Atari 600XL |
Hersteller |
Hauptentwickler |
Mark Lutvak (Leitung), Joe Decuir (ANTIC), George McLeod (GTIA), Doug Neubauer (POKEY), Steve Mayer Research Lab (Hardware, Betriebssystem), Regan Cheng (Gehäuse) |
Verkaufsstart und Neupreis |
Oktober 1983 für 199 US-Dollar November 1983 für 159 £ November 1983 für 549 DM November 1983 für 2500 F |
Einstellung der Produktion |
Mitte 1984 |
Hauptprozessor |
6502 „Sally“ @ 1,79 MHz (NTSC) 6502 „Sally“ @ 1,77 MHz (PAL) |
Arbeitsspeicher ab Werk |
16 KB DRAM |
Grafikausgabe |
Diverse Text- und Grafikmodi 8 monochrome Sprites („Player“ und „Missiles“) Farbauswahl aus einer Palette von 256 Farben |
Tonausgabe |
4 Tongeneratoren (Ausgabe via TV) |
Lieferumfang (USA) |
Computer, Netzteil, Anleitung, zwei Styroporschalen, Verpackung |
Der Atari 600XL ist ein Heimcomputer des US-amerikanischen Herstellers Atari, Inc. Er basiert auf einer eigens für Atari gefertigten Variante des Mikroprozessors 6502.
Der Computer ist eine Weiterentwicklung des Atari 1200XL, der wegen technischer Probleme keine nennenswerte Verbreitung gefunden hatte. Die elektronischen Hauptbestandteile des Atari 1200XL blieben weitestgehend erhalten, lediglich das optische Erscheinungsbild und technische Details sowohl zur Erweiterbarkeit als auch zur Produktionsvereinfachung wurden überarbeitet. Als Einsteigergerät und direkten Konkurrenten zum Texas Instruments TI-99/4A und Commodore VC 20 stattete der Hersteller den Rechner mit 16 Kilobyte (KB) Arbeitsspeicher und der Programmiersprache BASIC aus.
Das Gerät kam von umfangreichen Werbekampagnen begleitet im Spätherbst 1983 weltweit in den Handel. Kurz nach der Übernahme von Atari durch Jack Tramiel im Juli 1984 wurde die Produktion zugunsten des profitableren und mit 64 KB Arbeitsspeicher ausgestatteten Atari 800XL eingestellt. Restbestände im sechsstelligen Stückzahlenbereich waren noch bis vermutlich Mitte 1985 vor allem in Europa erhältlich.
Die Fachpresse lobte das ansprechende Äußere, die gute Verarbeitung, das eingebaute Atari BASIC und das große Angebot an Peripheriegeräten und Programmen.
Geschichte
Weil die seit 1979 produzierten Heimcomputer Atari 400 und Atari 800 bereits in die Jahre gekommen waren und der Nachfolger Atari 1200XL wegen technischer Probleme wenig erfolgreich war, sollten zeitgemäße Geräte Atari aus der wirtschaftlichen Krise führen. Insbesondere im Niedrigpreissegment erhoffte man sich, Commodore International und Texas Instruments Marktanteile abnehmen zu können.
Entwicklung und Prototypen
Entsprechend der damaligen Konkurrenzsituation plante Atari mit zwei verschiedenen Konfigurationen des neuen Rechners: ein für gehobene Ansprüche gedachtes Modell mit 64 KB Arbeitsspeicher – der spätere Atari 800XL – und eine abgerüstete Variante für Einsteiger mit nur 16 KB Arbeitsspeicher. Als technische Grundlage diente die Systemarchitektur der Vorgängermodelle, das Gehäusedesign wurde vom Atari 1200XL übernommen. Zusätzlich integrierten die Ingenieure die Programmiersprache Atari BASIC und einen Anschluss für Erweiterungen. Der Schacht für Steckmodule wurde wie bei den Modellen Atari 400 und 800 wieder an die Gehäuseoberseite verlegt, nachdem sich der seitliche Schacht des Atari 1200XL als weniger benutzerfreundlich erwiesen hatte. Nach dreimonatiger Entwicklungszeit waren Anfang Juni 1983 erste Prototypen der Einsteigervariante vorführbereit.
Den zwischenzeitlich Atari 600XL genannten Computer präsentierte Atari erstmals im Juni 1983 auf der Consumer Electronics Show (CES) in Chicago. Neben dem Einzelvertrieb des Rechners kündigte Atari dort auch Bündelangebote an, zum Beispiel das für die Softwareerstellung bestimmte Programming System und das auf Spieler zugeschnittene Entertainment System. Vom Hersteller eigens eingeladene Vertreter der Atari-Anwendergruppen, der Usergroups, erhielten auf der CES die Möglichkeit zur Begutachtung der neuen Geräte. Dadurch erhoffte sich Atari eventuell vorhandene Schwachstellen noch vor Aufnahme der Produktion aufdecken zu können, womit ein Scheitern wie beim Vorgängermodell Atari 1200XL vermieden werden sollte. Im Juli erfolgte die Abnahme zur elektromagnetischen Verträglichkeit durch die US-amerikanische Federal Communications Commission (FCC) – eine maßgebliche Voraussetzung zur Verkaufbarkeit des Geräts in den USA.
Bis Ende August waren auch die Entwicklungsarbeiten zur Anpassung des Rechners an die verschiedenen Fernsehnormen abgeschlossen worden. Entsprechende Geräte zum Anschluss an PAL-Fernseher wurden der Fachpresse daraufhin im September in London vorgestellt, der breiten Öffentlichkeit waren sie auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin zugänglich. Die SECAM-Variante war erstmals Anfang Oktober auf einer Messe im französischen Cannes zu sehen. Die Überführung des Atari 600XL in die Produktion nach Hongkong erfolgte nach einem Wechsel in Ataris Führungsspitze mit einmonatiger Verzögerung, genauso wie die Herstellung der für den europäischen Markt bestimmten Geräte in Irland.
Vermarktung
Der Hersteller pries seinen Atari 600XL unter dem Slogan „As your experience grows so can your Atari 600XL“ („Der Atari 600XL wächst mit Ihnen“) als erweiterbares Einsteigergerät hauptsächlich für Unterhaltungs- und Bildungszwecke an. Dabei bediente man sich großformatiger Zeitungsanzeigen und Werbefilme für das Fernsehen. Eine Schlüsselrolle spielte dabei der bereits im Juni 1983 als offizieller Werbeträger vorgestellte US-amerikanische Schauspieler Alan Alda. Dessen fünfjährigem und rund fünf Millionen US-Dollar teurem Engagement gingen umfangreiche Marktforschungsmaßnahmen seitens Atari voraus.
Markteinführung und Lieferschwierigkeiten
Der Atari 600XL kam im Oktober in Nordamerika für 199 US-Dollar in den Handel und war dort vor allem bei großen Verkaufsketten wie Sears, J.C. Penney und Kmart erhältlich. In der Bundesrepublik Deutschland war er bereits Anfang September erschienen und kostete rund 550 DM. Die deutsche Zweigstelle Ataris betonte in ihrer Werbung unter dem Motto „Mehr als Spaß“ vor allem die vielseitige Einsetzbarkeit des Computers sowohl für Anwendungen als auch für Spiele. Durch die anfänglichen Produktionsverzögerungen konnten selbst mithilfe teurer Luftfrachteinfuhren bis Weihnachten von Atari lediglich 60 Prozent der vorbestellten Geräte ausgeliefert werden. Bis Ende 1983 war die gesamte Jahresproduktion des Atari 600XL ausverkauft worden.
Preiserhöhung, Bündelangebote, Olympia und Einsatz in Arcade-Automaten
- Das Logo der Olympischen Sommerspiele 1984
Zu Beginn des Jahres 1984 erhöhte Atari die Preise der neuen XL-Computer in Nordamerika um 40 US-Dollar, um im mittlerweile aufgekommenen ruinösen Heimcomputer-Preiskampf kostendeckend wirtschaften zu können. Nur wenig später brachte man die seit längerem angekündigten Bündelangebote mit Drucker, Spielen usw. in den Handel. Im Rahmen der großangelegten Vermarktungsbemühungen beteiligte sich Atari als alleiniger Sponsor für Heimcomputer und Videospiele zudem an den Olympischen Spielen, die im Sommer 1984 in Los Angeles stattfanden. Atari erhielt damit das Recht, sämtliche Olympia-Logos und -Bezeichnungen für seine Produktwerbung einsetzen zu dürfen. Beispielsweise avancierte der Atari 600XL so zum „Official Home Computer of the 1984 Olympics“. Daneben schloss Atari Verträge über umfassende Fernsehwerbung, um möglichst viele potentielle Interessenten erreichen zu können. Neben den klassischen Einsatzgebieten wie privaten Haushalten und Schulen wurde der Atari 600XL auch als zentrale Steuerungseinheit für Videospieleautomaten der US-amerikanischen Firma Exidy eingesetzt.
Stagnierende Verkäufe, Vorstellung der XE-Nachfolgemodelle und Ausverkauf
Trotz aller Werbemaßnahmen sanken die Verkaufszahlen des Atari 600XL im ersten Halbjahr 1984 immer weiter. Nach der für die gesamte Computerbranche völlig unerwarteten Übernahme von Atari durch Jack Tramiel im Juli 1984 wurde schließlich die Einstellung der Produktion bekanntgegeben. Restbestände im sechsstelligen Stückzahlenbereich wurden binnen kurzer Zeit an den Handel veräußert. Zu Beginn des Jahres 1985 stellte Atari die Atari-ST-Baureihe, seine neueste Generation von Heimcomputern vor. Daneben hatte Atari auch seine 8-Bit-Heimcomputer einer Verjüngungskur unterzogen und mit neuem Gehäuse und verbesserter Technik ausgestattet. Mit der Präsentation dieser neuen Atari-XE-Baureihe wurde gleichzeitig der Ausverkauf der XL-Modelle eingeläutet. In der Bundesrepublik Deutschland beispielsweise war dadurch der Preis des Atari 600XL auf 345 DM gefallen. Von den beiden Modellen Atari 600XL und 800XL konnten bis Mitte 1985 allein in der BRD zusammen mindestens 100.000 Geräte verkauft werden.
Moderne Nachbauten
Die überschaubare Architektur des Systems und umfangreiche Dokumentationen des Herstellers ermöglichen den miniaturisierten Nachbau der Elektronik des Atari 600XL und dazu kompatibler Modelle mit heutigen technischen Mitteln bei gleichzeitig überschaubarem Aufwand. Eine solche moderne Realisierung erfolgte erstmals 2014 – wie bei anderen Heimcomputersystemen auch – als Implementierung auf einem programmierbaren Logikschaltkreis (FPGA) nebst Einbettungssystem. Die Nachbildung mittels FPGA-Technologie war zunächst lediglich als technische Machbarkeitsstudie gedacht, stellte jedoch im Nachhinein auch ihren praktischen Nutzen unter Beweis: Durch die Miniaturisierung und die Möglichkeit des Batteriebetriebs ist sie eine leicht verstaubare, zuverlässig arbeitende und transportable Alternative zur originalen schonenswerten Technik.
Technische Daten
Im Gehäuse des Atari 600XL befindet sich eine einzelne Platine, die alle elektronischen und weitere mechanische Komponenten wie Buchsen und Stecker des Computers enthält.
Hauptprozessor
Im Unterschied zu den Vorgängermodellen Atari 400 und 800 wird beim Atari 600XL eine spezielle Version des Mikroprozessors MOS 6502 mit dem Namen Sally eingesetzt, die die Anzahl der elektronischen Bauelemente im Computer deutlich zu verringern half. Die CPU kann auf einen Adressraum von 65536 Byte zugreifen, was auch die theoretisch mögliche Obergrenze des Arbeitsspeichers von 64 Kilobytes (KB) festlegt. Der Systemtakt beträgt bei PAL-Geräten 1,77 MHz, für solche mit NTSC-Ausgabe dagegen 1,79 MHz.
Spezialbausteine zur Erzeugung von Grafik und Ton
Wesentlicher Bestandteil der Rechnerarchitektur sind die drei von Atari entwickelten Spezialbausteine Alphanumeric Television Interface Controller (ANTIC), Graphic Television Interface Adapter (GTIA) und Potentiometer And Keyboard Integrated Circuit (POKEY). Sie sind funktionell derart konzipiert, dass sie innerhalb ihres Aufgabenbereiches flexibel einsetzbar sind und gleichzeitig die CPU entlasten.
Die beiden Grafikbausteine ANTIC und GTIA erzeugen das am Fernseher oder Monitor angezeigte Bild. Dazu sind zuvor vom Betriebssystem oder den Benutzer im Arbeitsspeicher entsprechende Daten zu hinterlegen. Die Fähigkeiten dieser beiden Spezialbausteine zusammengenommen verleihen den Darstellungsmöglichkeiten der Atari-Rechner eine von anderen damaligen Heimcomputern unerreichte Flexibilität. Im dritten Spezialbaustein POKEY sind weitere elektronische Komponenten zusammengefasst. Diese betreffen im Wesentlichen die Tonerzeugung für jeden der vier Tonkanäle, die Tastaturabfrage und den Betrieb der seriellen Schnittstelle Serial Input Output (SIO) zur Kommunikation des Rechners mit entsprechenden Peripheriegeräten.
Durch die hochintegrierte Ausführung (LSI) vereinen die Spezialbausteine viele elektronische Komponenten in sich und senken dadurch die Anzahl der im Rechner benötigten Bauteile, was wiederum eine nicht unerhebliche Kosten- und Platzersparnis mit sich bringt. Nicht zuletzt weil ihre Konstruktionspläne nie veröffentlicht wurden, waren sie mit damaliger Technik nicht wirtschaftlich zu kopieren, womit der in der Heimcomputerbranche durchaus übliche illegale Nachbau von Computern für den Atari 600XL ausgeschlossen werden konnte.
Grafikstufe | Anzeigeart | Auflösung (Pixel) | Farben | Speicherbedarf (Bytes) |
---|---|---|---|---|
0 | normaler Text | 40 × 24 | 2 | 992 |
1 | Großtext | 20 × 24 | 5 | 672 |
2 | 20 × 12 | 5 | 420 | |
3 | Punktgrafik | 40 × 24 | 4 | 432 |
4 | 80 × 48 | 2 | 696 | |
5 | 4 | 1176 | ||
6 | 160 × 96 | 2 | 2184 | |
7 | 4 | 8138 | ||
8 | 320 × 192 | 2 | ||
9 | GTIA-Modi | 80 × 192 | 16 | |
10 | 9 | |||
11 | 16 | |||
12 | Text (Zeichensatz) | 40 × 24 | 5 | 1152 |
13 | 40 × 12 | 5 | 660 | |
14 | Punktgrafik | 160 × 192 | 2 | 4296 |
15 | 4 | 8138 |
Speicher und Speicheraufteilung
Der von der CPU und ANTIC ansprechbare Adressraum segmentiert sich beim Atari 600XL in verschiedene Abschnitte unterschiedlicher Größe. Aus praktischen Gründen ist es üblich, für deren Adressen anstelle der dezimalen Notation die hexadezimale zu verwenden. Ihr wird zur besseren Unterscheidbarkeit üblicherweise ein $-Symbol vorangestellt. Den Adressen von 0 bis 65535 in dezimaler Notation entsprechen im hexadezimalen System die Adressen $0000 bis $FFFF.
Der Bereich von $0000 bis $BFFF ist hauptsächlich für Arbeitsspeicher vorgesehen, wobei ab Werk lediglich der Bereich von $0000 bis $3FFF (16 KB) zur Verfügung steht. Dieser ist auch nicht vollständig durch den Benutzer verwendbar, denn fast im gesamten Bereich von $0000 bis $06FF hält das OS für den laufenden Betrieb benötigte Variablen vor. Wird der Selbsttest aktiviert, werden die zugehörigen Programmroutinen aus dem Festwertspeicher in den Adressblock von $5000 bis $57FF kopiert. Bei eingestecktem Modul mit 8 KB Festwertspeicher wird dessen Inhalt in den Bereich von $A000 bis $BFFF anstelle des dort sonst befindlichen BASIC eingeblendet. Verfügt das Steckmodul über 16 KB Festwertspeicher, reicht der Inhalt von $8000 bis $BFFF. Ab $C000 schließt sich das Betriebssystem an. Die Adressen der Spezialbausteine ANTIC, GTIA, POKEY und anderer Hardwarebestandteile befinden sich innerhalb eines von $D000 bis $D7FF reichenden Input/Output Block genannten Segmentes. Von $D800 bis zur oberen Speichergrenze $FFFF sind die restlichen Bestandteile des Betriebssystems und Treiber der über die parallele Schnittstelle angeschlossenen Geräte untergebracht. Ist der Atari 600XL beispielsweise mithilfe der Atari 1064 Speichererweiterung aufgerüstet, können durch Abschalten des OS und des BASIC maximal 62 KB RAM genutzt werden.
Nach dem Einschalten des Rechners liest die CPU die Inhalte der ROM-Bausteine mit dem Betriebssystem aus und prüft zunächst den Modulschacht und startet gegebenenfalls das darauf befindliche Programm. Ist kein Modul vorhanden wird im nächsten Schritt der Status der Funktionstasten Option und Start abgefragt. Die gedrückte Option-Taste veranlasst das Betriebssystem das eingebaute BASIC des Computers zu deaktivieren und stattdessen beispielsweise ein ausführbares Programm von einem angeschlossenen Diskettenlaufwerk zu laden. Bei gleichzeitig gedrückter Start-Taste während des Einschaltens erfolgt das Laden eines ausführbaren Programms vom angeschlossenen Datenrekorder. Ist keine der beiden genannten Funktionstasten aktiv, startet der Computer das eingebaute BASIC und meldet sich mit der Eingabeaufforderung „READY“ und dem darunter befindlichem Cursor.
Schnittstellen für Ein- und Ausgabe
Als Verbindungen zur Außenwelt dienen zwei Kontrollerbuchsen an der rechten Seite des Gehäuses, ein Schacht zur ausschließlichen Verwendung von ROM-Steckmodulen auf der Oberseite, ein koaxialer HF-Antennenanschluss für den Fernseher sowie eine Buchse der proprietären seriellen Schnittstelle (Serial Input Output, kurz SIO) auf der Rückseite. Letztere dient dem Betrieb von entsprechend ausgestatteten „intelligenten“ Peripheriegeräten, wobei ein von Atari speziell für diesen Zweck entwickeltes Übertragungsprotokoll und Steckersystem zum Einsatz kommen. Drucker, Diskettenlaufwerke und andere Geräte mit durchgeschleiften SIO-Buchsen können so mit nur einem einzigen Kabeltyp „verkettet“ angeschlossen werden. Daneben verfügt der Atari 600XL im Gegensatz zum Atari 1200XL über eine parallele Erweiterungsschnittstelle, deren Anschluss in der Rückseite des Gehäuses verbaut ist. Der darin herausgeführte Systembus erlaubt beispielsweise den Betrieb der Speichererweiterung Atari 1064 oder eines externen Bauelementeträgers wie der Erweiterungsbox Atari 1090, die jedoch nie in den Handel gelangte.
Peripheriegeräte
Der Atari 600XL ist grundsätzlich mit allen von Atari früher wie auch später veröffentlichten Peripheriegeräten für die 400, 800 und XL- sowie XE-Reihe betreibbar. Im Folgenden wird ausschließlich und auch nur knapp auf die im XL-Design erhältlichen eingegangen.
Massenspeicher
- Kompaktkassette
- 5¼″-Diskette
In Zusammenhang mit vor allem westlichen Heimcomputern der 1980er Jahre kamen zur Datensicherung hauptsächlich Kassettenrekorder und Diskettenlaufwerke, im professionellen Umfeld bei den Personalcomputern zunehmend auch Fest- und Wechselplattenlaufwerke zum Einsatz. Die günstigste Variante der Datenaufzeichnung durch Kompaktkassetten hat im Allgemeinen den Nachteil niedriger Datenübertragungsraten und damit langer Ladezeiten, wohingegen die wesentlich schnelleren und verlässlicheren Disketten- und Plattenlaufwerke sehr viel teurer in der Anschaffung waren. Bei Veröffentlichung des Atari 600XL standen ihm Programmrekorder aber auch Diskettensysteme wie etwa die Floppy Atari 1050 als Massenspeicher zur Verfügung. Die noch zum Betrieb mit dem Atari 800 geeigneten Festplattensysteme der Firma Corvus sind aufgrund einiger beim 600XL nicht mehr vorhandener Anschlüsse nicht länger verwendbar.
Kassettensysteme
Im Gegensatz zu anderen zeitgenössischen Heimcomputern wie beispielsweise dem Tandy TRS-80 oder dem Sinclair ZX81 kann der Atari 600XL zum Speichern von Daten nicht mit handelsüblichen Kassettenrekordern betrieben werden. Vielmehr benötigt er ein auf seine serielle Schnittstelle abgestimmtes Gerät – den Atari 1010 Programmrekorder. Die durchschnittliche Datenübertragungsrate beträgt dabei 600 Bit/s; auf einer 30-Minuten-Kassette finden 50 KB an Daten Platz. Daneben verfügt der Atari 1010 noch über die Besonderheit eines Stereo-Tonkopfes, wodurch parallel zum Lesevorgang das Abspielen von Musik oder gesprochenen Benutzungsanweisungen möglich ist. Aus Gründen der Kosten- und Platzersparnis ist im Gerät kein Lautsprecher verbaut, die Audiosignale werden vielmehr über das SIO-Kabel via POKEY am Fernsehgerät ausgegeben.
Diskettensysteme
Mit Einführung des Atari 600XL war auch ein gestalterisch darauf abgestimmtes Diskettenlaufwerk erhältlich, die Floppystation Atari 1050. Mit dem Atari-1050-Diskettenlaufwerk können 5¼″-Disketten einseitig beschrieben werden, womit sich bis zu 127 KB Daten abspeichern lassen. Das ursprünglich mit dem Laufwerk ausgelieferte Diskettenbetriebssystem DOS 2.0s unterstützt lediglich einfache Schreibdichte (engl. Single Density). Damit lassen sich 88 KB an Daten auf einer Diskettenseite ablegen, wobei ein Sektor 128 Bytes enthält. Es wurde ab Mitte 1984 durch DOS 3.0 abgelöst, das die Atari-spezifische Betriebsart Enhanced Density unterstützt. Im Gegensatz zu doppelter Schreibdichte (engl. Double Density) wird nicht die Byteanzahl pro Sektor, sondern die Anzahl der Sektoren pro Spur erhöht, was zu der damals unüblichen Speicherkapazität von 127 KB führt. Hauptsächlich die Inkompatibilität von DOS 3.0 zu seiner Vorgängerversion DOS 2.0s führte schließlich 1985 zur Veröffentlichung des in vielerlei Hinsicht verbesserten DOS 2.5. Das Atari-1050-Diskettenlaufwerk kostete Mitte 1984 etwa 450 US-Dollar.
Zusammen mit Erscheinen des 600XL war eine Vielzahl von Atari-kompatiblen Diskettenlaufwerken diverser Dritthersteller erhältlich, die fast alle mit doppelter Schreibdichte arbeiteten. Dazu zählten Geräte von Percom, das Rana 1000 für 400 US-Dollar und das Doppellaufwerk Astra 1620 für 600 US-Dollar. Im Laufe des Jahres 1984 kamen weitere leistungsfähige Diskettenlaufwerke hinzu: das Percom AT-88 für 420 US-Dollar, das Trak AT-D2 für 500 US-Dollar, das für zweiseitiges Beschreiben von Disketten geeignete Trak AT-D4 und das Indus GT für 500 Dollar. Eine Besonderheit bildeten das Amek AMDC I für 550 US-Dollar und das Doppellaufwerk Amek AMDC II für 760 US-Dollar, die beide auf damals selten gebrauchten 3″-Disketten basieren. Viele der Drittlaufwerke enthielten neben dem Anschluss- und Dokumentationsmaterial auch ein Diskettenbetriebssystem wie beispielsweise Smart DOS und DOS XL.
Ausgabegeräte
Die Bildausgabe des Atari 600XL kann via eingebautem HF-Modulator an einem handelsüblichen Farb- oder Schwarz-Weiß-Fernsehgerät erfolgen. Mangels Monitorbuchse war mit der US-amerikanischen Version ein Betrieb mit den wesentlich augenfreundlicheren Monitoren nicht möglich.
Zur schriftlichen Fixierung von Text und Grafik dienen der Vierfarbplotter Atari 1020 für 299 US-Dollar, der nadelbasierte Drucker Atari 1025 und das mit Kugelkopf ausgestattete Schönschreibmodell Atari 1027. Drucker von den meisten Fremdherstellern werden mithilfe von Zusatzgeräten, den Printer Interfaces, betrieben. Angeschlossen an Ataris SIO-Buchse stellen sie Standardschnittstellen wie RS-232 oder Centronics bereit. Damit können dann Typenraddrucker wie der Transstar 120, Tintenstrahldrucker wie der Hewlett-Packard Thinkjet und Nadeldrucker wie der Gemini 10X angeschlossen werden. Neben den einfarbigen Druckern ist so auch der Einsatz von damals teureren farbfähigen Thermodruckern wie dem Okimate 10 oder dem nadelbasierten Farbmodell Seikosha GP-700A möglich. Neben dem Printer Interface benötigen die Drucker zur korrekten Ausgabe zusätzlich spezielle Programme, die Printer Driver.
Daneben existieren von Fremdherstellern eine Fülle von Ausgabezusätzen: Angefangen bei der zur Sprachausgabe gedachten The Voicebox und The Voicebox II von The Alien Group über eine selbstzubauende 3-D-Brille zum Betrachten von stereografischen Inhalten am Fernseher bis hin zum programmierbaren Robotergreifarm werden alle damals interessierenden Teilbereiche abgedeckt.
Eingabegeräte
Die Schreibmaschinentastatur des Atari 600XL enthält insgesamt 56 Einzeltasten, eine Leer- und vier Funktionstasten.
Zur komfortableren Bedienung von Malprogrammen etablierten sich rasch Grafiktabletts, die mithilfe einer berührungsempfindlichen Oberfläche die Position eines mitgelieferten Malstiftes (Stylus) bestimmen und durch entsprechende Software die gewünschten Aktionen am Bildschirm erzeugen. Im Gegensatz zu Zeichenprogrammen, die auf Joystickeingaben basieren, erlauben Grafiktabletts ein schnelleres und damit auch effizienteres Arbeiten insbesondere bei der Erstellung von Bildern. Zu den für die Atari-XL-Computer Ende 1984 erhältlichen zählten das Touch Tablet von Atari für etwa 90 US-Dollar, das Koala Touch Tablet von Koala Technologies für etwa 125 US-Dollar und das Power-Pad von Chalk Board. Die Benutzung von Grafiktabletts setzt dafür geeignete Grafikprogramme wie beispielsweise den Micro Illustrator voraus.
Eine weitere Alternative zur Eingabe von Grafikdaten per Joystick stellt die Benutzung eines Lichtstiftes dar. Mithilfe dieses Geräts kann direkt auf dem Bildschirm gezeichnet beziehungsweise ein Programm bedient werden. Die Funktionsweise der Lichtstifte basiert auf der Positionsbestimmung des Elektronenstrahls eines Bildausgabegerätes und ist somit auf kathodenröhrenbasierte Geräte beschränkt. Im Herbst 1984 waren Lichtstifte von vier verschiedenen Herstellern erhältlich: der Light Pen von Atari für knapp 100 US-Dollar, der Edumate Light Pen von Futurehouse für etwa 35 US-Dollar, der Tech Scetch Light Pen in verschiedenen Versionen ab 40 US-Dollar und der Mc Pen von Madison Computer für 49 US-Dollar. Im Lieferumfang enthalten war jeweils Software, wobei das von Atari auf Steckmodul gelieferte Malprogramm Atari Graphics als das leistungsfähigste eingestuft wurde.
Speichererweiterungen
Durch den aus dem Gerät herausgeführten Parallelbus ist der Anschluss leistungsfähiger Erweiterungen möglich. Eine der ersten für den Atari 600XL kommerziell erhältlichen Erweiterungen war das Microram 64K Memory Board des US-amerikanischen Unternehmens Microbits Peripheral Products. Noch vor Ataris offizieller Speichererweiterungseinheit Atari 1064 im Juni 1984 für knapp 150 US-Dollar auf den Markt gebracht, ermöglichte es den Ausbau des Arbeitsspeichers auf die maximal möglichen 64 KB. Bis Ende 1984 folgten von verschiedenen Herstellern weitere, unterschiedlich konfigurierte Aufrüstungmodule für den Arbeitsspeicher.
Software
Wie bei anderen Heimcomputern der 1980er Jahre auch erfolgte der Vertrieb kommerzieller Software auf verschiedenen Datenträgern. Die insbesondere bei Spieleherstellern beliebten preiswerten Kompaktkassetten waren durch die starke mechanische Beanspruchung des Magnetbandes allerdings sehr anfällig für Fehler und ihr Einsatz war oft mit langen Ladezeiten verbunden. Zudem sind mit Datasetten bestimmte Betriebsarten wie die beispielsweise zum Betrieb von Datenbanken vorteilhafte relative Adressierung nicht möglich. Bei den in der Herstellung vielfach teureren Steckmodulen dagegen standen die darin enthaltenen Programme sofort nach dem Einschalten des Computers zur Verfügung, was insbesondere bei Systemsoftware und oft genutzten Anwendungen von großem Vorteil war. Den besten Kompromiss zwischen Ladezeit, möglichen Betriebsarten, Verlässlichkeit und Speicherkapazität erzielten die Disketten. Deren Verwendung wurde bei Veröffentlichung des Atari 600XL durch die Diskettenlaufwerke von Atari und die von anderen Herstellern unterstützt.
Die Programmpalette für den Atari-600XL-Computer umfasste neben der von Atari und Atari Program Exchange (APX) vertriebenen Auswahl kommerzieller Programme auch von Drittherstellern entwickelte und in Zeitschriften und Büchern publizierte Software (Listings) zum Abtippen. Die kommerziellen Programme wurden auf Steckmodul, Diskette und Kassette angeboten. Durch die im Vergleich zu den 1983 und 1984 angebotenen Computern noch sehr teuren Diskettenlaufwerke waren für viele Heimcomputersysteme Steckmodule und Kompaktkassetten die am häufigsten verwendeten Datenträger.
Von der in Umlauf befindlichen Software machten illegale Kopien („Raubkopien“) stets einen großen Teil aus und stellten damit kleinere Softwareentwickler häufig vor existentielle wirtschaftliche Schwierigkeiten. Daraufhin wurden zunehmend Kopierschutzsysteme insbesondere bei Spielen als der meistverkauften Software eingesetzt.
Betriebssystem
Die Konfiguration und Initialisierung der Atari-600XL-Hardware nach dem Einschalten beziehungsweise nach einem Reset fällt in den Aufgabenbereich des im Festwertspeicher untergebrachten Betriebssystems. Die Unterprogramme dieses 16 KB umfassenden Operating System (OS) steuern verschiedene Systemprozesse, die auch vom Benutzer angestoßen werden können. Dazu gehören die Durchführung von Ein- und Ausgabeoperationen wie etwa die Tastatur- und Joystickabfrage, Fließkommaberechnungen, die Abarbeitung von Systemprogrammen nach Unterbrechungen (Interrupts) und die Bereitstellung eines Unterprogramms zum Erzeugen der verschiedenen Grafikmodi. Als Neuerung gegenüber den 400/800-Computern verfügt das Betriebssystem über ein Diagnoseprogramm zum Selbsttest des Computers. Damit kann die Funktionsfähigkeit beispielsweise des Arbeitsspeichers oder der Tonerzeugung getestet werden. Da das auf dem Atari 1200XL basierende Betriebssystem des Atari 600XL nicht vollständig angepasst wurde, kommt es beispielsweise bei der Tastaturdiagnose des Atari 600XL zur Anzeige von Tasten, die nur beim Atari 1200XL zu finden sind.
Die Startadressen der einzelnen Unterprogramme sind an zentraler Stelle in Form einer Sprungtabelle zusammengefasst. Diese befindet sich bei allen Atari-Computern stets im selben Speicherbereich, womit die Kompatibilität mit früheren und späteren Betriebssystem-Revisionen gewahrt werden soll. Einige Programme benutzen jedoch entweder aus Unkenntnis ihrer Programmierer oder aus Kopierschutzgründen heraus diese Tabelle nicht, sondern rufen stattdessen die betreffenden Unterroutinen des Betriebssystems direkt auf. Da viele dieser Unterprogramme im Atari 600XL nun andere Speicherbereiche als noch beim Atari 400 und 800 belegen, führt deren Aufruf an der alten, aber ungültigen, Speicheradresse unweigerlich zu Programmabstürzen. Aus diesem Grunde werden einige Programme von Drittanbietern nicht korrekt auf den Atari-XL-Modellen ausgeführt. Atari hat daraufhin mit der Translator Disk ein Programm veröffentlicht, das die Inkompatibilitätsprobleme des Computers zumindest bis zum nächsten Warmstart behebt.
Bereits kurz nach Veröffentlichung der XL-Computer begannen sich alternative Betriebssysteme wie Omnimon XL und XL Boss zu etablieren. Diese stellten dem Benutzer neben der gewünschten Kompatibilität zu den älteren Computern auch erweiterte Funktionalitäten wie beispielsweise optimierte Fließkommaroutinen und leistungsfähige Werkzeuge zur Systemkontrolle und Fehlersuche zur Verfügung.
Programmiersprachen und Anwendungsprogramme
War die Bearbeitung einer Aufgabenstellung mit z. B. käuflich zu erwerbenden Programmen aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht möglich oder sollte beispielsweise neuartige Unterhaltungssoftware produziert werden, so musste dies mithilfe von entsprechenden Programmiersprachen in Eigenregie geschehen. Im Folgenden werden nur die bis zur Einführung der XE-Baureihe Anfang 1985 erschienenen vorgestellt. So wird beispielsweise nicht auf das erst Ende 1985 vorgestellte beliebte Turbo-BASIC XL eingegangen.
Assemblersprache
Die Erstellung von schnellen Actionspielen mit vielen bewegten Objekten auf dem Bildschirm erforderte Anfang der 1980er Jahre eine optimale Nutzung der Hardware insbesondere des Arbeitsspeichers. Im Heimcomputerbereich war dies ausschließlich durch die Verwendung von Assemblersprache mit entsprechenden Übersetzerprogrammen, den Assemblern, möglich. Die Auslieferung von Assemblern erfolgte in vielen Fällen mit einem zugehörigen Editor zur Eingabe der Programmanweisungen („Sourcecode“), häufig auch als Programmpaket mit Debugger und Disassembler zur Fehleranalyse.
Mit Einführung des Atari 600XL standen diesem ausgereifte und leistungsfähige Assembler, die zuvor für Atari 400 und 800 veröffentlicht worden waren, zur Verfügung. Einige dieser Assembler wie etwa der Synassembler von Synapse Software sind jedoch nur mit dem alten Betriebssystem oder entsprechenden Anpassungen lauffähig. Unter der Vielzahl der angebotenen Assembler galt der MAC/65 des Unternehmens Optimized Systems Software (OSS) als der mit Abstand beste und benutzerfreundlichste. Ergänzt durch den Ultra Disassembler von Adventure International zur Programmanalyse blieben für den ambitionierten Programmentwickler kaum Wünsche offen. Bis auf den von Atari herausgebrachten und am meisten verbreiteten Assembler/Editor setzen alle anderen Assembler eine Aufrüstung des Arbeitsspeichers – optimalerweise auf 64 KB – voraus.
Programmiereinsteiger zogen in vielen Fällen die übersichtlichen und einfach zu bedienenden, dafür aber weniger leistungsfähigen Programmier-Hochsprachen vor.
Interpretersprachen
Dem von Atari veröffentlichten BASIC standen bei Erscheinen des Atari 600XL einige weitere zur Seite: Das den damaligen Quasi-Standard bildende Microsoft BASIC und ein zum Atari-BASIC abwärtskompatibles Produkt mit dem Namen BASIC XL von OSS. Insbesondere BASIC XL enthält erweiterte Editiermöglichkeiten, Vereinfachungen in der Befehlsstruktur und es ergänzt viele im Atari- und Microsoft-BASIC nicht implementierte Leistungsmerkmale. Dazu zählt beispielsweise eine bequeme Benutzung der Sprites („Player-Missiles-Grafik“) durch eigens dafür bereitgestellte Befehlswörter.
Neben der Programmiersprache BASIC in ihren verschiedenen Dialekten waren mit Verkaufsstart des Atari 600XL auch für Schulungszwecke geeignete Sprachen wie Atari Logo und Atari PILOT erhältlich, die häufig in Bildungseinrichtungen eingesetzt wurden. Unterstützt durch Elemente wie die turtle graphics (Schildkrötengrafik) ist beispielsweise mit Logo eine kindgerechte und interaktive Einführung in die Grundlagen der Programmierung möglich. Mit QS-Forth (Quality Software), Extended fig-Forth (APX) und Inter-LISP/65 von Datasoft reihen sich weitere Interpretersprachen in die Programmpalette für den Atari 600XL ein. Viele dieser Programmiersprachen setzen eine Speicheraufrüstung voraus.
Compiler und Compilersprachen
Nachteilig auf die Einsetzbarkeit von Interpreter-Programmen wirkten sich die in der Natur des Interpreters liegenden prinzipiellen Beschränkungen wie etwa die geringe Ausführungsgeschwindigkeit und der große Arbeitsspeicherbedarf aus. Diese Nachteile können durch spezielle Programme, die Compiler, abgemildert werden. Dabei werden ausführbare Maschinenprogramme erzeugt, die ohne Interpreter lauffähig sind und damit häufig eine schnellere Ausführung erlauben. Für das Atari BASIC stehen mit ABC BASIC Compiler (Monarch Systems), Datasoft BASIC Compiler (Datasoft) und BASM (Computer Alliance) verschiedene Compiler zur Verfügung. Ende 1984 erschien mit dem BASIC-Compiler von MMG der zu diesem Zeitpunkt leistungsfähigste für die XL-Computer.
Von den damals weitverbreiteten Compilersprachen C und Pascal existieren entsprechende Versionen auch für die XL-Computer: Dazu zählen Deep Blue C von Antic und C/65 von OSS sowie Atari Pascal von APX, Draper Pascal von Norman Draper und Kyan Pascal von Kyan Software. Als leistungsfähigste aller Programmiersprachen galt die ausschließlich für Atari-Computer erhältliche Programmiersprache Action! von OSS, die Elemente von C und Pascal sowie speziell auf Ataris Hardware abgestimmte Befehle in sich vereint.
Anwendungssoftware
Die Programmpalette für die Atari-8-Bit-Computer umfasste bis 1985 neben den Programmiersprachen zum Erstellen eigener Applikationen eine im Vergleich zum zeitgenössischen Konkurrenten Apple II lediglich kleine Auswahl an vorgefertigten kommerzieller Anwendungssoftware.
Zu den leistungsfähigsten Textverarbeitungsprogrammen zählen Atari Writer von Atari, Bank Street Writer von Brøderbund, Letter Perfect von LJK Enterprises und The Writer’s Tool von OSS. Für Kontierung und weitere betriebswirtschaftliche Aufgaben im häuslichen Bereich standen Ende 1984 VisiCalc von Visicorp, The Home Accountant von Continental Software, Data Perfect von LJK Enterprise, Synapses Programme Synfile+, Syncalc, Synstock und Syntrend sowie Complete Personal Accountant von Futurehouse zur Verfügung. Hinzu kommen zahlreiche Joystick-basierte Malprogramme wie Paint von Atari, Graphic Master und Micropainter von Datasoft, Moviemaker von Reston Software und Fun with Art von Epyx. Mit dem Sprachsyntheseprogramm S.A.M. – Software Automated Speech von Tronix und dem Advanced Musicsystem von APX waren zudem als sehr gut bewertete Programme zur Steuerung der Tonausgabe erhältlich.
Lernprogramme
Entsprechend der Ausrichtung der Vorgängermodelle Atari 400 und 800 auch als Lerncomputer existiert eine große Anzahl an Programmen, die dem computergestützten Vermitteln von Lehrinhalten und seiner anschließenden interaktiven Abfrage dienen. Das zu vermittelnde Wissen wird in spielerischer Form mit ständig steigendem Schwierigkeitsgrad präsentiert, um den Lernenden anhaltend zu motivieren. Dabei wird großer Wert auf eine altersgerechte Darbietung gelegt, die von Kleinkindern bis hin zu Studenten reicht. Bei den Jüngsten kommen häufig animierte Geschichten mit comicartigen Charakteren als begleitende Tutoren zum Einsatz, bei Jugendlichen werden abzufragende Lehrinhalte in Abenteuerspiele oder actionsreiche Weltraumabenteuer gekleidet, bei den höherstufigen Lehrinhalten für Studenten und Erwachsene überwiegt hingegen meist lexikalisch präsentiertes Wissen mit anschließender Abfrage nebst Erfolgsbilanzierung. Die von den Ende 1984 mit mehr als 100 Titeln abgedeckten Lerngebiete erstrecken sich auf Lesen und Schreiben, Fremdsprachen, Mathematik, Technik, Musik, Geographie, Demografie, Tippschulen und Informatik.
Zu den bekannten Herstellern zählen American Educational Computers, Atari, APX, Carousel Software, CBS Software, Walt Disney Productions, Dorsett Educational Systems, Edupro, Electronic Arts, The Learning Company, Maximus, Mindscape, PDI, Prentice Hall, Scholastic, Screenplay Computer Software, Sierra On-Line, Spinnaker Software, Sunburst Communications, Unicorn Software und Xerox-Weekly Reader.
Spiele
Den mit Abstand größten Teil der sowohl kommerziellen als auch frei erhältlichen Atari-Software stellen die Spiele dar. Zu den frühen Shoot-’em-up-Spielen wie etwa dem 1980 herausgebrachten Star Raiders oder der Brettspieleumsetzung 3-D Tic-Tac-Toe gesellten sich bereits ein Jahr später weitere Actionspiele, Adventures und Arcade-Umsetzungen. Unter den publizierten Titeln befanden sich jedoch auch viele schlechte Portierungen von beispielsweise Apple-II-Spielen ohne den unverwechselbaren „Atari-Look“, nämlich eine Mischung verschiedener farbenprächtiger und weich scrollender Grafiken, ergänzt um die typische POKEY-Musik nebst Geräuscheffekten.
Unter den für die Atari-Computer veröffentlichten Spielen befinden sich viele, die bereits zu ihrer Zeit als Videospieleklassiker galten: Star Raiders (1980), Asteroids (1981) und Pac-Man (1982). Insbesondere das 3D-Spiel Star Raiders galt vielen Spieledesignern der damaligen Zeit als prägendes Erlebnis und Grund, sich für einen Atari-Computer und nicht etwa einen Apple II oder Commodore PET zu entscheiden. In der Folge entstandene Werke wie Miner 2049er (Bill Hogue, Big Five Software, 1982), Eastern Front (1941) (Chris Crawford, APX, 1982), Capture the Flag (Paul Edelstein, Sirius Software, 1983), Archon (John Freemann, Electronic Arts, 1983) und M.U.L.E. (Daniel Bunten, Electronic Arts, 1983) zählen zu den herausragenden Titeln ihrer Zeit und ermöglichten Softwarehäusern wie beispielsweise Microprose und Electronic Arts den raschen Aufstieg zu Branchenriesen.
Im Laufe des Jahres 1984 begann sich eine völlig neue Qualität bei Computerspielen im Allgemeinen abzuzeichnen. Atari selbst forcierte diese Entwicklungen beispielsweise durch die Zusammenarbeit mit Lucasfilm, ein Unternehmen das durch die seinerzeit sehr populären Star-Wars-Verfilmungen mit ihren vielen tricktechnischen Sequenzen weltweite Bekanntheit erlangte. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit erschienen 1984 erste Demonstrationen für Titel wie Ballblazer und Rescue on Fractalus, die völlig neue Maßstäbe in puncto Grafik und Dichtigkeit der Spielatmosphäre setzten. Im Adventure- und Rollenspielbereich bahnte sich währenddessen eine immer weiter gehende Verschmelzung von bislang für sich allein stehenden Spieletypen und technischen Verbesserungen hin zu deutlich komplexeren und realistischer anmutenden Spielen an. Insbesondere das Ende 1984 angekündigte Rollenspiel Alternate Reality – The City mit seiner dreidimensionalen und teilweise animierten Visualisierung der Spielumgebung versprach das gesamte Genre auf die nächste Stufe zu heben, ebenso wie Synapses Graphic Novels (Mindwheel, Brimstone, Essex) mit ihrem überlegenen interaktiven Eingabesystem (Parser) und einem für Textadventure literarisch vergleichsweise anspruchsvollem Inhalt.
Zu den am häufigsten empfohlenen Spielen des Jahres 1984 zählen The Mask of the Sun (Brøderbund), The Seven Cities of Gold (Electronic Arts), Boulder Dash (First Star Software), Archon II: Adept (Electronic Arts), Bruce Lee (Datasoft), Montezuma’s Revenge (Parker Brothers), Flight Simulator II (Sublogic).
Zeitschriften und Bücher
In den 1980er Jahren spielten neben den Fachbüchern die Computerzeitschriften für viele Heimcomputerbesitzer eine große Rolle. Die häufig monatlich erschienenen Ausgaben enthielten Testberichte zu Neuheiten, Programmieranleitungen und Software zum Abtippen. Sie dienten weiterhin als Werbe- und Informationsplattform sowie zur Kontaktaufnahme mit Gleichgesinnten.
Speziell mit den Atari-Heimcomputern befassten sich die englischsprachigen Magazine Antic, Analog Computing, Atari Connection und Atari Age; gelegentliche Berichte und Programme für die Atari-Rechner veröffentlichten unter anderem auch die auflagenstarken Byte, Compute! und Creative Computing.
Emulation
Nach dem Ende der Heimcomputerära Anfang der 1990er Jahre und mit dem Aufkommen leistungsfähiger und erschwinglicher Rechentechnik Ende der 1990er Jahre wurden von engagierten Enthusiasten verstärkt Programme zum Emulieren von Heimcomputern und deren Peripheriegeräten entwickelt. Zum Spielen alter Klassiker verschiedenster Heimcomputersysteme reichte mithilfe der Emulatoren ein einzelnes modernes System mit Datenabbildern („Images“) der entsprechenden Heimcomputerprogramme. Das Aufkommen der Emulatoren setzte damit u. a. ein verstärktes Transferieren von sonst möglicherweise verloren gegangener Software auf moderne Speichermedien in Gang, womit ein wichtiger Beitrag zur Bewahrung digitaler Kultur geleistet wird.
Als leistungsfähigste Emulatoren für Windows und Linux-Systeme gelten Atari++, Atari800Win Plus, Mess32 und Altirra.
Rezeption
Kurz nach dem Erscheinen des Atari 600XL beschrieb das auflagenstarke Atari-orientierte Analog Computing Magazine den Computer als Ataris letzte Chance („Atari’s do-or-die entry in the Santa Claus sweepstakes“), nach dem Atari-1200XL-Debakel wieder Fuß im Heimcomputerbereich fassen und verlorene Marktanteile zurückgewinnen zu können. Als hilfreich bei diesem Unterfangen wurde – übereinstimmend mit Rezensionen anderer bekannter Zeitschriften – das gelungene äußere Erscheinungsbild („Cosmetics are superb […] The Commodore 64 and TRS-CoCo look like toys in comparism“), die robuste Konstruktion der Hardware, das eingebaute BASIC und die parallele Erweiterungsschnittstelle genannt. Auf wenig Gegenliebe stieß dagegen das mit nur kleineren Korrekturen vom 1200XL übernommene Betriebssystem mit seinen Schwächen. Der Selbsttest wurde aufgrund seiner nur beschränkten Verwendbarkeit und der zudem nur ungenügenden Anpassung an den Atari 600XL lediglich als Vermarktungstrick aufgefasst. Den größten Kritikpunkt jedoch bildete bei fast allen Rezensenten die als unzureichend bezeichnete Anleitung ohne Erläuterungen und Beispiele für das im Rechner integrierte BASIC.Insbesondere in Großbritannien stieß der im Vergleich zum direkten Konkurrenten ZX Spectrum als zu hoch empfundene Preis für Zusatzgeräte und Programme auf Ablehnung. Aufgrund seiner nur geringen Arbeitsspeicherausstattung sei der Atari 600XL jedoch für viele Anwendungsgebiete und diskettenbasierte Programme nicht zu gebrauchen („From the business point of view the 600XL does not have enough RAM for serious work.“, „With DOS loaded, the 600XL leaves only 7.5K of program space, which is not enough for such applications.“). Für Spieler und Programmiereinsteiger stelle das preiswerte Gerät jedoch eine gute Wahl dar. Zusammenfassend äußert das Analog Computing Magazine:
“The 600XL isn't as exciting or advanced as the 400/800 series was when it first appeared in 1979. Let’s face it, these new XL machines are nothing more than repackaged 800s. That does not change the fact that Atari home computers are still the most versatile graphics machines you can buy for less than five thousand dollars.”
„Der 600XL ist nicht so aufregend und fortgeschritten, wie es noch 1979 die 400/800-Reihe bei ihrem Erscheinen war. Seien wir ehrlich, die neuen XL-Rechner sind nichts weiter als die alten 800er in neuem Gewand. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Atari-Computer nach wie vor die vielseitigsten Grafikmöglichkeiten für Rechner unter fünftausend US-Dollar bieten.“
Literatur
- Atari Inc.: Field Service Manual.
- Marty Goldberg und Curt Vendel: Atari Inc. – Business is Fun. Syzygy Company Press, 2012, ISBN 978-0-9855974-0-5
Weblinks
- Atari++ Emulator für UNIX/Linux-Systeme (englisch)
- Altirra Emulator für Windows-Systeme (englisch)
- Xformer 10 Emulator für Windows 10 (englisch)
- AtariAge Internationales Forum für Atari-8-Bit-Freunde (englisch)
- Michael Currents Webseite mit vielen Ressourcen, u. a. den häufig gestellten Fragen zum Thema Atari (F.A.Q., englisch)
- Entwicklungsunterlagen (englisch)
Anmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ Marty Goldberg, Curt Vendel: Atari Inc. Business is Fun. Syzygy Company Press, 2012, S. 454.
- ↑ Marty Goldberg, Curt Vendel: Atari Inc. Business is Fun. Syzygy Company Press, 2012, S. 695.
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- 1 2 Marty Goldberg, Curt Vendel: Atari Inc. Business is Fun. Syzygy Company Press, 2012, S. 699.
- ↑ Marty Goldberg, Curt Vendel: Atari Inc. Business is Fun. Syzygy Company Press, 2012, S. 698.
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- 1 2 3 Marty Goldberg, Curt Vendel: Atari Inc. Business is Fun. Syzygy Company Press, 2012, S. 700.
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