Bischofskraut | ||||||||||||
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Bischofskraut (Ammi visnaga) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ammi visnaga | ||||||||||||
(L.) Lam. |
Das Bischofskraut (Ammi visnaga), auch Zahnstocher-Knorpelmöhre genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Knorpelmöhren (Ammi) innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Sie ist in Eurasien und Nordafrika weitverbreitet. Sie wird als Heilpflanze verwendet.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Das Bischofskraut wächst als ein- bis zweijährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von bis zu 1 Meter. Die unteren Laubblätter sind einfach gefiedert, die anderen sind zwei- bis dreifach gefiedert. Die Blattzipfel letzter Ordnung sind linealisch oder fadenförmig.
Generative Merkmale
Im doppeldoldigen Blütenstand stehen bis zu 150 Doldenstrahlen mit vielen Blüten zusammen. Die Doldenstrahlen sind zur Anthese abstehend, später richten sie sich auf, verdicken und festigen sich. Die ein- bis zweifach fiederschnittigen Hüllblätter sind mindestens so lang wie die Doldenstrahlen. Die Hüllchenblätter sind fadenförmig.
Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die Kelchzähne sind winzig. Die fünf Kronblätter sind weiß. Der Griffel ist 0,6 bis 1 Millimeter lang.
Die Früchte sind 2 bis 2,5 Millimeter lang.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20.
Verbreitung
Ammi visnaga ist hauptsächlich im Mittelmeerraum, in Nordafrika, im Kaukasusraum und in Westasien natürlich verbreitet. Es gibt Fundortangaben für Spanien, Portugal, Italien, Albanien, Griechenland, die Türkei, Syrien, Zypern, Iran, Irak, Israel, Libanon, Algerien, Libyen, Marokko, Tunesien, Armenien, Aserbaidschan und Georgien. Für Frankreich, die Azoren und die Kanaren ist die Ursprünglichkeit zweifelhaft. Die Art ist beispielsweise in Mittel- sowie Südamerika, auf den Karibischen Inseln, auf dem Indischen Subkontinent, Korea und Ost- sowie Mitteleuropa ein Neophyt.
Taxonomie
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Daucus visnaga durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 242. Die Neukombination zu Ammi visnaga (L.) Lam. wurde 1779 durch Jean Baptiste de Monnet de Lamarck in Flore Française, Band 3, S. 462 veröffentlicht. Das Artepitheton visnaga leitet sich über Vermittlung des hispanoarabischen bisinaqa / bissinaqa von lateinisch pastinaca ab. Ein weiteres Synonym für Ammi visnaga (L.) Lam. ist Visnaga daucoides Gaertn.
Verwendung und weitere Trivialnamen
Ammi visnaga wird in vielen Gebieten der Welt angebaut.
Sie wird auch Khella oder Khellakraut genannt; die ebenfalls verbreiteten Trivialnamen Zahnstocherkraut oder Zahnstocherammei (auch nur Ammei) stammen daher, dass die Art in orientalischen Ländern zur Herstellung von Zahnstochern verwendet wird. Ihr würziger Geschmack ist dabei willkommen.
Medizinische Bedeutung
Es wurde angenommen, dass Ammi visnaga von den alten Ägyptern als Heilpflanze gegen eine Hautkrankheit (wHAw-Hautkrankheit) eingesetzt wurde. Dies beruht auf der Übersetzung des Papyrus Ebers (ca. 1534 v. Chr.) durch Heinrich Brugsch, die jedoch mittlerweile stark angezweifelt wird – es dürfte sich eher um eine Getreideart handeln.
Die Früchte von Ammi visnaga (Fructus Ammi visnagae) enthalten pharmakologisch aktive Inhaltsstoffe wie phototoxische Furanocumarine (Khellin), das herzwirksame Glykosid Khellinin Flavonoide und Pyranocumarine (Visnadin). Das Khellinin in Amni visnaga wird auch gegen Vitiligo eingesetzt. Bei Hühnern führt der Verzehr von Samen zu Lichtempfindlichkeit.
Durch eine Erweiterung der Herzkranzgefäße und eine daraus resultierende bessere Durchblutung des Herzmuskels verleiht das Visnadin den Pflanzenextrakten eine positive Wirkung. Es stellt sich eine positiv inotrope sowie krampflösende Wirkung ein. Daher eignet sich Ammi visnaga zur Behandlung der Angina Pectoris und von Koliken.
Die Negativ-Monographie der Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes zu den Ammi-visnaga-Früchten kam 1994 zu der Bewertung: „Da die Wirksamkeit der Droge und ihrer Zubereitungen bei den beanspruchten Anwendungsgebieten nicht ausreichend belegt ist, kann die therapeutische Anwendung der Droge angesichts der Risiken nicht vertreten werden.“
Einzelnachweise
- ↑ Ammi visnaga (L.) Lam., Zahnstocher-Knorpelmöhre. FloraWeb.de
- 1 2 3 4 Ralf Hand (2011): Apiaceae.: Datenblatt Ammi visnaga In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- 1 2 3 4 5 6 7 Ammi visnaga im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 16. September 2021.
- 1 2 3 Thomas Gaskell Tutin: Ammi L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge 1968, ISBN 0-521-06662-X, S. 353 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Datenblatt bei Flora Vascular mit Verbreitung auf der Iberischen Halbinsel.
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 709.
- ↑ Acta plantarum – flora italiae: Visnaga daucoides Gaertn., abgerufen am 15. Februar 2021.
- 1 2 3 Noha Khalil, Mokhtar Bishr, Samar Desouky, Osama Salama: Ammi Visnaga L., a Potential Medicinal Plant: A Review. In: Molecules, Volume 25, Issue 2, 2020 301. doi:10.3390/molecules25020301
- ↑ die Transliteration des fraglichen Wortes lautet mjmj, beispielsweise in Eb 125 (Kolumne 27, 16–17) oder Eb 203 (Kolumne 40,18 – 41,5)
- ↑ siehe Fußnote 3 zum obersten Rezept bei Peter Dils: Papyrus Chester Beatty X. In: Science in Ancient Egypt. Abgerufen am 17. September 2021.
- ↑ E. Gadermann: Deutsche Medizinische Wochenschrift 36, 1952; Klinische Wochenschrift 39-40, 1952, 931, zitiert nach Henry De Laszlo, Paul S. Henshaw: Plant Materials used by primitive Peoples to affect Fertility. In: Science NS 119 (No. 3097), 1954, 626. JSTOR:1681799
- ↑ Ravi Kumar, Sachin Tyagi: A Review on natural Treatments of Vitiligo. In: Asian Journal of Pharmaceutical Research, 10/4, 2020, 267.
- ↑ M. N. Egyed, A. Shlosberg, A. Eilat: The Susceptibility of young Chickens, Ducks, and Turkeys to the photosensitizing Effect of Ammi visnaga Seeds. In: Avian Diseases, 19/4, 1975, S. 830–833. JSTOR:1589198
- ↑ Zitiert auf S. 40 nach WEISS (1982) und HÄNSEL (1991) in Herwig Teppner: Herzwirksame Zweikeimblättrige im Bild. In: Stapfia 75 (2001), 39–78 (zobodat.at [PDF]), nicht selbst eingesehen.
- ↑ Kommission für Phytotherapie (Kommission E) des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes (BGA), heute Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): Ammeos visnagae fructus (Ammi-visnaga-Früchte). Bundesanzeiger 71, 15.4.1994. – www.heilpflanzen-welt.de
Literatur
- K. Hiller, M. F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. 2010, Spektrum Akademischer Verlag, ISBN 978-3-8274-2053-4.
Weblinks
- Ammi visnaga bei Plants For A Future
- Ammi visnaga bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 12. September 2015.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Ammi visnaga (L.) Lam. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Datenblatt mit Verbreitung in den Niederlanden. (niederl.)
- Knorpelmöhre Datenblatt und Bilder bei Blumen in Schwaben.
- Ammi visnaga – Bischofskraut, Khella, Zahnstocherammei.
- Michael Hassler, Bernd Schmitt: Flora von Deutschland – Eine Bilder-Datenbank, Version 2.96.
- Thomas Meyer, Michael Hassler: Datenblatt mit Fotos bei Mittelmeer- und Alpenflora.
- Datenblatt mit Verbreitung in Frankreich bei Tela Botanica.