Opfertafel des Iunu | |
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Material | Kalkstein |
Maße | H. 39 cm; B. 54 cm; T. 9,3 cm; |
Herkunft | Gizeh, Nekropole, Mastaba G 4150 |
Zeit | Altes Reich, 4. Dynastie, um 2590 v. Chr. |
Ort | Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum, PM 2145 |
Die Opfertafel des Iunu aus dem Alten Reich (4. Dynastie, um 2590 v. Chr.) gehört zur ägyptischen Sammlung des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim. Sie gehört zur Gruppe der Grabplatten mit Opfertischszenen („Opfertafeln“).
Auftraggeber
Iunu war ebenso wie Hemiunu an der Spitze der Verwaltung unter König Cheops tätig. Seine Titel lauteten „Vorsteher der Arbeitermannschaften von Oberägypten, Größter des Zehnerkollegiums von Oberägypten, Königssohn“. Demnach war er in der einen Landeshälfte Ägyptens zuständig für die Organisation, den Einsatz und die Versorgung des größten Teils der Bevölkerung, die einer allgemeinen Arbeitspflicht unterlag. Diese Leute wurden beim Pyramidenbau, aber auch bei anderen staatlichen Bauvorhaben, in den Steinbrüchen und als Soldaten eingesetzt. Für diese wichtige und verantwortungsvolle Arbeit, die Iunu mit allen großen Bauvorhaben des Staates in Verbindung brachte, erhielt er den Rang eines „Königssohns“ und ein Grab auf dem Teil des Westfriedhofs, auf dem Cheops Grabstätten für seine Elite-Beamten anlegen ließ.
Fundort
Die Reliefplatte wurde am 25. Januar 1913 von Hermann Junker noch an ihrem ursprünglichen Platz gefunden. Die Farben konnten, wenn auch ein wenig verblasst, erhalten bleiben, weil sie bis zum Auffinden vermauert war. Das Grab des Iunu gehört zum ältesten Abschnitt des Beamtenfriedhofes im Westen der Cheopspyramide. Dort waren die Mastabas grundsätzlich nur für eine Person bestimmt, ihr Oberbau bestand aus einem rechteckigen, aus Kalksteinblöcken errichteten Massiv mit geböschten Seiten. Die Gräber besaßen im Oberbau keine Innenräume, ein tiefer Schacht führte weit in den felsigen Untergrund bis zu einer Sargkammer. An der Ostfassade war in die Außenwand der Mastaba eine rechteckige Reliefplatte eingelassen, die den Grabherrn am Speisetisch sitzend darstellt; sie kennzeichnete den Ort des Totenkults.
Beschreibung
Die Opfertafel besteht aus Tura-Kalkstein, ihre Maße betragen Höhe 39 cm, Breite 54 cm, Tiefe 9,3 cm. Stilistisch und handwerklich ist das erhaben feine Flachrelief von höchster Qualität. Es ist charakteristisch für die erste Hälfte der Regierungszeit des Cheops, aus der die wenigen erhaltenen Opfertafeln dieses Typs stammen. Die Opferplatte war der einzige Bildschmuck des Grabes, ihre Darstellung sollte Iunu ein vollkommen ausgestattetes Leben nach dem Tod sichern. Iunu sitzt auf einem lehnenlosen Stuhl, dessen Beine wie die eines Rindes geformt sind. Über seinem Kopf steht sein Name sowie sein Amt und Rang. Seine für die Ewigkeit gedachte Versorgung besteht aus den abgebildeten Broten auf seinem Speisetisch, Rinderschenkeln, Geflügel und einem zweiteiligen Waschgeschirr im ersten Register. Darüber sind Weihrauch, Öl, Feigen und Wein dargestellt. Unter dem Tisch sind weitere Opfergaben zu je tausend abgebildet. Rechts schließt sich eine Leinenliste an. Die Falken und Standarten geben im Zusammenhang mit den zahlenmäßigen Angaben darunter die unterschiedlichen Stoffqualitäten an. Die fünf Speicher ganz rechts unten enthalten Vorräte an Getreide und Früchten. Iunu trägt eine kurze Lockenperücke und ist mit einem knöchellangen Mantel bekleidet, dessen heute verschwundene Bemalung bei der Auffindung 1913 noch deutlich das gefleckte Pantherfell zeigte.
Literatur
- Hermann Junker (Hrsg.): Gîza I. Die Mastabas der IV. Dynastie auf dem Westfriedhof. Bericht über die von der Akademie der Wissenschaften in Wien auf gemeinsame Kosten mit Dr. Wilhelm Pelizaeus unternommenen Grabungen auf dem Friedhof des Alten Reiches bei den Pyramiden von Gîza (= Akademie der Wissenschaften in Wien. Philosophisch-historische Klasse. Denkschriften. Band 69.1). Hölder-Pichler-Tempsky, Wien/ Leipzig 1929, S. 173–179 (gizapyramids.org [PDF; 73,0 MB] Tafel XXVI und XXVII).
- Hans Kayser: Die ägyptischen Altertümer im Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim. Gerstenberg, Hildesheim 1973, ISBN 3-8067-8002-1, S. 38–39 (Opferplatte aus dem Grab des „... Onu“) und Abb. 8 (Opferplatte des Onu).
- Karl Martin: Reliefs des Alten Reiches. Teil 1 (= Corpus Antiquitatum Aegyptiacarum. Lose-Blatt-Katalog Ägyptischer Altertümer. Pelizaeus-Museum Hildesheim. Lieferung 3). von Zabern, Mainz 1978, ISBN 3-8053-0293-2, S. 64–68 (gizapyramids.org [PDF; 50,2 MB]).
- Arne Eggebrecht: Prinz Iunu am Speisetisch. In: Dietrich Wildung, Günter Grimm (Hrsg.): Götter und Pharaonen. von Zabern, Mainz 1979, ISBN 3-8053-0422-6, Katalognummer 177 (Katalog zur Ausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim vom 29. Mai bis 16. September 1979).
- Peter Der Manuelian: Slab Stelae of the Giza Necropolis. Hrsg.: William Kelly Simpson, David B. O’Connor (= Publications of the Pennsylvania-Yale Expedition to Egypt. Band 7). Peabody Museum of Natural History of Yale University, New Haven/ Philadelphia 2003, ISBN 0-9740025-1-8, S. 98–103 (gizapyramids.org [PDF; 59,4 MB] Plate 25 und 26).
- Bettina Schmitz: »... Bei den Pyramiden graben, hoffentlich mit Erfolg!« Giza, das Alte Reich in Hildesheim. In: Katja Lembke (Hrsg.): Das Alte Reich. Ägypten von den Anfängen zur Hochkultur (= Das Alte Ägypten in Hildesheim). Band 1. von Zabern, Mainz 2009, ISBN 978-3-8053-4073-1, S. 17, 19 (Katalog zur Dauerausstellung).
- Martin von Falck: Opferplatte des Prinzen Iunu. In: Katja Lembke (Hrsg.): Das Alte Reich. Ägypten von den Anfängen zur Hochkultur. S. 54–55.
- Peter Jánosi: Giza – Eine Totenstadt im Wandel des Alten Reiches. In: Katja Lembke, Bettina Schmitz (Hrsg.): Giza. Am Fuß der großen Pyramiden. Hirmer, München 2011, ISBN 978-3-7774-3481-0, S. 67 (Begleitbuch zur Ausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim 16. April – 21. August 2011).
- Bettina Schmitz: Reliefplatte (»slab-stela«) des Prinzen Iunu. In: Katja Lembke, Bettina Schmitz (Hrsg.): Giza. Am Fuß der großen Pyramiden. S. 164–165.
Weblinks
- Eintrag sowie Bilder und Beschreibung bei The Global Egyptian Museum
- Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim: Highlights und Gräber – Häuser für die Ewigkeit
Einzelnachweise
- ↑ Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim: Inventarnummer PM 2145