Karl August Julius Theodor Preller (* 20. Dezember 1834 in Offenbach am Main; † 17. Dezember 1914 in Varel) war ein deutscher Landschaftsmaler.

Leben

Julius Preller, ein Neffe des bekannten Weimarer Malers und Radierers Friedrich Preller d. Ä. (1804–1878), war der Sohn des in Weimar aufgewachsenen Buchhändlers und Druckereibesitzers Johann Gustav Carl Preller (1803–1877) und von dessen aus Darmstadt stammenden Ehefrau Agnes, geb. Leske. Weil Carl Preller zu den Unterstützern des revolutionären Dichters Georg Büchner gehörte, wurde er von den Zensurbehörden verfolgt und floh mit seiner Familie in die Schweiz. Nach Deutschland zurückgekehrt, besuchte Julius zunächst die Realschule und anschließend die Höhere Gewerbeschule in Darmstadt. Ursprünglich wollte er Maler werden, studierte aber, angeblich auf Wunsch seines Vaters, Maschinenbau, Wasser- und Straßenbau sowie Landschaftszeichnen an der Polytechnischen Schule in Karlsruhe, der Vorgängerin des heutigen Karlsruher Instituts für Technologie. Zu seinen dortigen Lehrern gehörten Ferdinand Redtenbacher, der Begründer des wissenschaftlichen Maschinenbaus, und die Maler Heinrich Meichelt und Carl Koopmann.

1857 trat Julius Preller als Ingenieur in das Eisenwerk Varel ein und wurde nach der Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft für Maschinenbau und Eisenindustrie am 1. März 1865 deren Direktor. Seine freie Zeit widmete er jedoch ganz seiner Leidenschaft, der Malerei. Während verschiedener Studienreisen nach Berlin verbesserte er dort an der Kunstakademie seine Malkunst, die daher prägende Einflüsse der Berliner Akademie zeigt. Nachgewiesen sind Malstudien im Atelier des Landschaftsmalers Professor Eugen Bracht und zudem bei Professor Ernst Ewald, dem Direktor der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin.

Preller verband den Bildtypus der idealen Landschaft mit objektivem Detailstudium und so spiegelte seine Auffassung von der Landschaft die Verbindung zwischen genauer Naturbeobachtung und poetischer Komposition, wie sie etwa von Wilhelm von Schadow gefordert wurde. Einzelne Gemälde und Zeichnungen von Julius Preller waren zu seinen Lebzeiten in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, u. a. im Oldenburger Kunstverein (1897, 1898), in der Hamburger Kunsthalle (1891), in der Großen Berliner Kunstausstellung (1898, 1901) und aus Anlass der Feier des 100-jährigen Bestehens der Großherzoglichen Gemäldesammlung zu Oldenburg (1904). 1962 widmete ihm das Stadtmuseum Oldenburg eine größere Ausstellung, in der Zeichnungen mit Natur- und Landschaftsmotiven aus dem Oldenburger Land und aus dem Raum Wilhelmshaven gezeigt wurden. Die erste umfassende Ausstellung mit Ölgemälden und Handzeichnungen sowie mit Dokumenten zur Biografie Julius Prellers fand im Herbst 2022 im Heimatmuseum Varel statt.

Nachdem er 1884 seine Stellung beim Eisenwerk Varel aufgegeben hatte, unternahm er zahlreiche Studienreisen innerhalb Deutschlands und ins Ausland, so zum Beispiel in die Lüneburger Heide, nach Ost-Holstein, in den Harz, nach Skandinavien (u. a. auf die dänische Insel Bornholm), an den Thunersee (Schweiz), nach Griechenland und in die Türkei. Bei einigen dieser Studienreisen wurde er von seiner – wahrscheinlich einzigen – Schülerin Olga Potthast von Minden (1869–1942) begleitet. Julius Prellers Wohnhaus am Marienlustgarten in Varel soll bis zu seinem Tod im Jahre 1914 Treffpunkt vieler Künstler gewesen sein.

Preller machte sich nicht nur als Landschaftsmaler einen Namen, sondern gehörte in Varel zu den tonangebenden Akteuren bürgerlicher Kultur. Großes Ansehen erwarb er sich als Vorsitzender des weit über die Stadt hinaus bekannten Vareler Singvereins, für dessen Aufführungen klassischer Chormusik er Bühnendekorationen schuf. In dieser Zeit arbeitete er mit dem Komponisten, Dirigenten und Hofkapellmeister Albert Dietrich zusammen, der in den 1880er Jahren neben seinen zahlreichen Tätigkeiten in der Residenzstadt Oldenburg auch musikalischer Leiter des Vareler Singvereins war.

Julius Preller heiratete im Dezember 1858 in Hamburg-Eppendorf die 1832 in Hamburg-Rotherbaum geborene Auguste Elisabeth Nolte, zu deren Familie der Dichter Theodor Storm während seiner Studienzeit Kontakt hatte. Für die Tochter Agnes (1859–1934) verfasste Theodor Storm bei seinem Besuch in Varel im Sommer 1878 das kurze Gedicht An Agnes Preller. Julius Preller war entfernt verwandt mit dem Landschaftsmaler und Illustrator Louis Preller (1822–1901), der von 1855 bis 1864 in Varel lebte.

Von Julius Preller stammen u. a. mehrere um 1860 entstandene historische Bilder der regionalen Landschaft vor dem Bau Wilhelmshavens sowie der Burganlage Kniphausen. Zahlreiche Motive fand er auch in dem unweit von Varel in der Friesischen Wehde gelegenen Neuenburger Urwald, für dessen Erhalt sich Preller als Pionier des Naturschutzes einsetzte. 1898 forderte er dazu auf, Totholzstämme nicht zu entfernen, um den Urwaldcharakter nicht zu gefährden. – Auf seinen Wunsch hin wurde Julius Preller im Dezember 1914 auf dem Neuenburger Friedhof begraben. Die Grabstätte wurde 1980 entfernt.

Literatur

  • Friedhelm Müller-Düring: Vom Eisenwerk-Direktor zum Landschaftsmaler und Naturschützer. Julius Preller aus Varel war ein bedeutender Künstler des 19. Jahrhunderts In: Kulturland Oldenburg, Heft 4 2019/Nr. 182, S. 47–48.

Einzelnachweise

  1. Zur Genealogie der Familie Preller vgl.: Hugo Preller: Die Stammtafel des Malers der Weimarer Odysseebilder, Friedrich Preller. In: Die Thüringer Sippe. Mitteilungen der Thüringischen Gesellschaft für Sippenkunde, 3. Jahrgang, 1937, S. 65–74.
  2. In Carl Prellers Offenbacher Druckerei wurde 1834, im Geburtsjahr Julius Prellers, die von Georg Büchner und Ludwig Weidig verfasste Flugschrift Der Hessische Landbote gedruckt. Zur Biografie Carl Prellers und seiner Verbindung zu den sozialrevolutionären Bestrebungen im Großherzogtum Hessen-Darmstadt vgl. u. a.: Gerd Lautner und Jürgen Eichenauer (Hrsg.): Hessischer Landbote und Offenbach. Dokumentation der Ausstellung: Friede den Hütten! Krieg den Palästen!, Riedstadt 2018.
  3. Vgl. Hans-Georg Buchtmann: Das Eisenwerk in Varel – Erbauer der 'Zeppelinhalle' und seine Grundstücksnachfolger, in: Vareler Heimathefte, Heft 18, o. J., S. 5ff.
  4. Vgl. Klassenlisten der Königlich akademischen Hochschule für die bildenden Künste für das Sommersemester 1888 und das Wintersemester 1888/1889.
  5. Vgl. Bericht in der Offenbacher Zeitung vom 18. Dezember 1914.
  6. Oliver Gradel: Kunstausstellungen im Oldenburger Kunstverein, 1843–1914. Oldenburg 2005
  7. Wilhelm Gilly (Hrsg.): Oldenburger Landschaften: Handzeichnungen von Julius Preller. Oldenburg 1962
  8. Zur baugeschichtlichen Bedeutung der "Preller-Villa" s. die Angaben und das Foto im Denkmalatlas Niedersachsen: (Online)
  9. Vgl. zum Beispiel die Rezension in der Vareler Lokalzeitung „Der Gemeinnützige“ vom 14. Dezember 1889.
  10. Vgl. Karl Ernst Laage: Unterwegs mit Theodor Storm. Heide 2002, S. 118f.
  11. Vgl. Meike Lücke, Geschichte des Naturschutzes im Oldenburger Land 1880–1934, in: Naturschutz hat Geschichte. Spurensuche im Oldenburger Land, hrsg. von der Stadt Oldenburg in Zusammenarbeit mit der Jade-Hochschule und der Stiftung Naturschutzgeschichte, Oldenburg 2011.
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