Der Islamische Dschihad in Palästina (arabisch حركة الجهاد الإسلامي Harakat al-dschihād al-islāmī, DMG Ḥarakat al-ǧihād al-islāmī) (Abkürzung: PIJ für Palestinian Islamic Jihad) ist eine islamistische Terrororganisation mit Sitz in Damaskus (Syrien). Die vollständige Eigenbezeichnung lautet „Bewegung des islamischen Dschihad in Palästina“ (حركة الجهاد الإسلامي في فلسطين, DMG Ḥarakat al-ǧihād al-islāmī fī filasṭīn), sie wird in den Medien auch als Gruppe „Heiliger islamischer Krieg“ bezeichnet.

Verschiedene Gruppen in anderen arabischen Staaten trugen ebenfalls den Namen „Islamischer Dschihad“, namentlich der Ägyptische Islamische Dschihad oder al-Dschihad, die unter Aiman az-Zawahiri in al-Qaida aufging.

Im Westen ist mit „Islamischer Dschihad“ aber in aller Regel die palästinensische Gruppe gemeint, weil diese aufgrund des Medieninteresses für den Nahostkonflikt besonders hervorsticht. Deren gewählter Generalsekretär ist seit 2018 Ziyad al-Nakhalah.

Am 7. Oktober 2023 initiierte die Hamas die militärische Operation mit dem von ihr gewählten Namen „Operation al-Aqsa-Flut“ gegen Israel, woran der Islamische Dschihad in Palästina beteiligt ist.

Vorgeschichte

Der palästinensische Islamische Dschihad entwickelte sich Ende der 1970er-Jahre aus ehemaligen palästinensischen Mitgliedern der ägyptischen Muslimbruderschaft, die bis dahin als Ableger der Muslimbrüder im Gazastreifen tätig waren. Unter dem Eindruck der islamischen Revolution 1979 im Iran und der daraus resultierenden neu entstandenen islamischen revolutionären Ideologie Ayatollah Khomeinis regten führende Mitglieder der Palästinensischen Muslimbrüder wie Fathi Schakaki im Gazastreifen und Ägypten an, sich ideologisch von der ägyptischen Muslimbrüderschaft abzuspalten und der revolutionären Ideologie Irans zu folgen. Unterstützt wurde dieser Prozess ebenfalls durch die Bemühungen der iranischen Hezbollah im Rahmen des vom Iran betriebenen Revolutionsexports in den 1980er Jahren im Nahen Osten, was letztlich zur Gründung des Islamischen Dschihad 1981 in Palästina und der Hisbollah 1982 im Libanon führte.

Gründung

Offiziell trat die heutige palästinensische Organisation, die allgemein als „Islamischer Dschihad“ bezeichnet wird, zum ersten Mal 1981 in der gegenwärtigen Form in Erscheinung. Gegründet wurde die Untergrundorganisation ursprünglich im Gazastreifen von drei ortsansässigen islamischen Aktivisten: Fathi Schakaki, ein Arzt aus Rafah, Sheikh Abd Al-Aziz Awda, ein Prediger aus dem Flüchtlingslager Dschabaliya, und Ramadan Shallah aus Shuja'iyya, einem Bezirk in Gaza-Stadt. Ihr Anführer war 2014 Mohammed al Hindi.

Seit 2021 ist sind die Dschenin-Brigaden Bestandteil der Bewegung.

Aktionen und Bekämpfung

Erstmals in Erscheinung trat die Gruppe im April 1983 mit dem Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Beirut, in der auch die CIA-Zentrale für den ganzen Nahen Osten untergebracht war.

Die Organisation ist ideologisch der Hamas nicht unähnlich, hat aber stärkere Kontakte in den Iran und ist weniger in der Bevölkerung Palästinas verankert. Der Islamische Dschihad wirbt Jugendliche für seine Selbstmordattentate. So wurde beispielsweise am 29. März 2004 der 16-jährige Tamer Havira in Rifidia (einem Vorort von Nablus) von israelischen Sicherheitseinheiten festgenommen, als er dabei war, einen Selbstmordanschlag auszuführen.

Der Islamische Dschihad sieht Israel als die Manifestierung des westlichen Imperialismus und lehnt Friedensgespräche mit dem jüdischen Staat sowie sein Existenzrecht kategorisch ab. Auf sein Konto gehen Anschläge mit Autobomben und zahlreiche Selbstmordattentate in Israel, aber auch die Steinigung von zwei entführten 14-jährigen Jugendlichen im Mai 2001.

Im Gaza-Konflikt 2014 bekannte sich die Gruppe dazu, Raketen auf Israel gefeuert zu haben. Sie ist auch am Tunnelsystem im Gazastreifen aktiv, der für Terroraktionen gegen Israel genutzt wird.

Im Februar 2020 feuerte die PIJ mehr als vierzig Raketen auf bewohntes Gebiet in Israel, von denen die israelische Raketenabwehr die meisten abfing.

Am 5. August 2022 wurde in der Operation Breaking Dawn der militärische Anführer Taisir Dschabari gezielt getötet, wenige Tage nachdem der Anführer Bassem Saadi festgenommen worden war.

Im Februar 2023 wurden bei einem israelischen Militäreinsatz in Nablus mindestens zehn Palästinenser (darunter zwei Kommandeure des Islamischen Dschihad) getötet, weitere 102 Menschen wurden verletzt.

Literatur

  • Nicolas Dot-Pouillard, Wissam Alhaj, Eugénie Rébillard, préface d’Olivier Roy: De la théologie à la libération? Histoire du Jihad islamique palestinien. Éditions La Découverte, Paris 2014, ISBN 978-2-70718-505-1.

Einzelnachweise

  1. Ziyad al-Nakhalah auf ECFR.eu
  2. Nicolas Dot-Pouillard: Fathi Shiqaqi: Un « intellectuel-militant » entre islamisme et nationalisme, 1951–1995. In: Sabri Giroud (Hrsg.): La Palestine en 50 portraits – De la préhistoire à nos jours. Éditions Riveneuve, Paris 2023, ISBN 978-2-36013-674-2, S. 353–360, hier S. 357.
  3. Hans-Christian Rößler: Hamas sieht sich als Sieger. In: FAZ.net. 27. August 2014, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  4. 1 2 Who are Islamic Jihad? BBC News, 9. Juni 2003.
  5. FAZ, 25. Februar 2020, S. 5.
  6. Redaktion, Agenturen: Israel strikes Islamic Jihad targets in Gaza as IDF declares operation 'Breaking Dawn'. In: Ynetnews. 5. August 2022 (ynetnews.com [abgerufen am 5. August 2022]).
  7. Westjordanland: Mindestens zehn Tote und über 100 Verletzte nach israelischem Militäreinsatz. In: Der Spiegel. 22. Februar 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. Februar 2023]).
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