Oliver Stokowski (* 8. August 1962 in Kassel) ist ein deutscher Schauspieler. Seit 1987 trat er in über 100 Film- und Fernsehproduktionen vor die Kamera und wirkte in zahlreichen Theaterstücken.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Oliver Stokowski, Sohn eines Hauptkommissars, absolvierte nach dem Abitur 1981 von 1982 bis 1985 zunächst ein Musikstudium mit Schwerpunkt Klavier und Kontrabass und spielte als Bassist in verschiedenen Bands. 1989 schloss er ein Schauspielstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz mit dem Abschluss Magister of Arts ab. Sein erster Berufswunsch war Tiefseeforscher. Seinen Zivildienst absolvierte er als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz.

Theater

Seine Bühnenkarriere begann er 1989 am Staatstheater Hannover in Stücken wie Onkel Wanja und Die Dreigroschenoper. Ab 1993 zeigte er am Residenztheater / Bayerischen Staatsschauspiel sein vielseitiges Talent in Inszenierungen u. a. von Leander Haußmann und Hans Neuenfels. 1996 folgten Auftritte am Wiener Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen. Ab 1998 spielte Oliver Stokowski am Residenztheater in München u. a. die Rolle des Hamlet in der Inszenierung von Matthias Hartmann. Anschließend wechselte er ans Schauspielhaus Bochum, wo er u. a. die Titelrolle in Peer Gynt, Regie: Jürgen Gosch, spielte.

In der Spielzeit 2005/06 wurde Stokowski Ensemblemitglied im Schauspielhaus Zürich. Dort spielte er u. a. erneut unter der Regie von Jürgen Gosch, diesmal den Lopachin in Der Kirschgarten und arbeitete 2007 zum ersten Mal mit dem lettischen Regisseur Alvis Hermanis für das experimentelle Stück Väter zusammen, welches seither europaweit unzählige Male auf internationalen Festivals gezeigt wurde. Später wechselte er erneut ans Wiener Burgtheater, wo er 2014 unter der Regie von Jan Lauwers den Morris in der Uraufführung von John Cassavetes’ letztem Stück Begin the Beguine spielte sowie u. a. mit den Regisseuren David Bösch und Roland Schimmelpfennig arbeitete. Seit 2015 steht er als Gast in verschiedenen Stücken auch auf der Bühne des Deutschen Theaters in Berlin. Mit der Spielzeit 2018/19 kehrte er ans Residenztheater (München) zurück.

Film und Fernsehen

Von 2001 bis 2005 lief die Krimi-Reihe Der Ermittler, in der Stokowski die Hauptrolle des Hamburger Hauptkommissars Paul Zorn übernahm. Zuvor spielte er in Fernseh-Krimis mit: als Kommissar Robert Grosche in einigen Episoden von Polizeiruf 110 (1998/2002, mit Chantal de Freitas) sowie in Tatort (2000) und der Krimireihe Faust (1995).

Bereits 1988 besetzte ihn Dominik Graf in seiner Beziehungskomödie Tiger, Löwe, Panther, ein Jahr später folgte eine kleine Nebenrolle als Dealer in dem Kriminalfilm Schattenboxer. In der Beziehungskomödie Echte Kerle (1996) war Stokowski dann wieder der Ermittler an der Seite von Christoph M. Ohrt. Landgang für Ringo (1996) mit Benno Fürmann war ein sehenswertes Seemanns-Drama. In Der Skorpion (1996) spielte Stokowski wieder unter der Regie von Dominik Graf an der Seite von Heiner Lauterbach und Marek Harloff.

In Sönke Wortmanns Episodenfilm St. Pauli Nacht war er der schüchterne Typ vom Lande (1999), der sich in Valerie Niehaus verguckte. Danach spielte Stokowski unter anderem erstmals in einer großen Hollywood-Produktion, dem U-Boot-Film U-571 (2000) und im mehrfach ausgezeichneten Psychothriller Das Experiment (2001) von Oliver Hirschbiegel. Seither folgten Auftritte unter anderem in zahlreichen Fernsehfilmen und in Kinoproduktionen. 2012 verkörperte er den Kurt in einer Episode der amerikanisch-internationalen Serie Crossing Lines. 2013 spielte er an der Seite von Geoffrey Rush in dem Kinofilm Die Bücherdiebin von Brian Percival. Weitere Rollen auf der Kinoleinwand hatte er in der schwarzen Komödie Sex & Crime (2016) von Paul Florian Müller sowie in dem Drama Short Term Memory Loss (2017) von Andreas Arnstedt zu sehen, welches auf dem Zurich Film Festival und dem Festival Internationale Hofer Filmtage Premiere feierte.

Seit 2019 ist er in der britisch-österreichischen Kriminalfilm-Reihe Vienna Blood in der Rolle des Professors Gruner zu sehen. 2021 verkörperte er an der Seite von Barbara Nüsse den Fernsehkoch, Autor und Moderator Horst Lichter in der Verfilmung von dessen Autobiografie Keine Zeit für Arschlöcher!.

Privates

Seit 2014 ist er mit der Schauspielerin Lilian Naumann (* 1981) verheiratet. Das Paar lebt mit dem gemeinsamen Sohn in München.

Der englische Dirigent Leopold Stokowski war sein Urgroßvater.

Filmografie (Auswahl)

  • 1987: Derrick (Fernsehserie, Folge Die Nacht des Jaguars)
  • 1988: Tiger, Löwe, Panther
  • 1992: Schattenboxer
  • 1994: Polizeiruf 110: Gespenster (Fernsehreihe)
  • 1996: Faust (Fernsehserie, Folge Auf Sendung)
  • 1996: Echte Kerle
  • 1996: Der Alte – Folge 217: Nachtmorde, bis 2020 weitere 2 Rollen in der Serie
  • 1996: Der Skorpion (Fernsehfilm)
  • 1996: Landgang für Ringo (Fernsehfilm)

Hörspiele (Auswahl)

Auszeichnungen

Commons: Oliver Stokowski – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. BR Podcast Blaue Couch vom 23. Dezember 2021
  2. Oliver Stokowski im Munzinger-Archiv, abgerufen am 16. Februar 2023 (Artikelanfang frei abrufbar)
  3. Oliver Stokowski bei filmportal.de, abgerufen am 21. November 2021
  4. BR Podcast Blaue Couch vom 23. Dezember 2021
  5. BR Podcast Blaue Couch vom 23. Dezember 2021
  6. dradio.de v. 23. März 2007
  7. 1 2 Preisträger – Freunde des Residenztheaters (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive), abgerufen am 21. März 2014.
  8. Nestroy 2013: Begründung der Nominierung, abgerufen am 8. April 2014.
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