Füttersee
Koordinaten: 49° 47′ N, 10° 30′ O
Höhe: 338 m
Einwohner: 170
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 96160
Vorwahl: 09556
Lage von Füttersee (fett) im Geiselwinder Gemeindegebiet
Füttersee, Blick aus nördlicher Richtung

Füttersee ist ein Gemeindeteil des Marktes Geiselwind und eine Gemarkung im unterfränkischen Landkreis Kitzingen.

Geografische Lage

Das Kirchdorf Füttersee liegt im Nordosten des Geiselwinder Gemeindegebietes. Nördlich beginnt mit Klein- und Großbirkach das Gebiet des Marktes Ebrach im Landkreis Bamberg. Im Nordosten befindet sich Ilmenau, im Westen erstreckt sich Neugrub, im Südosten beginnt Wasserberndorf. Geiselwind befindet sich südwestlich von Füttersee.

Nächstgelegene, größere Städte sind Gerolzhofen, mit einer Entfernung von etwa 17 Kilometern, und Kitzingen, ungefähr 24 Kilometer entfernt.

Gemarkung Füttersee

Auf der Gemarkung von Füttersee liegt die Wüstung Effeltrich. Das Dorf wurde im 14. Jahrhundert verlassen, heute erinnert nur noch die Flurlage Effelter Berg an die Siedlung. Die Hammermühle war lange Zeit der letzte bauliche Überrest dieses Dorfes. Die Einöde Hundsrangen liegt ebenfalls auf der Gemarkung Füttersee, dem Gebiet der ehemaligen Gemeinde Füttersee.

Geschichte

Der Ortsname Füttersee verweist auf die natürlichen Begebenheiten in der Umgebung des Dorfes. Die Endung -see geht auf das mittelhochdeutsche Wort zurück, was Weiher oder Teich bedeutet. Wahrscheinlich entstand dort ein großer Stausee an der Reichen Ebrach, in dem die Mönche von Kloster Münchaurach die Fische züchteten, die während der Fastenzeit verbraucht wurden. Das Dorf lag also am „Weiher, in dem Fische gemästet werden“.

Erstmals erwähnt wurde das Dorf in einer Quelle des Jahres 1158. Damals wurde das Kloster Münchaurach und seine Besitzungen unter den persönlichen Schutz von Kaiser Friedrich Barbarossa gestellt, darunter auch das Dorf „Futerse“. Im 13. Jahrhundert war das Kloster Teil des Herrschaftsgebiets der Grafen zu Castell. 1287 veräußerte Graf Heinrich II. einige Güter in „Fůterse“, Bischwind und Traustadt. Neben den Grafen war auch das Kollegiatstift Haug aus Würzburg im Ort begütert.

Nachdem im 14. Jahrhundert Graf Hermann II. zu Castell den Anteil seines Hauses am Dorf an das Kloster Ebrach verkauft hatte, wurde Füttersee 1311 endgültig Teil des Zisterzienserklosters im Steigerwald. 1311 verkaufte auch das Stift Haug seinen Anteil an „Wůsthenfuterse“. Das Präfix Wůsthen- deutet wohl auf einen verlassenen Ausbauort in der Nähe des Dorfes hin. Das Kloster wandelte seinen neuerworbenen Besitz wahrscheinlich in eine Kurie um. Im Jahr 1340 tauchte das Dorf im Urbar der Abtei auf.

Eine Urkunde aus dem Jahr 1407 beschreibt die Begebenheiten in „Futerse villa“ (Füttersee, das Dorf). Es bestanden unter anderem achteinhalb Mansen und eine Mühle. Die Wüstung in der Nähe war zur Kurie geworden. Noch 1504 unterschied man „Dorffüterse“ von „Hochfüterse“. Im Dorf hatten nun auch die Herren von Vestenberg zwei Güter. Nach 1592 war das Dorf Teil des Klosteramtes Burghaslach. Die Kurie legte das Suffix ab und wurde nur noch Hoch oder Hof genannt.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, 1527, war Füttersee evangelisch geworden. Ein Prediger aus Burghaslach wurde als neuer Pfarrer berufen. Nun verlor auch das Ebracher Kloster seinen Einfluss über die Siedlung. So sind 1582 die Brüder von Rosenberg zu Haltenbergstetten mit dem Zehnten in „Futtersehe“ nachgewiesen. Im Jahr 1653 erwarben die Kartäusermönche aus Ilmbach den halben Zehnten über das Dorf, das zeitweise auch „Futershain“ genannt wurde.

Nach 1681 war spätestens die Identität der Kurie und ihre ehemalige Zugehörigkeit zum Dorf vergessen. Heute ist Hof ein Gemeindeteil der Gemeinde Ebrach. „Füttersehe“ tauchte nochmals in einer Ebracher Güterbeschreibung des Jahres 1692 auf. Im Jahr 1791 wurde der Ort als „Vitterse“ in einer Urkunde erwähnt.

Im Jahr 1969 war Füttersee einer der Schauplätze des sogenannten Ebracher Knast-Camps. Anlass war die Inhaftierung des 22-jährigen Münchner Studenten und SDS-Mitglieds Reinhard Wetter, der wegen Aufruhrs und Landfriedensbruchs zu 9 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt worden war und im Frühjahr 1969 in die JVA Ebrach verlegt wurde. Bereits am 10. Mai 1969 kamen nach einem Aufruf von Fritz Teufel, dessen Münchner Mitbewohner Reinhard Wetter war, etwa 80 Menschen zur „Knast-Kampagne“ nach Ebrach, um Reinhard Wetter mit Holzbohlen und Rammböcken symbolisch aus der Justizvollzugsanstalt zu befreien. In der Woche vom 15. bis zum 19. Juli 1969 folgten weitere Aktionen. Am 15. Juli bezogen viele der Aktivisten eine Wiese in der Fütterseer Gemarkung, der Besitzer hatte ihnen erlaubt hier zu campen. Die Wiese blieb auch in den folgenden Tagen Ausgangspunkt für verschiedene Fahrten, die die Gruppe unter anderem nach Bamberg führten. Durch die Aussagen konservativer Politiker wurde die örtliche Bevölkerung gegen die Aktivisten aufgestachelt. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und Demonstrationen, die schließlich am 19. Juli von der Polizei aufgelöst wurden.

Ehemalige Gemeinde

Die Landgemeinde Füttersee bestand über ein Jahrhundert nur aus dem Hauptort und Hammermühle und umfasste etwa 446 Hektar. Etwa 1950 kam der Gemeindeteil Hundsrangen hinzu. Zum 1. Januar 1972 wurde die Gemeinde in die neugebildete Großgemeinde Geiselwind eingegliedert.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bau- und Naturdenkmäler

Die evangelische Pfarrkirche des Ortes ist dem heiligen Laurentius geweiht. Ursprünglich stammt das Gebäude aus dem 14. Jahrhundert, bereits im 15. Jahrhundert wurden Veränderungen am Langhaus vorgenommen. Ältestes Ausstattungselement ist der Flügelaltar des Jahres 1510, der mit dem in der Abtswinder Pfarrkirche vergleichbar ist. Die Kanzel kam nach einem weiteren Umbau im Jahr 1709 in das Gotteshaus.

Neben mehreren fränkischen Bauernhäusern gibt es in Füttersee noch einige Hoftorpfosten des 19. Jahrhunderts. Die ehemalige Schule ist ein eingeschossiger Walmdachbau aus dem Jahr 1796. Ein spätmittelalterliches Steinkreuz steht in der Flur um den Ort.

Ein Naturdenkmal ist die sogenannte Kaisereiche. Die Eiche soll der Sage nach zur Zeit Karls des Großen gepflanzt worden sein, weist jedoch Rindenmerkmale auf, die für ein Alter zwischen 600 und 800 Jahren sprechen. Der Baum gehört zu den 500 ältesten Bäumen Deutschlands und wurde auf die Liste der dicksten Eichen in Deutschland aufgenommen. Der Brusthöhenumfang beträgt 7,95 m (2015).

Sage

Zwischen Geiselwind und Füttersee steht am Rande eines Feldes im Gebüsch ein Kreuzstein. An dieser Stelle soll ein Zimmermann erschlagen worden sein, weswegen man den Stein mit einer Axt verzierte. Der Fütterseer Müller Ulrich ging eines Tages diesen Weg nach Hause und fand am Wegesrand neben dem Stein einen Haufen glühender Kohlen. Der Müller dachte, das Feuer hätten Kinder angemacht, während sie dort ihre Tiere hüteten.

Er lief darauf zu und wollte mit einer der Kohlen seine Pfeife anzünden. Er holte eine aus der Glut und legte sie in den Pfeifenkopf. Die Kohle aber entzündete die Pfeife nicht und der Müller ging unverrichteter Dinge nach Hause. Als er aber dort seine Pfeife entzünden wollte, entdeckte er statt des Kohlestücks einen Dukaten im Pfeifenkopf liegen. Wenn er mit seinem Pfeifenkopf in der Kohle gewühlt hätte, wäre ihm ein Schatz erschienen, der ihm gehört hätte.

Bildung

Füttersee liegt heute im Sprengel der Drei-Franken-Grundschule im Hauptort Geiselwind. Ab der 5. Klasse besuchen die Kinder die Nikolaus-Fey-Mittelschule in Wiesentheid. Weiterführende Schulen können mit der Mädchenrealschule in Volkach und mit der Realschule in Dettelbach besucht werden. Gymnasien gibt es in Münsterschwarzach (Egbert-Gymnasium), Volkach-Gaibach (Franken-Landschulheim Schloss Gaibach), Wiesentheid (Steigerwald-Landschulheim) und Kitzingen (Armin-Knab-Gymnasium). Bereits in Mittelfranken liegt das Gymnasium Scheinfeld.

Literatur

  • Hans Bauer: Landkreis Kitzingen. Ein Kunst- und Kulturführer. Marktbreit 1993.
  • Alexander Graf zu Castell: Füttersee. In: Jesko Graf zu Dohna (Hg.): Kulturpfad. Auf den Spuren der Grafen zu Castell. Münsterschwarzach 2004. S. 150–151.
  • Johann Ludwig Klarmann, Karl Spiegel: Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald. Nachdruck der Ausgabe 1912. Neustadt an der Aisch 1982.
  • Wolf Dieter Ortmann: Landkreis Scheinfeld (= Historisches Ortsnamensbuch von Bayern. Mittelfranken Bd. 3). München 1967. Ortsnamenteil.
  • Karl Treutwein: Unterfranken. Heroldsberg 1978.
Commons: Füttersee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ortmann, Wolf Dieter: Landkreis Scheinfeld. S. 52.
  2. Ortmann, Wolf Dieter: Landkreis Scheinfeld. S. 54.
  3. Bauer, Hans: Landkreis Kitzingen. S. 85.
  4. Ortmann, Wolf Dieter: Landkreis Scheinfeld. S. 53.
  5. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1245, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  6. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1117 (Digitalisat).
  7. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 183, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  8. Treutwein, Karl: Unterfranken. S. 216.
  9. Kaisereiche bei Füttersee im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 10. Januar 2017.
  10. Klarmann, Johann Ludwig (u. a.): Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald. S. 109.
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