Wappen Deutschlandkarte

Koordinaten: 50° 21′ N,  32′ O

Basisdaten
Bundesland:Rheinland-Pfalz
Landkreis: Vulkaneifel
Verbandsgemeinde: Gerolstein
Höhe: 450 m ü. NHN
Fläche: 20,78 km2
Einwohner: 1563 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte: 75 Einwohner je km2
Postleitzahl: 54589
Vorwahl: 06597
Kfz-Kennzeichen: DAU
Gemeindeschlüssel: 07 2 33 240
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Kyllweg 1
54568 Gerolstein
Website: www.stadtkyll.de
Ortsbürgermeister: Harald Schmitz
Lage der Ortsgemeinde Stadtkyll im Landkreis Vulkaneifel

Stadtkyll [ʃtatˈkɪl] ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Gerolstein an. Stadtkyll ist ein staatlich anerkannter Luftkurort und gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.

Geographie

Stadtkyll liegt in der Vulkaneifel an der Kyll.

Stadtkyll besteht aus den Ortsteilen Niederkyll, Schönfeld und Stadtkyll.

Geschichte

Ursprünge bis 20. Jahrhundert

Der Ort wurde zur Mitte des 13. Jahrhunderts als Kölner Kirchenbesitz erstmals urkundlich genannt. In der Folgezeit (um 1292) gewann Stadtkyll mit seinem Mauerbering und der Burg schnell an Bedeutung. 1310 erhielt Stadtkyll das Stadtrecht und somit auch das Recht, ein Wappen zu führen, welches dem heutigen noch weitgehend entspricht.

Da beim Wiederaufbau nach Bränden und Kriegen die Steine der Stadtmauer Verwendung fanden, verschwand die alte Stadtmauer vollständig. Heute ist der ungefähre Verlauf der Befestigung nur noch an den Häuserzeilen in der Burgbergstraße zu erkennen.

1933 bis 1946

Wegen seiner Nähe zur westlichen Reichsgrenze wurde Stadtkyll bereits in den Jahren vor und während des Zweiten Weltkriegs in Mitleidenschaft gezogen.
1934 wurde das Kriegerdenkmal (für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges) mit der Inschrift „Und Ihr habt doch gesiegt“ errichtet (noch heute im Berg oberhalb der Ortsmitte als Mahnmal von weitem sichtbar). Ferner wurde das Marienhaus des Stadtkyller Klosters, welches ursprünglich als Exerzitienhaus und Müttererholungsheim diente, zum Büro der in Stadtkyll angesiedelten Westwallbehörden (insbes. Planungsbüro des Festungsbaustabes) und später zum Lazarett umfunktioniert. Anlässlich der Besichtigung der Westwallanlagen am 25. August 1938 fuhr Adolf Hitler im offenen Wagen durch Stadtkyll. Während der Novemberpogrome am 9. November 1938 wurde das Haus der jüdischen Familie Rothschild geschändet. Nur der 16-jährige Sohn Kurt konnte nach Festnahme und Misshandlungen über Ostbelgien fliehen, die weitere Familie wurde später deportiert und kam im Holocaust um. Nach Kriegsbeginn wurden schon ab 1940 teils Truppenteile in der Dorfschule einquartiert und Flakstellungen um den Ort zur Luftabwehr errichtet. Nach ersten kleineren direkten Kriegseinwirkungen folgten in den Auswirkungen der Ardennenoffensive ab Weihnachten 1944 Bombardierungen des Ortes. Ab dem 15. September 1944 war die Stromversorgung und seit dem 21. September auch Warenlieferungen eingestellt. Zudem wurde Stadtkyll am 17. Oktober 1944 Hauptverbandsplatz, Militär und zahlreiche Fremdarbeiter nahmen Quartier. Am 1. Januar 1945 wurde das Krankenhaus getroffen (mehr als 150 Soldaten, Schwestern und Ärzte fanden den Tod), am 25. Januar und 2. Februar folgten stärkere Luftangriffe, nach denen Stadtkyll praktisch zu 75 % zerstört war. Die US-Soldaten rückten erst am 6. März 1945 ein, später wurde Stadtkyll der französischen Zonenverwaltung unterstellt.

Die NS-Inschrift am Kriegerdenkmal (bzw. Ehrenmal) wurde 1946 auf Anordnung der französischen Militärregierung entfernt.

Geschichte seit Bestehen der Bundesrepublik

Stadtkyll war kommunalverfassungsrechtlich eigenständiger Amtssitz, auch für einzelne umliegend angrenzende kleinere Dörfer. Im Rahmen der rheinland-pfälzischen Funktional- und Gebietsreform wurde Stadtkyll zusammen mit 14 weiteren Gemeinden am 7. November 1970 vom gleichzeitig aufgelösten Landkreis Prüm in den Landkreis Daun (seit 2007 Landkreis Vulkaneifel) umgegliedert und dort in die neu geschaffene Verbandsgemeinde Obere Kyll mit Verwaltungssitz in Jünkerath eingegliedert.

Zum 1. Januar 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Schönfeld eingemeindet.

Aufgrund einer neuerlichen kommunalen Gebietsreform wurde die Verbandsgemeinde Obere Kyll zum 1. Januar 2019 aufgelöst, Stadtkyll ist seit dem Teil der Verbandsgemeinde Gerolstein.

Auf der Stadtkyller Heide existierte von 1952 bis 1992 der DECCA-Sender Stadtkyll.

Bevölkerungsentwicklung

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Stadtkyll, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:

JahrEinwohner
1815551
1835777
1871902
1905920
19391.272
19501.041
19611.079
JahrEinwohner
19701.154
19871.206
19971.511
20051.548
20111.438
20171.522
20221.563

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Stadtkyll besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:

WahlWGS1WGK2FBL3FWG4Gesamt
2019 11516 Sitze
2014 per Mehrheitswahl16 Sitze
2009 7916 Sitze
1 
WGS – Wählergruppe Harald Schmitz
2 
WGK – Wählergruppe Claudia Kettmus
3 
FBL – Freie Bürgerliste Stadtkyll-Schönfeld
4 
FWG – Freie Wählergruppe Stadtkyll

Bürgermeister

Harald Schmitz wurde 2009 Ortsbürgermeister von Stadtkyll. Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 80,84 % für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt.

Der Vorgänger von Schmitz als Ortsbürgermeister, Nikolaus Simon, war 2009 nicht erneut angetreten.

Finanzen

Die Schulden der Ortsgemeinde Stadtkyll lagen zum 31. Dezember 2012 bei 2.164.973 Euro. Dies entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 1.484 Euro je Einwohner. Als eine der ersten Kommunen in Deutschland hat die Ortsgemeinde Stadtkyll für den Finanzbereich freiwillig eine sog. „Satzung generationengerechte Finanzen“ eingeführt, über die die Ortsgemeinde anstrebt, Schulden und die daraus resultierenden Zins- und Tilgungslasten abzubauen sowie Haushaltsdefizite zu vermeiden.

Wappen

Blasonierung: „Von Gold und Rot durch gesenkten, schräglinken, blauen Wellenbalken und silbernen Wellenleistenstab geteilt, der Wellenbalken mit sieben vierendigen goldenen Sternen belegt.“
Wappenbegründung: Die Farben Gold und Rot deuten auf die Grafen von Manderscheid hin, die 1469 die Grafschaft Gerolstein und mit ihr Stadtkyll in ihren Besitz übernahmen. 1310 erhielt Stadtkyll die Stadtrechte und damit das Recht, ein Wappen zu führen. Das historische Stadtwappen entspricht dem heutigen Wappen. Nur ein vorhandener Balken wurde 1974 in einen Wellenbalken geändert und durch einen neu aufgenommenen Wellenleistenstab abgegrenzt, um zu symbolisieren, dass Ort und Burg Stadtkyll landschaftlich durch den Fluss Kyll geprägt sind.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Stadtkyll

Grünflächen und Naherholung

  • Wald-Jugendcamp im Wirfttal Stadtkyll
  • Naturbildungsprogramm im Haus Wirfttal
  • Stadtkyll liegt am Kyll-Radweg, der teilweise auf der ehemaligen Bahnstrecke von Jünkerath nach Ostbelgien (Vennquerbahn) verläuft.
  • Der Prümtal-Radweg führt von Stadtkyll nach Minden (Sauer).
  • Wanderpfad Kylltal. Es bestehen u. a. neun örtliche Wanderwege mit einer Gesamtlänge von 79 km, schwarz markiert.

Siehe auch: Liste der Naturdenkmale in Stadtkyll

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Jährliches Kirmes- bzw. Kirchweihfest St. Josef am zweiten Wochenende im August
  • Jährliches Brunnenfest Ende Juni
  • Burgbrennen am ersten Wochenende nach Aschermittwoch (sogenannter Scheef-Sonntag) auf dem Hasenberg am Friedenskreuz
  • Traditionelles Ratschen oder Klappern am Karfreitag und Karsamstag

Wirtschaft und Infrastruktur

Stadtkyll ist staatlich anerkannter Luftkurort und verzeichnet durch seine zahlreichen Beherbergungsbetriebe jährlich ca. 65.000 Feriengäste, mit ca. 270.000 Übernachtungen.

Ein Bahnhof bestand an der mittlerweile abgebauten Vennquerbahn Jünkerath – Losheim – Weywertz. Die Bahntrasse der ehemaligen Vennquerbahn wurde bis zum Frühjahr 2015 zu einem Wander- und Radverkehrsweg ausgebaut (RAVeL-Netz-Linie 45a Waimes-Jünkerath), mit Anschluss sowohl in Weywertz an die Vennbahnstrecke als auch in Jünkerath an das deutsche Radwegenetz.

Persönlichkeiten

Aus Stadtkyll stammte wahrscheinlich der im Mittelalter wirkende jüdische Wundarzt Marquart von Stadtkyll.

Literatur

  • Ernst Wackenroder (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Prüm (= Paul Clemen [Hrsg.]: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 12/II). Trier 1983, ISBN 3-88915-006-3, S. 189–196 (222 S., Mit 9 Taf. u. 185 Abb. im Text. Nachdr. d. Ausg. Schwann, Düsseldorf 1927).
  • 1100 – 1250 – 1675 – Stadtkyll – 2000. Das Heft zum vierfachen Jubiläum. Prüm 2000.
  • Geschichtsverein Prümer Land: Rund um die Kirche im Dorf. Kirchen und Kapellen der Westeifel. Prüm 2003, S. 459ff.
  • Ralf Gier: Auswanderung von der Oberen Kyll. In: Der Prümer Landbote. Zeitschrift des Geschichtsvereins „Prümer Land“, Nr. 90, 2006, S. 45–54.
  • Ortsgeschichte Stadtkyll: Stadtkyll im II. Weltkrieg. Stadtkyll 1986.
  • Ortsgeschichte Stadtkyll: Stadtkyll in alten Bildern – mit Kerschenbach und Schönfeld. Stadtkyll 1987.
  • Ortsgeschichte Stadtkyll: Die Vereine. Kerschenbach, Schönfeld und Stadtkyll. Stadtkyll 1992.
  • Peter Oster: Geschichte der Pfarreien der Dekanate Prüm-Waxweiler. Trier 1927, S. 899 ff.
Commons: Stadtkyll – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Stadtkyll – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. 1 2 Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. 1 2 Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 3. März 2023.
  3. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022. S. 112 (PDF; 3,3 MB).
  4. Ortsgeschichte Stadtkyll: Stadtkyll im II. Weltkrieg. Stadtkyll 1986.
  5. 1 2 Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 150, 156, 179 (PDF; 2,8 MB).
  6. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Gemeinderatswahl 2019 Stadtkyll. Abgerufen am 14. November 2020.
  7. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Gemeinderatswahl 2014 Stadtkyll. Abgerufen am 14. November 2020.
  8. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Gemeinderatswahl 2009 Stadtkyll. Abgerufen am 14. November 2020.
  9. 1 2 Fritz-Peter Linden: Stabile Mehrheit für eine stabile Zukunft. In: Trierischer Volksfreund. 12. Juli 2009, abgerufen am 14. November 2020.
  10. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 14. November 2020 (siehe Gerolstein, Verbandsgemeinde, 55. Ergebniszeile). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)
  11. Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Integrierte Schulden der Gemeinden und Gemeindeverbände - Anteilige Modellrechnung für den interkommunalen Vergleich - Stand 31. Dezember 2012 - Gemeinschaftsveröffentlichung
  12. Satzung generationengerechte Finanzen der Ortsgemeinde Stadtkyll (Memento vom 30. Juli 2014 im Internet Archive), abgerufen am 30. August 2014
  13. Schulden der öffentlichen Haushalte. Abgerufen am 1. Juni 2017.
  14. Wappenbeschreibung auf den Seiten der Verbandsgemeinde Gerolstein
  15. Filialkirche St. Hubertus. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 14. Januar 2018; abgerufen am 1. Juni 2017.
  16. Wald-Jugendcamp. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 1. November 2016; abgerufen am 1. Juni 2017.
  17. Wald-Jugendcamp. Ortsgemeinde Stadtkyll, abgerufen am 25. August 2021.
  18. Haus Wirfttal. Ortsgemeinde Stadtkyll, abgerufen am 25. August 2021.
  19. Wanderwege Stadtkyll. Abgerufen am 1. Juni 2017.
  20. "Hüttenbrennen"; eine Eifler Tradition. Abgerufen am 29. Dezember 2019.
  21. Hüttensonntag in der Eifel. Abgerufen am 10. August 2017.
  22. Strohmannstag in der Eifel. Abgerufen am 16. Mai 2016.
  23. Ganz locker über 28 Brücken radeln., Kölnische Rundschau, abgerufen am 6. Juni 2011
  24. „Grenzenloser“ Tourismus in der Eifel. (Memento vom 25. Mai 2015 im Internet Archive) Kölnische Rundschau vom 3. Mai 2015, abgerufen am 25. Mai 2015.
  25. Gerd Schneider: Marquart von Stadtkyll, ein deutscher Wundarzt aus der Eifel. In: Medizinische Monatsschrift. Band 11, 1957, S. 39 f.
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