Morris
Morris Ital (1980–1984)
Ital
Produktionszeitraum: 1980–1984
Klasse: Mittelklasse
Karosserieversionen: Limousine, Kombi, Kastenwagen, Pick-up
Motoren: Ottomotoren:
1,3–2,0 Liter
(45–110 kW)
Dieselmotor:
1,4 Liter (37 kW)
Länge: 4343 mm
Breite: 1636 mm
Höhe: 1410–1418 mm
Radstand: 2438 mm
Leergewicht: 939–989 kg
Vorgängermodell Morris Marina
Nachfolgemodell Austin Montego
Triumph Acclaim

Der Morris Ital (ADO73) war ein Pkw-Modell der British Leyland Motor Corporation (BLMC), das von Oktober 1980 bis Dezember 1984 produziert wurde. Es war der Nachfolger des Morris Marina und basierte wie dieser zu großen Teilen auf der Technik des Morris Minor von 1948. Der Ital war der letzte Neuwagen der BLMC, der unter dem Markennamen Morris verkauft wurde. Fast 15 Jahre nach der Produktionseinstellung in Europa erschien der Ital unter anderer Bezeichnung und mit veränderter Technik erneut in China.

Entstehungsgeschichte

BLMC hatte im Frühjahr 1971 den Marina (ADO 28) als einfachen, preiswerten Konkurrenten des Ford Cortina eingeführt. Um die Produktionskosten gering zu halten und bestmögliche Zuverlässigkeit zu erreichen, griff das Konstruktionsteam auf das Fahrwerk und auf zahlreiche weitere Komponenten des bereits 15 Jahre alten Morris Minor zurück, andere Teile waren dem Triumph Dolomite entnommen. Der Marina war am Markt erfolglos; schlechte Verarbeitungsqualität und vor allem ein sehr schwieriges Fahrverhalten standen dem Erfolg des Modells entgegen.

Anfänglich hatte BLMC geplant, den Marina 1975 durch eine modernere Neukonstruktion zu ersetzen. Der Konkurs des Unternehmens beendete aber frühzeitig die Entwicklungsarbeiten an diesem intern ADO 77 genannten Modell. Stattdessen wurde der Marina gegen Ende 1975 technisch überarbeitet. Er erhielt ein neues Fahrwerk; die Karosserie blieb allerdings unverändert. Der als Marina II (bzw. ADO 73) bezeichnete Wagen wurde bis Herbst 1980 verkauft.

1980 entschied sich BLMC für eine weitere Überarbeitung des „antiquierten“ Fahrzeugs. Ziel war es, mit möglichst geringem Aufwand weiter im Marktsegment der unteren Mittelklasse präsent zu sein und die Zeit bis zur Vorstellung der gänzlich neuen Frontantriebsmodelle Austin Maestro bzw. Montego zu überbrücken. Die finanziellen Möglichkeiten waren dementsprechend begrenzt: Das Entwicklungsteam hatte ein Budget von lediglich 5 Millionen £ zur Verfügung. Die Änderungen gegenüber dem Marina beschränkten sich auf stilistische Details.

Das Design des Marina-Nachfolgers wurde in Leylands eigenem Studio unter der Leitung von Harris Mann entwickelt. Entgegen einer vielfach verbreiteten Darstellung war das italienische Designstudio Italdesign nicht an der Gestaltung des Facelift beteiligt. Italdesign erhielt lediglich den Auftrag, technische Zeichnungen zu erstellen, die die Grundlage für die spätere Produktion der Karosserie werden sollten, weil BLMC aus Kapazitätsgründen nicht dazu in der Lage war. Einer Quelle zufolge waren die Arbeiten Italdesigns nicht brauchbar, weil sie im metrischen System erstellt waren, während der Marina im Zollsystem konstruiert war. Die Zeichnungen mussten daraufhin bei Pressed Steel erneut angefertigt werden; hier erledigten Lehrlinge die Arbeit. Um gleichwohl das Renommee von Italdesign nutzbar zu machen, entschied sich das BLMC früh, einen ausdrücklichen Hinweis auf das italienische Designstudio in die Modellbezeichnung aufzunehmen. Anfänglich hatte der Wagen Morris Marina Ital heißen sollen; Michael Edwardes, der damalige CEO von BLMC, sah allerdings die deutliche Verweisung auf den Vorgänger Marina als potentiell verkaufsschädigend an und beschränkte die Modellbezeichnung auf Ital.

Der Ital hatte – nicht zuletzt wegen seines Hinterradantriebs – den Ruf eines unkomplizierten Autos, das sich mit geringen Unterhaltskosten betreiben ließ. Konservative Kunden, die Vorbehalte gegenüber dem sich auch in Großbritannien durchsetzenden Frontantrieb hatten, kauften den Ital ebenso wie Flottenbetreiber und Taxiunternehmen.

Ein ähnlicher Versuch, ein veraltetes BLMC-Auto zu modernisieren, war der 1982 vorgestellte Austin Ambassador.

Modellbeschreibung

Der Morris Ital war als viertürige Stufenhecklimousine, als fünftüriger Kombi, als dreitüriger Lieferwagen (Van) und Pick-up erhältlich. Die zweitürige Fließheckversion, die es noch beim Marina gegeben hatte, entfiel.

Karosserie

Die Karosserie des Ital entspricht grundsätzlich der des Morris Marina. Die Rohkarosserie und sämtliche äußeren Bleche blieben unverändert, sodass die Presswerkzeuge des alten Modells weiterverwendet werden konnten. Die stilistischen Änderungen betrafen nur Details:

  • Die Frontpartie erhielt Breitbandscheinwerfer und seitlich in die Kotflügel hineinragende Blinker. Die Scheinwerfer und Blinker nutzen die unveränderte Kühlluftöffnung der Marina-Karosserie. Um die Kühleröffnung niedriger und breiter erscheinen zu lassen, ist oberhalb ein breiter Kunststroffstreifen eingebaut.
  • An der Heckpartie wurden neue, große Rückleuchten installiert.
  • Vorn und hinten erhielt das Auto großvolumige Kunststoffstoßfänger, die vorn bis an die Radkästen heranreichen.

Antriebstechnik

Der Ital wird von Reihenvierzylindermotoren angetrieben, die vorn längs eingebaut sind. Alternativ waren ein 1,3 Liter großer Vierzylindermotor der A-Serie oder zwei 1,7 bzw. 2,0 Liter große Vierzylindermotoren der (etwas moderneren) O-Serie erhältlich. In Portugal wurde 1981 kurzzeitig eine Version mit einem 1,4 Liter großen und 37 kW starken Dieselmotor hergestellt.

Die Kraft wird über ein handgeschaltetes Vierganggetriebe auf die Hinterräder übertragen.

Fahrwerk

Der Ital übernahm zunächst das Fahrwerk des Marina. Vorn sind hier wie dort Doppelquerlenker eingebaut; Drehstabfedern und Hebelstoßdämpfer dienen als obere Querlenker. Hinten ist eine an Blattfedern geführte Starrachse eingebaut.

1982 überarbeitete BLMC das Fahrwerk. An den Vorderrädern wurden Teleskopstoßdämpfer eingeführt, hinten kam neu konstruierte Blattfedern hinzu. Dadurch verbesserte sich das Fahrverhalten des Ital erheblich.

Produktion und Bestand

BLMC produzierte den Ital für den heimischen Markt anfänglich in Cowley, ab 1982 entstanden die Autos in Longbridge. Der Ital blieb vier Jahre lang in Produktion. In dieser Zeit entstanden 175.276 Fahrzeuge.

Der Morris Ital ist 35 Jahre nach seiner Produktionseinstellung nahezu vollständig aus dem Straßenbild verschwunden. In Großbritannien waren 2005 noch 185 Exemplare zugelassen, zehn Jahre später nur noch 35.

Lokale Varianten

Portugal

Das in der portugiesischen Hafenstadt Setúbal gelegene Montagewerk Industria de Montagem de Automoveis (IMA) baute seit den 1960er-Jahren einige BLMC-Modelle im CKD-Verfahren für den heimischen Markt. 1980 begann dort die Fertigung des Ital, der in Portugal weiterhin als Morris Marina verkauft wurde. Äußerlich waren die portugiesischen Modelle identisch mit den in Großbritannien gefertigten Autos. Die Antriebstechnik war allerdings eigenständig. Alle in Portugal gebauten Autos waren mit einem 1,5 Liter großen Dieselmotor ausgestattet, der zur BLMC-B-Serie gehört. Eine entsprechende Motorisierung hatte IMA bereits ab 1976 für den vor Ort produzierten Morris Marina angeboten. Die Motorleistung wurde mit 37 bhp (28 kW; 38 PS) angegeben, die Höchstgeschwindigkeit lag bei 70 mph (112 km/h). Die Autos wurden regelmäßig im Taxibetrieb eingesetzt. Etwa 1982 endete die Fertigung des Marina/Ital in Setúbal. Das Werk begann danach mit dem Bau des Mini Moke.

Pakistan

Nach der Einstellung der Produktion in Großbritannien kündigte BLMC den Bau eines neuen Werks in der pakistanischen Stadt Lahore an, wo die Fertigung des Ital für Südasien fortgesetzt werden sollte. Daraus wurde nichts.

China

1998 und 1999 wurde der Ital in China neu aufgelegt. Das Unternehmen Chengdu Auto Works stellte unter den Modellbezeichnungen Huandu CAC1020, CAC5020, CAC5026 und CAC6430 einige Kombi-, Van- und Pick-up-Versionen des Ital her. Die Autos verwenden britische Rohkarosserien, haben aber ein eigenes, in China entwickeltes Chassis. Insgesamt wurden 148 Autos gebaut.

Galerie

Technische Daten

Commons: Morris Ital – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Modellgeschichte auf der Internetseite www.aronline.co.uk
  2. Roger Gloor: Alle Autos der 80er Jahre, Stuttgart, Motorbuch Verlag 2012, ISBN 978-3-613-04487-6, s. 358.
  3. Auto Katalog Nr. 26 (1982/83), S. 80.
  4. 1 2 Rob Hull: Good riddance... or good investments? Britain's most common cars of the 70s and 80s are now some of the most endangered models on the road. www.thisismoney.co.uk, 26. Juli 2016, abgerufen am 5. Februar 2019.
  5. Beschreibung der BLMC-Dieselmodelle aus portugiesischer Fertigung auf www.aronline.co.uk (abgerufen am 26. Juni 2023).
  6. Roger Gloor: Alle Autos der 80er Jahre, Stuttgart, Motorbuch Verlag 2012, ISBN 978-3-613-04487-6, S. 359.
  7. Der Huandu CAC6430 auf www.aronline.co.uk (abgerufen am 26. Juni 2023).
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