Spiegelwelten:Fußball-Nationaljunta Julland
Die Fußball-Nationaljunta Julland ist - man mag es kaum für möglich halten - die Nationalelf des Königreichs Port Julland. Darüber hinaus ist sie ein grandioses Missverständnis, oder anders gesagt ein lebender Beweis für den extremen Nutzen von gründlicher Recherche.
Entstehung
Die Zusammenstellung der Julländischen Auswahl geht auf die persönliche Initiative König Hilbert IV. Pingel zurück, der zugleich auch als Trainer seiner Mannschaft fungiert. Nachdem die UM 2012 völlig überraschend auf die UM 2008 und die UM 2010 folgte (nur Verschwörungstheoretiker vermögen hierin ein Muster zu erkennen), musste Hilbert feststellen, dass unter der Regierung seines mittlerweile entmachteten und zu Stubenarrest verdonnerten Sohnes Sirius keine Anstrengungen unternommen worden waren, Julland auch auf dem Rasen werbewirksam zu vertreten. Dem gedachte Hilbert vor allem um der Julländischen Bananenexporte wegen unter dem Slogan "Schnapp dir die Banane zum Ball!" Abhilfe zu schaffen. Nach einer etwa halbstündigen Recherche gab er freudig bekannt, nunmehr alles über Fußball zu wissen und verfügte in schöner absolutistischer Machtvollkommenheit die Aufstellung einer Julländischen Nationalmannschaft. Das Ergebnis wies zur Freude des Königs und zum Schrecken der peinlich berührten ausländischen Gäste das zentrale Merkmal wirklich großer Kunst auf, indem es alle Gefühlsregungen vom Lach- bis zum Heulkrampf hervorrief.
Spielsystem
Bereits der erste Blick auf die Julländische Mannschaft zeigt, dass die höchstköniglichen Recherchen lediglich aus dem eingeben des Wortes "Kicker" in eine beliebige Suchmaschine bestanden haben können. Im Ergebnis besteht die Mannschaft aus elf bemalten Plastikfiguren mit einer genormten Körpergröße von 1,85 Metern, die an insgesamt vier Stahlstangen montiert sind. An den Enden der Stangen befinden sich jeweils zwei Stützen, mit deren Hilfe die Gesamtkonstruktion auf dem Feld abgestellt werden kann. Zudem sind an beiden Enden große Räder angebracht, die eine Drehung der Achse erlauben, so dass sich die Figuren wie überdimensionierte Golf- bzw. Poloschläger verwenden lassen. Jede Achse wird dabei von zwei äußerst muskulösen, gorillaartigen Arbeitern (es wird behauptet, dass es sich tatsächlich um Gorillas handelt, allerdings tragen sie Dokumente bei sich, die ihnen zweifelsfreie, einhundertprozentige Menschlichkeit bescheinigen) aus den Julländischen Bananenplantagen bedient, die einerseits ihre jeweilige Spielerachse herumtragen und andererseits mithilfe der Räder Schüsse ausführen, so ihnen der Ball vor die Figuren kommt. Per königlichem Edikt ist dabei festgelegt, dass die Plastikfiguren die Spieler der Mannschaft sind, während den zu ihrer Bedienung abgestellten Gorilla-Arbeitern bescheinigt wird, dass sie sich offiziell nicht auf dem Rasen befinden.
Spielerkader
Sturm |
Mittelfeld |
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Beschreibung: Der julländische Sturm besteht aus drei besonders stabilen Plastikfiguren, an deren Fußende zusätzliche Gewichte angebracht wurden, um die Wucht bei Torschüssen zu erhöhen. Leider geht diese Maßnahme auf Kosten der Mobilität, so dass die Stürmer nicht ganz so agil sind, wie es der Trainer gerne hätte. Stärken: laufen niemals davon, können den Gegner stundenlang anstarren Schwächen: leicht unausgewogen, drehen manchmal durch |
Beschreibung: Jullands Mittelfeld versucht fehlende Qualität durch Quantität auszugleichen. Fußballerisch hat man zwar kaum Vorzüge, die aber gleich in fünffacher Ausfertigung. Immerhin ist man ein physisches Hindernis - wenn man Glück hat, laufen die Gegner versehentlich dagegen. Stärken:stehen fest wie die Wacht am Rhein Schwächen: übergewichtig, lauffaul, ziemlich träge |
Verteidigung |
Keeper |
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Beschreibung: Bei der Verteidigung legt man Wert auf Mobilität, weshalb die beiden Plastekameraden etwas leichter gebaut sind als ihre Mitspieler. Ob das reicht, die zahlenmäßige Schäche zu kompensieren, ist allerdings eine andere Frage. Zaubereinlagen sind kaum zu erwarten. Stärken: drehfreudig, schnelle Ortswechsel Schwächen: schwach auf der Brust, ziemlich einsam im Strafraum |
Beschreibung: Jullands Keeper ist eine echte Sonderanfertigung. Robust, schnell, abschlagstark und mit leicht verbreiterter Brust soll er den Kasten sauberhalten. Allerdings versucht er sich hin und wieder selbst an Torschüssen - von seinem Kasten aus und lähmt damit das Spiel. Stärken: schwungvolles Agieren Schwächen: manchmal etwas wankelmütig |
Stärken und Schwächen
Die Julländische Nationalmannschaft kennt nur eine einzige Aufstellung, die unabhängig vom Gegner bei jedem Spiel zum Einsatz kommt. Daraus ergibt sich jedoch nicht nur extreme taktische Inflexibilität, sondern auch ein deutliches Ungleichgewicht der Kräfte: Während die hinterste Achse nur den Torwart trägt, befinden sich auf der Mittelfeldstange insgesamt fünf Spieler. Die Verteidigung besteht aus zwei Spielern, der Sturm aus drei Pappkameraden. Jede der Stangen wird jedoch von zwei menschlichen Gorillas bedient, unabhängig von der Spielerzahl. In der Folge verfügt die Julländische Mannschaft über eine äußerst starke und - am Gesamtbild der Mannschaft gemessen - flexible Verteidigung, der ein beinahe handlungsunfähiges Mittelfeld und ein lahmer Sturm gegenüberstehen. Der Torhüter muss als stärkster Spieler gelten, wenngleich auch hier nur der interne Maßstab angewandt werden kann. Im Vergleich zu anderen Keepern zeichnet er sich durch das völlige Fehlen von Sprungqualitäten aus.
Auch die taktische und strategische Ausrichtung und Betreuung der Mannschaft muss als dilettantisch bezeichnet werden. König Hilbert IV. Pingel mag auf seine Art und Weise ein vergleichsweise moderater und in Anbetracht der Alternativen geeigneter König für die Julländische Bananenmonarchie sein - als Trainer ist und bleibt er eine Null. Dass er vom Fußball absolut keine Ahnung hat, ist eigentlich nur das Sahnehäubchen auf der grundsätzlichen Nichteignung.