Gerhard Palder (* 1949 oder 1950 in Kulmbach) ist ein deutscher Theaterschauspieler und Sprecher. Er arbeitete im Laufe seiner knapp 50-jährigen Karriere mit bekannten Regisseuren wie Paolo Magelli, Frank-Patrick Steckel und Volker Lösch zusammen.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Palder kam in der oberfränkischen Kreisstadt Kulmbach zur Welt und hat nach eigenen Angaben nach wie vor „einen ganz besonderen Bezug zum Frankenwald“. Er studierte zunächst in München Germanistik, ehe er am Wiener Max-Reinhardt-Seminar seine schauspielerische Ausbildung absolvierte.

Karriere als Schauspieler

Im Laufe seiner Karriere spielte Palder an zahlreichen unterschiedlichen Bühnen. Erste Engagements führten ihn an das Stadttheater Regensburg und das Schlosstheater Celle. Ab 1977 arbeitete er am Stadttheater St. Gallen, am Badischen Staatstheater Karlsruhe, an der Landesbühne Niedersachsen Nord in Wilhelmshaven, am Stadttheater Gießen sowie am Theater Basel. Zwischen 1996 und 2001 war er am Schillertheater NRW Wuppertal beschäftigt, anschließend bis 2006 am Theater der Stadt Heidelberg, bis 2007 am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg, 2007/08 an den Hamburger Kammerspielen sowie 2008/09 am Oldenburgischen Staatstheater. Zwischen 2009 und 2012 gehörte er für drei Spielzeiten dem Ensemble des Theater Bremen an.

Auch abseits der klassischen Theater war Palder schauspielerisch aktiv. So gab er beispielsweise im Sommer 1984 – während seiner Zeit in Wilhelmshaven – Improvisationstheaterkurse auf der Umweltstation Iffens in Butjadingen und im Sommer 2008 trat er bei den Kreuzgangspielen Feuchtwangen auf. Bemerkenswert ist seine langjährige, sich über mehr als zwei Jahrzehnte erstreckende Zusammenarbeit mit Johannes Kaetzler. Ihre Wege kreuzten sich erstmals in Wilhelmshaven, wo Kaetzler damals Erster Spielleiter war. In der Folge trafen sie sich auch in Gießen, am Ernst-Deutsch-Theater sowie in Feuchtwangen und Palder war in zahlreichen von Kaetzlers Inszenierungen zu sehen.

Karriere als Sprecher

Neben seiner Karriere als Schauspieler ist Palder auch als Hörspielsprecher aktiv und tritt bei Lesungen auf. Er wirkte an folgenden Hörspielen des öffentlich-rechtlichen Hörfunks mit:

  • 1973: Kleine Satzzeichenlehre in Radio Wien (Autor: Gert Hofmann; Regie: Herbert Fuchs; Erstausstrahlung: 10. Februar 1973)
  • 1980: Lotti emanzipiert sich im Südwestfunk (Autorin: Anne Marie Treichler; Regie: Lilo Külp; alemannischer Dialekt; Erstausstrahlung: 4. Mai 1980)
  • 1980: Anni sucht ihren Vater im Südwestfunk (Autor: Helmut Walbert; Regie: Lilo Külp; alemannischer Dialekt; Erstausstrahlung: 14. Dezember 1980)
  • 2002: Aus dem merkwürdigen Leben der Rekonvaleszenten im Südwestrundfunk (Autorin: Sandra Kellein; Regie: Ulrich Lampen und Tobias Krebs; Erstausstrahlung: 21. Oktober 2002)
  • 2003: Herzliche Grüße an alle – Die Botschaft der Voyager-Sonden im Südwestrundfunk (Autor: Ingo Kottkamp; Regie: Iris Drögekamp)

Zwischen 1989 und 1992 war er an einigen christlichen Kinder- und Jugendhörspielen der beiden Reihen 5 Geschwister (Folge 3: „5 Geschwister im unheimlichen Schloss“ und Folge 4: „5 Geschwister im geheimnisvollen Palazzo“) sowie Abenteuer zwischen Himmel und Erde (Folgen 1 und 2 zu Simson und Esther) von Günter Schmitz beteiligt.

Ein wiederkehrendes Element in Palders Engagements als Sprecher ist seine Leidenschaft für Musik. Dies zeigte sich bereits, als er ab 1974 bei den Konzerten des neu gegründeten „Regensburger Musikpodiums“ als „Mittler zwischen Musikern und Publikum“ fungierte. Im Rahmen der Botticelliana des Erlanger Kammerorchesters war er im März 2001 der Sprecher in der Klosterkirche Frauenaurach. Hierbei wurde unter dem Dirigat Ulrich Kobilkes symphonische Musik von Grieg, Debussy und Respighi, die nach konkreten Bildvorlagen entstanden ist, mit den Werken des italienischen Frührenaissancemalers Sandro Botticelli in einen synästhetischen Zusammenhang gebracht, um anhand sowohl beweisbarer als auch hypothetischer Analogien übergreifende Gemeinsamkeiten von Bildender Kunst, Literatur und Musik aufzuzeigen. Auch bei der Uraufführung eines Capriccios von Komponist Konrad Hupfer nach Texten und Musik von E. T. A. Hoffmann im September gleichen Jahres in der Wuppertaler Immanuelskirche durch das Nova Ensemble Wuppertal war Palder mit zwei Kollegen als Sprecher aktiv. Dies setzte sich auch während seiner Zeit am Theater Bremen fort, als er im April 2012 mit einer szenischen Lesung biblischer Texte die Markus-Passion von Johann Sebastian Bach im Bremer Dom begleitete, die der Bremer Domchor und das Concerto Bremen unter der Leitung von Tobias Gravenhorst aufführten.

Gleichfalls während seines Engagements am Theater Bremen las Palder in dessen Brauhauskeller zwischen November 2010 und Januar 2012 in der Reihe Das ist! aus den Romanen Lumpenroman von Roberto Bolaño, Die Demütigung von Philip Roth sowie Blumenberg von Sibylle Lewitscharoff und präsentierte darüber hinaus im Juni 2012 in der Reihe Obszön eine Auswahl schamloser Texte von Brecht bis Bataille. Zuletzt trat Palder mehrmals in der Kulturschule des oberfränkischen Ortes Wartenfels auf: So begleitete er beispielsweise im Mai 2018 die Vernissage einer Naturfotoausstellung mit einer Lesung aus Adalbert Stifters Erzählung Der Hochwald und im Januar 2020 wirkte er dort im Rahmen eines Kunstabends zu Jean Paul mit.

Einschätzung der Kritik

Großes Lob erfuhr er für seine Verkörperung des Münchner Polizisten Robert Mohr im Drama Die Weiße Rose der argentinisch-US-amerikanischen Autorin Lillian Garrett-Groag. Mohr war 1943 für die Ermittlungen gegen die gleichnamige NS-Widerstandsgruppe verantwortlich und Palder spielte ihn in zwei unterschiedlichen Inszenierungen – ab November 2000 am Schillertheater NRW Wuppertal und ab April 2006 am Ernst-Deutsch-Theater. Bezüglich des ersten Auftritts kam Frank Becker vom Online-Kulturmagazin Musenblätter zu der Einschätzung, dass

„Gerhard Palder [...], besonders im Dialog mit der ebenbürtigen Tina Eberhardt, die Bühne [gehörte]. [...] Die Zerrissenheit dieses Menschenfreundes, die wilde Verzweiflung, mit der er versucht, wenigstens das Leben Sophie Scholls zu retten, doch an ihrem Standpunkt ‚Ehre ist bedingungslos‘ scheitert, gehört zum Größten, was [in Wuppertal] in den letzten Jahren zu sehen war. In diesen Momenten war es totenstill im Saal. Palders subtiles Spiel verlieh der Inszenierung eine Güte, die wirklich rar ist.“

Birgit Müller vom Syker Kurier urteilte 2006 bezüglich der zweiten Inszenierung ähnlich und war der Meinung, dass „besonders Gerhard Palder [...] in seiner Rolle [glänzte]“, die er „überaus differenziert“ umgesetzt habe.

Becker hob während Palders Zeit in Wuppertal noch andere von dessen schauspielerischen Leistungen hervor: Er sprach 2008 in der Rückschau auf Paolo Magellis Inszenierung von Brechts Mutter Courage und ihre Kinder im Jahr 1997 vom „großartigen Gerhard Palder, dessen bigotter, bei Bedarf die Glaubensfahne wechselnder Feldprediger geradezu grandios zu nennen war.“ Im Juni 1998 bescheinigte er ihm, den Kontoristen Jepichodow in Tschechows Der Kirschgarten „liebenswürdig durchgeistigt“ zu spielen sowie „ein Meister der kleinen Geste“ zu sein und ein Jahr später habe Palder im Februar 1999 in Molières Der Menschenfeind „als Diener Du Bois in kleiner Rolle mit einem humoristischen Kabinettstückchen“ geglänzt.

Sein Stadtvogt Peter Stockmann in Ibsens Ein Volksfeind (Regie: Katharina Rupp) am Theater Biel Solothurn wurde im Januar 2011 ebenfalls mit viel positiver Kritik bedacht: Im Internetportal nachtkritik.de urteilte Charles Linsmayer, dass Palder die Figur „wundervoll altväterisch und bigott“ verkörpere und Angelica Schorre von der Aargauer Zeitung Der Sonntag schloss sich dieser Bewertung an, indem sie seine Interpretation der Figur als „brillant“ bezeichnete. Als Gerhard Palder Anfang Oktober 2011 am Theater Bremen in Frank-Patrick Steckels Inszenierung von Becketts Endspiel den blinden und gelähmten Hamm gab, nannte ihn Andreas Schnell auf nachtkritik.de einen „exzellenten Schauspieler“, der die Rolle „mit Bravour“ spiele.

Theaterrollen (Auswahl)

Schillertheater NRW Wuppertal

Theater der Stadt Heidelberg

Theater Bremen

Sonstige

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Sonja Adam: „Wartenfelser staunen über Zauber des Frankenwaldes“. Am 11. Mai 2018 auf inFranken.de. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  2. 1 2 3 4 „Neue Gesichter bei den Kreuzgangspielen – Teil 2“. In: Amtliches Mitteilungsblatt der Stadt Feuchtwangen. № 8/2008, 11. April 2008, Seiten 4–5.
  3. Bärbel Supper: „Das Ökopraktikum in Iffens“. Abgerufen auf umweltstation-iffens.de (Umweltstation Iffens) am 11. Mai 2023.
  4. Adolf Johann Eichenseer; Bernd Meyer: Musikstadt Regensburg. Buchverlag der Mittelbayerischen Zeitung, 1985, ISBN 978-3-921114-87-2, Seite 146.
  5. Ankündigung der „Botticelliana“ auf der offiziellen Website des Erlanger Kammerorchesters. Abgerufen auf erlanger-kammerorchester.de am 11. Mai 2023.
  6. Frank Becker: „Konrad Hupfer † Ein Nachruf“. Am 11. März 2013 auf musenblaetter.de. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  7. Wolfgang Schoberth: „Lese-Sternstunde in Wartenfels“. Am 6. Januar 2020 auf frankenpost.de (Frankenpost). Abgerufen am 11. Mai 2023.
  8. Frank Becker: „Ehre ist bedingungslos“. Am 15. November 2000 auf musenblaetter.de. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  9. Birgit Müller: „Zwischen Ängsten und Zweifeln“. In: Syker Kurier. № 79/2006, 3. April 2006, Seite 2.
  10. Frank Becker: „Saturn frißt seine Kinder“. Am 29. August 2008 auf musenblaetter.de. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  11. Frank Becker: „Quark mit Kirschen“. Am 21. Juni 1998 auf musenblaetter.de. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  12. Frank Becker: „Ein Käfig voller Narren“. Am 27. Februar 1999 auf musenblaetter.de. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  13. Charles Linsmayer: „"Das Recht befindet sich nie auf Seiten der Mehrheit!"“. Am 14. Januar 2011 auf nachtkritik.de. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  14. Der Sonntag. Ausgabe vom 16. Januar 2011.
  15. Andreas Schnell: „Country ist auch keine Lösung“. Am 2. Oktober 2011 auf nachtkritik.de. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  16. Eintrag zum Musical Assassins im Musicallexicon der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bezüglich Ur- und Erstaufführungen von Musicals im deutschsprachigen Raum seit 1945. Abgerufen auf musicallexikon.eu (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) am 11. Mai 2023.
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