Glatt

Unterlauf kurz vor der Mündung

Daten
Gewässerkennzahl CH: 690
Lage Schweizer Mittelland

Schweiz

Flusssystem Rhein
Abfluss über Rhein Nordsee
Ursprung Ausfluss aus dem Greifensee
47° 22′ 22″ N,  39′ 20″ O
Quellhöhe ca. 435 m ü. M.
Quellschüttung MNQ
MQ
1,38 m³/s
4,08 m³/s
Mündung bei Rheinsfelden in den RheinKoordinaten: 47° 34′ 28″ N,  28′ 20″ O; CH1903: 677768 / 269804
47° 34′ 28″ N,  28′ 20″ O
Mündungshöhe 334 m ü. M.
Höhenunterschied ca. 101 m
Sohlgefälle ca. 2,8 
Länge 36 km , mit Kemptnerbach 62 km
Einzugsgebiet 417 km²
Abfluss am Pegel Rheinsfelden
AEo: 417 km²
Lage: 380 m oberhalb der Mündung
NNQ (2015)
MNQ 1976–2016
MQ 1976–2016
Mq 1976–2016
MHQ 1976–2016
HHQ (1999)
2,36 m³/s
5,47 m³/s
8,29 m³/s
19,9 l/(s km²)
11,4 m³/s
154 m³/s
Linke Nebenflüsse Breitibach, Sagentobelbach, Leutschenbach, Fischbach
Rechte Nebenflüsse Chimlibach, Chriesbach, Altbach, Himmelbach, Furtbach
Grossstädte Zürich
Mittelstädte Opfikon, Dübendorf, Bülach
Kleinstädte Wallisellen
Gemeinden Rümlang, Glattfelden, Schwerzenbach, Fällanden, Oberglatt, Niederglatt, Höri, Hochfelden
Schiffbar Nein
Ausfluss
Greifensee
Mündung
Kanton Zürich
Ursprung und Mündung der Glatt

Die Glatt ist ein Fluss im Kanton Zürich von 38,5 Kilometern Länge, der den Greifensee zum Rhein entwässert.

Geographie

Verlauf

Die Glatt beginnt am Greifensee und mündet bei Rheinsfelden in den Rhein. Es handelt sich dabei um die unteren 38,5 Kilometer eines insgesamt etwa 67 Kilometer langen Flusslaufes, der mit dem in den Pfäffikersee fliessenden Kemptnerbach (im Dialekt Chämtnerbach) beginnt. Zwischen Pfäffikersee und Greifensee trägt der Flusslauf den Namen Ustermer Aa.

Die Glatt fliesst aus dem Greifensee auf einer Höhe von 436 m ü. M. Sie bildet zunächst die Grenze zwischen den Gemeinden Schwerzenbach und Fällanden und fliesst dann durch das Zentrum von Dübendorf. Sie verlässt Dübendorfer Gebiet im Neugut (430 m). Hier wird ihr der Chriesbach aus der Gemeinde Wangen-Brüttisellen zugeführt.

Die Glatt verlässt nun den Bezirk Uster und bildet die Grenze zwischen Wallisellen und Zürich-Schwamendingen. Sie durchquert den Glattpark (425 m) auf dem Gemeindegebiet von Opfikon und nimmt hier den Zürcher Leutschenbach in sich auf. Der Leutschenbach wird gespeist von Katzenbach und Katzensee und entwässert damit die Zürcher Quartiere Oerlikon, Seebach und Affoltern. Die Glatt fliesst westlich am Dorfkern von Opfikon vorbei und verlässt das Opfiker Gemeindegebiet bei Glattbrugg (422 m).

Danach folgt der Glattkanal der westlichen Abgrenzung des Flughafens Zürich-Kloten; er folgt zunächst der Gemeindegrenze zwischen Kloten und Rümlang, durchfliesst dann Rümlanger Gemeindegebiet und erreicht Oberglatt. Unter dem Flughafengelände wird der Glatt der Altbach zugeführt, der aus den Gemeinden Kloten, Bassersdorf und Nürensdorf abfliesst.

Bei Oberglatt verliert die Glatt ihren stark begradigten Charakter und erreicht in etwas naturbelassenerem Flussverlauf Niederglatt (418 m) und Höri (409 m) und bildet dann die Gemeindegrenze zwischen Bülach und Hochfelden (399 m). Bei Höri nimmt die Glatt den Fischbach auf, der die Gemeinden Steinmaur und Neerach entwässert.

Auf dem Gemeindegebiet von Glattfelden überwindet die Glatt ein beträchtliches Gefälle (gegen 60 m auf etwa 5 km), bevor sie bei Rheinsfelden in den Rhein mündet (335 m).

Einzugsgebiet

Das 417,38 km² grosse Einzugsgebiet der Glatt liegt im Schweizer Mittelland und wird durch sie über den Rhein zur Nordsee entwässert.

Es besteht zu 23,5 % aus bestockter Fläche, zu 42,8 % aus Landwirtschaftsfläche, zu 28,1 % aus Siedlungsfläche und zu 5,5 % aus unproduktiven Flächen.

Die Flächenverteilung

Die mittlere Höhe des Einzugsgebietes beträgt 503,1 m ü. M., die minimale Höhe liegt bei 330 m ü. M. und die maximale Höhe bei 1084 m ü. M.

Zuflüsse

Die wichtigsten Zuflüsse sind der Chriesbach, der Himmelbach und der Fischbach.

Zuflüsse der Glatt ab 5 km Länge

Direkte Zuflüsse der Glatt
f1 Karte mit allen Koordinaten der Zuflüsse: OSM | WikiMap
Name GKZ Lage Länge
in km
EZG
in km²
MQ
in m³/s
Mündungs­ort
Koordinaten
Mündungs­höhe
in m
Bemerkungen
Chimlibach CH000608 rechts 005,6000 0012,57000000,2600 beim Glattacher, Schwerzenbach434,700000
Fällander Dorfbach CH002296 links0 003,7000 0002,2000  bei der ARA Bachwis, Fällanden434,600000Alternativname: Dorfbach
Zilbach ZH101647 links0 002,1000 0000,6100  beim Eichgrindel, Fällanden434,600000
Wisbach CH002295 links0 003,2000 0001,5900  Gemeindegrenze zwischen Fällanden und Dübendorf434,400000
Breitibach CH002294 links0 003,9000 0004,27000000,0700 beim Feuerwehrhaus, Dübendorf429,300000Oberlaufname: Schlossbach
Chriesbach CH002291 rechts 005,2000 0032,75000000,6700 bei der Flur Sack, Dübendorf426,600000Alternativnamen: Dürrenbach, Dürrbach, Kriesbach
Sagentobelbach CH002290 links0 005,4000 0002,7200  beim Tennis-Club Buchegg, Zürich-Schwamendingen425,200000
Hirzenbach ZH101797 links0 002,4000   bei Schleifen, Zürich-Schwamendingen424,600000
Leutschenbach CH002026 links0 001,3000 0019,9900  beim Glattpark, Opfikon-Glattbrugg419,900000
Brühlbach ZH101739 rechts 002,1000 0002,9700  bei Sportanlage Au, Opfikon-Glattbrugg419,500000
Altbach CH011012 rechts 001,8000 0022,60000000,4700 beim Flughafen Zürich, zwischen Kloten und Rümlang417,100000Unterlaufname: Altbachkanal
Stegliggraben ZH100512 links0 003,6000 0004,82000000,0700 bei Reckholderen, Oberglatt413,600000
Himmelbach CH011101 rechts 014,3000 0038,22000000,7200 bei Schantli, Oberglatt413,500000
Hirtlibrunnenbach ZH000690 links0 000,7000   bei Geeren, Oberglatt412,800000
Fischbach CH011042 links0 006,7000 0037,19000000,5500 bei Werd, Oberhöri405,700000
Grosswisengraben ZH10050 links0 001,2000 0001,6900  bei Wilenhofen, Hochfelden401,500000
Furtbach CH100502 rechts 004,6000 0009,98000000,1600 bei der ARA Bülach-Furt, Bülach397,500000Oberlaufname: Sechtbach
Simeligraben ZH100448 rechts 002,6000 0004,2600  beim Bahnhof Glattfelden, Glattfelden375,900000
Zweidlergraben CH000699 links0 004,6000 0009,57000000,1300 bei Zweidlen, Glattfelden341,300000Alternativname: Widlacher Bach
Glatt 036,1000 0417,38000008,4000 bei Rheinsfelden332,600000Mündet in den Hochrhein

Anmerkungen zur Tabelle

  1. Von der Quelle zur Mündung. Daten von Swisstopo (map.geo.admin.ch)
  2. Die Daten der Glatt zum Vergleich

Glatttal

Das Glattal liegt zwischen dem Limmattal im Westen und dem Tösstal im Osten und bildet einen beträchtlichen Teil des Zürcher Unterlandes. Es wird von dem Fluss Glatt gebildet.

Glattkorrektionen

Über weite Strecken wurde die Glatt begradigt und reguliert. Die nordöstlichen Ausläufer der Stadt Zürich passierend, wird der Flusslauf stark von der sich ausweitenden Agglomeration bedrängt. In einigen kurzen Abschnitten wurde die Glatt inzwischen wieder renaturiert oder es bestehen zumindest entsprechende Pläne, beispielsweise im Bereich der Eawag in Dübendorf und im Zusammenhang mit der geplanten Verlängerung von Piste 28 am Flughafen Zürich.

Vom Greifensee bis Niederglatt weist der Fluss kaum Gefälle auf. Zur Mündung hin wird der Flusslauf aber immer steiler.

Seit 1822 wird der Fluss bei Rheinsfelden kurz vor der Mündung durch einen 90 Meter langen Stollen direkter zum Rhein geleitet, um Überschwemmungen des Orts zu vermeiden. Für den Bau des Kraftwerks Eglisau-Glattfelden musste die Mündung erneut verlegt werden. Seit 1916 wird der Fluss durch einen 261 Meter langen Stollen geführt, der direkt ins Unterwasser des Kraftwerks mündet.

Natur

Renaturierung und Naturschutzgebiete

Die Begradigung des Flusses soll in Zukunft wieder rückgängig gemacht werden. Unter dem Namen «Fil Bleu Glatt» wird eine Umwandlung des Flussraums zwischen Dübendorf und Flughafen in ein Naherholungsgebiet verfolgt. Der Kantonsrat hat 2022 63 Millionen Franken für die Renaturierung, den Hochwasserschutz, die Aufwertung der Landschaft als Freizeitraum und einen durchgehenden Veloweg gesprochen. Der Fluss verläuft hier in einem Gebiet mit hoher Siedlungsdichte. Innerhalb von Dübendorf hat die Aufwertung des Glattufers schon früher begonnen. Der Plan soll in Einzelprojekten bis 2031 umgesetzt werden.

Mehrere andere Teilstücke der Glatt sind schon länger Teil von Naturschutzgebieten. Dazu gehören unter anderem:

  • der Ausfluss aus dem Greifensee mit den umgebenden Ried- und Feuchtgebieten
  • Ried und Teich »Im Chreis« bei der Kunsteisbahn Dübendorf
  • die Altläufe der Glatt zwischen Rümlang und Oberglatt
  • Klarenwiesen: Flusslauf unterhalb Hochfelden

Wasserqualität

Die ursprünglich als fischreich angesehene Glatt galt lange Zeit durch die Abwässer des Grossraums Zürichs (Flughafen Zürich, Kläranlagen, Landwirtschaft) als sehr stark verschmutzt. Heute wird die Wasserqualität wieder mehrheitlich als gut bis sehr gut beurteilt, problematisch ist in gewissen Flussabschnitten lediglich noch der Anteil an gelöstem organischem Kohlenstoff (DOC).

Fauna

Der Hauptfisch ist der Alet, nebenbei sind Barben, Rotaugen, Aale, Karpfen, Schleien, Schneider, Gründling und vereinzelt Bachforellen, Barsche und Hechte anzutreffen. Im Sommer 2006 wurde an der Mündung zum Rhein erstmals auch ein Wels gefangen. Bei Dübendorf werden mittlerweile auch Biber gesichtet, für die in der Folge ein Flussabschnitt oberhalb von Dübendorf unter Schutz gestellt wurde. 2017 wurden an der Glatt, Zuflüssen und auch Bächen oberhalb des Greifensees über zwei Dutzend Reviere von Bibern festgestellt, die zum Teil auch Nachwuchs haben. An der Glatt siedeln auch zahlreiche Graureiher und Störche, besonders in der Nähe des Greifensees.

Geschichte

Die heutige Landschaft des Glatttals wurde in den letzten Eiszeiten durch den Linthgletscher geprägt.

Die Glatt wurde bereits im Mittelalter wirtschaftlich genutzt, indem man sich das relativ starke Gefälle im Unterlauf zum Betrieb von Wassermühlen zu Nutze machte. Während der Frühindustrialisierung wurden am Glattufer Textilfabriken gebaut, die ihre Maschinen mit Turbinen betrieben. Um 1900 wurden die Fabriken elektrifiziert und mit neu gebauten Wasserkraftwerken wurde Strom produziert.

Im 19. Jahrhundert wurde der Fluss praktisch auf der ganzen Länge korrigiert, um Überschwemmungen zu vermeiden.

Brücken

Auf ihrem Weg wird die Glatt von rund 90 Brücken überspannt.

Fünf gedeckte Holzbrücken überspannen den Fluss, wobei die historische Glattbrücke in Rümlang (gebaut 1767 in Oberglatt) die älteste gedeckte Holzbrücke im Kanton Zürich ist. Die erhaltenswerte Dübendorfer Glattbrücke (Stahlträgerbrücke, gebaut 1886) ist im Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) als Bauwerk von regionaler Bedeutung aufgeführt. Das Neugutviadukt (eröffnet 1990) ist eine 920 Meter lange Eisenbahnbrücke in Dübendorf und Wallisellen. Der Fluss wird siebenmal von Autobahnen überquert.

Namensgeber

Diverse Ortschaften im Zürcher Unterland wurden nach dem Fluss benannt, so Glattbrugg, Glattfelden, Oberglatt ZH und Niederglatt ZH. Das in Wallisellen an der Glatt gelegene Einkaufszentrum Glatt trägt ebenfalls den Namen des Flusses.

Bilder

Commons: Glatt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
  2. Greifensee. (PDF; 131 kB) In: Kanton Zürich. Amt für Wasser, Energie und Luft, Abteilung Gewässerschutz, abgerufen am 25. Februar 2013.
  3. Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Gebietsauslässe. Abgerufen am 30. Mai 2019.
  4. Messstation Rheinsfelden 1976–2016 (PDF; 0,1 MB) Bundesamt für Umwelt BAFU
  5. Topographische Einzugsgebiete Schweizer Gewässer: Glatt
  6. 1 2 3 Charles Knapp, Maurice Borel, Victor Attinger, Heinrich Brunner, Société neuchâteloise de géographie (Hrsg.): Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 2: Emmenholz – Kraialppass. Verlag Gebrüder Attinger, Neuenburg 1904, S. 343 – 346, Stichwort Glatt  (Scan der Lexikon-Seite).
  7. 85 Jahre Strom aus Rheinsfelden. (Nicht mehr online verfügbar.) In: glattfeldernews.ch. April 2005, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 18. Mai 2012.
  8. Stefan Hotz: Die Glatt wird zum Naherholungsgebiet. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 207, 6. September 2022, S. 12 (nzz.ch [abgerufen am 6. September 2022]).
  9. Gewässer, Glattraum. In: Stadt Dübendorf. Abgerufen am 6. September 2022.
  10. Kanton Zürich – Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft: Nordwesten (Memento vom 22. Juni 2012 im Internet Archive)
  11. Dorothee Vögeli: Biber mögen keine Flaschen. In: Neue Zürcher Zeitung. 29. November 2017, S. 18.
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