Wappen | Deutschlandkarte | |
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Koordinaten: 49° 40′ N, 8° 4′ O | ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Donnersbergkreis | |
Verbandsgemeinde: | Kirchheimbolanden | |
Höhe: | 205 m ü. NHN | |
Fläche: | 5,25 km2 | |
Einwohner: | 675 (31. Dez. 2022) | |
Bevölkerungsdichte: | 129 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 67294 | |
Vorwahl: | 06355 | |
Kfz-Kennzeichen: | KIB, ROK | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 33 022 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Neue Allee 2 67292 Kirchheimbolanden | |
Website: | ||
Ortsbürgermeister: | Reiner Schlesser | |
Lage der Ortsgemeinde Gauersheim im Donnersbergkreis | ||
Gauersheim ist eine Ortsgemeinde im Donnersbergkreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden an.
Lage
Die Ortsgemeinde befindet sich im Alzeyer Hügelland, das wiederum Bestandteil des Rheinhessischen Tafel- und Hügellands ist, innerhalb des sogenannten Ilbesheimer Plateaus. Im Westen des Gemeindegebiets erstreckt sich die bis zu 302 Meter hohe Hügelkette Hungerberg. Mitten durch das Siedlungsgebiet verläuft der Leiselsbach; dort nimmt er von rechts den Hohlgraben auf. Nachbargemeinden sind – im Uhrzeigersinn – Stetten, Albisheim, Marnheim, Bolanden, Kirchheimbolanden, Bischheim und Rittersheim.
Geschichte
Vor- und Frühgeschichte
Die vor- und frühgeschichtlichen Funde beschränken sich lediglich auf jungsteinzeitliches Werkzeug und römerzeitliche Scherben.
Frühmittelalter
Gauersheim ist eine fränkische Gründung aus dem sechsten oder siebten Jahrhundert, worauf der Ortsname hinweist. Dieser endet – wie bei fränkischen Gründungen typisch – auf -heim, vorangestellt ist der fränkische Vorname Gawirich, was sich mit Heim des Gawirich wiedergeben lässt. Gauersheim gehörte zunächst dem Wormsgau, dann dem Nahegau (Grafschaft) an. Der erste schriftliche Beleg findet sich mit der Schreibung Gouurichesheim in einer Beurkundung einer Schenkung Kaiser Ludwigs des Frommen an das Kloster Prüm in der Eifel und datiert in das Jahr 835. Seit 893 ist Weinbau bezeugt.
Hoch- und Spätmittelalter
Um 1200 waren die Grafen von Leiningen als Lehensträger des Klosters Prüm/Eifel; die Rheingrafen als Lehensträger des Erzbischofs von Mainz und die Bolander mit Rechten und Gütern in Gauersheim ausgestattet. Die ortsansässigen Ritter von Gauersheim werden zwischen 1222 und 1447 in Urkunden erwähnt. Im 14. Jahrhundert und auch noch 1409 hatten die Wildgrafen die Landeshoheit. Danach fiel das Dorf an die Ritter von Oberstein, neben denen sich im Laufe des 15. Jahrhunderts die Ritter Steben von Einselthum etablierten. Das Kloster Otterberg besaß im Ort ein Gut.
Neuzeit
Nachdem der kinderlose Friedrich Steben von Einselthum am 12. März 1549 an den Folgen eines Reitunfalls starb, erbte dessen Vetter, Hans IX. von Wallbrunn zu Partenheim, sämtliche Rechte der Steben von Einselthum in Gauersheim. 1614 kauften die Herren von Wallbrunn die Rechte der Obersteiner und erwarben so die Ortsherrschaft, die sie bis Ende des 18. Jahrhunderts innehatten.
Nach 1792 hatten französische Revolutionstruppen die Region besetzt und nach dem Frieden von Campo Formio (1797) annektiert. Von 1798 bis 1814 gehörte das Dorf zum französischen Departement Donnersberg und war dem Kanton Kirchheim zugeordnet. Bis zu seinem Tod 1805 fungierte der letzte Freiherr von Wallbrunn aus der Partenheimer Linie, der in Gauersheim residierte, als dessen Maire (Bürgermeister). 1815 hatte der Ort insgesamt 488 Einwohner.
Aufgrund der auf dem Wiener Kongress (1815) getroffenen Vereinbarungen und einem Tauschvertrag mit Österreich kam die Region 1816 zum Königreich Bayern. Ab 1818 war die Gemeinde Gauersheim dem Landkommissariat Kirchheim im bayerischen Rheinkreis, später dem Bezirksamt Kirchheimbolanden zugeordnet.
Ab 1939 war der Ort Bestandteil des Landkreises Kirchheimbolanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Gauersheim innerhalb der französischen Besatzungszone Teil des damals neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz. Im Zuge der ersten rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform wechselte Gauersheim 1969 in den neu gebildeten Donnersbergkreis; drei Jahre später wurde die Gemeinde in die ebenfalls neu entstandene Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden eingegliedert.
Religion
Die Katholiken gehören zum Bistum Speyer und unterstehen dort dem Dekanat Donnersberg, die Evangelischen zur Protestantischen Landeskirche der Pfalz. Der örtliche protestantische Pfarrer ist ebenso für Ilbesheim zuständig.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Gauersheim besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Bürgermeister
Ortsbürgermeister ist Reiner Schlesser. Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 57,10GauersheimProzent in seinem Amt bestätigt.
Wappen
Blasonierung: „In Silber eine goldnimbierte Gottesmutter mit dem ebenfalls goldnimbierten Kind auf dem Arm, in roten Unter- und blauem Obergewand, zwei Wappenschilde haltend, rechts in Silber ein linksgewendeter roter Löwe, links in Blau drei silberne Rauten.“ | |
Wappenbegründung: Das Wappen geht zurück auf ein Siegel aus dem Jahr 1779, das bereits Maria mit dem Kind zeigte. Zusätzlich wurden 1928 auf Wunsch der Gemeinde die Wappen der ehemals berechteten Familien von Oberstein (Löwe) und von Wallbrunn (Rauten) mitaufgenommen.
Es wurde 1928 durch das bayerische Innenministerium verliehen. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kulturdenkmäler
Die Hauptstraße und der jüdische Friedhof sind jeweils als Denkmalzonen ausgewiesen.
Im Ortskern kreuzen die alten Verbindungsstraßen von Worms nach Kirchheimbolanden und von Alzey nach Kaiserslautern. Erst durch den Bau der napoleonischen Heerstraße, der sog. Kaiserstraße, die über das nahe Kirchheimbolanden führte, verlor Gauersheim an Bedeutung. Bis in die Gegenwart ist der Ortskern geprägt durch eine Denkmalzone aus drei Vierseithöfen des 18./19. Jahrhunderts, das Schloss, das ehemalige Amtshaus, die Kirche, das Pfarrhaus und die ehemalige wallbrunn'sche Bannwirtschaft mit dem Betzekämmerchen.
Der jüdische Friedhof mit 108 Grabsteinen von 1770 bis 1934 ist ein wichtiges Zeugnis mit hohem dokumentarischen Wert für die jüdische Bevölkerung, da sehr viele und gut lesbare Inschriften erhalten sind. Die älteren Grabsteine im nördlichen Teil zeigen traditionelle geschweifte und halbrunde Abschlüsse, die neueren Steine im südlichen Teil zeigen die Anpassung an die christliche Bestattungskultur. Ab 1860 überwiegen historisierende, vor allem gotisierende Grabsteine mit zusätzlichen deutschen Inschriften. Wie auch auf christlichen Friedhöfen ist auch hier ein Materialwechsel von Sandstein zu Granit ab 1900 festzustellen.
Zu den denkmalgeschützten Einzelobjekten zählen ein Kriegerdenkmal, die frühere Wehrkirche, die in dem alten, um 1800 aufgelassenen Friedhof liegt, der neue christliche Friedhof mit den Grabsteinen der Herren von Gagern und der Familie Steuerwald mit der um 1900 erschaffenen Galvanoplastik eines Engels wurde etwa 1800 gegründet. Hinzu kommt das Schloss der Herren von Wallbrunn; letzteres ist eine voluminöse, spätbarocke Dreiflügelanlage, die 1715 bis 1760 über Resten der Wasserburg der Herren von Gauersheim errichtet wurde. 1805, nach dem Tod des letzten Freiherrn von Wallbrunn, erwarben die Freiherrn von Gagern das Schloss von seinen Partenheimer Erben. Die wallbrunn'sche Bannwirtschaft, deren Keller einst als Betzekämmerchen diente, fungiert mittlerweile als Dorfgemeinschaftshaus.
Natur
Im Schlosshof befindet sich eine Platane, die als Naturdenkmal eingestuft ist.
Vereine
Vor Ort existiert der SV Gauersheim, der Fußball anbietet.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Die Ortslage Gauersheimer Goldloch, die Teil der Großlage Schnepfenflug vom Zellertal ist, gehört zu den nördlichsten Lagen des Weinbaugebiets Pfalz und gehört zu dessen Untereinheit Weinbaugebiet Zellertal. Auf 20 Hektar bestockter Rebfläche wird am Südhang des Leiselsbachs Wein angebaut. Der im Zeitraum von 2013 bis 2015 errichtete Windpark Hungerberg befindet sich teilweise auf der Gemeindegemarkung.
Verkehr
Durch den Ort verläuft die Landesstraße 447. In der Ortsmitte zweigt von ihr die Kreisstraße 61, die zur Landesstraße 386 führt; letztere berührt den äußersten Osten der Gemeindegemarkung. In kurzer Entfernung befindet sich westlich ein direkter Anschluss an die A 63, die von Kaiserslautern nach Mainz führt.
Persönlichkeiten
- Gustav Magnus von Wallbrunn (1702–1772), war baden-durlachischer Landvogt, Ortsherr von Gauersheim
- Karl Christoph Gottlieb von Gagern (1743–1825), Freiherr, französischer Offizier und hoher Hofbeamter im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, letzter Schlossherr in Gauersheim; lebte und starb hier, Grabstein vor dem Friedhof aufgestellt
- Sascha Kotysch (* 1988), Fußballspieler, spielte in seiner Jugend beim örtlichen Fußballverein
- Christian Gittelmann (* 1983), FIFA-Schiedsrichterassistent
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- 1 2 3 4 Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 15: Donnersbergkreis, Werner'sche Verlagsbuchhandlung, Worms 1998, S. 292 ff.
- 1 2 3 4 Gerald F. W. Müller, Treffen der Familien von Wallbrunn-Besichtigung des Residenzortes Gauersheim am 13. Juni 2009, Pfaffen-Schwabenheim 2009, S. 1 ff.
- ↑ Jürgen Keddigkeit, Michael Werling, Rüdiger Schulz und Charlotte Lagemann: Otterberg, St. Maria. Zisterzienserabtei Otterburg. In: Jürgen Keddigkeit, Matthias Untermann, Sabine Klapp, Charlotte Lagemann, Hans Ammerich (Hg.): Pfälzisches Klosterlexikon. Handbuch der pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden, Band 3: M–R. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Kaiserslautern 2015. ISBN 978-3-927754-78-2, S. 524–587 (538).
- ↑ Der Landeswahlleiter RLP: Gemeinderatswahl 2019 Gauersheim. Abgerufen am 31. August 2019.
- ↑ Der Landeswahlleiter RLP: Direktwahlen 2019. siehe Kirchheimbolanden, Verbandsgemeinde, fünfte Ergebniszeile. Abgerufen am 31. August 2019.
- ↑ Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Deutscher Kunstverlag, München 1984, ISBN 3-422-00382-7.
Literatur
- Literatur über Gauersheim in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie