Die Lungenheilstätte Kolkwitz ist eine ehemalige Lungenheilstätte in der Gemeinde Kolkwitz im Landkreis Spree-Neiße in Brandenburg. Sie wurde zum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts als Schwerpunktklinik für Tuberkulose-Patientinnen gebaut. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Klinikum zu einer Außenstelle des Cottbuser Carl-Thiem-Klinikums. Im Jahr 2007 zog die dort untergebrachte orthopädische Fachabteilung an den Hauptstandort um, das Klinikum Kolkwitz steht seitdem leer. Der Klinikbereich ist ein eingetragenes Baudenkmal in der Denkmalliste des Landes Brandenburg.
Geschichte
Im 19. Jahrhundert war die Tuberkulose im Raum Cottbus stark verbreitet, besonders waren Arbeiterinnen aus der Textilindustrie von der Erkrankung betroffen. Am 2. August 1898 erfolgte auf einem Grundstück im Cottbuser Stadtforst auf dem Gemeindegebiet von Kolkwitz die Grundsteinlegung für den Bau Lungenklinik durch die Landesversicherungsanstalt Brandenburg. Das Grundstück war der Versicherungsanstalt zuvor von der Stadt Cottbus geschenkt worden. Nach knapp zweijähriger Bauzeit wurde das Klinikum fertig gestellt und am 13. Juni 1900 eingeweiht. Es entstanden das Hauptgebäude und Wohnhäuser für Ärzte. Die Baukosten wurden auf rund 500.000 Reichsmark beziffert. Ein Jahr nach der Fertigstellung wurde die Klinik von dem Mediziner Robert Koch besucht. 1912 bekam das Klinikum ein Röntgenhaus.
Im Ersten Weltkrieg musste der Betrieb der Lungenklinik aus finanziellen Gründen vorübergehend eingestellt werden, erst 1924 wurde ein normaler Betrieb wieder möglich. 1925 wurde der Gebäudekomplex um eine Leichenhalle und einen Friedhof erweitert. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Klinikum Kolkwitz mit Patienten aus dem Carl-Thiem-Klinikum belegt, nachdem dieses durch einen Bombentreffer zerstört worden war. Ab 1946 wurden auch männliche Patienten aufgenommen, im folgenden Jahr wurde das Direktorenwohnhaus zu einer Kinderstation mit 38 Betten umgebaut. 1949 wurde in Kolkwitz mit der Lungenchirurgie begonnen. In den 1950er Jahren war das Klinikum Kolkwitz mit etwa 300 Betten die größte Tuberkuloseheilstätte der DDR. Seit 1953 gehörte das Krankenhaus dem Bezirk Cottbus und führte fortan den Namen „Bezirkskrankenhaus für Lungenkrankheiten, TBK-Heilstätte Cottbus“.
Mit dem Rückgang der Tuberkulosefälle wurde das Klinikum Kolkwitz im Jahr 1972 zu einer Rehaklinik für Schlaganfallpatienten umfunktioniert, ebenfalls um diese Zeit zogen die orthopädische, die gynäkologische und die neurologische Fachabteilung des Carl-Thiem-Klinikums in das Gebäude ein. 1986 wurde der Bereich unter Denkmalschutz gestellt. Nach der Wiedervereinigung kam das Klinikum Kolkwitz wieder in den Besitz der Landesversicherungsanstalt Brandenburg. 1995 wurde es an einen privaten Investor verkauft, der später Insolvenz anmelden musste. Seit dem Umzug der orthopädischen Fachabteilung an den Hauptstandort des Carl-Thiem-Klinikums in Cottbus im Dezember 2007 steht das ehemalige Klinikum Kolkwitz leer, es wurde inzwischen an einen weiteren Investor verkauft, der plant, das Gebäude zu Wohnzwecken umzubauen. Am 21. Oktober 2021 wurde der Dachstuhl eines Nebengebäudes durch einen Brand zerstört.
Architektur
Die Kernanlage des Klinikums Kolkwitz entstand nach einem Entwurf des Architekten und Stadtplaners Theodor Goecke und wurde zwischen 1925 und 1930 nach Planungen des Architekten Arnold Beschoren erweitert. Sie besteht aus dreigeschossigen Bauten aus Ziegelmauerwerk mit Fachwerkteilen und Walmdächern. Der größte Teil des Baus hat eine neugotische Formgebung. Das Hauptgebäude hat in der Mittelachse den Haupteingang und zwei Loggien, abgeschlossen durch ein Zwerchhaus. Die Fenster sind stichbogig, die Fassaden mit Zahnfries und einem Dachgesims gegliedert. Die Gartenseite wird von zwei oktogonalen Türmen mit Haube und Laterne flankiert.
Auf der Hofseite ist eine quadratische Kapelle mit Kreuzrippengewölbe und halbkreisförmiger Apsis angebaut. Die Apsis ist mit Strebepfeilern besetzt und hat spitzbogige Fenster, in der Ostwand liegt eine breite spitzbogige Blende mit einem großen Rundfenster und Zahn- und Zinnenfries über und unter einer Reihe aus kleinen Spitzbogenfenstern. In der Kapelle steht eine kleine Empore, die Ausmalungen und die Verzierung des Rundfensters orientieren sich an Formen des Jugendstils. Die Nebengebäude des Klinikums sind schlichte Klinker-Putz-Bauten.
Literatur
- Theodor Goecke: Die Lungenheilstätte der Landes-Versicherungs-Anstalt „Brandenburg“ im Cottbuser Stadtforst bei Kolkwitz. 1900, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Rep 1. Allg. Abt. 774.
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. Bearbeitet von Gerhard Vinken und anderen, durchgesehen von Barbara Rimpel. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 563.
- Andreas Jüttemann: Die preußischen Lungenheilstätten Pabst Science Publishers, Lengerich.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09125319 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Ehemalige Lungenheilstätte auf der Website der Gemeinde Kolkwitz
- Zeitreise durch den Medizinkomplex Kolkwitz, Bildergalerie der Lausitzer Rundschau
Einzelnachweise
- ↑ Lungenheilstätte Kolkwitz. Stadtmuseum Cottbus, abgerufen am 1. Januar 2022.
- ↑ Neue Hoffnung für das Kolkwitzer Klinikum. Lausitzer Rundschau, 24. März 2012, abgerufen am 1. Januar 2022.
- ↑ Silke Halpick: Kolkwitzer Medizinkomplex wirft viele Fragen auf. Lausitzer Rundschau, 29. August 2019, abgerufen am 1. Januar 2022.
- ↑ Kolkwitz: Dachstuhl auf altem Klinikumsgelände teilweise in Flammen. Niederlausitz aktuell, 21. Oktober 2021, abgerufen am 1. Januar 2022.
- ↑ Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 563.
Koordinaten: 51° 43′ 54,1″ N, 14° 13′ 42,8″ O