Die Pomone in einer farbigen Lithografie von T. G. Dalton nach einem Gemälde von G. F. St. John | ||||||||||||||||
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Die Pomone, auch HMS Pomone, war eine 38-Kanonen-Fregatte der britischen Marine und versah ihren Dienst während der Koalitionskriege. Sie gehörte zu den Fregatten der erfolgreichen und zahlreichen britischen Leda-Klasse, zu denen auch Shannon und Trincomalee zählen, und lief 1811 auf ein Riff im Ärmelkanal auf, wo sie schließlich aufgegeben werden musste.
Aufbau
Das Schiff war als Vollschiff getakelt. Die Pomone hatte ein durchgehendes Geschützdeck und gehörte zu den Fregatten der erfolgreichen und zahlreichen britischen Leda-Klasse, die nach den Linien der französischen Fregatte Hebé gebaut wurde, die 1782 als Prise in britische Hände fiel. Der Heckbereich mündete in den seitlich angebrachten Seitengalerien. Das Schiff war konstruktionell für 38 Kanonen vorgesehen und somit ein Schiff 5. Ranges.
Geschichte
Die Pomone wurde nach ihrer Fertigstellung Kapitän William Lobb zugeteilt und war für den Kanaldienst vorgesehen.
Unter seinem Kommando konnte sie zwei spanische Kaperschiffe als Prise nehmen: Am 5. November 1805 konnte sie die Golondrina in spanischen Gewässern kapern, ein mit vier Kanonen und mit 29 Mann Besatzung ausgestatteter Logger. Am 25. Januar 1806 konnte sie dann die Bengador Höhe Lissabon kapern, ein mit einer Kanone und 28 Mann Besatzung ausgestatteter Logger. Die Bengador führte dabei eine Prise, die Maid of the Mill, mit sich. Das spanische Schiff wurde zerstört, deren Prise wieder unter britisches Kommando gestellt.
Im Mai 1806 übernahm Kapitän Robert Barrie das Kommando über die Pomone. 1807 versah das Schiff seinen Dienst im Ärmelkanal und konnte 21 französische Schiffe zwischen April und Juni 1807 kapern oder versenken.
Am 27. Juli 1808 wurde Barrie zusammen mit seinem Schiff in das Mittelmeer beordert.
Am 21. Oktober 1809 wurden die Schiffe Pomone und Alceste damit beauftragt, den französischen Marinestützpunkt Toulon zu beobachten und mögliche Feindbewegungen festzustellen. Barrie konnte nun beobachten, wie ein französischer Flottenteil in Form eines Geschwaders sich auslaufbereit machte. Er segelte sofort zum Golfe du Lion, um hier Admiral Cuthbert Collingwood zu treffen, der sich dort auf seinem 110-Kanonen Flaggschiff Ville de Paris aufhielt, um ihm über die Vorgänge Bericht zu erstatten. Collingwood und ein britisches Geschwader nahmen die Verfolgung auf. Wieder auf Sichtweite zum französischen Geschwader zurückgekehrt, konnte die Pomone fünf dem französischen Konvoi zugehörige Schiffe erfolgreich bekämpfen, bevor sich der Rest des Konvois in der Dunkelheit verlor.
Konteradmiral George Martin konnte das Geschwader am nächsten Tag an der südfranzösischen Küste wieder aufnehmen und setzte die Verfolgung fort. Dabei gerieten einige französische Schiffe offenbar so unter Druck, dass die Lion und die Robuste auf Höhe der Hafenstadt Frontignan strandeten. Damit die Schiffe nicht in britische Hände fielen, wurde nach zweistündigen vergeblichen Befreiungsbemühungen schließlich deren Verbrennung angeordnet.
Am 31. März 1810 gelang es der Besatzung der Pomone, das 10-Kanonen Kaperschiff Fortunee zu kapern, am 11. Mai 1810 das 8-Kanonen Kaperschiff Jupiter. Am 18. Januar 1811 gelang es ihr darüber hinaus die Dubourdieu zu kapern, ein 93 Mann starkes 14-Kanonen Kaperschiff.
Am 13. März 1811 befand sich die Pomone zwischen Korsika und Sardinien, als sie die Verfolgung der 16-Kanonen-Brigg Etourdie aufnahm. Erst am 14. März gelang die Aufholjagd, so dass die Besatzung der Etourdie auf Höhe der Insel Montecristo ihr eigenes Schiff selbst in Brand setzte, um nicht gekapert oder gar als Prise genommen zu werden. Gegen 15 Uhr des gleichen Tages explodierte das französische Schiff schließlich aufgrund des fortschreitenden Brandes.
Am 30. April 1811 erreichte die Pomone zusammen mit der Fregatte Unite die Bucht von Sagone auf Korsika, nachdem es Meldungen von einer Sammlung von feindlichen Schiffen in diesem Bereich gab. Am nächsten Tag stieß noch die britische Brigg-Sloop Scout dazu und man stieß schließlich auf drei feindliche Schiffe, die von einer Küstenbatterie geschützt wurden: Die Giraffe mit 26 Kanonen, die Nourrice mit 14 Kanonen und ein bewaffnetes Handelsschiff.
Da eine Flaute herrschte, ließen die britischen Kapitäne mit den Beibooten ihre Schiffe in Schussreichweite rudern und nahmen die französischen Kriegsschiffe sowie die Landverteidigungsanlagen unter schweren Beschuss. Nach etwa eineinhalb Stunden Gefecht musste die zerstörte Küstenbatterie ihre Kampfhandlungen einstellen und die französischen Schiffe gerieten schließlich in Brand. Es wird vermutet, dass die Feuer an Bord der französischen Schiffe auch der Zerstörung eines Genueser Küstenwachturmes der Küstenbatterie zuzuschreiben waren, da hierbei das Munitionslager getroffen und zerstört wurde. Die Briten ruderten daraufhin in sichere Entfernung zu den brennenden Schiffen, bevor auch diese explodierten.
Die Pomone hatte zwei Tote und 19 verwundete zu beklagen, während die Scout und die Unite lediglich sechs Verwundete verzeichnen mussten. Die Mission war somit erfolgreich beendet worden.
Da sich die Pomone weiterhin im Mittelmeerraum aufhielt, gelang es ihr schließlich sogar ein Gefährt zu kapern, auf dem sich Lucien Bonaparte, seine Familie und einige Gefolgsleute aufhielten. Kapitän Barrie verbrachte ihn daraufhin zusammen mit insgesamt 40 weiteren Personen zur britisch besetzten Insel Malta, die er am 23. August 1810 erreichte.
Letzte Fahrt
Am 14. Oktober 1811 befand sich die Pomone für einige Reparaturen auf dem Rückweg vom Mittelmeer in Richtung heimatliche Gewässer. An Bord befand sich zu diesem Zeitpunkt Sir Harford Jones, der britische Botschafter Persiens, sowie einige Arabische Hengste, die ein Geschenk vom Schah von Persien an König Georg III. sein sollten. Um 7 Uhr schlug das Schiff in die Felsen von „The Needles“ der Isle of Wight ein, da der Master, James Sturrock, den Leuchtturm von The Needles mit dem Leuchtturm von Hurst Castle verwechselte. Die Pomone geriet dabei in Kontakt mit einem Unterwasserfelsen südwestlich von Needles Point. Die Besatzung versuchte noch durch das Kappen der Masten das Schiff zu retten, konnte es aber nicht mehr freibekommen. Durch den glücklichen Umstand, dass kaum Wind vorhanden war, konnten Hilfsschiffe innerhalb einer Stunde herbeieilen und die komplette Besatzung retten. Im Laufe der nächsten drei Tage konnten Masten, Kanonen, Fracht und sogar die Pferde des Schahs geborgen werden.
Eine am 25. Oktober einberufene Gerichtsverhandlung sprach Barrie und seine Offiziere von jeglicher Schuld frei, maßregelte aber Master James Sturrock für seine fehlerhafte Navigation. Barrie wurde daraufhin zur Dragon, einem Linienschiff Dritten Ranges (74-Kanonen) versetzt.
Als Folge des Unfalls ordnete die Admiralität der Royal Navy an, dass fortan nächtliche Fahrten in der Nähe von The Needles zu unterbleiben hätten.
Wrackstelle The Needles
An der Wrackstelle von The Needles wurden 1969 die Überreste zweier Schiffswracks gefunden: Einerseits von der Pomone und von der 1753 an gleicher Stelle aufgelaufenen Assurance. Die Wrackstelle unterliegt der am 4. April 1974 beschlossenen „Protection of Wrecks Act“, also einem Beschluss der Regierung des Vereinigten Königreiches, der Schiffswracks vor unbefugtem Zugriff und Plünderung schützen soll. Im heutigen „Underwater Archaeology Centre“ in Fort Victoria auf der Isle of Wight befasst sich das dortige Museum zum Teil auch mit dem Wrack der Pomone. Bislang wurden mit offizieller Genehmigung mehr als 3000 Artefakte geborgen und ausgewertet.
Literatur
- Sir W. Laird Clowes, Sir Clements R. Markham: The Royal Navy: a history from earliest times to the present. Sampson Low, Marston and Co., London 1900. Reprint: London 1996, ISBN 1-86176-014-0.
- William Patrick Gossett: The lost ships of the Royal Navy, 1793-1900. Mansell, London u. a. 1986, ISBN 0-7201-1816-6.
- Winfield, Riff: British Warships in the Age of Sail 1793-1817: Design, Construction, Careers and Fates. Seaforth, Barnsley 2008, ISBN 978-1-84415-717-4.
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Die Bezeichnung als 38-Kanonen-Fregatte erscheint im Nachhinein relativ willkürlich. Obwohl in der ursprünglichen Planung tatsächlich nur 38 Kanonen vorgesehen waren, führten die Schiffe der Leda-Klasse im Einsatz fast immer 46 bis 48 Kanonen. Teilweise wurden die Kanonen des Oberdecks durch leichtere, aber großkalibrige Karronaden (32-Pfünder) ersetzt. Ein Grund für die fortgesetzte Bezeichnung als 38er Fregatte könnte der Umstand gewesen sein, dass später auch US-Fregatten mehr Geschütze führten, als ihre nominelle Bezeichnung nahelegte. So war die Constitution konstruktionell als 44er-Fregatte ausgelegt, hatte aber 55 Geschütze an Bord
- ↑ Insgesamt wurden 47 Fregatten der Leda-Klasse gebaut, die für eine Bewaffnung zwischen 38 und 46 Kanonen vorgesehen waren. Teilweise wurden diese Schiffe von Robert Seppings modifiziert, so dass spätere Versionen ein etwas anderes Erscheinungsbild hatten als die ersten Schiffe dieser Klasse. Insbesondere wurde das Spiegelheck durch ein Rundheck ersetzt. Neben größerer Robustheit bot es den zusätzlichen Vorteil, dass die achtern befindlichen Kanonen auch im Winkel von 45° zur Kiellinie ausgerichtet werden konnten. Beim geraden Heckspiegel alter Bauform war der Richtbereich nach achtern schießender Geschütze stark begrenzt, so dass tote Winkel bestanden. Späteren Versionen der Leda-Klasse zeichneten sich gegenüber den älteren Versionen zudem durch den weitgehend fehlenden Deckssprung und das kurze, relativ hohe Galion (Schiffsschnabel) aus. Das Spantwerk war bei den letzten Schiffen dieser Klasse nach Seppings Diagonalstrebensystem konstruiert, was die Verwendung kürzerer, billigerer Hölzer ermöglichte und dem Rumpf eine größere Festigkeit und somit Widerstandsfähigkeit insbesondere gegen die Folgen des sogenannten „Hoggings“ verlieh. Insgesamt wurden bis 1832 fünfundzwanzig von 47 Schiffen der Leda-Klasse mit Rundheck gebaut.
- 1 2 Winfield: British Warships in the Age of Sail 1793-1817. Design, Construction, Careers and Fates. Seaforth 2008. ISBN 978-1-84415-717-4
- ↑ Clowes, Laird, Markham: The Royal Navy. A history from earliest times to the present. London 1996. ISBN 978-1-86176-014-2.
- ↑ Das Schiff war zudem noch mit zwei Jagdkanonen ausgestattet
- ↑ Der Master bzw. Sailmaster war ein Rang an Bord eines historischen Segel(kriegs)schiffes. Er war Offizier und verantwortlich für die Navigation an Bord.
- ↑ Gossett: The lost ships of the Royal Navy, 1793-1900. Mansell 1986, ISBN 0-7201-1816-6.
Koordinaten: 50° 39′ 45,1″ N, 1° 35′ 24,8″ W