Siedlung
Morskoje
Pillkoppen Морское
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Morskoje (russisch Морско́е, etwa „Meeresdorf“, deutsch Pillkoppen, litauisch Pilkopa) ist ein Dorf im Rajon Selenogradsk der russischen Oblast Kaliningrad und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Selenogradsk. Es liegt auf der Kurischen Nehrung und ist der letzte Ort auf der russischen Seite, etwa fünf Kilometer vor der litauischen Grenze.
Geschichte
Die Gründung von Pillkoppen wird zurückgeführt auf die Errichtung der hölzernen Burg und Kapelle Neuhaus durch den Deutschen Orden im Jahre 1283. Wahrscheinlich existierte aber bereits zuvor eine Siedlung der Samen an der gleichen Stelle. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts hieß der Ort Neustadt. Erst dann wurde für den heutigen Ort der alte Name Pilkopa bzw. Pillkoppen wieder verwendet, der Burghügel bedeutet. Der ursprüngliche Siedlungsplatz Neustadt liegt vermutlich zwei Kilometer südwestlich unter einer Düne. Von 1728 bis 1839 existierten sogar zwei Siedlungsplätze parallel. Durch Wanderdünen bedroht, gründeten die Einwohner von Alt-Pillkoppen den Ort Neu-Pillkoppen. Als die Wanderdüne Neu-Pillkoppen erreichte, wurde der Ort wieder am alten Siedlungsplatz errichtet.
Den meisten Einwohnern gelang die Flucht, bevor im Januar 1945 die Rote Armee die Kurische Nehrung und damit Pillkoppen besetzte.
Mit der Zugehörigkeit zur RSFSR wurde der Ortsname in Morskoje geändert. Seit den 1990er-Jahren wird Morskoje zunehmend Standort von Ferienhäusern und Datschen.
Politische Zugehörigkeit
Bis 1939 gehörte das Dorf Pillkoppen dem Kreis Fischhausen (heute Primorsk) an; von 1939 bis 1945 dem Landkreis Samland, der am 1. April 1939 aus den beiden Kreisen Fischhausen und Königsberg-Land gebildet wurde.
Aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Sowjetunion ab 1945 kam das nunmehr Morskoje genannte Dorf zum neu gebildeten Rajon Primorsk in der Oblast Kaliningrad. Seit 1947 wurde der Ort vom Siedlungssowjet bzw. der Siedlungsadministration von Rybatschi verwaltet. Von 2000 bis 2005 gehörte der Ort möglicherweise zu einem von Lesnoi aus verwalteten Dorfbezirk. Von 2005 bis 2015 gehörte Morskoje zu der von Rybatschi aus verwalteten Landgemeinde Kurische Nehrung. Seither gehört der Ort zum Stadtkreis Selenogradsk.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner |
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1910 | 228 |
1933 | 301 |
1939 | 301 |
2002 | 143 |
2010 | 126 |
Kirche
Die mehrheitlich evangelische Bevölkerung Pillkoppens war bis 1945 in das Kirchspiel Rossitten (heute russisch: Rybatschi) eingepfarrt, das zum Kirchenkreis Königsberg-Land II in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union gehörte. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Ortwin Schack.
Heute liegt Morskoje im Einzugsbereich der in den 1990er-Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Selenogradsk (Cranz). Sie ist eine Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) in der Propstei Kaliningrad der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.
Die Morskoje heute am nächsten liegende russisch-orthodoxe Kirche ist die Sergiuskirche in Rybatschi (Rossitten) innerhalb der Diözese Kaliningrad und Baltijsk der Russisch-orthodoxen Kirche in Russland.
Sehenswürdigkeiten
- Ephas Höhe
- Schwanensee
Im Ort stehen nur vereinzelt alte Häuser, die seit 1990 gebauten „Datschen“ werden regelmäßig in Anlehnung an den deutschen Stil gebaut. Der Ort wird aufgrund seiner Abgeschiedenheit nicht von Tagesausflüglern besucht; der Ostsee-Strand (ca. einen Kilometer entfernt) ist auch im Sommer nur wenig besucht.
Trivia
Der Ort war im Frühjahr 1939 u. a. Kulisse für den Spielfilm Die Reise nach Tilsit. Zahlreiche Außendrehs wurden hier absolviert, wodurch dem früheren ostpreußischen Pillkoppen ein kleines filmisches Denkmal gesetzt wurde.
Literatur
- O. Jessen: Dorf und Dünen von Pillkoppen auf der Kurischen Nehrung. Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft zu Rostock, Beihefte, Nr. 8 (1937)
- A. D. Beljaewa, V. L. Beljaewa: Blick in die Vergangenheit der Kurischen Nehrung. KGT, Kaliningrad 2004, ISBN 5-87869-121-3
- National Park Administration (Hrsg.): Kuršių Nerija National Park/ Nationalpark "Kurschkaja Kosa". Places of Interest on the Curonian Spit, Klaipėda 2003
Einzelnachweise
- ↑ Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
- ↑ Volkszählungsdaten