Der Hobey Baker Memorial Award ist eine Eishockeytrophäe der National Collegiate Athletic Association (NCAA). Sie wird jährlich an den besten männlichen College-Eishockeyspieler in den Vereinigten Staaten verliehen.

Zur Vergabe werden zahlreiche Kriterien herangezogen, darunter die Charakterstärke auf und abseits des Eises, herausragende Fähigkeiten in allen Spielbereichen, Teamfähigkeit, aber auch die schulischen Leistungen des Spielers. Zudem muss jeder Spieler ein Vollzeitstudium absolvieren und mindestens die Hälfte der Saisonspiele seiner Mannschaft bestreiten.

Die Auszeichnung wurde nach dem früheren US-amerikanischen Eishockeyspieler Hobart „Hobey“ Baker (1892–1918) benannt, der zu den ersten Mitgliedern der Hockey Hall of Fame gehörte. Sie wurde im Jahr 1981 erstmals vergeben, erster Preisträger war Neal Broten von der University of Minnesota. Der Hobey Baker Memorial Award wird heute als wichtigste individuelle Auszeichnung für einen Spieler im College-Eishockey angesehen.

Die entsprechende Auszeichnung für Spielerinnen heißt Patty Kazmaier Memorial Award.

Trophäendesign

Die Trophäe besteht aus einer Bronzelegierung mit einem Sockel aus Plexiglas, ist 40,64 Zentimeter (16 Zoll) groß und wiegt 18 kg (40 Pfund). Sie zeigt einen Eishockeyspieler in Bewegung und wurde vom Künstler Bill Mack gefertigt, der zuvor bereits eine Skulptur für die Naismith Memorial Basketball Hall of Fame geschaffen hatte. Als Modell diente der Olympiasieger und NHL-Spieler Steve Christoff, der seine College-Karriere an der University of Minnesota bestritten hatte. Vor der Herstellung wurden mehr als 50 verschiedene Haltungen analysiert. Der jährliche Sieger sowie dessen Schule erhalten jeweils eine Kopie der Trophäe.

Geschichte und Vergabe

Die Idee, eine Auszeichnung für den besten Spieler im College-Eishockey zu schaffen, wurde erstmals im Februar 1978 von Chuck Bard, dem Präsidenten des Decathlon Athletic Club aus Bloomington, Minnesota, geäußert. Sie entstand in Anlehnung an den John R. Wooden Award, der im Vorjahr erstmals an den besten Spieler der Saison im College-Basketball verliehen wurde. Um die Pläne zu konkretisieren, gründete Bard daraufhin ein Komitee aus zunächst neun Mitgliedern, dem unter anderem Walter Bush, der damalige Präsident der Minnesota North Stars aus der National Hockey League, angehörte.

Im Jahr 1980 wählten Bard, Bush und der Präsident der United States Hockey Hall of Fame, Roger Godin, die vier US-amerikanischen Eishockeylegenden Moose Goheen, Frank Brimsek, John Mariucci und Hobey Baker als mögliche Namenspatronen für die neue Trophäe aus. Die Entscheidung fiel schließlich einstimmig auf Hobey Baker, obwohl er als einziger Kandidat nicht aus Minnesota stammte. Nach der Fertigstellung der Trophäe und der ersten Abstimmung wurde am 20. März 1981 der erste Gewinner der Trophäe, Neal Broten von der University of Minnesota, bekanntgegeben. Die Festrede beim Bankett hielt Gordie Howe.

Die Vergabe des Hobey Baker Memorial Awards erfolgt in drei Runden. Zunächst wählen die Cheftrainer aller Mannschaften der NCAA Division I die ihrer Ansicht nach jeweils drei besten Spieler ihrer Liga und der gesamten Nation aus. Aus diesen Ergebnissen und einer Online-Abstimmung auf der Website des Awards werden die zehn bestplatzierten Spieler als Finalisten bekanntgegeben. In den ersten Jahren durften an dieser Abstimmung alle Trainer der Divisionen I, II und III teilnehmen, sodass sich unter den Finalisten ungewöhnlich viele Spieler aus den niedrigeren Spielklassen wiederfanden. Das Abstimmungssystem wurde daraufhin angepasst.

Aus dem Feld der zehn Finalisten wählt anschließend das Hobey Baker Memorial Award Selection Committee den Gewinner der Trophäe für die aktuelle Saison. Das Komitee setzte sich bei Einführung der Auszeichnung aus 13, derzeit aus 27 Vertretern aus Medien, Trainern, Schiedsrichtern und NHL-Scouts zusammen. Da weder die Abstimmungsergebnisse noch die genaue Rangfolge der Finalisten veröffentlicht werden, waren bis 2001 nur Sieger und Zweitplatzierter der Abstimmung bekannt. Seit 2002 wird das Feld der Finalisten etwa eine Woche vor Bekanntgabe des Gewinners im Rahmen des Hobey hat trick von zehn auf drei Spieler verkleinert.

Gewinner des Hobey Baker Memorial Awards

Seit der Einführung der Trophäe 1981 wurden insgesamt 43 Spieler ausgezeichnet. Keinem der Preisträger gelang es, die Auszeichnung mehrfach zu gewinnen. Die Preisträger kamen dabei bislang von 19 verschiedenen Hochschulen.

Abkürzungen: Nat = Nationalität, Pos = Position, C = Center, LW = Linker Flügelstürmer, RW = Rechter Flügelstürmer, D = Verteidiger, G = Torwart

NHL Entry Draft
Jahr Name Nat Pos Schule Conference Status Team Runde Pos
2023Adam FantilliCUniversity of MichiganBig TenFreshmanCBJ13
2022Dryden McKayGMinnesota State University, MankatoCCHASeniorungedraftet
2021Cole CaufieldRWUniversity of Wisconsin–MadisonBig TenSophomoreMTL115
2020Scott PerunovichDUniversity of Minnesota DuluthNCHCJuniorSTL245
2019Cale MakarDUniversity of Massachusetts AmherstHockey EastSophomoreCOL14
2018Adam GaudetteCNortheastern UniversityHockey EastJuniorVAN5149
2017Will ButcherDUniversity of DenverNCHCSeniorCOL5123
2016Jimmy VeseyLWHarvard UniversityECACSeniorNSH366
2015Jack EichelCBoston UniversityHockey EastFreshmanBUF12
2014Johnny GaudreauLWBoston CollegeHockey EastJuniorCGY4104
2013Drew LeBlancCSt. Cloud State UniversityWCHASeniorungedraftet
2012Jack ConnollyCUniversity of Minnesota DuluthWCHASeniorungedraftet
2011Andy MieleCMiami UniversityCCHASeniorungedraftet
2010Blake GeoffrionLWUniversity of Wisconsin–MadisonWCHASeniorNSH256
2009Matt GilroyDBoston UniversityHockey EastSeniorungedraftet
2008Kevin PorterCUniversity of MichiganCCHASeniorPHX4119
2007Ryan DuncanRWUniversity of North DakotaWCHASophomoreungedraftet
2006Matthew CarleDUniversity of DenverWCHAJuniorSJ247
2005Marty SertichCColorado CollegeWCHAJuniorungedraftet
2004Junior LessardRWUniversity of Minnesota DuluthWCHASeniorungedraftet
2003Peter SejnaLWColorado CollegeWCHAJuniorungedraftet
2002Jordan LeopoldDUniversity of MinnesotaWCHASeniorANA244
2001Ryan MillerGMichigan State UniversityCCHASophomoreBUF5138
2000Mike MottauDBoston CollegeHockey EastSeniorNYR7182
1999Jason KrogCUniversity of New HampshireHockey EastSeniorungedraftet
1998Chris DruryLWBoston UniversityHockey EastSeniorQUE372
1997Brendan MorrisonCUniversity of MichiganCCHASeniorNJ239
1996Brian BoninCUniversity of MinnesotaWCHASeniorPIT9211
1995Brian HolzingerCBowling Green State UniversityCCHASeniorBUF6124
1994Chris MarinucciCUniversity of Minnesota DuluthWCHASeniorNYI590
1993Paul KariyaLWUniversity of MaineHockey EastFreshmanANA14
1992Scott PellerinLWUniversity of MaineHockey EastSeniorNJ347
1991David EmmaRWBoston CollegeHockey EastSeniorNJ6110
1990Kip MillerCMichigan State UniversityCCHASeniorQUE472
1989Lane MacDonaldLWHarvard UniversityECACSeniorCGY359
1988Robb StauberGUniversity of MinnesotaWCHASophomoreLA6107
1987Tony HrkacCUniversity of North DakotaWCHASophomoreSTL232
1986Scott FuscoCHarvard UniversityECACSeniorNJ11211
1985Bill WatsonFUniversity of Minnesota DuluthWCHAJuniorCHI470
1984Tom KurversDUniversity of Minnesota DuluthWCHASeniorMTL7145
1983Mark FuscoDHarvard UniversityECACSeniorungedraftet
1982George McPheeFBowling Green State UniversityCCHASeniorungedraftet
1981Neal BrotenCUniversity of MinnesotaWCHASophomoreMIN342

Ranglisten und Statistiken

Etwa drei Viertel der bisherigen Gewinner des Hobey Baker Memorial Awards stammen aus den Vereinigten Staaten, zehnmal gewann ein Kanadier die Trophäe, zuletzt Adam Fantilli im Jahr 2023. Bisher gelang es nur einem europäischen Spieler, Peter Sejna vom Colorado College, als bester College-Spieler ausgezeichnet zu werden. Dies entspricht grob der aktuellen (Saison 2018/19) Herkunftsverteilung in der Division I der NCAA, wobei etwa 67 Prozent der Spieler US-Amerikaner, 29 Prozent Kanadier und vier Prozent Europäer sind. Allerdings war der Anteil kanadischer Spieler mindestens bis in die 1980er-Jahre noch deutlich höher.

Am häufigsten wurde die Trophäe an Mittelstürmer, sogenannte Center, vergeben. Insgesamt spielten über drei Viertel der ausgezeichneten Spieler auf der Stürmerposition. In den 1990er-Jahren wurden sogar ausschließlich Angriffsspieler mit dem Award geehrt. Zudem waren acht Verteidiger und drei Torhüter erfolgreich. Die meisten Spieler waren in der Western Collegiate Hockey Association (WCHA) aktiv, die bisher 16 Gewinner stellte, darunter alle Sieger zwischen 2002 und 2007. Dahinter folgen die Conference Hockey East mit elf Siegen und die zwischenzeitlich aufgelöste Central Collegiate Hockey Association, die acht ausgezeichnete Spieler stellt. Die Mehrheit der Gewinner befand sich im vierten und somit letzten Jahr der College-Laufbahn, dem senior year. Zudem gelang es jeweils sieben Spielern im zweiten und dritten Jahr sowie mit Paul Kariya (1993), Jack Eichel (2015) und Adam Fantilli (2023) nur drei Freshmen, die Trophäe zu gewinnen.

Kariya, Eichel, Makar und Cole Caufield sind auch die einzigen Gewinner der Hobey Baker Memorial Awards, die in der ersten Runde des NHL Entry Draft ausgewählt wurden. Insgesamt wurden mehr als zwei Drittel der Gewinner von einem Franchise der National Hockey League gedraftet; im Gegensatz dazu fanden nur 42 Prozent der aktuellen NHL-Spieler, die eine College-Karriere eingeschlagen hatten, ihren Weg über den Draft in die NHL (Stand 2013/14). 36 der 42 Gewinner absolvierten mindestens ein Spiel in der NHL.

Spieler nach Position
Rang Position Anzahl
1.Stürmer (F)31
 davon Center (C)17
 davon Linke Flügelspieler (LW)8
 davon Rechte Flügelspieler (RW)4
2.Verteidiger (D)9
3.Torhüter (G)3
Spieler nach Status
Status Jahr Anzahl
Senior4. Jahr26
Junior3. Jahr7
Sophomore2. Jahr7
Freshman1. Jahr3
Spieler nach Nationalität
Rang Nationalität Anzahl
1. Vereinigte Staaten32
2. Kanada10
3. Slowakei1
Spieler nach Schule
Rang Schule Anzahl
1.University of Minnesota Duluth6
2.Harvard University4
University of Minnesota4
4.Boston College3
Boston University3
University of Michigan3
7.Bowling Green State University2
Colorado College2
Michigan State University2
University of Denver2
University of Maine2
University of North Dakota2
University of Wisconsin–Madison2
13.Miami University1
St. Cloud State University1
University of New Hampshire1
Northeastern University1
University of Massachusetts Amherst1
Minnesota State University, Mankato1
Spieler nach Conference
Rang Conference Anzahl
1.Western Collegiate Hockey Association16
2.Hockey East11
3.Central Collegiate Hockey Association8
4.ECAC Hockey4
5.National Collegiate Hockey Conference2
Big Ten Conference2

Finalisten

Jährlich werden zehn Finalisten für den Hobey Baker Memorial Award benannt. Dabei gelang es bisher keinem Spieler, in allen vier College-Jahren für die Auszeichnung nominiert zu werden. Sieben Spieler standen je dreimal unter den Finalisten, davon gelang es nur Brendan Morrison, Chris Drury und Dryden McKay, die Trophäe zu gewinnen.

Name Pos. Schule Jahre
Nelson EmersonRWBowling Green State University1988, 1989, 1990
Greg JohnsonCUniversity of North Dakota1991, 1992, 1993
Brendan MorrisonCUniversity of Michigan1995, 1996, 1997
Martin St. LouisRWUniversity of Vermont1995, 1996, 1997
Chris DruryCBoston University1996, 1997, 1998
Brian GiontaRWBoston College1999, 2000, 2001
Dryden McKayGMinnesota State University, Mankato2020, 2021, 2022

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Nominating and Selection Criteria (Memento vom 7. Januar 2016 im Internet Archive), Hobey Baker Memorial Award, abgerufen am 7. Januar 2016
  2. 1 2 Hobey Baker Award, USA Today, 18. April 2001. Abgerufen am 7. Januar 2016
  3. Making of the Trophy (Memento vom 7. Januar 2016 im Internet Archive), Hobey Baker Memorial Award, abgerufen am 7. Januar 2016
  4. 1 2 3 History of the Hobey Baker Award (Memento vom 7. Januar 2016 im Internet Archive), Hobey Baker Memorial Award, abgerufen am 7. Januar 2016
  5. The Hobey Baker Memorial Award (Memento des Originals vom 7. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Hockey East, 2015, abgerufen am 7. Januar 2016 (PDF; 828 kB)
  6. NCAA DI, eliteprospects.com, abgerufen am 9. Januar 2016
  7. John McGourty: Canadian prospects like NCAA option better than CHL, NHL.com, 17. Juni 2009. Abgerufen am 9. Januar 2016
  8. Infographic: NCAA in the NHL, College Hockey Inc., abgerufen am 9. Januar 2016

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