Das Israel Philharmonic Orchestra (hebräisch הַתִּזְמֹרֶת הַפִילְהַרְמוֹנִית הַיִּשְׂרָאֵלִית ha-Tizmoret ha-Phīlharmōnīt ha-Jisra'elīt) ist ein Sinfonieorchester aus Israel. Hauptspielstätte des Orchesters ist das Charles Bronfman Auditorium in Tel Aviv. Außerdem spielt das Orchester das ganze Jahr hindurch auch in Jerusalem und Haifa. Es zählt seit seiner Gründung unter Bronisław Huberman in den 1930er Jahren als wichtigstes Orchester Israels sowie als eines der führenden Ensembles der Welt.

Geschichte

Das Orchester wurde im Jahr 1936 von dem polnischen Geiger Bronisław Huberman unter dem Namen Palästinensisches Symphonisches Orchester (הַתִּזְמֹרֶת הַסִּימְפוֹנִית הָאֶרֶץ יִשְׂרָאֵלִית ha-Tizmoret ha-Sīmfōnīt ha-Erez Jisra'elīt, englisch Palestine Symphony Orchestra) aufgrund der politischen Verhältnisse und dem steigenden Antisemitismus unter dem Einfluss des Dritten Reichs gegründet. Die ersten Mitglieder des Orchesters waren 75 Musiker, die aus Osteuropa in das von Großbritannien regierte Palästina gekommen waren. Der erste Dirigent des Orchesters war der ursprünglich aus Deutschland stammende William Steinberg. Durch die Verpflichtung vieler jüdischer Musiker für das Orchester, und zwar trotz erheblicher bürokratischer Hindernisse vonseiten der britischen Kolonialregierung, bewahrte Huberman diese mit seinem Engagement vor dem Holocaust.

Das erste Konzert fand am 26. Dezember 1936 in Tel Aviv statt und wurde von dem berühmten italienischen Dirigenten und erklärten Antifaschisten Arturo Toscanini geleitet. Auf dem Programm standen die 2. Sinfonie von Johannes Brahms und die Ouvertüre zur Oper Oberon von Carl Maria von Weber.

Wegen der Novemberpogrome 1938 beschloss Huberman, keine Stücke von Richard Wagner mehr in die Konzertprogramme aufzunehmen, wobei sich das Orchester in der Zwischenzeit bereits mehrmals auch über diese Regelung hinweggesetzt hat. Nach der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel 1948 änderte das Orchester seinen Namen in Israel Philharmonic Orchestra. Während des nachfolgenden Unabhängigkeitskrieges spielte das Orchester unter der Leitung von Leonard Bernstein jeweils vor tausenden von Soldaten der israelischen Armee über das ganze Land hinweg.

Nachdem das Orchester zu Anfang der 1970er Jahre nach Europa auf die prestigeträchtigen Musikfestspiele von Salzburg, Luzern und Edinburgh eingeladen wurde, entbrannte in Israel eine medienwirksame Debatte über die Frage, ob das Orchester zu dieser Gelegenheit auch in Deutschland auftreten solle oder nicht. Im Jahr 1971 spielte das Orchester dann in Berlin schließlich zum ersten Mal seit seiner Gründung vor einem Publikum in Deutschland, wobei Werke aus dem Repertoire Felix Mendelssohn-Bartholdys und Gustav Mahlers sowie die israelische Nationalhymne „HaTikwa“ vorgetragen wurden.

Im Jahr 1977 gab das Orchester unter der Leitung von Zubin Mehta an der Grenze zum Libanon im Namen der Annäherung der beiden Länder ein Konzert für eine israelische sowie libanesische Zuhörerschaft zugleich.

Seit der Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1989 und der danach einsetzenden Einwanderung russischer Juden nach Israel wurde das Orchester auch zur Heimstätte zahlreicher Musiker mit russischer Musiktradition, wobei diese teilweise fast fünfzig Prozent der Orchestermitglieder stellten und bis heute einen wichtigen Einfluss auf das Repertoire des Orchesters haben.

Im Jahr 2005 wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Tel Aviv die Buchmann-Mehta-Musikschule eröffnet, welche sich der musikalischen Ausbildung junger Musiker aus Israel und der künstlerischen Nachfolge des Orchesters widmet.

Künstlerische Leitung

Bis zum Jahr 1968 hatte das Orchester keinen festen musikalischen Leiter. Ehrendirigent des Orchesters war von 1949 bis zu seinem Tod 1990 der Amerikaner Leonard Bernstein. Von 1968 an war Zubin Mehta musikalischer Berater und Chefdirigent, 1977 wurde er zum Musikdirektor ernannt. Seit 1981 ist er Musikdirektor auf Lebenszeit. Als Nachfolger Mehtas übernahm 2020 Lahav Shani die Leitung des Israel Philharmonic Orchestra.

Musikdirektoren

Musikalische Berater

Gastdirigenten (Auswahl)

Literatur

  • Hansjakob Ziemer: Palestine Orchestra. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 4: Ly–Po. Metzler, Stuttgart/Weimar 2013, ISBN 978-3-476-02504-3, S. 482–487.
  • Barbara von der Lühe: Die Musik war unsere Rettung! Die deutschsprachigen Gründungsmitglieder des Palestine Orchestra. Mohr Siebeck, Tübingen 1998, ISBN 3-16-146975-5.
Commons: Israel Philharmonic Orchestra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. How A Violinist Saved 1,000 Jews In World War II. Abgerufen am 4. September 2019 (englisch).
  2. Anke Kathrin Bronner: Zionismus nach Noten. 13. Dezember 2006, abgerufen am 4. September 2019.
  3. Israel Philharmonic Orchestra | orchestra. Abgerufen am 4. September 2019 (englisch).
  4. Clyde Haberman: Old Agonies Revive: Israeli Philharmonic To Perform Wagner. In: The New York Times. 16. Dezember 1991, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 4. September 2019]).
  5. Our History. In: התזמורת הפילהרמונית הישראלית. Abgerufen am 4. September 2019 (amerikanisches Englisch).
  6. Israel Philharmonic Orchestra | orchestra. Abgerufen am 4. September 2019 (englisch).
  7. Steven Erlanger: Israel Philharmonic Orchestra - Music. In: The New York Times. 30. Januar 2007, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 3. September 2019]).
  8. Volker Blech: „Berlin ist für uns sehr wichtig“. 6. August 2015 (welt.de [abgerufen am 3. September 2019]).
  9. Carolin Emcke: Israel: Musik im Ausnahmezustand. In: Die Zeit. 30. Juli 2009, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 4. September 2019]).
  10. Ausstrahlung | NZZ. 23. Dezember 2010, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 4. September 2019]).
  11. Lahav Shani wird Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestras. Kleine Zeitung GmbH & Co KG, 19. Januar 2018, abgerufen am 2. Juni 2018.
  12. Manuel Brug: Historische Berufung: Lahav Shani wird ab 2020 erst zweiter Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra. In: Brugs Klassiker. Welt.de, 17. Januar 2018, archiviert vom Original am 20. Januar 2018; abgerufen am 6. Juni 2020 (deutsch).
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