Als Entdeckung Amerikas wird die erste Sichtung des amerikanischen Doppelkontinents durch Seefahrer aus Europa bezeichnet. Die Vorfahren der amerikanischen Ureinwohner, die vor etwa 12.000 Jahren, eventuell früher, auf den Kontinent einwanderten, werden mit diesem Begriff nicht assoziiert. Auch die Entdeckung Grönlands, das geografisch zu Nordamerika gehört, fällt nicht unter diesen Begriff.

Obwohl bekannt ist, dass bereits im Jahr 1021 Grænlendingar – unter Leif Eriksson – amerikanischen Boden betraten, gilt Christoph Kolumbus als Entdecker Amerikas, da erst nach seiner Entdeckung der Karibik am 12. Oktober 1492 die kontinuierliche europäische Erkundung und Eroberung sowie dann auch Wahrnehmung der Landmasse Amerikas als Kontinent begann, weshalb dieses Datum einen Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte markiert.

Derzeit wird als erster Europäer, der das amerikanische Festland in der Neuzeit erreichte, Giovanni Caboto angesehen, auch wenn es Hinweise auf frühere Entdecker wie Didrik Pining und João Vaz Corte-Real gibt. Als eigener Kontinent wurde Amerika erst 1507 vom Italiener Amerigo Vespucci erkannt und im selben Jahr von Martin Waldseemüller nach diesem als America benannt.

Aus welthistorischer Sicht erfolgte die erstmalige Entdeckung und Besiedlung Amerikas durch Menschen nach der bisherigen Lehrmeinung vor 12.000 Jahren über die Beringstraße durch Bewohner Nordostasiens, ihre Nachkommen sind die amerikanischen Ureinwohner. Neuere Forschungen und Funde lassen auch weitere Besiedlungen schon vor 15.000 Jahren an der südlichen Pazifikküste Südamerikas von Ozeanien aus oder vor mehr als 20.000 Jahren mit dem Südäquatorialstrom aus Westafrika als möglich erscheinen.

Sicher belegte Entdeckungsfahrten

Skandinavier (um 875–1000)

Der erste Europäer, der das nordamerikanische Festland gesichtet hat, dürfte Bjarni Herjúlfsson gewesen sein. Er kam 986 auf der Fahrt von Island nach Grönland vom Kurs ab und berichtete später von „bewaldeten Hügeln im Westen“. Das gesichtete Land erkundete er aber nicht weiter. Da aber auch Grönland geographisch zum nordamerikanischen Kontinent gehört, kann bereits Gunnbjörn Úlfsson als dessen Entdecker (um 875) gelten. Von ihm wird berichtet, dass er als erster die nach ihm benannten Gunnbjarnarsker (Gunbjörnsschären) an der grönländischen Küste sichtete. Dies führte später zur Besiedlung Grönlands. Ob Gunnbjörn auch das amerikanische Festland erreichte, ist ungewiss.

Nach heutigen Erkenntnissen war Leif Eriksson der erste Europäer, der im Jahr 1021 das amerikanische Festland betrat. Die Einzelheiten sind unterschiedlich überliefert. Bei L’Anse aux Meadows auf Neufundland wurden im 20. Jahrhundert archäologische Funde gemacht, die den Grænlendingarn, das heißt skandinavischen Bewohnern Grönlands, zugeordnet werden. Die Münze von Maine kam wohl von dort über Handelswege der Ureinwohner zu ihrem Fundort. Gemäß den „Vinland-Sagas“, die von den Entdeckungsfahrten der Grænlendingar berichten, benannten sie entdeckte Küstenabschnitte in Helluland, Markland und Vinland. Die Zuordnung dieser Gebiete ist umstritten und reicht von der Baffininsel und Labrador bis hin nach Neuschottland oder Massachusetts.

Auf weiteren Expeditionen, unter anderem von Leifs Bruder Thorvald, kam es zu Begegnungen mit Einheimischen. Die Grænlendingar nannten die amerikanischen Ureinwohner Skraelinger („Schwächlinge“ oder „hässliche Menschen“). Nach 1020 begab sich der Grænlendingar Thorfinn Karlsefni nach Vinland, um dort eine Siedlung zu gründen. Frauenmangel und Kämpfe mit den Skraelingern bewegten die Grænlendingar dazu, Vinland nach wenigen Jahren wieder zu verlassen.

Archäologisch lässt sich seit 2021 die Anwesenheit von Europäern für das Jahr 1021 dendrochronologisch nachweisen.

Dass die Grænlendingar auch weiter ins Landesinnere vordrangen, ist unwahrscheinlich. Der 1898 in Minnesota gefundene Runenstein von Kensington wird als Fälschung angesehen.

Kontakte über die Beringstraße nach Alaska

Kontakte auf die eurasischen Landmasse sind bereits vor Ankunft der ersten europäischen Entdecker an venezianischen Glasperlen, die zwischen 1400 und 1480 vermutlich aus Sibirien über die Beringstraße nach Alaska gekommen sind, festzustellen.

Christoph Kolumbus (1492)

Christoph Kolumbus stieß auf Amerika bei dem Versuch, Indien (bzw. Ostasien) durch Überquerung des Atlantischen Ozeans zu erreichen. Um die Jahreswende 1487/88 hatte der Portugiese Bartolomeu Diaz als erster Europäer die Südspitze Afrikas umsegelt; der weitere Weg nach Indien war aber bis 1498 unerforscht.

Giovanni Caboto (1497)

Der italienische Forscher und Seefahrer Giovanni Caboto (engl. John Cabot) trat 1484 in englische Dienste. König Heinrich VII. beauftragte ihn 1496 mit der Suche eines Westwegs in das Kaiserreich China. In Begleitung seines Sohns Sebastiano trat er die Reise an und entdeckte dabei am 24. Juni 1497 das nordamerikanische Festland, wobei es sich wahrscheinlich um Labrador handelte. Caboto hatte einen Brief für den chinesischen „König“ dabei, der aber nie ankam, da er und vier seiner Schiffe auf seiner zweiten Reise über den Atlantik 1498 verschwanden.

Vasco Núñez de Balboa (1513)

Erste Kartografen wie Martin Waldseemüller ordneten die neu entdeckten Atlantikküstenabschnitte Amerikas schon einem neuen Kontinent „America“ zu, bevor der erste Beweis erbracht war, dass Amerika ein Kontinent ist. Diesen erbrachte am 25. September 1513, vormittags um elf Uhr, Vasco Núñez de Balboa nach einer verlustreichen Expedition durch Panama, als er als erster Europäer den Pazifik vom amerikanischen Festland aus erblickte. Die Kontinent-Eigenschaft hatte schon vor ihm Amerigo Vespucci postuliert, nachdem er durch genaue Beobachtungen deutliche Eigenheiten von Fauna und Flora Amerikas festgestellt hatte.

Ungesicherte Berichte

Neben der ursprünglichen Besiedlung und den genannten Fahrten gibt es eine Vielzahl von Hypothesen und Spekulationen über andere präkolumbianische Expeditionen nach Amerika.

Keine dieser Hypothesen gilt in der historischen Forschung der Westlichen Welt als hinreichend belegt oder gesichert.

Ungesicherte Berichte (Pazifik)

Präkolumbische Besiedlung Amerikas

Einige Ethnologen, Anthropologen und Altamerikanisten (z. B. Robert von Heine-Geldern, Gordon F. Ekholm und Paul Kirchhoff) gelangten aufgrund ihrer Arbeiten zur Auffassung, die Entstehung und Entwicklung alter Kulturen Mittelamerikas sei durch transpazifische Kontakte mit Besuchern aus der Alten Welt (insbesondere Asien) beeinflusst worden.

Polynesier

Ausgegrabene Hühnerknochen aus dem 14. Jahrhundert sprechen dafür, dass das Haushuhn von Polynesien nach Südamerika kam. Die Süßkartoffel hingegen kam von Amerika nach Polynesien, und es wurde angenommen, dass dies um das Jahr 1000 geschah. Beide Verbreitungen können auch natürlichen Mechanismen (z. B. Treibgut in Meeresströmungen) zugeschrieben werden, aber transpazifische Seefahrt erscheint wahrscheinlicher. Untersuchungen von 2018 hingegen ergaben, dass die Süßkartoffel schon vor der menschlichen Besiedlung auf Inseln Polynesiens heimisch war. Genetische Untersuchungen an Einwohnern der Osterinsel lassen darauf schließen, dass ein erster Kontakt zwischen der Osterinsel und Südamerika zwischen 1310 und 1420 stattfand.

Ungesicherte Berichte (Atlantik)

Vorgeschichte

Der norwegische Anthropologe Thor Heyerdahl zeigte 1970, dass eine Überquerung des Atlantiks mit einem Schilfboot, wie es im Alten Ägypten üblich war, möglich ist.

Felszeichnungen und andere Funde in der Serra da Capivara werden als Hinweis auf eine Besiedelung vor mehr als 20.000 Jahren interpretiert, die möglicherweise mit dem Südäquatorialstrom aus Westafrika erfolgte.

Phönizier

Sowohl Aristoteles als auch Diodorus geben an, die Phönizier seien bei ihren Fahrten jenseits der Säulen des Herakles auf eine größere Landmasse gestoßen.

Eine Zusammenarbeit der Phönizier mit den Kelten bei der Erkundung des Atlantiks und Südamerikas vertritt der Kulturwissenschaftler Hans Giffhorn.

Muslime

Der arabische Geograph al-Mas'udi (um 895–957) berichtete, der Andalusier Chaschchasch ibn Said ibn Aswad habe 889 den Atlantik überquert.

Abubakari II.

Diskutiert werden auch Berichte einer möglichen Entdeckungsfahrt des malischen Königs Abubakari II. Anfang des 14. Jahrhunderts.

Madoc

Nach einer wahrscheinlich erst Ende des 16. Jahrhunderts entstandenen Legende soll Madoc, ein walisischer Prinz, um 1170 in Amerika gelandet sein und dort auch Siedlungen gegründet haben.

Heiliger Brendan im 6. Jahrhundert

Der Historiker und Schriftsteller Tim Severin hat 1977 mit einem Curragh bewiesen, dass die Reise des Heiligen Brendan bis nach Nordamerika möglich war, wie man es aus der Navigatio Sancti Brendani interpretieren kann.

Paul-Knudson-Expedition 1355–1363

Um den abgerissenen Kontakt zu den Grænlendingar, den Nachkommen norwegischer Wikinger auf Grönland, wiederherzustellen, hatte König Magnus Eriksson 1355 eine norwegisch-schwedische Expedition unter dem Kommando Paul Knudsons ausgeschickt. Die Expedition fand die Siedlungen auf Grönland verlassen vor und kehrte um 1363 erfolglos nach Schweden zurück. Dem norwegischen Skandinavisten Hjalmar Rued Holand zufolge soll Knudson auf der Suche nach den Verschollenen den nordamerikanischen Kontinent erreicht haben, wo er selbst verscholl. Der wiederholt zur Stützung dieser These angeführte Runenstein von Kensington hat sich jedoch als Fälschung erwiesen. Nur Magnus’ Befehl an Knudson, sich zur grönländischen Westsiedlung zu begeben, ist erhalten geblieben.

Sinclair im 14. Jahrhundert

Auch eine 1398 von Henry St. Clair (1345–1400) durchgeführte Reise nach Amerika wird als Legende angesehen.

Basken im 15. Jahrhundert

Bereits im 15. Jahrhundert sollen baskische Seefahrer Wale und Kabeljau bei Neufundland gefangen haben.

Dänisch-portugiesische Expedition von 1473

Der Geschichtsschreiber Cordeiro berichtet vom Portugiesen João Vaz Corte-Real, er habe 1473 in einer gemeinsamen portugiesisch-dänischen Expedition Neufundland (Terra (Nova) do Bacalhau) und Grönland erreicht. Der polnische Historiker Joachim Lelewel (1786–1861) behauptete, Corte-Real und der Navigator Johannes Scolvus seien unter dem Kommando der deutschen Seefahrer Didrik Pining und Hans Pothorst 1473 im Auftrag König Christians I. von Dänemark und Norwegen und auf Bitten des portugiesischen Königs Alfons V. hin von Norwegen aus nach Westen mit dem Ziel Grönland in See gestochen.

Für eine Ankunft der kleinen Flotte an der heutigen kanadischen Küste gibt es aber keinerlei Beweise. Corte-Reals Berichte von dem armen Land jenseits des Atlantiks sollen mit ein Grund gewesen sein, weshalb Portugal Christoph Kolumbus keine Expedition Richtung Westen finanziert hat. Das Erdbeben von Lissabon 1755 zerstörte die portugiesischen Archive, wobei eventuelle Beweise für die Reise womöglich vernichtet wurden.

Als Hinweis für die Neufundlandreisen von João Vaz Corte-Real wird die Benennung Neufundlands auf nautischen Karten um 1500 als „Terra Corterealis“ oder „Terra dos Corte Reais“ (Land der Corte-Real) angeführt. Diese Benennung kann aber genauso auf seine Söhne zurückgeführt werden, die 1500/01 für die portugiesische Krone nach Neufundland segelten: Gaspar und Miguel Corte-Real. In der Legende der Cantino-Planisphäre ist zu lesen: „Esta terra he decober per mandado do muy alto exçelentissimo príncipe Rey don manuell Rey de portuguall a qual descobrio Gaspar corte Real …“ In St. John’s (Neufundland) erinnert heute ein Denkmal an Gaspar Corte-Real.

Außerhalb Portugals teilten nur wenige Wissenschaftler, so zum Beispiel der dänische Historiker Sofus Larsen (1919/25), die Auffassung, dass der Bericht über die Reise von 1473 realistisch sei. Im Bremer Haus des Glockenspiels werden auf einer Gedenktafel Pining und Pothorst als „Bezwinger des Ozeans“ geehrt, die Nordamerika erreicht haben sollen.

Kaufleute aus Bristol vor Caboto in Neufundland

John Day, ein Kaufmann aus Bristol, behauptete in einem Brief an Columbus aus dem Jahr 1498, man nehme als gesicherte Tatsache an, dass das Land, welches John Cabot entdeckte, „zu anderen Zeiten von Leuten aus Bristol gefunden und entdeckt wurde, die Brasilien fanden, wie euer Gnaden wohl wissen. Man nannte es die Insel Brasilien und nimmt an und glaubt, dass dies das Festland ist, das die Leute aus Bristol fanden.“ Die „Insel Brasilien“ (Ysle de Brasil) ist eine Phantominsel, angeblich westlich von Irland gelegen, die in verschiedenen spätmittelalterlichen Quellen erwähnt wird. Auf Grundlage dieser Quelle wird argumentiert, dass es in Wahrheit Engländer waren, die zwischen 1480 und 1494 Amerika entdeckten.

Vespucci 1497

Amerigo Vespucci berichtete, er sei schon im Juni 1497 in Mexiko gewesen. Damit wäre er vielleicht der erste christliche Europäer, der den amerikanischen Doppelkontinent betrat.

Martin Waldseemüller, der sich hauptsächlich auf Vespucci und die mysteriöse Caveri-Karte berief, hatte schon erstaunlich genaue Vorstellungen von Mittelamerika und dem dahinterliegenden Ozean.

Umstrittene Karten

Zeno-Karte

In den Jahren 1388 und 1390 wollen die venezianischen Zeno-Brüder Fahrten im Nordatlantik unternommen haben. Dabei sollen sie die nordamerikanische Küste bei Neuschottland gesehen und Drogno genannt haben. Die von ihnen angeblich angefertigte Zeno-Karte halten Historiker heutzutage überwiegend für eine Fälschung.

Vinland-Karte

Die Vinland-Karte ist eine der umstrittensten Landkarten der Erde. Sie zeigt im Nordatlantik die Inseln Island, Grönland und Vinland, letztere mit der Anmerkung „von den Gefährten Bjarni und Leif entdeckt“. Grönland ist bereits als Insel in einer ähnlichen wie der heute bekannten Form dargestellt. Die Herkunft der Karte lässt sich nur bis ins Jahr 1957 zurückverfolgen, doch konnte das Pergament mit der Radiokarbonmethode auf 1434 datiert werden. Die Zeichnungen allerdings wurden mit einer Tinte angefertigt, die Titandioxid enthielt – was erst seit 1924 industriell hergestellt wird und regelmäßig in Tinte Verwendung findet. Somit wurde die Karte als Fälschung eingestuft. Neuere Forschungen allerdings erwiesen, dass Tinte, die das seltene natürlich vorkommende Titandioxid enthält, vereinzelt schon im 14. Jahrhundert genutzt wurde. Dadurch flammte der Streit um die Karte wieder auf.

Karte des Piri Reis

1929 wurde in Istanbul die Karte des Piri Reis, eine Seekarte des Atlantiks, entdeckt. Diese Karte des osmanischen Admirals Piri Reis stammt vermutlich aus dem Jahr 1513. Er selbst gab an, dass er für die Erstellung seiner Landkarte ca. zwanzig verschiedene Karten als Grundlage verwendet habe. Auf der Karte sind Länder eingezeichnet, die zu seiner Zeit noch nicht entdeckt waren. Während Nordamerika nicht eingezeichnet war, ist Südamerika sehr genau abgebildet. Mittelamerika und die Karibik wurden übergroß dargestellt. Piri Reis hat bei der Abzeichnung einige Fehler gemacht, so wurde z. B. der Amazonas doppelt und Kuba senkrecht gezeichnet. Nebenbei sind auch Tiere abgebildet, wie zum Beispiel Affen in Südamerika und Papageien auf den karibischen Inseln. Es wurde nicht angegeben, woher Piri Reis die Karten hatte und aus welchem Jahr sie stammten.

Umstrittene Theorien

Chinesen

Nach einer Lesart alter chinesischer Quellen durch den Linguisten und Abenteurer Charles Godfrey Leland (1824–1903) aus dem 19. Jahrhundert soll der buddhistische Missionar Hui Shen von China kommend 499 den amerikanischen Kontinent nördlich von Kalifornien erreicht haben und ihn als Fusang (auch Fousang) bezeichnet haben. Lelands Theorie stieß schon zu seinen Lebzeiten auf Ablehnung.

Der britische Schriftsteller und Marineoffizier Gavin Menzies stellte 2002 die Hypothese auf, dass im Jahr 1421 eine große chinesische Flotte unter den Admiralen Zhou Man, Zhou Wen und Hong Bao aus dem Gefolge Zheng Hes Amerika entdeckt habe. Menzies Thesen werden von Fachhistorikern als Fiktion abgelehnt.

Muslime

Die Theorie der Entdeckung Amerikas durch Muslime hat viele Vertreter, die Artikel und Bücher darüber schrieben, allerdings ist die Behandlung des Wissenschaftshistorikers Fuat Sezgin am stärksten und ausführlichsten.

Die Schriftstellerin und Hobbyhistorikerin Luisa Isabel Álvarez de Toledo y Maura (1936–2008) vertrat aufgrund ihrer Forschungen in dem Privatarchiv des Hauses Medina Sidonia die Meinung, dass Amerika lange vor Kolumbus von arabisch-andalusischen Seefahrern, von Marokkanern und afrikanischen Muslimen entdeckt wurde, die Handel mit Häfen in Brasilien, Guyana und Venezuela getrieben hätten.

Phönizier

Die vielfach für eine Fälschung gehaltene phönizische Inschrift (Inschrift von Parahyba), die im brasilianischen Paraíba gefunden worden sein soll, gab Anlass zu der – u. a. von dem Orientalisten Cyrus H. Gordon (1908–2001) vertretenen – Annahme, die Phönizier hätten den Atlantik überquert.

Rezeption

Kritik am Begriff der „Entdeckung“ Amerikas

Am Begriff der „Entdeckung“ Amerikas wird kritisiert, dass er ausschließlich aus der europäischen Perspektive formuliert wurde und die Sichtweise der dort lebenden Völker, die Amerika nicht erst „entdecken“ mussten, ignoriert. Der Linguist und Philosoph Noam Chomsky schrieb: „Die Redewendung von der ‚Entdeckung‘ Amerikas ist ganz offensichtlich falsch. Was da entdeckt wurde, war ein Amerika, das bereits Tausende von Jahren vorher von den Einwohnern dort entdeckt worden war. Folglich handelte es sich um eine Invasion Amerikas…“ Die mexikanische Regierung gab 1984 nach Beratung durch eine nationale Historikerkommission eine Erklärung heraus, in der sie eine Revision der Begriffe „Entdeckung“ und „Eroberung“ Amerikas verlangte, weil diese Begriffe nur die Europäer als Handelnde, die indigene Bevölkerung hingegen als passiv Erleidende darstellten. Sie empfahl stattdessen die Verwendung des Begriffs encuentro de culturas (dt.: Zusammenprall/Begegnung der Kulturen). Seit den frühen 1990er Jahren haben Historiker „Entdeckung“ zunehmend durch den Begriff „Begegnung“ ersetzt. Dieser wird als neutraler angesehen und impliziert, anders als die im Begriff „Entdeckung“ angedeutete Subjekt-Objekt-Beziehung, eine Wechselwirkung.

Literatur

  • Philip F. Alexander (Hrsg.): The Discovery of America 1492-1584. Cambridge University Press, Cambridge 2011, ISBN 978-1-107-60060-7.
  • Urs Bitterli: Die Entdeckung Amerikas. Von Kolumbus bis Alexander von Humboldt. C.H. Beck: München 1999, ISBN 3-406-42122-9.
  • Florian Borchmeyer: Die Ordnung des Unbekannten. Von der Erfindung der Neuen Welt. Verlag Matthes und Seitz, Berlin 2009, ISBN 978-3-88221-666-0.
  • Jacob Burckhardt: Weltgeschichtliche Betrachtungen. Stuttgart 1978, ISBN 3-520-05512-0.
  • Oswald Dreyer-Eimbcke: Kolumbus – Entdeckungen und Irrtümer in der deutschen Kartographie. Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-524-69097-1.
  • James Robert Enterline: Erikson, Eskimos & Columbus – Medieval European Knowledge of America. Baltimore & London 2002, ISBN 0-8018-6660-X.
  • Kenneth L. Feder: Encyclopedia of Dubious Archaeology. From Atlantis to the Walam Olum. Santa Barbara 2010, ISBN 978-0-313-37918-5.
  • Horst Gründer: Eine Geschichte der europäischen Expansion – Von Entdeckern und Eroberern zum Kolonialismus. Leipzig 1998, ISBN 3-8062-1757-2.
  • Donald S. Johnson: Fata Morgana der Meere – Die verschwundenen Inseln des Atlantiks. München 1999, ISBN 3-8284-5019-9.
  • Samuel Eliot Morison: European Discovery of America. Oxford University Press, Oxford 1996, ISBN 978-0-19-508271-5.
  • Eva Michels-Schwarz und Uwe Schwarz (Hg.): Die Ankunft der Weißen Götter. Dokumente und frühe Berichte der großen Eroberer von Nordamerika bis Peru. Edition Erdmann in K. Thienemanns Verlag 1992, Stuttgart, Wien, ISBN 3-522-61200-0, Lizenzausgabe für die Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998.
  • Heinrich Pleticha, Hermann Schreiber: Die Entdeckung der Welt. Wien 1993, ISBN 3-8000-3490-5.
  • Ernst Samhaber: Geschichte der Entdeckungsreisen. Die großen Fahrten ins Unbekannte. Löwit, Wiesbaden 1975 (Sonderausgabe).
  • Andreas Venzke: Christoph Kolumbus. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, ISBN 3-499-50449-9.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Lucien F. Trueb: Ein solarer Fixpunkt der Radiocarbon-Datierung. In: Naturwissenschaftliche Rundschau Nr. 886 (April 2022), S. 194f. In den Jahresringen der Föhrenstämme, die die Wikinger zum Bau ihrer ersten Siedlung (bei Neufundland) verwendeten, ließ sich der Sonnensturm des Jahres 993 lokalisieren. Von dort bis zur Borke verblieben noch genau 28 Jahresringe.
  2. Grænlendinga saga in der Übersetzung von Felix Niedner: „Erzählung von den Grönländern“, Sammlung Thule Bd. 13. Diederichs 1965; in engl. Übersetzung im Internet: Rasmus B. Anderson in The Flatey book and recently discovered Vatican manuscripts concerning America as early as the tenth century:
  3. In der Eiríks saga rauða fährt Erik der Rote aus, um das von Gunbjörn entdeckte zu erkunden; vgl. Kapitel 2, 6. Absatzes der Erikssaga in der englischen Übersetzung nach J. Sephton, 1880: The Saga of Erik the Red
  4. Dr. Lucien F. Trueb: Ein solarer Fixpunkt der Radiocarbon-Datierung. In: Naturwissenschaftliche Rundschau Nr. 886 (April 2022), S. 194f.
  5. wie zuvor
  6. Discovery of the Site and Initial Excavations (1960-1968), Parks Canada
  7. The Goddard Norse Coin. Maine State Museum, archiviert vom Original am 19. November 2009; abgerufen am 23. Dezember 2010.
  8. Kapitel 14, 3. Absatz der Erikssaga in der englischen Übersetzung nach J. Sephton, 1880: The Saga of Erik the Red
  9. Kapitel 14, 3. Absatz, Sätze 6 und 7, in etwa: „Dann begannen die Männer sich sehr gehenzulassen. Die, die ohne Frauen waren, näherten sich den Frauen der verheirateten Männer.“
  10. Ausdrücklich als Beweggrund angeführt in Kapitel 13, 1. Absatz der Erikssaga in der englischen Übersetzung nach J. Sephton, 1880: The Saga of Erik the Red
  11. N.n.: 470 Jahre vor Kolumbus. Wikinger in Nordamerika, in: Archäologie in Deutschland 02 (April–Mai 2022), S. 6. Spuren eines Sonnensturmes des Jahres 993 – diese führen zu erhöhter Kohlenstoffeinlagerung – lagen genau 28 Jahresringe unterhalb des äußersten Ringes.
  12. Karin Schlott: Venezianische Perlen gelangten ostwärts bis Amerika – vor Kolumbus. In: spektrum.de, 12. Februar 2021, abgerufen am 4. Dezember 2022.
  13. Cornelia Giesing, „Das vorkolumbische Amerika in circumpazifischer Sicht“ (pdf, 5 MB), aus: Wolfgang Stein (Hrsg.); Staatliches Museum für Völkerkunde - München, „KOLUMBUS oder Wer entdeckte Amerika?“, München (Hirmer Verlag), 1992 (S. 38–68), ISBN 3-7774-6060-5
  14. Alice A. Storey et al.: Radiocarbon and DNA evidence for a pre-Columbian introduction of Polynesian chickens to Chile. 2007. doi:10.1073/pnas.0703993104
    Wie das Huhn nach Amerika kam. Auf: wissenschaft.de vom 5. Juni 2007.
  15. Reisefreudige Süßkartoffel Auf: spiegel.de vom 27. Januar 2013.
    Wenn Süßkartoffeln eine Reise tun. Auf: wissenschaft.de vom 22. Mai 2007, abgerufen am 10. September 2019
  16. Polynesier entdeckten Amerikaner - und umgekehrt In: spektrum.de, abgerufen am 31. Oktober 2014; alle engl.: How The Sweet Potato Crossed The Pacific Way Before The Europeans Did In: npr.org (mit Karte und linguistischen Vergleich, 23. Januar 2013); Historical collections reveal patterns of diffusion of sweet potato in Oceania obscured by modern plant movements and recombination. In: pnas.org (Veröffentlichung, 5. Februar 2013), s. a. DNA shows how the sweet potato crossed the sea. Historical specimens reveal that early travellers brought the tuber to Polynesia. In: nature.com (21. Januar 2013), abgerufen am 17. Oktober 2014.
  17. Verena Leusch: Wie die Süßkartoffel nach Polynesien kam. Spektrum, 12. April 2018, abgerufen am 16. September 2018.
  18. J. Victor Moreno-Mayar, Simon Rasmussen, et al.: Genome-wide Ancestry Patterns in Rapanui Suggests Pre-European Admixture with Native Americans. In: Current Biology, 24 (3. November 2014), S. 2518–2525, 2520, 2522 f.; Genomic data support early contact between Easter Island and Americas In: eurekalert.org, abgerufen am 26. April 2015.
  19. Artikel zu Hans Giffhorn: Wurde Amerika in der Antike entdeckt? München 2013 bei welt.de und focus.de (abgerufen am 13. Februar 2014)
  20. Englischsprachiger Artikel aus Neufundland: heritage.nf.ca (abgerufen am 13. Februar 2014)
  21. Erich Rackwitz: Fremde Pfade - unbekannte Meere, Seiten 67–70. Urania-Verlag, Leipzig/Jena/Berlin 1980
  22. Bericht zu 3sat-Sendung über den Kabeljau; englischsprachige Quellen:
    The First Voyages of the Europeans. (Memento vom 3. Februar 2014 im Internet Archive): „Later, around 1390, Basque whalers crossed the Atlantic from Saint-Jean-de-Luz to hunt for giant whales, which they found on the fringes of an undiscovered island they named Land of the Basques (Newfoundland).“
  23. Mark Kurlansky: Salt. Verlag Random House, 2011, S. 119
  24. Ivan Valiela: Global Coastal Change. Verlag John Wiley & Sons, 2009, S. 247 (abgerufen am 25. Juli 2014)
  25. Die Erforschung Nordamerikas durch die Corte-Reals auf der offiziellen Internetseite der Bibliotheken und Archive Kanadas. (englisch)
  26. Johannes Scolvus. In: Dictionary of Canadian Biography. Toronto 1979ff. ISBN 0-8020-3142-0
  27. Derek Hayes: Historical Atlas of Canada. Canada's History Illustrated with Original Maps. Douglas & McIntyre, 2006, ISBN 1-55365-077-8, S. 22.
  28. Die Böttcherstraße in Bremen: Das Glockenspiel - Die Bedeutung der Bildertafeln (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive).
  29. „Se presume cierto averse fallado e descubierto en otros tiempos el cabo de la dicha tierra por los de Bristol que fallaron el Brasil como dello tiene noticia Vra Sa la qual se dezia la Ysle de Brasil e presumese e creese ser tierra firme la que fallaron los de Bristol“. Zitiert nach David B. Quinn: The Argument for the English Discovery of America between 1480 and 1494. In: The Geographical Journal 127, No. 3 (1961), S. 277–285; vgl. James A. Williamson: The Cabot Voyages and Bristol Discovery Under Henry VII. Cambridge University Press, 1962, S. 212–214, online unter Heritage.nf.ca (englisch); English Voyages before Cabot. In: Heritage.nf.ca, 1997 (kritische Würdigung, englisch).
  30. Siehe nationalgeographic.de und zeit.de (abgerufen am 13. Februar 2014)
  31. Auch Vasco Núñez de Balboa hatte von Einheimischen gehört, dass es einen „großen See hinter den Bergen“ gebe.
  32. Konrad Haebler: Die Columbus-Literatur der Jubiläumszeit. In: Historische Zeitschrift 74 (1895), S. 231 ff.; hier: S. 244.
  33. 1421 exposed (Memento vom 28. März 2007 im Internet Archive) - Kritische Seite eines internationalen Expertenteams
  34. Robert Finlay: „How Not to (Re)Write World History: Gavin Menzies and the Chinese Discovery of America“ (Memento vom 21. September 2004 im Internet Archive). In: Journal of World History, 15, Nr. 2, 2004 - Buchrezension
  35. 1421: The Year China Discovered the World. By Gavin Menzies. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 5. Juli 2003; abgerufen am 22. März 2007.
  36. Robert Finlay: How Not to (Re)Write World History: Gavin Menzies and the Chinese Discovery of America (PDF; 1,6 MB). In: Journal of World History. 15. Jahrgang, Nr. 2, 2004.
  37. Goodman, David S. G. (2006): „Mao and The Da Vinci Code: Conspiracy, Narrative and History“, in: The Pacific Review, Bd. 19, Nr. 3, S. 359–384 (367–372)
  38. Ian Morris: Wer regiert die Welt? Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden, Campus Verlag, Frankfurt am Main/ New York 2011, S. 397
  39. Internetseite der Fundación Casa Medina Sidonia
  40. Lienhard Delekat, Phönizier in Amerika. Die Echtheit der 1873 bekannt gewordenen kanaanäischen (altsidonischen) Inschrift aus Paraiba in Brasilien nachgewiesen, in: Peter Hanstein, Bonn 1969, (Bonner biblische Beiträge 32, ZDB-ID 525852-2) --- Frank M. Cross, The Phoenician Inscription from Brazil. A Nineteenth-Century Forgery, in: Orientalia Rom 37 (1968), S. 437–460
  41. Noam Chomsky, cit. in: Survival International, „Die ‚Entdeckung‘ von Machu Picchu“, o. J.
  42. Roland Bernhard: Geschichtsmythen über Hispanoamerika. Entdeckung, Eroberung und Kolonisierung in deutschen und österreichischen Schulbüchern des 21. Jahrhunderts. Vandenhoeck & Ruprecht, 2013, S. 164.
  43. Guido Abbattista: Europäische Begegnungen im Zeitalter der Expansion, bei EGO – European History Online, ieg-ego.eu/en/ego, 2011, S. 2
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