Georg Hermes (* 22. April 1775 in Dreierwalde; † 26. Mai 1831 in Bonn) war ein römisch-katholischer Theologe und Philosoph.
Leben
Georg Hermes studierte als Sohn eines Bauern an der Universität Münster Theologie und Philosophie von 1792 bis 1798. Er nahm zuerst eine Beschäftigung als Gymnasiallehrer auf (1798). Im Jahr 1799 wurde er zum Priester geweiht. Nach dem Erscheinen seines ersten Werks, der Untersuchung über die innere Wahrheit des Christentums, wurde er in Münster 1807 zum Professor für Dogmatik ernannt.
Seit 1820 lehrte er an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Dem Kölner Domkapitel gehörte er ab 1825 an. Hermes war ein Schüler von Ferdinand Überwasser (1752–1812). Als Vertreter einer katholischen Aufklärung begründete er den sogenannten Hermesianismus, ein kritizistisches, psychologisches und anthropozentrisches System zur rationalen Rechtfertigung des katholischen Glaubens.
Der Hermesianismus enthielt als Grundzug eine Überwindung der Sittenlehre in ihren religiösen Motiven bei Immanuel Kant. Seine Lehre wurde durch den Kölner Erzbischof Ferdinand August von Spiegel gefördert und fand vor allem an den Lehranstalten in Preußen große Verbreitung. Die Lehre des Hermes wurde 1835 durch Papst Gregor XVI. durch das Breve Dum acerbissimas verboten. und seine Werke auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt.
Der preußische Staat, der den Hermesianismus unterstützte, fand im Kölner Erzbischof Clemens August Droste zu Vischering einen erbitterten Gegner. Eifrige Verteidiger des Hermesianismus waren Clemens-August von Droste zu Hülshoff, ein Vetter der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, und Peter Joseph Elvenich. Zu seinen Schülern zählt außerdem der Philosoph Wilhelm Esser.
Hermes liegt auf dem Alten Friedhof in Bonn begraben.
Werke
- Untersuchung über die innere Wahrheit des Christentums, 1804.
- Einleitung in die christkatholische Theologie, 2 Bände, 1819–1829.
- Christkatholische Dogmatik, Herausgegeben von Johann Heinrich Achterfeld, 3 Bände, 1834–1835.
Literatur
- Friedrich Wilhelm Bautz: Hermes, Georg. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 760–762.
- Karl Eschweiler: Die katholische Theologie im Zeitalter des deutschen Idealismus. Die Bonner theologischen Qualifikationsschriften von 1921/22. Aus dem Nachlaß herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Thomas Marschler. Monsenstein und Vannerdat, Münster 2010, ISBN 978-3-86991-180-9 (darin S. 73–98: Der theologische Kritizismus: Georg Hermes).
- Karl Eschweiler: Die zwei Wege der neueren Theologie: Georg Hermes – Matth. Jos. Scheeben. Eine kritische Untersuchung des Problems der theologischen Erkenntnis. Benno Filser, Augsburg 1926 (Volltext).
- Wilhelm Esser: Denkschrift auf Georg Hermes. Gewesenen Doctor der Theologie und Philosophie, Professor der Theologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität und Beisitzer des dasigen Spruch-Collegii. Köln 1833 (Digitalisat).
- Thomas Fliethmann: Vernünftig glauben. Die Theorie der Theologie bei Georg Hermes. Echter, Würzburg 1997.
- Eduard Hegel: Hermes, Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 671 f. (Digitalisat).
- Franz Heinrich Reusch: Hermes, Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 192–196.
- Heinrich Schrörs: Geschichte der Katholisch-theologischen Fakultät zu Bonn 18180–1831. Boisserée, Köln 1922.
- Herman H. Schwedt: Das Römische Urteil über Georg Hermes (1775–1831). Ein Beitrag zur Geschichte der Inquisition im 19. Jahrhundert, 1980.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Anna Katharina Schneider: Der Alte Friedhof in Bonn. Ein Ort mit Geschichte und Geschichten. Reisekönig Verlag, Bonn 2021, ISBN 978-3-945455-11-1, S. 62f.