Spreewaldgurke
Spreewaldgurke, die: landwirtschaftliches Vorzeigeprodukt der GDR, in westlichen Landesteilen der BRD berühmt geworden durch den Film "Good bye, Lenin".
Botanisches
Die Spreewaldgurke, oder, wie sie korrekt heisst, die Spreewälder Gurke, stellt innerhalb der Welt der Speisegurken ein Unikum dar. Beheimatet in den mangrovenähnlichen Sumpfwäldern längs der brandenburgischen Spree, treibt sie, ähnlich Efeu, Luftwurzeln nach oben aus, wächst ihrerseits aber kopfunter ins Wasser hinein. Damit ist die Spreewaldgurke eine direkte Verwandte der Seegurke. Durch die fluide Umgebung entwickelt die Spreewaldgurke eine ihresgleichen suchende Saftigkeit und kann (vgl. hierzu die Körperformen und -grössen eher plump wirkender Meeressäuger) aufgrund des Auftriebes hypertrophe Dimensionen annehmen. Die umgebungsbedingte Leichtigkeit ihres Seins ermöglicht der Spreewaldgurke Grössen von bis zu 95cm bei Gewichten von bis zu 35kg. Neben dem Kürbis ist sie damit das voluminöseste deutsche Gemüse schlechthin. Die nährstoffreichen Spreegewässer erübrigen eine spezielle Düngung und die nur gering im Jahresverlauf schwankende Wassertemperatur ermöglicht eine ganzjährige Ernte. Die Spreewaldgurke besitzt nur einen einzigen Fressfeind, den zartbartigen Flussbarsch, der sich insbesondere während seiner Laichzeit gern am weichen Fruchtfleisch der Spreewaldgurke delektiert. Durch das Einbringen von sogenannten Barschscheuchen in die seichten Uferzonen werden die Gurkenzüchter dieses Problemes aber leicht Herr.
Kulinarisches
Unter den deutschen Süsswassern stellt die Spree den Fluss mit der höchsten natürlichen Süsse dar. Hierdurch erhält die Spreewaldgurke in ihren Hauptreifungsstunden ab 16 Uhr nachmittags (aufgrund des ab dann herrschenden Sonnenstandes und des hohen Brechungswinkels des süssen Spreewassers erreichen die Sonnenstrahlen dann näherungsweise den optimalen senkrechten Einfall auf die Geschmacksknospen der Gurke) einen als ausserordentlich hoch zu bezeichnenden Oechslegrad von 74, der es mit den besten Moselweinen durchaus aufnehmen kann. Hieraus erklärt sich die grosse Beliebtheit der Spreewaldgurke als erfrischender Sommerfrucht, die selbst griechischen Melonen an Süsse und Saftigkeit in nichts nachsteht. Frisch gepresste Spreewaldgurke, mit Sprudelwasser versetzt, wird daher als Brandenburg'sche Gurkenschorle gerne in der gehobenen Gastronomie als Alternative zu Prosecco kredenzt.
Durch den Zusatz von Hefebakterien kann leicht die alkoholische Gärung initiiert werden. Unter der Produktbezeichnung "Grüner Brandenburger" ist daher seit Jahren ein feinfruchtiger Gurkenwein am Markt, der den Vergleich mit seinen Konkurrenten wie Holunderbeerwein oder dem normannischen Cidre in Punkto belebender Spritzigkeit oder erfrischendem Gaumenwurz keineswegs zu scheuen braucht.
Ökonomisches
Die Spreewaldgurke ist eine vermarktungspolitisch geschützte Pflanze. Sie darf nur streng regional begrenzt angebaut werden. Ihre Weiterverarbeitung unterliegt höchsten Qualitätsstandards. Billige Nachahmerprodukte, die mit Etikettierungen wie "nach Spreewaldgurkenart" von der überragenden Qualität des Originals profitieren wollen, unterliegen der strengen Beobachtung seitens der Interessengemeinschaft "Brandenburgische Spreewaldgurken-Observanz". Verbraucher werden insbesondere davor gewarnt, Blenderweine wie den "Krünen Prandenpurger", ein minderwertiges Produkt aus polnischen Schlangengurken, zu verkosten.
Trivia
International berühmt wurde die Spreewaldgurke durch die Verfilmung des Theodor Fontane-Romans "Good bye, Lenin", in der die Gurke selbst als obskures Objekt der Begierde einer den Mauerfall verschlafen habenden Landpommeranze die Hauptrolle spielt.