9. Internationale Friedensfahrt 1956
Warschau–Berlin–Prag
Austragungsland Polen Polen
Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Austragungszeitraum 02. bis 15. Mai 1956
Etappen 12 Etappen
Gesamtlänge 2220 km
1955 1957

Die 9. Internationale Friedensfahrt (Course de la paix) war ein Radrennen, das vom 2. bis 15. Mai 1956 ausgetragen wurde. Das Dreiländer-Etappenrennen von Warschau über Ost-Berlin nach Prag gewann der Pole Stanisław Królak, in der Mannschaftswertung siegte das Team der Sowjetunion.

Teilnehmer

141 Fahrer aus 24 Mannschaften bedeuteten einen neuen Teilnehmerrekord. Erstmals gingen Teams aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Luxemburg und der Schweiz an den Start. Folgende Mannschaften waren beteiligt:

Die Radsportsektion des DDR-Sportausschusses hatte folgende Aktive nominiert: Günter Grünwald, Dieter Lüder, Lothar Meister I, Lothar Meister II, Gustav-Adolf Schur und Helmut Stolper.

Für die Bundesrepublik Deutschland gingen ins Rennen: Hans Brinkmann, Willy Funke, Fritz Grünefeld, Reiner Hardt, Siegfried Schönberg und Heino Steinzen.

Die Mannschaft der Schweiz war keine Nationalmannschaft, da der damalige Schweizer Radsportverband (SRB, heute Swiss Cycling) eine Teilnahme abgelehnt hatte. Mit Genehmigung des Verbandes konnte eine Mannschaft des Vereins Pédale des Eaux-Vives aus Genf an den Start gehen.

Streckenverlauf

Das in zwölf Etappen gegliederte Rennen hatte eine Gesamtlänge von 2220 Kilometern. Der längste Tagesabschnitt führte am letzten Renntag über 224 Kilometer von Brno nach Prag, während die kürzeste Etappe mit 110 Kilometern "Rund um Warschau" führte. Von Warschau bis Karl-Marx-Stadt wurden Flachlandetappen gefahren, das letzte Tourdrittel bestand aus vier Bergetappen, die durch das Erzgebirge und den Böhmerwald führten.

Rennverlauf

Auf den ersten Etappen verlief das Rennen ausgeglichen, ohne dass sich ein eindeutiger Favorit herausschälte. Die italienische Mannschaft begann furios, belegte auf dem ersten Tagesabschnitt die ersten drei Plätze, hatte aber mit Dino Bruni und Aurelio Cestari nur zwei Spitzenfahrer. Der zweifache Etappensieger Bruni musste wie zwei weitere Italiener vorzeitig aufgeben, sodass Italien in der Mannschaftswertung am Ende nur auf Platz zehn landete. Das Gelbe Trikot des Spitzenreiters in der Einzelwertung wechselte bis zur achten Etappe fast täglich, auch der DDR-Fahrer Gustav-Adolf Schur, dreifacher Etappensieger, trug es für einen Tag. Auf den Etappen sieben und acht arbeitete sich der Pole Stanisław Królak so weit nach vorne, dass er ab der neunten Etappe das Gelbe Trikot trug. Er gab es bis Prag nicht mehr ab. Bester DDR-Fahrer blieb Schur, der in der Endwertung Platz elf belegte. Die DDR-Mannschaft hatte das Pech, dass Günter Grünwald bereits nach der dritten und Dieter Lüder auf der zehnten Etappe ausschieden. Dadurch kam die DDR in der Mannschaftswertung nur auf Rang vier. Erstmals konnte sich die Sowjetunion im Mannschaftsklassement den Sieg holen, der mit einem Vorsprung von über sieben Minuten vor den zweitplatzierten Polen deutlich ausfiel. Die erstmals bei der Friedensfahrt angetretenen bundesdeutschen Aktiven beendet zwar alle das Rennen, spielten in den Entscheidungen aber keine Rolle. Bester BRD-Fahrer wurde der Hannoveraner Willy Funke auf Platz 18, während die Mannschaft mit über sechs Stunden Rückstand zur Sowjetunion nur 15. wurde.

Etappenübersicht
EtappeStart – ZielEtappen-
länge
EtappensiegerZeit (h)km/h
1.Rund um Warschau110 kmDino Bruni (Italien)2:38:0641,3
2.Warschau – Łódź140 kmGustav-Adolf Schur (DDR)3:33:2839,1
3.Łódź – Kattowitz215 kmDino Bruni (Italien)5:06:2141,1
4.Kattowitz – Breslau185 kmNikolai Kolumbet (UdSSR)4:32:3340,4
5.Breslau – Görlitz190 kmGustav-Adolf Schur (DDR)5:33:4234,1
6.Görlitz – Ost-Berlin228 kmLothar Meister I (DDR)5:56:2737,9
7.Ost-Berlin – Leipzig208 kmMartin Wolfs (Niederlande)5:30:1837,8
8.Leipzig – Karl-Marx-Stadt190 kmStanisław Królak5:02:5637,4
9.Karl-Marx-Stadt – Karlsbad144 kmArend van ten Hof (Niederlande)4:11:5534,6
10.Karlsbad – Tábor207 kmDonald Sanderson (England)5:22:2938,3
11.Tábor – Brünn179 kmGustav-Adolf Schur (DDR)4:37:3338,4
12.Brünn – Prag224 kmJewgeni Klewzow (UdSSR)6:39:2733,5

Endresultate

Einzelwertung
FahrerMannschaftZeit
1.Stanisław KrólakPolen59:11:56 h
2.Constantin DumitrescuRumänien+ 2:24 min
3.Nikolai KolumbetUdSSR+ 4:15 min
4.Paul NymanFinnland+ 5:45 min
5.Dimitr KolewBulgarien+ 6:12 min
6.Aurelio CestariItalien+ 8:15 min
7.Martin WolfsNiederlande+ 8:57 min
8.Gabriel BorraBelgien+ 13:22 min
9.Pawel WostrjakowUdSSR+ 15:42 min
10.Grzegorz ChwiendaczPolen+ 15:49 min
11.Gustav-Adolf SchurDDR+ 17:02 min
12.Benito RomagnoliItalien+ 20:05 min
13.Lothar Meister IIDDR+ 22:23 min
14.Camille Le MannFrankreich+ 30:47 min
15.Donald SandersonEngland+ 32:18 min
16.Roger BaudechonBelgien+ 33:06 min
17.Arend van ten HofNiederlande+ 37:32 min
18.Willy FunkeBRD+ 37:41 min
19.Karl-Ivar AnderssonSchweden+ 38:40 min
20.Marian WięckowskiPolen+ 38:52 min
...
23.Helmut StolperDDR+ 46:38 min
52.Lothar Meister IDDR+ 2:33:50 h
58.Hans BrinkmannBRD+ 3:31:44 h
66.Reiner HardtBRD+ 4:27:13 h
67.Lajos SzabóUngarn+ 4:33:44 h
70.Fritz GrünefeldBRD+ 4:51:37 h
73.Pál KucseraUngarn+ 5:09:53 h
77.Siegfried SchönbergBRD+ 5:34:16 h
80.Heino SteinzenBRD+ 5:50:03 h
...
101.Gani DervishiAlbanien+ 17:33:05 h
Mannschaftswertung
MannschaftZeit
1.Sowjetunion177:37:19 h
2.Polen+ 7:06 min
3.Belgien+ 32:42 min
4.DDR+ 33:59 min
5.Tschechoslowakei+ 46:56 min
6.Rumänien+ 51:55 min
7.Niederlande+ 1:30:50 h
8.Bulgarien+ 1:34:38 h
9.Schweden+ 1:54:33 h
10.Italien+ 1:56:15 h
11.Jugoslawien+ 3:45:40 h
12.Frankreich+ 4:32:05 h
13.Dänemark+ 4:36:14 h
14.Ungarn+ 5:37:20 h
15.BRD+ 6:14:38 h
16.Finnland+ 10:06:42 h
17.Schweiz+ 10:18:47 h
18.Österreich+ 11:08:43 h
19.Norwegen+ 14:02:56 h
20.Albanien+ 21:52:54 h
21.Ägypten+ 32:41:43 h
ausgeschieden:
England
Luxemburg
in Frankreich lebende Polen

Literatur

  • Klaus Ullrich. Jedesmal im Mai. Sportverlag Berlin, 1987, S. 215–219, ISBN 3-328-00177-8.
  • IX. Internationale Friedensfahrt Warschau-Berlin-Prag 1956. Sport im Bild, Berlin 1956, 16 Seiten
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