Das 1000-Meilen-Rennen von Sebring 2022, auch 1000 Miles of Sebring 2022, fand am 18. März auf dem Sebring International Raceway statt und war der erste Wertungslauf der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft dieses Jahres.

Vor dem Rennen

Weit mehr als der Rennverlauf beschäftige vor und nach dem Rennen die Balance of Performance der Le-Mans-Hypercars Fachjournalisten und die Teamleitung von Toyota Gazoo Racing. Um einen Ausgleich zwischen dem in seine fünfte Rennsaison gehenden Rebellion R13 (bei Oreca gebaut und vom Signatech-Rennstall als Alpine A480 eingesetzt) und dem neuen Hybrid-Hypercar von Toyota zu schaffen, wurde Letzterer massiv eingebremst. Dabei gingen die Verantwortlichen des ACO und der WEC offenbar viel zu weit, sodass sich die teuren und komplexen Hybrid-Rennwagen beim Prolog plötzlich im LMP2-Feld wiederfanden. Der GR010 Hybrid musste 30 kg mehr Gewicht tragen (1070 statt 1040 kg), die maximale Leistung reduzierte der ACO auf 506 Kilowatt und die zu verbrauchende Energie pro Stint von 909 auf 898 Kilojoule. Statt bei 120 km/h durfte der Hybridantrieb erst bei 190 km/h zugeschaltet werden. Davor lag der Grenzwert bei 120 km/h. Pascal Vasselon, der technische Direktor von Toyota-GAZOO-Racing sprach von einem großen Schlag gegen Toyota. Kommentatoren meinten bereits vor dem Rennen, dass die lange Geduld der Verantwortlichen bei Toyota mit Einschränkungen durch die BOP – in der Saison 2020 bremste der ACO die Toyota TS050 Hybrid bis zu vier Sekunden pro Runde ein, um den Rennwagen von Rebellion Racing Siegeschancen zu ermöglichen – bald zu Ende gehen könnte. Außerdem bestehe die Gefahr, dass einige Hersteller, die ihre Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2023 angekündigt haben, die Entwicklung von teuren Hybrid-Rennwagen überdenken könnten.

Der Rennverlauf

Wie von Toyota befürchtet, erreichten die beiden Toyota GR010 Hybrid im Qualifikationstraining hinter den schnellsten LMP2-Wagen die vierte und siebte Position. Trainingsschnellster war der Grandfathered-Alpine A480 mit einer Zeit von 1:47,707 Minuten. Da die Toyota gegenüber dem Alpine auch bei der Reichweite zwischen den Tankstopps keinen wesentlichen Vorteil mehr hatten, blieb der Alpine im Rennen unerreicht. Der Glickenhaus SCG 007 LMH von Olivier Pla, Romain Dumas und Ryan Briscoe konnte das Tempo der Toyota mitfahren, verlor aber gegen Rennende wegen zu starker Reifenabnutzung deutlich an Boden.

Das Rennen wurde zweimal mit der Roten Flagge unterbrochen. Der erste Abbruch erfolgte nach einem schweren Unfall von José María López im Toyota mit der Nummer 7. López war beim Überrunden mit dem Porsche 911 RSR-19 von Julien Andlauer kollidiert und drehte sich in einen Reifenstapel. Da der Wagen noch fahrbar war, versuchte er ihn mit schneller Fahrt an die Boxen zu bringen. Dabei löste sich die beschädigte Fronthaube und verkeilte sich so am Vorderwagen, dass sowohl die Bremsen als auch die Lenkung blockierte. Der Toyota prallte mit hoher Geschwindigkeit geradeaus in einen Reifenstapel und überschlug sich. López konnte dem Wrack unverletzt entsteigen und nahm die Schuld am Unfall auf sich.

Die zweite Unterbrechung kam nach einer Gewitterwarnung, da es in Florida gesetzliche Vorschriften gibt, die ein Arbeiten unter freiem Himmel bei einer Sturmwarnung untersagen. Da das Gewitter nicht abzog, beendete die Rennleitung das 1000-Meilen-Rennen nach 194 gefahrenen Runden. André Negrão, Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxivière siegten im Alpine vor dem 7er-Toyota von Sébastien Buemi, Brendon Hartley und Ryō Hirakawa. Hirakawa fuhr sein ersten WEC-Rennen für Toyota; er war als Ersatz für den ins Management gewechselten Kazuki Nakajima ins Team gekommen. In der LMP2-Klasse gab es einen historischen Erfolg. Als Partner von Paul di Resta und Oliver Jarvis wurde der 16 Jahre und 32 Tage alte Josh Pierson der jüngste Klassensieger in der Geschichte des Sportwagensports.

Nur einen Tag nach dem 1000-Meilen-Rennen fand in Sebring das traditionelle 12-Stunden-Rennen statt. 21 Fahrer, die beim Weltmeisterschaftslauf starteten, waren auch beim 12-Stunden-Rennen gemeldet.

Ergebnisse

Schlussklassement

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Fahrzeug Runden
1 LMH 36 Alpine ELF Matmut André Negrão
Nicolas Lapierre
Matthieu Vaxivière
Alpine A480 194
2 LMH 8 Toyota Gazoo Racing Sébastien Buemi
Brendon Hartley
Ryō Hirakawa
Toyota GR010 Hybrid 194
3 LMH 708 Glickenhaus Racing Olivier Pla
Romain Dumas
Ryan Briscoe
Glickenhaus SCG 007 LMH 193
4 LMP2 23 United Autosports USA Paul di Resta
Oliver Jarvis
Josh Pierson
Oreca 07 192
5 LMP2 31 Team WRT Sean Gelael
Robin Frijns
René Rast
Oreca 07 192
6 LMP2 41 RealTeam by WRT Rui Andrade
Ferdinand Habsburg
Norman Nato
Oreca 07 192
7 LMP2 9 Prema Orlen Team Robert Kubica
Louis Delétraz
Lorenzo Colombo
Oreca 07 192
8 LMP2 28 Jota Oliver Rasmussen
Ed Jones
Jonathan Aberdein
Oreca 07 192
9 LMP2 38 Jota Roberto González
António Félix da Costa
Will Stevens
Oreca 07 192
10 LMP2 22 United Autosports USA Philip Hanson
Filipe Albuquerque
Will Owen
Oreca 07 192
11 LMP2 5 Team Penske Dane Cameron
Emmanuel Collard
Felipe Nasr
Oreca 07 192
12 LMP2 83 AF Corse François Perrodo
Nicklas Nielsen
Alessio Rovera
Oreca 07 192
13 LMP2 35 Ultimate Jean-Baptiste Lahaye
Matthieu Lahaye
François Hériau
Oreca 07 190
14 LMP2 45 Algarve Pro Racing Steven Thomas
James Allen
René Binder
Oreca 07 190
15 LMP2 1 Richard Mille Racing Team Lilou Wadoux
Sébastien Ogier
Charles Milesi
Oreca 07 189
16 LMP2 44 ARC Bratislava Miroslav Konôpka
Mathias Beche
Tijmen van der Helm
Oreca 07 188
17 LMGTE-Pro 92 Porsche GT Team Michael Christensen
Kévin Estre
Porsche 911 RSR-19 183
18 LMGTE-Pro 64 Corvette Racing Tommy Milner
Nick Tandy
Chevrolet Corvette C8.R 183
19 LMGTE-Pro 91 Porsche GT Team Gianmaria Bruni
Richard Lietz
Porsche 911 RSR-19 183
20 LMGTE-Pro 51 AF Corse Alessandro Pier Guidi
James Calado
Ferrari 488 GTE Evo 183
21 LMGTE-Am 98 Northwest AMR Paul Dalla Lana
David Pittard
Nicki Thiim
Aston Martin Vantage AMR 180
22 LMGTE-Pro 52 AF Corse Miguel Molina
Antonio Fuoco
Ferrari 488 GTE Evo 180
23 LMGTE-Am 33 TF Sport Ben Keating
Florian Latorre
Marco Sørensen
Aston Martin Vantage AMR 180
24 LMGTE-Am 56 Team Project 1 Brendan Iribe
Ollie Millroy
Ben Barnicoat
Porsche 911 RSR-19 180
25 LMGTE-Am 77 Dempsey-Proton Racing Christian Ried
Sebastian Priaulx
Harry Tincknell
Porsche 911 RSR-19 180
26 LMGTE-Am 85 Iron Dames Rahel Frey
Michelle Gatting
Sarah Bovy
Ferrari 488 GTE Evo 179
27 LMGTE-Am 777 D'station Racing Satoshi Hoshino
Tomonobu Fujii
Charlie Fagg
Aston Martin Vantage AMR 179
28 LMGTE-Am 21 AF Corse Simon Mann
Christoph Ulrich
Toni Vilander
Ferrari 488 GTE Evo 178
29 LMGTE-Am 60 Iron Lynx Claudio Schiavoni
Matteo Cressoni
Giancarlo Fisichella
Ferrari 488 GTE Evo 178
30 LMGTE-Am 54 AF Corse Thomas Flohr
Francesco Castellacci
Nick Cassidy
Ferrari 488 GTE Evo 178
31 LMP2 34 Inter Europol Competition Jakub Śmiechowski
Fabio Scherer
Esteban Gutiérrez
Oreca 07 174
32 LMGTE-Am 88 Dempsey-Proton Racing Fred Poordad
Patrick Lindsey
Julien Andlauer
Porsche 911 RSR-19 169
33 LMP2 10 Vektor Sport Nico Müller
Ryan Cullen
Mike Rockenfeller
Oreca 07 157
Ausgefallen
34 LMGTE-Am 71 Spirit of Race Franck Dezoteux
Pierre Ragues
Gabriel Aubry
Ferrari 488 GTE Evo 122
35 LMH 7 Toyota Gazoo Racing Mike Conway
Kamui Kobayashi
José María López
Toyota GR010 Hybrid 110
36 LMGTE-Am 46 Team Project 1 Matteo Cairoli
Mikkel Pedersen
Nicolas Leutwiler
Porsche 911 RSR-19 86

Nur in der Meldeliste

Zu diesem Rennen sind keine weiteren Meldungen bekannt.

Klassensieger

Klasse Fahrer Fahrer Fahrer Fahrzeug Platzierung im Gesamtklassement
LMH André Negrão Nicolas Lapierre Matthieu Vaxivière Alpine A480 Gesamtsieg
LMP2 Paul di Resta Oliver Jarvis Josh Pierson Oreca 07 Rang 4
LMGTE-Pro Michael Christensen Kévin Estre Porsche 911 RSR-19 Rang 17
LMGTE-Am Paul Dalla Lana David Pittard Nicki Thiim Aston Martin Vantage AMR Rang 21

Renndaten

  • Gemeldet: 36
  • Gestartet: 36
  • Gewertet: 33
  • Rennklassen: 4
  • Zuschauer: unbekannt
  • Wetter am Rennwochenende: erst warm und trocken, gegen Rennende Gewitter
  • Streckenlänge: 6,019 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 7:15:37,293 Stunden
  • Runden des Siegerteams: 194
  • Distanz des Siegerteams: 1167,686 km
  • Siegerschnitt: unbekannt
  • Pole Position: André Negrao – Alpine A480 (#36) – 1:47,707 = 201,739 km/h
  • Schnellste Rennrunde: André Negrao – Alpine A480 (#36) – 1:49,033 = 198,730 km/h
  • Rennserie: 1. Lauf zur FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft 2022
Commons: 1000-Meilen-Rennen von Sebring 2022 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neue BOP für den Toyota GR010 Hybrid
  2. Massive Einschränken für Toyota
  3. Pascal Vasselon zur neuen BOP
  4. Kritik an der BOP-Politik des ACO
  5. Schwerer Unfall von José María López im Toyota mit der Nummer 7
Vorgängerrennen
8-Stunden-Rennen von Bahrain 2021
FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft Nachfolgerennen
6-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps 2022
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