Dorf, heute Görling genannt, errichtet worden war, zogen die Siedler los und töteten sämtliche Ureinwohner der Insel. Nich weil sie eine Bedrohung gewesen wären, nein, den Pionieren war einfach nur langweilig. Zu Ehren des Mannes, der die meisten Ureinwohner tötete, nannten die Siedler die Insel Karl-Heinzland.
Einige Wochen später wollten die Karl-Heinzländer zurück nach Sibirska reisen, um den Leuten von ihrer tollen Entdeckung zu erzählen. Traurigerweise war die Seekarte, die zurück in die Heimat führte, irgendwie abhandengekommen. Die Karl-Heinzländer entschieden, dass so ein Fehler nie wieder vorkommen dürfe und machten ihr Land zum ersten bürokratischen Staat in der Spiegelwelt. Die nächsten zwanzig Jahre beschäftigten sich die Karl-Heinzländer damit, Regeln, Vorschriften und Paragrafen auszuarbeiten, bis das dreißigtausend Seiten lange Karl-Heinz-Grundgesetzbuch endlich fertiggestellt worden war. Der erste Artikel darin legte fest, wie zukünftige Seekarten aufbewahrt werden müssen.
Auf einer erneuten Erkundungstour der Insel entdeckten drei Junge Männer, dass die Karte vor zwanzig Jahren im ehemaligen Dorf der Ureinwohner von Karl-Heinz vergessen worden war. Daraufhin entschieden die Bewohner der Insel aufgrund von diversen bürokratischen Prozessen, ein neues, komplexes Strafsystem einzuführen, in dem Karl-Heinz und seine Nachfahren für immer 8 Punkte haben und damit bis in alle Ewigkeit als Arschlöcher gelten sollen. Auch entschieden sie, ihrer Insel einen neuen Namen zu geben, der ihrer neuen politischen Gesinnung gerecht wurde. So wurde aus Karl-Heinzland die Bürokratische Volksrepublik Paragrafien. Obwohl die Paragrafier ihre Seekarte wiederhatten, entschieden sie, ihre Insel fürs erste geheim zu halten, da einige Männer ihre Ehefrauen auf dem Festland zurück gelassen hatten und diese bestimmt stinksauer waren, nachdem sie zwanzig Jahre lang auf ihre Männer hatten warten müssen.
Die nächsten Jahrhunderte kamen immer wieder neue Schiffe mit Menschen, die nach neuem, unbesiedeltem Land suchten und sich schließlich entschieden zu bleiben, was dazu führte, dass sich auf dem Festland der Mythos verbreitete, diese Meeresregion sei verflucht. Um dem raschen Bevölkerungswachstum entgegenzuwirken, wurde im Jahre 1668 eine neue Insel erschlossen und die Inseln in verschiedene Bezirke gegliedert.
1732 erkannte der damalige Außenminister, dass Paragrafien technisch ganz schön zurückgeblieben war, als Einwanderer ihm von den neusten Technologien auf dem Festland erzählten. Er entschied, dass die umliegenden Länder ab jetzt auspioniert werden müssen, um technisch auf dem neusten Stand sein zu können.
2011, als die Insel Memmert bevölkert wurde, entschied sich das Parlament Paragrafiens einstimmig dazu, die Existenz des bürokratischen Staates preiszugeben. Nach einem fünfjährigem Gerichtsverfahren in dem zahlreiche Widersprüche eingelegt worden waren, eingeleitet vom Zentralrat besorgter Ehemänner, die immer noch glauben, auf dem Festland würden die Nachfahren der wütenden Frauen leben, versendete das Außenministerium 2016 zahlreiche Briefe an die Regierungen sämtlicher Länder in der Spiegelwelt mit der Bekanntgabe der Existenz der Bürokratischen Volksrepublik Paragrafien.
Politik
Aktuell führt Paragrafien mit keinem Land politische Beziehungen.
In Paragrafien sind fast alle politischen Entscheidungen bereits in diversen Gesetzbüchern vorgegeben, was eine Regierung eigentlich unnötig macht. Aus diesem Grund gibt es auch keine demokratischen Wahlen. Das Parlament wird allein durch das bürokratische System festgelegt. Sollte jedoch mal eine Entscheidung anstehen, die nicht in den Gesetzen verankert ist, müssen die Parlamentarier theoretisch einen Antrag einreichen, um eine Entscheidung zu treffen. Ist ein Parlamentarier anderer Meinung, fällt für ihn sehr viel Papierkram an. Bewältigt er diesen, muss die erste Partei wiederum doppelt so viel Papierkram erledigen usw. Wer zuerst aufgibt, verliert.
In der Praxis ist dieses System aber selbst für Paragrafien zu kompliziert und dauert zu lange, weswegen 1778 das Amt des Präsidenten eingeführt wurde. Eine Amtsperiode dauert in der Regel 4 Jahre und der Präsident wird demokratisch vom Volk gewählt. Er gilt als Stellvertreter des Parlaments. Dieses kann jederzeit Einspruch gegen seine Entscheidungen einlegen. Sind sich Parlament und Präsident uneinig, tritt wieder das ältere System inkraft.
Geographie
Paragrafien | Bezirk 1 • Bezirk 2a • Bezirk 2b • Bezirk 3 (geplant) | |
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Wirtschaft
Paragrafiens einzigen erwähnenswerten Exportgüter sind Cannabis und Wein. Andere Geldquellen sind GEMA-Gebühren und Dienstleistungen durch zum Beispiel Versicherungen. Da Paragrafien eines der wenigen Länder der Spiegelwelt ist, in denen der Anbau, Verkauf und Konsum von Cannabis legal ist, wird für die Zukunft eine florierende Tourismusbranche vor allem in Bezirk 1 erwartet.
Sport
Der Nationalsport der Paragrafier ist das sogenannte Paragrafenreiten. Bei dieser Sportart verklagen die zwei Gegener eine zufällig ausgewählte Person aus einem der Nachbarländer Paragrafiens. Wer mit einer möglichst lächerlichen Anklage die höchste Geldsumme erklagt, gewinnt das Spiel.
Allerdings werden in Paragrafien auch gewöhnliche Sportarten praktiziert, wie zum Beispiel Fußball. Der einzige Unterscheid zu Fußball im Rest der Welt besteht darin, dass die Spieler Einspruch gegen Schiedsrichterentscheidungen einlegen können. Dieser Einspruch muss von einem dreiköpfigen Komitee geprüft werden und über seine Gültigkeit wird dann in einer Gerichtsverhandlung entschieden. Dieser Umstand führt dazu, dass paragrafische Fußballspiele zuweilen mehrere Monate andauern können.