Oberkleen Gemeinde Langgöns | |
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Koordinaten: | 50° 28′ N, 8° 35′ O |
Höhe: | 235 m ü. NHN |
Fläche: | 7,57 km² |
Einwohner: | 1122 (30. Jun. 2019) HW+NW |
Bevölkerungsdichte: | 148 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Eingemeindet nach: | Kleenheim |
Postleitzahl: | 35428 |
Vorwahl: | 06447 |
Oberkleen ist ein Ortsteil der Gemeinde Langgöns im mittelhessischen Landkreis Gießen. Das Dorf zählt etwa 1200 Einwohner. Es liegt 6 km westlich der Stadt Butzbach und etwa 15 km südwestlich der Universitätsstadt Gießen. Oberkleen dient vorwiegend als Wohngemeinde für Menschen, die im Raum Gießen oder im Rhein-Main-Gebiet arbeiten.
Geografische Lage
Oberkleen liegt an den nordöstlichen Ausläufern des Taunus, Wetzlarer Hintertaunus, im Tal des Kleebachs, die waldreiche Gemarkung liegt vollständig im Naturpark Taunus. Richtung Osten öffnet sich das Tal zur nur von sanften Hügeln gekennzeichneten und wesentlich dichter besiedelten Wetterau. Dort, wenige Kilometer östlich des Dorfes, verlaufen wichtige Verkehrsachsen wie die Main-Weser-Bahn, die Bundesstraße 3 und die Autobahn A 5, die Frankfurt am Main mit dem Raum Gießen verbinden.
Nachbarorte Oberkleens sind die ebenfalls zu Langgöns gehörenden Dörfer Niederkleen, 2 km nordöstlich (bachabwärts), und Cleeberg, 3 km südwestlich oder bachaufwärts. In den Kleebach mündet der Reußbach, an diesem liegt, 1 km südöstlich von Oberkleen, der Butzbacher Stadtteil Ebersgöns. Südlich des Dorfs liegt der Kümmelberg (356 m über NN), südwestlich der Cleebaum (368 m), westlich der Heßler (322 m), nördlich der Schalsberg (353 m).
Geschichte
Überblick
Am Schalsberg befinden sich mehrere Gruppen von Hügelgräbern, eine davon kurz oberhalb des Dorfes, was auf eine sehr frühe Besiedlung des Kleebachtals schließen lässt. Die erste urkundliche Erwähnung von „Cleheim“ stammt jedoch erst aus fränkischer Zeit, sie erfolgte 774 im Lorscher Codex. Eine Unterscheidung der beiden Dörfer Ober- und Niederkleen ist aber erstmals in einer Urkunde von 1197 bezeugt, in der Obernclên genannt wird. In erhaltenen Urkunden der folgenden Jahre wurde der Ort dann unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung): Obernclên (1203), Oberincleen (1328), superiori Clen (1334) und), Abernclen (1335).
In der Folge hatte Oberkleen mit seiner Wehrkirche Bedeutung als zuständige Pfarrei für die im Nachbardorf ansässigen Grafen von Cleeberg. Im frühen 17. Jahrhundert fiel das Nachbardorf Gebertshausen wüst und das dortige Vogteigericht wurde nach Oberkleen verlegt und verblieb dort bis 1809.
1836 entdeckte man in der Nähe des Dorfes eine Tropfsteinhöhle. Die folgenden geologischen Untersuchungen hatten die Entdeckung großer Kalksteinvorkommen zur Folge. Der Abbau von Kalkstein wurde später zum wichtigsten Wirtschaftszweig des Dorfes, 1910 wurde der erste Steinbruch eröffnet. Um ihn und eine neu errichtete Plattenfabrik besser erreichen zu können, verlängerte die Butzbach-Licher Eisenbahn AG ihre zunächst nur bis zur damaligen hessisch-preußischen Grenze vor Ebersgöns geplante Eisenbahnstrecke bis Oberkleen. Der Betrieb, der auch Personenzüge umfasste, wurde am 1. Juni 1910 eröffnet. Eine damals erwogene Verlängerung bis Wetzlar kam nicht zustande. Der Personenverkehr endete am 30. September 1956, der Güterverkehr zum Jahresende 1968.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs das Dorf, wie viele hessische Orte, durch die Aufnahme von über 200 Heimatvertriebenen.
Die bis dahin selbständigen Gemeinde Oberkleen und Niederkleen fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen zum 31. Dezember 1971 freiwillig zur Gemeinde Kleenheim. Die Gemeinde Kleenheim wurde zum 1. Januar 1977 mit vier weiteren Gemeinden durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen zur neuen Großgemeinde Langgöns zusammengeschlossen. Für die nach Langgöns eingegliederten ehemaligen Gemeinden wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher gebildet. Als Verwaltungssitz wurde der Ortsteil Lang-Göns festgelegt.
Verwaltungsgeschichte
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Staaten und deren nachgeordnete Verwaltungseinheiten, denen Oberkleen angehörte:
- vor 1642: Heiliges Römisches Reich, Amt Cleeberg (Kondominium: 1⁄2: Grafschaft Isenburg, 1⁄6: Leiningen-Westerburg, 1⁄6: Grafschaft Nassau, 1⁄6: Grafschaft Solms)
- ab 1642: Heiliges Römisches Reich, Amt Cleeberg (Kondominium: 4⁄6: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, 1⁄6: Leiningen-Westerburg, 1⁄6: Grafschaft Nassau)
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Nassau-Usingen, Amt Usingen
- ab 1806: Herzogtum Nassau, Amt Usingen, ab 1810 Amt Atzbach
- ab 1816: Königreich Preußen, Rheinprovinz, Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Wetzlar
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Rheinprovinz, Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Wetzlar
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Rheinprovinz, Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Wetzlar
- ab 1932: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Wetzlar
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Landkreis Wetzlar
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Wetzlar
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Wetzlar
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Wetzlar
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Wetzlar
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- ab 1979: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Gießen
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Oberkleen 1176 Einwohner. Darunter waren 42 (3,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 186 Einwohner unter 18 Jahren, 501 zwischen 18 und 49, 273 zwischen 50 und 64 und 219 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 522 Haushalten. Davon waren 153 Singlehaushalte, 159 Paare ohne Kinder und 150 Paare mit Kindern, sowie 45 Alleinerziehende und 15 Wohngemeinschaften. In 90 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 324 Haushaltungen lebten keine Senioren.
Einwohnerentwicklung
• 1834: | 428 Einwohner, 77 Häuser |
Oberkleen: Einwohnerzahlen von 1781 bis 2019 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1781 | 309 | |||
1800 | 309 | |||
1834 | 428 | |||
1840 | 428 | |||
1846 | 453 | |||
1852 | 474 | |||
1858 | 445 | |||
1864 | 452 | |||
1871 | 435 | |||
1875 | 414 | |||
1885 | 451 | |||
1895 | 435 | |||
1905 | 456 | |||
1910 | 530 | |||
1925 | 538 | |||
1939 | 534 | |||
1946 | 750 | |||
1950 | 773 | |||
1956 | 805 | |||
1961 | 790 | |||
1967 | 804 | |||
1970 | 779 | |||
1978 | 904 | |||
1982 | 959 | |||
1986 | 970 | |||
1990 | 995 | |||
1994 | 1.140 | |||
1998 | 1.129 | |||
2000 | 1.142 | |||
2006 | 1.145 | |||
2010 | 1.193 | |||
2011 | 1.176 | |||
2016 | 1.149 | |||
2019 | 1.122 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS; 1781; 1800; Gemeinde Langgöns: bis 1978, später; Zensus 2011 |
Historische Religionszugehörigkeit
- 1834: 425 evangelische, 3 jüdische Einwohner
- 1961: 594 evangelische (= 75,19 %), 176 katholische (= 22,28 %) Einwohner
Bauwerke
Das bemerkenswerteste Bauwerk des Dorfes ist die Wehrkirche St. Michaelis. Der Wehrturm stammt aus dem 15. Jahrhundert, das Schiff aus dem 18. Jahrhundert. Die weitgehend erhaltene einmanualige Orgel wurde 1790 bis 1800 von Orgelbaumeister Johann Conrad Bürgy & Söhne angefertigt. Von hier aus, nie bewiesen, soll ein Fluchtstollen bis in den Nachbarort Cleeberg in einen Turmkeller direkt neben dem damaligen „Solmser Schlösschen“ führen.
Infrastruktur
Oberkleen hat zwei Kirchen, eine Großsporthalle, eine Grundschule, einen Kindergarten, einen Festplatz, zwei Sportplätze, einen kleinen See (ehemaliger Steinbruch) am südlichen Ortsrand und ein kleines Gewerbegebiet. Neben der evangelischen Kirche St. Michaelis befindet sich ein Gemeindehaus, in dessen Keller ein Jugendraum für über vierzehnjährige Jugendliche vorhanden ist. Die Bachaue des Kleebachs ist auch im Ortsbereich weitgehend unbebaut. Unterhalb des Orts, an der Einmündung des Reußbachs, liegt die Kellersmühle.
Das Dorf ist über Buslinien des Rhein-Main-Verkehrsverbunds an dessen Liniennetz angebunden. Die nächsten Bahnhöfe (Regionalbahnen und Regionalexpresse) befinden sich in Butzbach und Lang-Göns. In Butzbach gibt es zudem einen Autobahnanschluss zur A 5 (am nahen Gambacher Kreuz trifft diese auf die A 45), in Lang-Göns einen Autobahnanschluss zur A 485 (Gießener Ring).
Oberkleen besitzt zwei Lebensmittelgeschäfte, eine Tankstelle und eine Metzgerei. DSL ist im gesamten Ort verfügbar.
Söhne und Töchter des Ortes
- Friedrich Ludwig Weidig (1791–1837), der hessische Turnvater; er verfasste gemeinsam mit Georg Büchner die Flugschrift der Hessische Landbote; ein Turner, Freigeist und Pädagoge
- Wilhelm Reuter (1896–1957), hessischer Heimatdichter, Lyriker und Landwirt
Literatur
- Erwin Glaum: Oberkleener Heimathefte, Heimat- und Geschichtsverein Oberkleen e.V.
- Heft 3, Evangelische St. Michaelis Kirche. 2012.
- Heft 2, Die ehemaligen Mühlen in Oberkleen. 2011.
- Heft 1, Kalksteinbrüche, Eisen-Manganerze und der Rosskümmel. 2010.
- Hankel, Otfried: Familienbuch der evangelischen Kirchengemeinde Oberkleen (Hessen) 1810–1874. Monsenstein und Vannerdat, Münster 2009, 466 S. ISBN 978-3-86582-820-0.
- Historischer Rundweg Cleeberg ; Cleeberg – Malerisches Dorf im Taunus. Gemeinde Langgöns, 2009, 21 Seiten.
- Ernst Knorz, Karl-Heinz Glaum: Oberkleen – Niederkleen: zwei Dörfer (das ehemalige Kleenheim) am oberen Lauf des Kleebachs. Geiger, Horb am Neckar 1994, Bildband, ISBN 3-89264-969-3.
- Bernhard Reuter: Heimatbuch. Eine Wanderung durch Oberkleen und seine Fluren. Arbeitskreis Heimat- und Geschichtsverein Oberkleen, 1974 (Nachdruck 2009), Auszug (PDF; 743 kB).
- Karl H. Glaum: Kleenheim im Hüttenberger Land. Gemeinde Kleenheim, Wetzlardruck, 1974.
- Literatur über Oberkleen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Ortsteil Oberkleen. In: Internetauftritt. der Gemeinde Langgöns
- Familienbuch Oberkleen
- Oberkleen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 6 7 8 Oberkleen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- 1 2 Einwohnerzahlen im Haushaltsplan der Gemeinde Langgöns 2020. (PDF; 9,9 MB) S. 43, abgerufen im April 2020.
- ↑ Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 5), Urkunde 3097, 11. September 774 – Reg. 1084. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 85, abgerufen am 19. April 2016.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 380.
- ↑ Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 12 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- ↑ Hauptsatzung der Gemeinde Langgöns. (PDF; 29 kB) § 6. Abgerufen im März 2022.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- 1 2 3 Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 28, § 41 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- 1 2 3 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 6 und 46, archiviert vom am 27. Oktober 2020 . Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 194 (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 205 (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Einwohnerzahlen im Haushaltsplan der Gemeinde Langgöns 2009. (PDF; 4,7 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) S. 23, archiviert vom am 4. Februar 2019; abgerufen im Februar 2019.