Altwarmbüchen
Gemeinde Isernhagen
Koordinaten: 52° 26′ N,  51′ O
Höhe: 58 m ü. NHN
Fläche: 8,47 km²
Einwohner: 9372 (1. Jan. 2021)
Bevölkerungsdichte: 1.106 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. März 1974
Eingemeindet nach: Warmbüchen
Postleitzahl: 30916
Vorwahl: 0511

Lage von Altwarmbüchen in Niedersachsen

Altwarmbüchens Zentrum vor dem Rathaus

Altwarmbüchen ([altvaɐ̯mbyːçən] ) ist eine Ortschaft der Gemeinde Isernhagen in der niedersächsischen Region Hannover und grenzt nordöstlich an die Stadt Hannover. Bezogen auf die Einwohnerzahl ist Altwarmbüchen die größte Isernhagener Ortschaft und mit dem Rathaus Sitz der Gemeinde Isernhagen.

Geografie

Altwarmbüchen liegt jenseits des nordöstlichen Stadtrandes von Hannover. Im Süden grenzt das Ortsgebiet an das ehemalige Altwarmbüchener Moor. Im Norden schließen sich beidseits der Wietze weite landwirtschaftlich genutzte Flächen an, die nach Isernhagen hin sanft ansteigen.

Die Lage mit seinen naturräumlichen und verkehrsgeographischen Voraussetzungen bot Altwarmbüchen ideale Möglichkeiten zur Entwicklung vom einstigen bäuerlichen Moordorf zu einer Kleinstadt im engsten Einzugsgebiet der Landeshauptstadt Hannover. Heute ist Altwarmbüchen dem dörflichen Dasein entwachsen und eingebettet in großzügige Naturflächen.

Insbesondere die Feldmark nach Norden und Westen bietet Spazierwege an. Im Süden liegt der Altwarmbüchener See, der ganzjährig von Radfahrern, Joggern und Badenden aufgesucht wird. Nahe dem Ortskern liegt inmitten der Ortschaft ein kleines Waldstück (Jacobi-Wäldchen), das seit den späten 1970er Jahren einen Trimm-Dich-Parcours besitzt. Nach Abflauen der Trimm-Dich-Welle wird es von den Ortsbewohnern als kleineres Naherholungsgebiet genutzt.

Geschichte

Das bäuerliche Moordorf Altwarmbüchen versorgte seit dem Mittelalter bis ca. 1750 die Stadt Hannover über einen neun Kilometer langen Schiffgraben (noch heute: ein stadthannoverscher Straßenname) insbesondere mit dem wichtigen Heizungsmaterial Torf aus dem Altwarmbüchener Moor. Torfabbau und -verkauf waren für die Altwarmbüchener Bauern der hauptsächliche Lebensunterhalt.

Ab 1781 lag Altwarmbüchen direkt an der neu gepflasterten und nunmehr befestigten Heerstraße von Hannover nach Celle. Das Straßendorf erlangte durch diesen neuen Postweg eine überörtliche Bedeutung. Die Gastwirtschaft Grethe wurde wichtiger Ausspann an der späteren Reichsstraße 3 (heute: Bundesstraße 3) zwischen Celle und Hannover. Ein solcher Pferdekutschenhalt bot Raum zur Unterbringung von Pferden und Wagen der Reisenden. Heute befindet sich an dieser Stelle das Hotel-Restaurant Hennies.

Während des Zweiten Weltkriegs lag Altwarmbüchen in der Einfallschneise alliierter Bomber von Großbritannien über Hannover insbesondere zu der kriegswichtigen deutschen Erdölraffinerie Deurag-Nerag in Misburg.

Aufgrund der Ratsentscheidung, Altwarmbüchen zum Rathaus-Zentrum der Gemeinde Isernhagens werden zu lassen (1974), aufgrund der Verkehrsberuhigung durch Verlegung der Bundesstraße 3 als Abschnitt der Bundesautobahn 37 in das Altwarmbüchener Moor (Moorautobahn, ca. 1976) und aufgrund der Stadtbahn-Anbindung Altwarmbüchens an die hannoversche Innenstadt (2006), wurde der Ortsteil erheblich aufgewertet.

Das Zentrum Altwarmbüchens ist überwiegend gekennzeichnet durch die in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren errichteten Wohnparks I und II. Dabei ist bei dem Wohnpark II aus der Frühzeit der 1970er mit seiner gelben Klinkerfassade bereits ein Trend zu effektiver und damit eher enger Bebauung zu erkennen. Demgegenüber zeichnet sich der Wohnpark I (Engelhardt-Häuser) durch seine lockere Bauweise aus. L-förmig angeordnete Wohnungsgruppen dämpfen den Verkehrslärm und schaffen große Grünflächen, die dadurch den Charakter von Innenhöfen annehmen.

Am Endpunkt der Stadtbahn entstand ein neues Quartier mit dem Projektnamen Wietzeaue. In dem Viertel befinden sich verschiedene Wohnformen, wie Doppel- und Reihenhäusern, Geschäftsgebäude und Eigentumswohnungen. Das Gelände ist etwa 20 ha groß.

Eingliederungen

Im Zuge der Gebietsreform in Niedersachsen, die am 1. März 1974 stattfand, wurden die zuvor selbständigen Gemeinden Altwarmbüchen, Kirchhorst und Neuwarmbüchen sowie der vier Isernhagen-Altdörfer (Farster Bauerschaft, Hohenhorster Bauerschaft, Kircher Bauerschaft und Niedernhägener Bauerschaft) in die neue Gemeinde Warmbüchen eingegliedert. Diese wurde am 1. Juni 1975 amtlich in Isernhagen umbenannt.

Religion

Die evangelisch-lutherische Christophorus-Kirche befindet sich an der Bernhard-Rehkopf-Straße. 1971 wurde das heutige Kirchengebäude errichtet, 1983 um einen Glockenturm ergänzt und 2023 saniert. Die gleichnamige Kirchengemeinde gehört zum Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen; zu ihr gehört auch die Kindertagesstätte Die Arche am Möwenkamp.

Die bisherige katholische Heilig-Kreuz-Kirche wurde 2015 profaniert. Das 1970/71 von Josef Fehlig als Beton-Fertigteilkirche errichtete Gotteshaus befand sich an der Bothfelder Straße nahe dem Rathaus. Seit 2010 gehörte die Kirche zur Pfarrgemeinde Heilig Geist in Hannover-Bothfeld. Gegenüber dem bisherigen Kirchenbau entstand ein neuer Bau nach Plänen des Architekten Oliver Arndt. Am 9. Januar 2016 legte Probst Martin Tenge den Grundstein für diese Kirche, die den gleichen Namen wie die bisherige trägt. Die neue Kirche wurde am 8. Januar 2017 von Bischof Norbert Trelle geweiht.

Politik

Ortsrat

Der Ortsrat von Altwarmbüchen setzt sich aus neun Ratsmitgliedern zusammen. Im Ortsrat befinden sich zusätzlich zehn beratende Mitglieder (SPD: 3, Gruppe Grüne: 2, CDU: 3, BSI: 1, Die Partei: 1).

(Stand: Kommunalwahl 12. September 2021)

Ortsbürgermeisterin

Die Ortsbürgermeisterin von Altwarmbüchen ist Sabine Wirth (CDU).

Wappen

Der Entwurf des Kommunalwappens von Altwarmbüchen stammt von dem Heraldiker und Wappenmaler Gustav Völker, der zahlreiche Wappen in der Region Hannover erschaffen hat. Die Genehmigung des Wappens wurde durch den Regierungspräsidenten in Lüneburg am 28. März 1962 erteilt.

Blasonierung:Geteilter Schild, oben in Grün ein silberner Moorspaten über silberner Moorhacke (Twicke), beide mit goldenem Stiel, unten von Silber und Schwarz schräggeteilt, oben ein rechtsgewandter, rot-gezungter, schwarzer Wolfskopf, unten eine silberne Wolfsangel.“
Wappenbegründung: Die Gemeinde Altwarmbüchen ist von ausgedehnten Moorflächen umgeben, die die Entwicklung der Gemeinde und das Leben seiner Einwohner seit Jahrhunderten beeinflusst haben. Im oberen Teil des Wappens sind daher zwei typische Geräte, wie sie früher zur wirtschaftlichen Nutzung des Moores verwendet wurden, nämlich Moorhacke und Moorspaten, dargestellt. Der untere Teil zeigt das Wappen des Landkreises Burgdorf, um die Zugehörigkeit der Gemeinde zu diesem Landkreis zu versinnbildlichen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Etwas abseits des stark frequentierten Gewerbegebietes in und an Altwarmbüchen mit eher städtischem Charakter, finden sich im alten, dörflichen Teil des Ortes viele gut erhaltene und gepflegte, alte Fachwerkhäuser.

Grünflächen und Naherholung

Nahe bei Altwarmbüchen liegt der Altwarmbüchener See in einem Naherholungsgebiet. Er ermöglicht mit zwei Sandstränden Badespaß und weitere Wassersportarten. Südöstlich von Altwarmbüchen, angrenzend an den Altwarmbüchener See, liegt das Altwarmbüchener Moor. Dabei handelt es sich um ein einstiges, 15 km² großes Hochmoor, dessen Moorvegetation seit dem Mittelalter durch bäuerlichen Torfabbau und Entwässerung stark geschädigt wurde. Vor allem die Bewohner aus Altwarmbüchen stachen im Nebenerwerb Torf und verkauften ihn als Brennmaterial auf Märkten im nahen Hannover.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • März: Volkslauf um den Altwarmbüchener See
  • August: Triathlon Altwarmbüchen mit olympischer Distanz und Kinder- und Jugendtriathlon
  • September: Moorfest
  • Dezember: Weihnachtsmarkt Altwarmbüchen

Sport

Wichtigster Sportverein des Ortes ist der TuS Altwarmbüchen, der mit seinem Vereinsheim am Altwarmbüchener See beheimatet ist und den ca. 1500 Mitgliedern ein breites Sportprogramm in acht Sparten anbietet.

Wassersport wird durch den Schwimmclub Altwarmbüchen von 2005 e. V. und den Wassersportverein Altwarmbüchen e. V. sowie durch den Tauchfreunde Altwarmbüchen e. V. angeboten.

Fotogalerie

Wirtschaft und Infrastruktur

Unternehmen

In Altwarmbüchen gibt es ein kleines Ortszentrum mit zahlreichen Geschäften. Abseits davon existieren auf der „Grünen Wiese“ nahe der A 2 zahlreiche Supermärkte, wie Bau- und andere Fachgeschäfte. Hier vor den Toren Hannovers stellen sie seit ihrem Entstehen in den 1970er Jahren eine erhebliche Konkurrenz für die Kaufhäuser der nahegelegenen Großstadt dar. Mit der Eröffnung eines großen Höffner-Möbelhauses im November 2015, am Eingang des A 2-Centers an der A 2-Autobahnabfahrt, ist hier ein bedeutender Möbel- und Einrichtungsstandort für den Raum Hannover entstanden.

Bildung

Schulbildung ermöglichen eine Grundschule, eine Hauptschule sowie ein Schulzentrum mit Realschule und Gymnasium. Seit August 2016 besteht an diesem Standort eine Integrierte Gesamtschule (IGS) für Isernhagen, Haupt- und Realschule nehmen seit der Gründung der IGS keine neuen Jahrgänge mehr auf.

Verkehr

Der Ortsteil ist verkehrsmäßig günstig gelegen und verfügt über Anbindungen an die Bundesautobahnen A 2, A 7 und A 37. Im Jahr 2006 wurde die Stadtbahnlinie 3 (WettbergenLahe) nach Altwarmbüchen verlängert.

Linie Verlauf Takt
3 Altwarmbüchen Noltemeyerbrücke Vier Grenzen Lister Platz Hauptbahnhof  Kröpcke Markthalle/Landtag Waterloo – Allerweg Bahnhof Linden/Fischerhof  – Wallensteinstraße Mühlenberger Markt – Wettbergen 10 min (werktags)
15 min (sonn-/feiertags)

Die Binnenerschließung und die Verbindungen mit anderen Isernhagener Ortsteilen sowie mit Nachbargemeinden übernehmen Buslinien des Großraum-Verkehrs Hannover (→ Siehe: Nahverkehr in Hannover).

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

  • Wilhelm Garbe (1859–1926), Maurer, Feldjäger im Sinne eines Feldaufsehers und Kutscher bei der Feuerwehr
  • Wilhelm Jänecke (1872–1928), Architekt, Kunsthistoriker, Baubeamter und Hochschullehrer
  • Ernst Jänecke (1875–1957), Chemiker

Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen

  • Wilfried Ziegemeier (1926–2013), Architekt, entwarf und Baute 1964 das Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Altwarmbüchen
  • Henning Haßmann (* 1963), Landesarchäologe für Niedersachsen, lebt in Altwarmbüchen
  • Yasmin Fahimi (* 1967), Gewerkschafterin (IG BCE), Politikerin (SPD), ehemalige Generalsekretärin der SPD (2014–2015), beamtete Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2016–2017), ab 2017 Mitglied des Bundestages, besuchte die Grundschule in Altwarmbüchen (1974–1978)
  • André Breitenreiter (* 1973), Bundesliga-Fußballtrainer, Jugendnationalspieler und DFB-Pokalsieger, Tätigkeit als Jugendtrainer in Altwarmbüchen (2010)
  • Oliver Pocher (* 1978), Moderator und Comedian, wuchs hier auf
  • Anke Kühn (* 1981), Hockeynationalspielerin und Olympiasiegerin von 2004, wuchs hier auf
  • Bastian Schulz (* 1985), Bundesliga-Fußballspieler, wuchs hier auf

Literatur

  • Heinz Koberg: Unser Isernhagen. Hrsg.: Gemeinde Isernhagen. Isernhagen März 1984.
  • Claudia Kempf-Oldenburg, Jes Tüxen: Isernhagen Chronik. Hrsg.: Gemeinde Isernhagen. Band 1. Isernhagen Dezember 1990.
  • Claudia Kempf-Oldenburg, Jes Tüxen: Isernhagen Chronik. Hrsg.: Gemeinde Isernhagen. Band 2. Isernhagen Dezember 1992.
  • AKS Werbegesellschaft mbH (Hrsg.): Altwarmbüchen. 800 Jahre Geschichte und Ereignisse rund um Altwarmbüchen. Isernhagen 1997.
  • Gemeindearchiv Isernhagen (Hrsg.): 825 Jahre Altwarmbüchen. Isernhagen: Eigenverlag 2023, S. 8–14.
Commons: Altwarmbüchen – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Zahlen und Fakten. In: Website Gemeinde Isernhagen. 1. Januar 2021, abgerufen am 13. Dezember 2021.
  2. Carina Bahl: Baugebiet Wietzeaue ist ausgebucht. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Website Hannoversche Allgemeine Zeitung. 14. Oktober 2013, archiviert vom Original am 13. Dezember 2021; abgerufen am 13. Dezember 2021.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 222.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 197.
  5. Kirchort Heilig Kreuz – Entstehung & Geschichte. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Website Katholische Pfarrgemeinde Heilig Geist. Archiviert vom Original am 21. Juli 2015; abgerufen am 13. Dezember 2021.
  6. Katholische Nachrichten-Agentur, 9. Januar 2017.
  7. 1 2 Ortsrat Altwarmbüchen. In: Website Gemeinde Isernhagen. Abgerufen am 13. Dezember 2021.
  8. Sabine Wirth (CDU) ist neue Ortsbürgermeisterin von Altwarmbüchen. In: Website Hannoversche Allgemeine Zeitung. 10. November 2021, abgerufen am 13. Dezember 2021.
  9. 1 2 Landkreis Hannover (Hrsg.): Wappenbuch des Landkreises Hannover: 100 Jahre Landkreis Hannover. Selbstverlag, Hannover 1985, OCLC 256065728, S. 196–197 (543 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 26. Februar 2022]).
  10. Volkslauf um den Altwarmbüchener See. In: Website Schwimmclub Altwarmbüchen von 2005 e. V. Abgerufen am 13. Dezember 2021.
  11. Altwarmbüchener Triathlon. In: Website Schwimmclub Altwarmbüchen von 2005 e. V. Abgerufen am 13. Dezember 2021.
  12. Das ist das Programm für das Moorfest 2023 im Zentrum von Altwarmbüchen. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 2. September 2023, abgerufen am 4. September 2023.
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