Südende ist eine Ortslage im Berliner Ortsteil Steglitz des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Das als Villenkolonie angelegte Stadtviertel wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und ab Ende der 1950er wieder aufgebaut.

Lage

Die Ausdehnung von Südende beträgt ziemlich genau 1400 Meter in Nord-Süd-Richtung und einen Kilometer in West-Ost-Richtung. Der niedrigste Punkt liegt 47,9 m, der höchste 64,9 m ü. NHN.

Die historischen Grenzen Südendes bilden im Norden das heutige Sommerbad am Insulaner, im Westen eine beinahe gerade Linie, die zunächst zwischen Oehlertring und Munsterdamm verlaufend, zwischen den Grundstücken Hanstedter Weg 4 und 6, sowie Steglitzer Damm 69 und 71 hindurch, die Borstellstraße, Benzmannstraße und Stephanstraße überquerend, bis zu den Grundstücken Brandenburgische Straße 12, verläuft. Von hier aus bildet die jeweilige Verlängerung der Mitte des Schünemannweges in beide Richtungen, die Südgrenze Südendes, bis sie in östlicher Richtung, in Höhe der Rottweiler Straße auf das Maulbronner Ufer stößt. Die Ostgrenze schließlich bildet die Trasse der Dresdener Bahn.

Gebietszugehörigkeit

Südende war ursprünglich Teil der Gemarkung Mariendorf (Kreis Teltow) südlich der damaligen Stadt Schöneberg. Mit der Bildung von Groß-Berlin im Jahr 1920 wurde Südende als eigenständiger Ortsteil dem zwölften Berliner Verwaltungsbezirk Steglitz angegliedert. 1960 verlor Südende seinen Status als Ortsteil und ist seitdem als Ortslage ein Bestandteil des Ortsteils Steglitz und gehört seit 2001 zum sechsten Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf.

Neben Südende gibt es in Berlin noch Nordend als Ortslage in Niederschönhausen und Westend als Ortsteil im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Der Osten findet sich als Ostendstraße in Oberschöneweide, statt Siedlungen wurden Gewerbe und Industrie angesiedelt. (vergl. die Ausführungen zu Ostend)

Geschichte

Das heutige Südende war ursprünglich ein wildes, sandig-sumpfiges märkisches Gelände. Größere Gewässer waren der Hambuttenpfuhl und der Kelchpfuhl. In Karten war das teilweise hügelige Gebiet verzeichnet als „Die Rauhen Berge“. Es gab keine Gebäude. In Ost-West-Richtung verlief der Weg von Steglitz nach Mariendorf südlich an den Seen vorbei (heute in etwa der Steglitzer Damm). In Nord-Süd-Richtung verlief der Priesterweg als Fußweg von Schöneberg nach Lankwitz westlich am Hambuttenpfuhl entlang. Im Jahr 1841 wurde die Bahnstrecke der Anhalter Bahn in Nord-Süd-Richtung zwischen dem Hambuttenpfuhl und dem Kelchpfuhl hindurchgebaut. Eine kleine Bahnwärterei entstand, etwa an der heutigen Crailsheimer Ecke Lörracher Straße.

Zum Kauf des Geländes, das bis 1872 zwei Mariendorfer Bauern gehörte, wurde am 26. August 1872 die Terrain-Gesellschaft Südende als Konsortium aus Bank und Bahn gegründet. Die Höhe des Kapitals betrug 800.000 Taler. Ab 1873 entstand hier auf einer Fläche von knapp 88 Hektar, aufgeteilt in 427 Parzellen verschiedener Größe, die Villen- und Landhauskolonie Südende als Villenvorort im Landhausstil. Endgültig festgelegt wurde der Name „Südende“ am 19. Juni 1873; offiziell und amtlich eingetragen am 27. August 1873 im preußischen Staatsregister.

Das gesamte Baugelände wurde schon 1874 an einen Herrn Christiani verkauft, der eine neue Terraingesellschaft gründete. Im Jahr 1878 erlosch die Verantwortung der Terrain-AG für Südende wegen finanzieller Schwierigkeiten infolge der großen Gründerkrise. Die Gesellschaft bestand bis zum 27. August 1941 weiter mit Sitz in Berlin und Karlsruhe und löste sich dann auf.

Ab 1900 entstanden mehr und mehr dreigeschossige Mietshäuser. Die Siedlung um den Langensteiner Weg wurde erst im Jahr 1930 errichtet.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Südende durch alliierte Luftangriffe fast völlig zerstört, hauptsächlich innerhalb weniger Stunden in der sogenannten Lankwitzer Bombennacht vom 23. auf den 24. August 1943 durch einen britischen Bomberverband. Erst viel später wurde nach der Freigabe der Kriegstage- und Logbücher der Royal Air Force in London die genaue Ursache offengelegt: der Bomberverband hatte nach starkem Flakbeschuss die genaue Orientierung verloren und zwei Stunden lang fast 2000 Tonnen Bomben, die eigentlich das Regierungsviertel in der Wilhelmstraße in Berlin-Mitte treffen sollten, über Südende und dem angrenzenden Lankwitz abgeworfen.

Nach dem Krieg waren im gesamten Teil westlich der Anhalter Bahn, aber auch im zentralen Bereich östlich der Bahn (Ellwanger- und Hünefeldzeile sowie die Nebenstraßen) die meisten der ehemaligen Häuser nur noch Trümmerhaufen. Hingegen hatten die Siedlung um den Langensteiner Weg sowie der südöstliche Bereich von der Attilastraße bis zum Teltowkanal nur vergleichsweise geringe Schäden davongetragen.

Noch Ende der 1950er Jahre, als viele andere Teile West-Berlins bereits wieder aufgebaut waren, hatte sich in Südende vergleichsweise wenig getan; es gab noch zahlreiche Trümmergrundstücke, andere waren freigeräumt worden, nur hier und da entstand ein neues Haus. Noch 1957 bezeichnete die Berliner Morgenpost Südende als „ödes Trümmerfeld“.

Erst in den 1960er Jahren wurden große Teile von Südende neu bebaut. Um möglichst preiswert bauen zu können und dabei den Platz für die inzwischen geforderten Grünflächen, Parkplätze und Spielplätze freizuhalten, entstanden weit über die ehemaligen Grundstücksgrenzen hinweg Siedlungen mit drei- und viergeschossigen Häuserriegeln in aufgelockerter Anordnung. Erst dadurch wurde das Stadtbild von Südende nachhaltig verändert.

Gebäude

Das erste Haus in Südende war das zwischen 1872 und 1873 errichtete Bergschlösschen, ein ehemaliges Jagdschloss des Grafen Douglas, das am Hang eines Berges gelegen war. Heute steht auf diesem Grundstück das Wohnhaus Oehlertring 33. In der angrenzenden Sandgrube unternahm 1892 der Flugpionier Otto Lilienthal seine ersten Flugversuche.

Im Jahr 1883 waren 17 Grundstücke in Südende bebaut. Sie alle lagen im Bereich der heutigen Sembritzkistraße und ihrer Seitenstraßen. Das einzige Gebäude darunter, das den Zweiten Weltkrieg überdauerte, ist die 1873 von dem Bankier Eduard Mamroth errichtete spätklassizistische Villa in der Grabertstraße 4, die von 1963 bis 2005 der Musikschule Steglitz-Zehlendorf als Domizil diente und seit Juli 2008 wieder dient. Diese ist heute nicht nur das älteste Gebäude in Südende, sondern auch eines der wenigen erhaltenen Beispiele für die ursprüngliche Villenbebauung.

Der einzige Industriebau Südendes ist das ehemalige Scherk-Haus, ein auffälliger roter Klinkerbau im spitzen Winkel zwischen den beiden Bahnlinien. Hier, in der Kelchstraße 31, wurde 1926 nach einem Entwurf von Fritz Höger die Parfümfabrik Scherk errichtet. Das Gebäude steht heute unter Denkmalschutz und wird vom Institut für Pharmazie der FU Berlin genutzt.

PaReSü

Das PaReSü (Park Restaurant dende) war in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen das zweitgrößte Ausflugslokal Berlins mit rund 2000 Plätzen, der mit 18 Bahnen größten Kegelhalle Europas, zwei großen Tanz- und Sitzungssälen, sowie Ruderbootverleih und Badeanstalt direkt am – zum Grundstück gehörenden – natürlichen Teich, dem Hambuttenpfuhl.

Eine 1878 erbaute Villa wurde um 1900 von der Brauerei Haase gekauft und zum Gartenlokal umgebaut. Später wurde das Gelände vom Gastronomen Franz Eschstruth übernommen und die Bebauung immer mehr erweitert.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das PaReSü größtenteils zerstört. Lediglich ein Gebäude, das in den 1930er Jahren entstandene Café Parkquelle am Steglitzer Damm, wurde 1946 als „großstädtisch modernes Caféhaus“ wieder aufgebaut. Es wurde bis 1997 genutzt, zuletzt als Diskothek mit Bar. Konzepte zur weiteren Nutzung scheiterten an der schlechten Bausubstanz des inzwischen verfallenden Gebäudes. Nach Abriss der Reste des PaReSü eröffnete dort (westlich der Anhalter Bahn, nördlich des Steglitzer Dammes) im Jahr 2003 ein Lidl-Markt.

Persönlichkeiten

In Südende lebten unter anderem

Bevölkerungsentwicklung

Im Jahr 1876 gab es 35 Haushalte in Südende. Die abseitige Lage an den eiszeitlichen Pfuhlen (kleine Teiche) war als idyllisch zu bezeichnen, so dass hier im Jahr 1900 in 107 Häusern 1276 Menschen lebten; um 1912 waren es etwa 3350, bis 1920 wurden es 3690, 1925 lebten gut 4200, 1932 um 4500 und 1933 über 5000 Einwohner in Südende. Der Höchststand war 1939 mit etwas über 9000 Einwohnern erreicht. 1945 hatte Südende nur noch 2000 Einwohner, bis 1962 stieg die Einwohnerzahl auf 7000 an. Das Gebiet von Südende bewohnen heute etwa 6500 Menschen.

Verkehr

Inmitten der Ortslage befindet sich seit 1880 der S-Bahnhof Südende an der Anhalter Bahn (S25), am östlichen Rand der S-Bahnhof Attilastraße (1895–1992: Bahnhof Mariendorf) an der Dresdener Bahn (S2).

Die Straßenbahn-Linie von Steglitz zum S-Bahnhof Südende wurde 1895 eingerichtet, 1913 bis Mariendorf verlängert, 1942 durch Oberleitungsbusse ersetzt und wird seit 1961 mit Omnibussen betrieben (heute: Linie 282). Ab 1902 führte eine weitere Straßenbahnlinie durch Südende, die zwischen Tempelhof und Lankwitz über den heutigen Steglitzer Damm und die heutige Crailsheimer Straße verkehrte, wobei im Bereich Steglitzer Damm Dreischienengleise verlegt wurden, da beide Linien unterschiedliche Spurweiten hatten. Nach der Verbreiterung der Attilastraße um 1930 verkehrte die Straßenbahn geradlinig über diese (heute: Buslinie 184).

Südende wird vom Steglitzer Damm und der Attilastraße durchquert. Der Teltowkanal dagegen verläuft am Maulbronner Ufer nur wenige Meter südlich an Südende vorbei.

Siehe auch

Literatur

  • W. Holtz, C. Simon, U. Wiesmann: Südende – Häuser, Straßen, Menschen. Christian Simon Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-936242-13-3.
  • Christian Simon: Südende – ein historischer Überblick. Hrsg.: Gabriele Schuster, Heimatverein Steglitz.
Commons: Berlin-Südende – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Holtz et al., S. 11
  2. Priesterweg. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  3. Holtz et al., S. 15
  4. 1 2 Ortsgeschichte Südende. Heimatverein Steglitz, abgerufen am 2. Mai 2019.
  5. Holtz et al., S. 97
  6. Holtz et al., S. 106 f.
  7. Holtz et al., S. 106 ff.
  8. Berliner Morgenpost, 8. September 1957, Beilage; zitiert nach Holtz et al., S. 111
  9. Holtz et al., S. 111
  10. Holtz et al., S. 21
  11. Holtz et al., S. 26
  12. Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste
  13. 1 2 Eva Börsch-Supan, Helmut Börsch-Supan, Günther Kühne, Hella Reelfs: Kunstführer Berlin. 4. Auflage. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1991, ISBN 3-15-010366-5, S. 255.
  14. Holtz et al., S. 57

Koordinaten: 52° 27′ N, 13° 21′ O

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.