The Custer Fight, Charles M. Russell (1903)
Datum | 25. Juni bis 26. Juni 1876 |
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Ort | Little Bighorn River, Montana, USA |
Ausgang | Sieg der verbündeten Indianervölker |
Konfliktparteien | |
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Befehlshaber | |
Sitting Bull |
Oberstleutnant George Custer |
Truppenstärke | |
ca. 950–1200 Krieger, |
31 Offiziere |
Verluste | |
ca. 40 Krieger gefallen |
268 Gefallene |
In der Schlacht am Little Bighorn wurden im Sommer des Jahres 1876 fünf Kompanien des 7. US-Kavallerie-Regiments unter dem Kommando von George Armstrong Custer von Stammeskriegern der Lakota- und Dakota-Sioux, Arapaho und Cheyenne am Little Bighorn River im heutigen Bundesstaat Montana in den Hügeln östlich des Flusstals eingekesselt und vernichtet.
Die Schlacht fand im Rahmen von Auseinandersetzungen um Landnutzungs- und Siedlungsrechte zwischen der weißen Mehrheitsbevölkerung und den letzten frei lebenden Indianerstämmen Nordamerikas statt. Es war einer der wenigen größeren Erfolge der Prärieindianer in ihrem Überlebenskampf gegen das trotz seiner damaligen Defizite weit überlegene US-Heer. Die Niederlage Custers ist maßgeblich seiner unzureichenden Vorfeldaufklärung und falschen Lageeinschätzung zuzuschreiben. Auch die Aufteilung seines Regiments in kleinere, weit auseinandergezogene Abteilungen unmittelbar vor Aufeinandertreffen mit den Indianern schwächte zusätzlich dessen Kampfkraft. Die Vernichtung dieser fünf Kompanien hatte für den Operationsverlauf keine nennenswerten Auswirkungen. Dennoch erregt diese Schlacht bis auf den heutigen Tag eine ihre militärische Bedeutung weit übersteigende Aufmerksamkeit.
Ihr Befehlshaber wurde durch seinen mythenumwobenen Schlachtentod zu einer der Ikonen der amerikanischen Populärkultur. Besonders seine Witwe arbeitete für den Rest ihres Lebens unermüdlich daran, das umstrittene Vermächtnis ihres Mannes wieder ins Reine zu bringen. In der Zeit nach der Schlacht wurden auch die daran beteiligten Soldaten immer mehr zu tragischen Helden der jüngeren amerikanischen Geschichte verklärt und die Niederlage zum heroischen Kampf bis zum unvermeidlichen Ende, „Custers letztem Gefecht“ erhöht. Die Schlacht und insbesondere die Handlungsweise Custers wurden zudem von Historikern ausgiebig untersucht und analysiert.
Die Geschehnisse am Little Bighorn waren auch ein Fanal für die sonst weitgehend unbeachtet vor sich gehende Vernichtung einer vielfältigen Nomadenkultur und Lebensart. Sie markieren praktisch das Ende der Eigenständigkeit der Ureinwohner Nordamerikas. Auf US-amerikanischer Seite wurde die Niederlage in mehr als 50 Hollywood-Filmen zur unendlichen Märtyrer-Saga und bis heute für die revisionistische Propaganda missbraucht. Archäologische Untersuchungen des Schlachtfelds und die Auswertung der Aussagen von Augenzeugen rücken die damaligen Ereignisse aber in ein neues Licht. Custer ist heute bei den meisten als Integrationsfigur für ein multiethnisches Amerika ungeeignet, da er zu sehr mit dem Ruch des Indianerschlächters behaftet ist. Das Little Bighorn Battlefield National Monument ehrt heute diejenigen, die auf beiden Seiten gekämpft haben.
Vorgeschichte
Die Schlacht am Little Bighorn war Teil eines Verdrängungs- und Vernichtungsprozesses der amerikanischen Ureinwohner, der vom 16. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert andauerte. Anfangs drangen von Osten die Lakotas in die „Great Plains“ ein, ein räuberisches Nomadenvolk, später bekannt unter dem Namen „Sioux“, den sie von ihren Gegnern bekommen hatten und der grob vereinfacht „Feind“ bedeutet. Die Sioux verdrängten die Crows und Shoshonen aus ihren Jagdgründen im Norden der Plains. Später, Mitte des 19. Jahrhunderts, prallten im Westen Nordamerikas Steinzeit und Frühkapitalismus dann mit voller Wucht aufeinander. Als die weißen Siedler vor dem Sezessionskrieg (1861–1865) begannen, auch den äußersten Westen des Kontinents zu kolonisieren, hatten aufgrund der Trockenheit und der noch relativ großen indigenen Bevölkerung erst wenige von ihnen dort Wurzeln geschlagen. Dieses Land stellte die Farmer außerdem vor ganz neue Probleme. Vorher hatte man hauptsächlich in den niederschlagsreichen und stark bewaldeten Regionen beiderseits des Mississippi neue Agrarflächen erschlossen, die nur gerodet und umgepflügt werden mussten, um üppige Erträge zu liefern. Die Trecks mussten eine stetig nach Westen ansteigenden Ebene mit wesentlich raueren Klima, harten und trockenen Böden, Wüstenregionen und als Abschluss die Hochgebirgskette der Rocky Mountains, die sich wie ein gigantischer Riegel von Nord nach Süd erstreckte, mit den schwer beladenen Planwagen überwinden. Erst westlich davon, an der Küste des Pazifiks, fand man wieder wesentlich günstigere Umweltbedingungen und vor allem eine üppigere Vegetation vor. Die Regierung in Washington schloss mit den Indianern „ewige Verträge“ („… solange das Wasser fließt, die Büffel weiden und der Himmel blau ist …“) die ihnen zumindest einen Teil ihres Landes garantieren sollten. Es war also nicht nur reine Heuchelei, als man den Ureinwohnern zunächst noch das Nutzungsrecht der westlichen Plains garantierte.
Die Besiedlung der Great Plains
Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs wurde durch den hohen Einwanderungsdruck aus Europa auch das Siedlungsland in den westlich an den Mississippi grenzenden Bundesstaaten zunehmend knapper. Die Regierung in Washington gab daher zehn Prozent der Great Plains zur Besiedlung und Erschließung durch die beiden Eisenbahngesellschaften Union Pacific und Central Pacific frei. Mehr und mehr Siedler drangen immer tiefer in die Indianerterritorien vor – oft geschützt durch das US-Militär. Die Great Plains waren das letzte Refugium der noch als Nomaden lebenden „freien Indianer“. Eine Konfrontation zwischen den Prärieindianern und den weißen Okkupanten war damit unvermeidlich geworden. Wie schon vorher die Indianer im Osten, wurden nun auch die dort ansässigen Ureinwohner immer mehr aus ihren angestammten Lebensräumen verdrängt und damit auch ihrer natürlichen Existenzgrundlagen beraubt. Der Druck auf sie wurde noch erheblich durch den rasanten Ausbau des Eisenbahnnetzes erhöht, deren Schienenstränge nach Westen mitten durch das Indianerland verlegt wurden. Die neuen Bahnlinien waren im Eigentum kapitalkräftiger Gesellschaften, die sich die dafür nötige Unterstützung in Washington durch Bestechung problemlos erkaufen konnten, sie waren auch das perfekte Mittel, um die Doktrin der „Manifest Destiny“ zu erfüllen, d. h. die von der „Vorsehung“ geheiligte Eroberung und Erschließung des Kontinents durch die weißen Amerikaner. Die Ureinwohner standen dem „Fortschritt“ und Ausbau der Infrastruktur des Siedlerkolonialismus nur im Wege und hatten dabei meist das Nachsehen. Die Great Sioux Nation, die Lakota, Cheyenne und die Arapaho, kämpften gegen diese Entwicklung an und versuchten gleichzeitig ihre eigene Lebensweise zu bewahren. Sie attackierten die Eisenbahnlinien, das wichtigste Instrument der kolonialen Infrastruktur und Landnahme, störten die Erkundung ihres Landes, belagerten die Forts des amerikanischen Militärs und bedrängten die Siedler so weit wie möglich, konnten letztendlich aber das Vordringen der ihnen technisch und materiell weit überlegenen Invasoren nicht mehr aufhalten.
Nachdem mit den Zügen der Union Pacific Railroad die Plains für die Siedler noch leichter erreichbar wurden, führte die Expansion des Eisenbahnnetzes durch neue Bahnverbindungen wie die Burlington and Missouri River Railroad zu einer intensiveren landwirtschaftlichen Erschließung der Plains. Kleine Farmen und Viehzuchtbetriebe entstanden zunächst nahe an den Eisenbahnlinien, die damit einen Anschluss an die Märkte der nordamerikanischen Großstädte ermöglichten. Neue technische Errungenschaften wie verbesserte Pflüge und der Trockenanbau ermöglichten aber ab 1865 auch ihre (eingeschränkte) Nutzung als Ackerland. Hinzu kam bald die Nutzviehhaltung im großen Stil. Die Rinderzucht in Texas in der Mitte der 1860er Jahre beruhte auf der Ausnutzung der besonderen Bedingungen dieser Region und des natürlichen Herdenverhaltens der Longhorns. Die einst unübersehbar großen Büffelherden waren zu dieser Zeit wegen systematisch betriebenen Abschusses durch professionelle Jäger oder zum Zeitvertreib schon fast ausgerottet. Die Rancher konnten nun nahezu ungestört auf den Plains ihre riesigen Rinderherden weiden lassen und dabei auch ihren geografischen Verlauf ausnutzen, da sie sich durchgehend vom Süden der Vereinigten Staaten bis hinauf zur kanadischen Grenze erstreckten, wo bald große Schlachtbetriebe (z. B. in Chicago) entstehen sollten. Auch das Einzäunungsproblem in diesem waldarmen Land war mit Einführung des Stacheldrahts im Jahr 1874 gelöst worden. Dies alles führte zu einer noch nie dagewesenen Einwanderungswelle, die nun auch auf dieses ansonsten zur Besiedlung wenig begünstigte Gebiet überschwappte.
In den späten 1860er Jahren waren die meisten der amerikanischen Ureinwohner schon in sogenannte Indianerreservate unter Aufsicht des Bureau of Indian Affairs gezwungen worden und Krankheiten oder Kampfhandlungen zum Opfer gefallen. Anlässlich seiner Antrittsrede erinnerte Präsident Ulysses S. Grant an das Schicksal der Indianer als der „ursprünglichen Bewohner“ („original occupants“) Amerikas und kündigte einen Kurswechsel in der Indianerpolitik an. Sie sollten in extra für sie eingerichteten Reservaten näher an die Lebensweise der Weißen herangeführt und zur Landwirtschaft ermutigt werden. Grant ernannte außerdem den ehemaligen Brigadegeneral Ely Samuel Parker, einen gebürtigen Seneca-Indianer, zum Leiter des Indianerbüros. Dieser war somit der erste amerikanische Ureinwohner, der dieses Amt bekleidete. Mit Hilfe des Board of Indian Commissioners, eines Ausschusses des Kongresses, sollte vor allem die weit verbreitete Korruption in diesem Department der Staatsverwaltung bekämpft werden. Als Beauftragte schlug das BIC keine Politiker mehr vor, sondern (mit Zustimmung Grants) Vertreter aus einflussreichen Kirchengemeinden, vor allem Quäker, und Militärangehörige. Diese Maßnahmen wurden der damaligen Dynamik jedoch nicht gerecht, so dass die weißen Siedler mit staatlicher Unterstützung wie z. B. dem Homestead Act und unter Schutz der Armee die Prärie-Indianer immer weiter verdrängen konnten. Letztere wurden in ihren wüsten und abseits gelegenen Reservaten aber gnadenlos der Verelendung preisgegeben. Insgesamt erreichte Grants Indianerpolitik trotz guter Ansätze kaum Fortschritte in dieser Frage.
Nach dem Bürgerkrieg erhielt auch Custer eine neue Aufgabe zugewiesen. Um die Besiedlung der noch unerschlossenen Ebenen in Kansas und am Colorado zu sichern, sollten die noch als Nomaden umherziehenden Cheyenne und Arapaho von dort vertrieben werden. Als er 1866 in Fort Riley, Kansas, seinen Dienst beim 7. US-Kavallerieregiment antrat, waren die Kämpfe zwischen Soldaten und Prärieindianern noch in vollem Gange. Den Lakota-Sioux war es zwischen 1866 und 1868 allerdings gelungen, die Expansion der Weißen Richtung Montana am Bozeman Trail etwas zu bremsen. Im November 1867 überfiel das 7. Kavallerieregiment am Washita River das Winterlager der Southern Cheyennes unter Chief Black Kettle. Über einhundert Indianer, darunter viele Frauen und Kinder, wurden bei der Attacke erschossen, obwohl Custer davor die Order ausgegeben hatte, Nichtkombattanten zu verschonen. Das Massaker blieb sein einziger »Erfolg« in den Plains, begründete aber dessen Nimbus als »Verteidiger der Frontier gegen die roten Marodeure«. Im Vertrag von Laramie wurde im gleichen Jahr die Einrichtung der „Großen Sioux-Reservation“ festgeschrieben. Daneben wurde den Indianern u. a. zugestanden – auch außerhalb ihres Reservats – weiter Bisons zu jagen. Die – schon seit Jahrhunderten – mit den Büffelherden umherstreifenden Prärieindianer im Norden unterschieden sich jedoch eklatant von den Ackerbau betreibenden Puebloindianern im Süden der USA. Überdies waren die meisten ihrer Stämme untereinander tief verfeindet. Die Anführer der Lakota, Sitting Bull, Crazy Horse und Gall, erkannten den Vertrag von Laramie nicht an und hielten sich deswegen meist außerhalb des Reservats in ihren angestammten Jagdgebieten auf.
Der Kampf um die Black Hills
Die Black Hills waren den Lakota-Sioux und Cheyenne heilig. Die Berge galten als Mittelpunkt ihrer spirituellen Welt und als einer der Grundpfeiler ihrer vielschichtigen Kultur. Die Black Hills waren zudem der Schauplatz ihrer Schöpfungsgeschichte. Viele Indianer glaubten, ihre Vorfahren stammten aus einer dort befindlichen Höhle (Wing Cave). Den Indianern war vor allem ihr Land wichtig, zu dem sie eine tiefe, quasireligiöse Verbundenheit verspürten. Gold oder andere Edelmetalle hatten für sie keinerlei Bedeutung. Für die Ureinwohner war der Fluss Little Bighorn das „Wasser am Fetten Gras“ – ein Hinweis darauf, dass es dort früher von Büffeln und anderen jagdbaren Wild nur so wimmelte. Auch für ihre Ponys fanden sie hier ideale Weidegebiete.
Die Black Hills lagen zwar knapp jenseits der Westgrenze des Reservats, gehörten jedoch noch zum Garantiegebiet, in dem ausschließlich den Lakota Jagdrechte zugebilligt worden waren. Bei einer ersten – vertragswidrigen – Militärexpedition im Jahr 1874 unter dem Kommando von Custer (Black Hills Expedition) begleiteten seine Reiter Wissenschaftler, Reporter und zwei Prospektoren, die nach Gold suchen sollten. Am 30. Juni 1874 wurden sie fündig. Die Nachricht von den Goldfunden am French Creek verbreitete sich wie ein Steppenfeuer im Land, was den Ansturm von 15.000 illegalen Goldsuchern auf die Black Hills zur Folge hatte. Die Zeitungen schrieben enthusiastisch von einem „neuen Goldland“ oder „Eldorado Amerikas“. Die USA befanden sich in ihrer ersten schweren wirtschaftlichen Rezession, daher kam das Gold gerade zur rechten Zeit, um dringend benötigte Investitionen und die weitere Erschließung der westlichen Territorien anzukurbeln. Der Millionenerbe James Gordon Bennett junior, Herausgeber des New York Herald, war ein Bewunderer des „Boy General“, dementsprechend wurde Custer nach seiner Rückkehr im August 1874 in der Presse frenetisch bejubelt. William Curtis, ein Korrespondent der New York World, warnte: „Wir reizen die Indianer bis zum Wahnsinn, indem wir in ihre heiligen Gebiete eindringen und treiben sie auf einem Weg, der in einer furchtbaren Rache enden wird!“
Die Heeresführung unternahm zwar einige Versuche, die Goldsucher zu vertreiben, hatte aber kein großes Interesse daran, das Problem im Sinne der Indianer zu lösen. Der Regierung in Washington kam dies entgegen und man beschloss, die Verträge (aufgrund der Goldfunde) zu brechen. Die etwa 3.000 Sioux und 400 Cheyenne, die noch zu den „freien“ Stämmen zählten, nahmen den Vertragsbruch nicht hin und setzten sich zur Wehr. Ihr geistiger Führer war der Prophet und Medizinmann „Tȟatȟáŋka Íyotake“, besser bekannt als „Sitting Bull“. Den Kampf gegen die Weißen führten Kriegshäuptlinge an, wie Tȟašúŋke Witkó (Crazy Horse), Rain in the Face und Gall. Sie begannen Jagd auf die weißen Eindringlinge zu machen und töteten sie, sobald sie ihnen in die Hände fielen.
Die im Westen stationierten Soldaten wurden 1875 aufgrund eines Berichts des Indianeragenten E.C. Watkins vom 9. November gleichen Jahres in Alarmbereitschaft versetzt, dem zufolge die Lakota und Cheyenne unter der Führung von Sitting Bull, Crazy Horse und Big Foot den Weißen zunehmend feindlich gesinnt seien. Präsident Ulysses S. Grant sah sich dem Druck diverser Interessensgruppen ausgesetzt, die ihn aufforderten, in dieser Sache energisch durchzugreifen. Im Dezember 1875 ließ Grant den Lakota ein Ultimatum übermitteln, sie sollten die Black Hills freiwillig räumen und sich bis spätestens am 1. Februar 1876 entweder in die ihnen zugewiesenen Reservate begeben oder sich bei einer der Indianeragenturen melden, widrigenfalls sie als feindliche Kombattanten angesehen würden. General Philip Sheridan bezeichnete dieses Ultimatum später als „beinahe guten Witz“. Gleichzeitig plante das Oberkommando, die am Powder River lebenden Indianer in einer dreigliedrigen Zangenoperation zu überrumpeln und gefangen zu nehmen. Abgesehen davon, dass viele der hiervon betroffenen Lakota und Cheyenne gar nicht aus einer Reservation stammten, in die sie hätten zurückkehren können, wäre es ihnen auch unmöglich gewesen, dieser Aufforderung mitten in der kalten Jahreszeit nachzukommen, ohne dass die meisten von ihnen in den Schneemassen verhungert wären. Die Regierung übte so immer mehr Druck auf die Indianer aus, um einen Krieg im Namen des amerikanischen Wirtschaftsimperialismus vom Zaun brechen zu können.
Im Jubiläumsjahr 1876 feiern die Vereinigten Staaten von Amerika ihr 100-jähriges Bestehen, für Washington wäre daher ein Sieg über die Indianer höchst willkommen gewesen und man ordnete eine Strafexpedition gegen die rebellischen Stämme an (Centennial Campaign). Sie hatte das Ziel, alle von ihnen einzufangen (oder zu töten) und in die Reservate zu zwingen. Custer wurde damit beauftragt, die davon betroffenen Ureinwohner bis zum 31. Januar 1877 dorthin umzusiedeln. In Anspielung auf James Fenimore Coopers Roman „Lederstrumpf“ notierte er einmal, dass:
»...die Indianer […] ihren Anspruch auf die Bezeichnung des ›edlen roten Mannes‹ […] verwirken. Wir sehen ihn wie er ist […], ein Wilder in jedem Sinne des Wortes […], jemand, dessen grausames Wesen das jeder Bestie in der Wildnis weit übertrifft.«
In seinen Mußestunden betätigte sich Custer (unter dem Pseudonym „Nomad“) auch als Kolumnist für ein Sportmagazin und berichtete darin über seine Jagdausflüge in die Plains. Er brachte in einem Artikel auch einmal folgende Gedanken über die Indianer zum Ausdruck als er schrieb:
„Wenn ich ein Indianer wäre, würde ich mich denjenigen Männern anschließen die heute gegen mich kämpfen. Ich würde ein freies, offenes Wanderleben wählen, als mich den engen Grenzen eines Reservates zu unterwerfen und ein Empfänger der gepriesenen Wohltaten der Zivilisation zu sein, mit der Dreingabe all ihrer unzähligen Laster und Unarten“.
Custer trägt hier einmal mehr die zwiespältige Haltung der weißen Amerikaner gegenüber den Indianern zur Schau. Er war u. a. stolz auf seine Kenntnisse über ihre Rituale und Lebensweise, bewunderte und imitierte sie sogar in gewisser Weise, schätzte ihre Fähigkeiten als gewandte Reiter und Jäger und zeigte auch ein lebhaftes Interesse an ihrer Kultur. Er war wohl nicht der indianerhassende Extremist, als der er später gerne dargestellt wurde. Andererseits war er aber auch ein Kind seiner Zeit und sah in ihnen nur Primitive, deren Schicksal es sei, einer ihnen überlegenen Zivilisation zu weichen, oder entweder in ihr auf- oder unterzugehen.
Neben den militärischen Vorbereitungen versuchte die US-Regierung die davon betroffenen Stämme zum Verkauf der Black Hills zu bewegen und bot ihnen dafür eine Entschädigung von sechs Millionen US-Dollar an. Man leitete hierzu Verhandlungen mit den Oglala-Lakota im Reservat ein, deren Häuptling Red Cloud lehnte jedoch einen Verkauf kategorisch ab. Die neuen Landforderungen der Weißen waren zudem ein klarer Bruch des Vertrages von 1868. Krieger aus Sitting Bulls Gefolgschaft drohten jeden Häuptling zu töten, der es wagte seine Unterschrift unter einen derartigen Vertrag zu setzen.
Das doppelte Spiel von Grants Regierung kam Sitting Bulls feste Absicht, sich in dieser Sache auf keinen Fall mit den Weißen auf Verhandlungen einzulassen, sehr gelegen. Es machte es ihm wesentlich leichter, die meisten Präriestämme in einem fragilen Bündnis zu vereinen das noch dazu laufend Zuwachs aus den Reservaten erhielt. Im Frühling von 1875 flohen nach einem Aufruf von ihm weitere tausend Indianer aus den Reservaten, um sich ihren, im Gebiet der Black Hills und am Powder River befindlichen, Stammesgenossen anzuschließen. Es gelang ihm sogar, den eigensinnigsten Häuptlingen wie Rain in the Face ein Mindestmaß an Disziplin und Kooperation abzuringen. Die mittlerweile auf mehrere tausend Indianer angewachsene Rebellenkoalition schlug im Sommer 1876 an den Ufern des Little Bighorn ihr Sommerlager auf, sie hätten auch nicht mehr woanders hin gehen können. Es war die größte Zusammenkunft der nordamerikanischen Prärieindianer in ihrer bisherigen Geschichte, der letzte Kampf der Indigenen um ihre Freiheit und Heimat stand kurz bevor.
Die Grenzsoldaten
Obwohl die US-Army seit ihrer Gründung fast ununterbrochen gegen die Urbevölkerung Krieg führte, stellte sie sich merkwürdigerweise nie auf den besonderen Charakter dieser Kämpfe ein. Solche Auseinandersetzungen sah man nur als notwendiges Übel an, die man vorwiegend mit Improvisationstalent meisterte. Da im Zuge der Kämpfe gegen die Indianer auch keine offiziellen Kriegserklärungen ausgetauscht wurden, galten sie als eine Art „Polizeiaktion“, die den Offizieren und Soldaten noch dazu nur wenig Vergünstigungen und Auszeichnungen einbrachten. Die schlecht bezahlten und wenig angesehenen Grenzsoldaten lagen zudem in den von den urbanen Zentren weit entfernten und unwirtlichen Außenposten (Frontier) und waren oft noch von ihren traumatischen Erfahrungen aus den blutigen Gemetzeln des Bürgerkriegs geprägt, was einige Gewaltexzesse gegenüber den Indianern erklären könnte, die aber in puncto Verübung von Grausamkeiten ebenfalls nicht zimperlich waren. Meist als kleine Detachements in Kompaniegröße verstreut über das Land eingesetzt, spielte die US-Kavallerie bei der Landnahme im Westen dennoch eine Schlüsselrolle und wurde so ein Teil des Gründungsmythos der Vereinigten Staaten. Zu ihren Aufgaben zählten Eskorten zu stellen, die Erkundung und Kartierung des Landes, Unterstützung von Landvermessern und Eisenbahnarbeitern, und der Schutz von Farmern, Jägern, Goldsuchern und Siedlertrecks.
Der gemeine Kavallerist, drangsaliert von Stärkereduzierung und Soldkürzungen, fristete ein hartes und entbehrungsreiches Leben, im Gegensatz zu den Darstellungen in den populären Western-Filmen der 1950er und 1960er Jahre. Eine angemessene Gesundheitsversorgung war praktisch nicht vorhanden. Offiziere und Soldaten litten unter schlechten Zähnen, Arthritis, Rheuma und Wirbelsäulenleiden, auch Alkoholismus war ein weitverbreitetes Problem. Archäologische Befunde deuten darauf hin, dass viele der Soldaten des 7. Kavallerieregiments unterernährt und in schlechter körperlicher Verfassung waren, obwohl sie zum am besten ausgerüsteten und versorgten Regiment des Heeres zählten. Generell sollten die Männer um die 90 kg wiegen, da sie ansonsten für die Pferde auf dem Marsch eine zu große Belastung gewesen wären. Die Rekruten sollten bei ihrer Musterung (offiziell) schon 18 Jahre alt und mindestens 160 cm groß sein. Ihre körperliche Verfassung war meist nicht so wichtig. Der Historiker James Donovan meinte hierzu: „...dass für die Rekrutierungsoffiziere der Armee mentale und physische Schwächen zum großen Teil ignorierten. Wenn ein Mann ein Pferd besteigen und ein Gewehr tragen konnte, galt er als gut genug für die Kavallerie.“
Desertationen („french leave“) waren deshalb an der Tagesordnung; man schätzt, dass zwischen 1867 und 1891 mehr als ein Drittel der neu angeworbenen Rekruten wieder fahnenflüchtig wurde. Ein Teil von Custers Soldaten hatte noch dazu noch nicht einmal richtig reiten gelernt. Ihr täglicher Dienst nahm die Soldaten derart in Anspruch, dass nur wenig Zeit für eine gründliche Ausbildung blieb. Nicht einmal genug Munition für Schießübungen wurde bereitgestellt. Es war daher wenig verwunderlich, dass sie ihren Gegnern in vielerlei Hinsicht unterlegen waren. Mitte der 1870er Jahre standen dem Oberkommando insgesamt nur 19.000 einsatzbereite Soldaten zur Verfügung. Nach Ablauf der Dienstzeit verließ man meist das Heer wieder, sodass viel zu wenig kampferfahrene Soldaten für die Ausbildung der neuen Rekruten bereitstanden. Für Strafaktionen gegen die Indianer musste man eine lange Kolonne aus Tragtieren und Transportwagen für Verpflegung und Ausrüstung mit sich führen, der das Vorwärtskommen erheblich verlangsamte, sodass an eine Verfolgung des Gegners meist nicht zu denken war. Ein Offizier verglich einmal die Effizienz des Heeres mit einem Kettenhund: „Innerhalb der Kettenreichweite unwiderstehlich, außerhalb machtlos.“
Custer befehligte 1876 ein Regiment der Dakota-Kolonne, bestehend aus den zwölf Kompanien des 7. Kavallerieregiments, die damals etwa 650 Mann stark war. Wegen der drastischen Sparmaßnahmen im Haushalt umfasste sein Offizierskorps nur 15 Mann anstatt der 43, die für ein Kavallerieregiment eigentlich vorgesehen waren. Untersuchungen dieses Regiments lassen diese Truppe exemplarisch für die gesamte amerikanische Armee während der Indianerkriege erscheinen. Ungefähr 57 Prozent seiner Soldaten wurden in den Vereinigten Staaten geboren, 43 Prozent waren gebürtige Europäer, vor allem aus Irland und Deutschland mit jeweils rund 15 Prozent. 1876 dienten in dieser Einheit 131 Deutsche Migranten („Dutchies“). Sie stammten aus Bayern, Hannover, Preußen, Württemberg, Baden, Berlin und Frankfurt am Main. Sieben Soldaten kamen aus der deutschsprachigen Schweiz. Ein anderer, John Rauter, stammte wohl aus Tirol in Österreich. Auch die Vorfahren ihres Kommandeurs, George Armstrong Custer, waren Deutsche, dessen ursprünglicher Familienname wohl Küster oder Kuester lautete. Diese Männer waren größtenteils in großer Armut aufgewachsen, harte Arbeit und den Verzicht gewohnt und sie meisterten unvorhergesehene Schwierigkeiten mit Bravour. Sie galten als streng, hartgesotten und bewiesen in Einsätzen unter den schwierigsten Bedingungen oft große Ausdauer, bemerkenswerte Hartnäckigkeit und Mut. Trotzdem schlug ihnen im Alltag oft Verachtung entgegen, dies hatte viel mit der Abneigung zu tun, die die angestammten Amerikaner ihren Streitkräften und Einwanderern für gewöhnlich entgegenbrachten. Besonders hoch war der Migrationsanteil in den Unteroffiziersrängen, da sie teilweise schon in ihrer alten Heimat gedient hatten.
Das Offizierskorps wurde größtenteils von Veteranen des Sezessionskrieges gestellt und war beträchtlich überaltert. Viele von ihnen hatten im Freiwilligenheer des Bürgerkrieges schon höhere Ränge bekleidet und waren dann nach Endes des Krieges im regulären Heer wieder auf ihre alten Ränge zurückgestuft worden. Dort konnten Beförderungen bis in höhere Dienstränge bis zu 26 Jahre dauern. Custer beispielsweise war während des Bürgerkrieges im Unionsheer bis zum Divisionskommandeur und Generalmajor der Freiwilligen aufgestiegen, versah nun aber seinen Dienst als Oberstleutnant. Da man ihm bei Kriegsende aber den Titular- oder Brevet-Rang eines Generalmajors verliehen hatte, sprachen ihn seine Untergebenen weiterhin als General an.
Die Indianer
Die Art, wie die Indigenen ihre Kriege führten, entsprach schon lange nicht mehr der Höhe der Zeit. Allgemein war man im Heer der Meinung, dass die Indianer keine ebenbürtigen Kontrahenten waren. Sie schossen ein paarmal aus dem Hinterhalt, hielten die Soldaten so einige Zeit hin, um dann bald wieder in alle Richtungen zu verschwinden. Als Einzelkämpfer war der Indianer zwar ein höchst gefährlicher Gegner, aber auch ein eigensinniger Individualist, der nur zu den Waffen griff, wenn es ihm beliebte oder er seinen Stamm bzw. Frau und Kinder verteidigen musste. Eine besonders sportliche Einstellung zum Kampf war den Prärieindianern eigen. In ihren unzähligen Stammesfehden ging es nicht darum, so viele Gegner wie möglich aus der Distanz zu töten (das hielt man für ehrlos und feige), sondern dem Feind im ehrenvollen Zweikampf möglichst viele Blessuren, sogenannte Coups, beizubringen. Je mehr davon man platzieren konnte, desto höher stieg man im Ansehen.
Schreiend und waffenschwingend mit Todesverachtung auf eine Schützenlinie zuzugaloppieren, um sich dann widerstandslos vom Pferd schießen zu lassen, ist jedoch eine pure Erfindung der Filmindustrie. Die Kampfesweise der Ureinwohner orientierte sich zudem stark an ihren seit Jahrtausenden bewährten Jagdpraktiken, bei denen vor allem Schnelligkeit und Beweglichkeit den Ausschlag gaben. Man versuchte mit Hinterhalten, Überfällen und Kleinkriegstaktik den Feind zu besiegen oder wenigstens in die Flucht zu schlagen. Von Vorteil war auch ihre gute Ortskenntnis und Ungebundenheit. Die nomadische Lebensweise ermöglichte es, bei Gefahr sehr rasch in die Weiten der Prärie zu verschwinden, weswegen sie für das in dieser Hinsicht viel schwerfälliger operierende US-Heer nur schwer zu bekämpfen waren, insbesondere wenn sie in kleineren Gruppen unterwegs waren. Auf größere Auseinandersetzungen ließen sich die Stammeskrieger nur ein, wenn sie alle Vorteile auf ihrer Seite wussten oder es keinen anderen Ausweg mehr gab. Es dauerte jedoch lange, bis sie einsahen, dass ihre Kampfmethoden gegen die überlegene Disziplin und Bewaffnung der weißen Eindringlinge nichts mehr ausrichten konnten.
Wie die meisten seiner Zeitgenossen betrachtete Custer die archaischen Kriegsbräuche der Indianer mit Abscheu und Unverständnis. Bei Einsätzen in Kansas hatte er wiederholt die verstümmelten Leichen von ermordeten Siedlern gesehen. Dennoch musste auch er bald feststellen, dass der Kampf gegen die indigenen Völker etwas ganz anderes war als der gegen die konföderierten Soldaten. Bei seinen Strafaktionen gegen Indianerbanden, die Eisenbahnarbeiter oder Siedler überfallen hatten, lagerte er mit seinen Männern nachts immer auf oder um Hügel herum und ließ dort große Feuer anzünden. Damit wollte er seinem Gegnern zeigen, dass er hier war und auf sie wartete, um sie zum Kampf zu stellen, da er sie nie zu fassen bekam, geschweige denn ihre Unterschlüpfe ausfindig machen konnte. Allein sie kamen nicht, stattdessen verschwanden sie jedes Mal spurlos in der Weite des riesigen Landes, wenn er ihnen nachsetzte. Eine Tatsache, die ihn zutiefst frustrierte und alle seine Erfahrungen aus dem Bürgerkrieg nahezu wertlos machte. Der Oberbefehlshaber im Westen, General Philip Sheridan, ordnete daher an, bevorzugt die Winterlager der Indianer anzugreifen, wo sie sich sicher fühlten und sie in der kalten Jahreszeit, aufgrund des Schnees und des knappen Nahrungsangebotes, in ihrer Mobilität stark eingeschränkt waren.
Bewaffnung
Soldaten
Die Kavalleristen verwendeten am Little Bighorn einschüssige Karabiner vom Typ Springfield Modell 1873 Trapdoor Kaliber .45-70 Government, die bei intensivem Gebrauch durch die Schwarzpulverrückstände häufig Ladehemmungen hatten. Der Ladevorgang war verhältnismäßig zeitaufwändig, da die Waffe nach jedem Schuss abgesetzt werden musste. Um die Waffe neu zu laden, musste zuerst die Verschlussklappe am Gewehr geöffnet, die leere Hülse entfernt, eine Patrone aus der Patronentasche entnommen und in das Patronenlager eingeführt werden. Danach musste das Patronenlager wieder verriegelt und der Abzug in die schussbereite Stellung gespannt werden. Letzterer wirkte als Sicherung und verhinderte so einen unbeabsichtigten Abschuss. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil dieser Karabiner war die hohe Reichweite und Durchschlagskraft ihrer Geschosse. Dies war aber in dieser Schlacht ohne entscheidende Bedeutung, da die überwiegend berittenen Indianer die Distanz zu ihren Gegnern sehr schnell überwinden konnten und die hastig und unter großem Stress abgegebene Schüsse der Soldaten auf große Entfernung bei den damaligen einfachen Visiereinrichtungen selten trafen. Als Zweitwaffen führte die US-Kavallerie sechsschüssige Colt-Revolver mit sich, der auf kurzer Distanz eine große Kadenz hatte. Die Säbel wurden bei diesem Kriegszug nicht mitgeführt. Custer befürchtete, dass ihr metallisches Klappern beim Reiten die feindlichen Späher vorzeitig warnen könnte. Custer und seine Offiziere verwendeten neben den Colts aber auch noch andere Gewehre oder Faustfeuerwaffenmodelle. Moderne Repetiergewehre standen ihnen jedoch nicht zur Verfügung. Jedem Soldaten wurden 100 Schuss Karabinermunition und 24 Schuss für den Revolver zugeteilt. Jeder trug einen Gürtel der 36 Patronen fasste. Der Rest befand sich in den Satteltaschen. 50 zusätzliche Schuss wurden in Munitionskisten gelagert die von den Tragtierkolonen transportiert wurden.
Indianer
Durch Tauschhandel mit den Siedlern entlang der großen Trails erwarben sie nicht nur Waffen, sondern auch Zubehör wie Schießpulver, Blei, Zündhütchen und Werkzeug zum Laden von leergeschossenen Hülsen. Laut Augenzeugenberichten sammelten sie nach Schießübungen sogar die deformierten Bleikugeln zum neuerlichen Einschmelzen wieder ein. Mit der Zeit wurden die Indianer so zu ausgewiesenen Experten im Kugelgießen. Das größte Manko der Ureinwohner war ihre waffentechnische Unterlegenheit. Viele kämpften noch mit Lanze, Messer, Steinbeil, Tomahawk oder Pfeil und Bogen. Aber sie verfügten auch über Gewehre und Revolver, die sie entweder erbeutet oder von Händlern oder Siedlern erworben hatten. Viele dieser Waffen waren veraltet oder hatten unter der wenig sachkundigen Behandlung ihrer neuen Besitzer stark gelitten, darunter auch moderne Repetiergewehre, die den Standardwaffen der amerikanischen Truppen an Feuerkraft (insbes. der Schussfolge) überlegen waren. Am Little Bighorn war ein Teil von ihnen, man nimmt etwa 200 Krieger an, mit mehrschüssigen Repetiergewehren der Hersteller Spencer, Henry und Winchester (für Pistolenmunition geeignet) ausgerüstet. Diese Waffen waren für eine viel schnellere Schussfolge ausgelegt als die Karabiner der Kavallerie; sie luden ihre Patronen aus nicht wechselbaren (über eine Seitenöffnung ladbaren) Magazinen im Gewehrkolben und waren nach jedem Schuss sofort wieder feuerbereit. Ihre mittlere Reichweite war im Kampf kein Nachteil, da die Indianer auf ihren Pferden rasch an ihre Gegner herankamen und sehr beweglich waren. Diese Waffen mussten zum Laden auch nicht abgesetzt werden, man konnte daher Schüsse in rascher Abfolge abgeben. Im Gefecht verschaffte dies seinem Träger gegenüber den herkömmlichen Einzelladern einen überlebenswichtigen Vorteil. Dazu kamen verschiedene einschüssige Hinterlader, uralte Vorderladergewehre und noch einige Perkussionsrevolver. Nach Analyse der vor Ort gefundenen Kugeln verwendeten die Indianer am Custer Hill ein sehr breites Spektrum von Schusswaffen (wahrscheinlich bis zu 47 verschiedene Modelle). Etwa die Hälfte von ihnen war noch mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Auch diese erlaubten den Reitern bis auf mittlere Distanz eine hohe Treffsicherheit und Schussfolge. Dazu kamen die traditionellen Nahkampfwaffen wie Messer, Streitkeulen und -äxte, denen ebenfalls eine hohe Zahl von Custers Soldaten zum Opfer fielen. Die Indianer nahmen nach der Schlacht alles mit, was für sie von Wert sein konnte, auch die leeren Patronenhülsen, um sie wieder neu aufzuladen. Bei der Belagerung des Reno Hill hatten die Indianer viel Munition erbeutet, auf dem Custer Field hauptsächlich Gewehre.
Der Sommerfeldzug von 1876
Eigentlich war Custer für die Führung des Feldzuges vorgesehen gewesen, aber er hatte sich kurz vorher aus Ungeschicklichkeit den Unmut von Präsident Grant zugezogen, da er vor einem Kongressausschuss Grants Bruder Orville unlauterer Machenschaften bei der Vertragsvergabe zwischen der Regierung und den Indianeragenturen bezichtigt hatte. Grant entzog ihm daher das Kommando über sein Regiment. Custer, ein lausiger Geschäftsmann und noch dazu leidenschaftlicher Glücksspieler, war aufgrund von privaten Fehlinvestitionen fast mittellos, das Kommando über einen ruhmreichen Feldzug gegen die Indianer hätte ihm wahrscheinlich die lang ersehnte Beförderung zum Brigadegeneral eingebracht. Mit 36 Jahren war er außerdem kein ganz junger Mann mehr, ein höherer Rang inklusive Besoldung wäre also genau zur rechten Zeit gekommen. In einem Bettelbrief versuchte er den Präsidenten wieder zu besänftigen: „Ich bitte sie, als Soldat, mir die Demütigung zu ersparen, mein Regiment gegen den Feind marschieren zu sehen und seine Gefahren nicht teilen zu dürfen.“
Grant ließ sich jedoch nicht erweichen und weigerte sich ihn zu empfangen. Aber der mittlerweile zum Oberbefehlshaber für diesen Feldzug bestimmte Brigadegeneral Alfred Terry wollte Custer bei dieser Kampagne unbedingt an seiner Seite haben. Terry (im Zivilberuf Anwalt) war eher ein Stratege als mitreißender Anführer bzw. Kämpfer und außerdem schon im fortgeschrittenen Alter. Seine bisher einzige Erfahrung mit den Verhältnissen im Westen war seine Mitwirkung bei der Ausarbeitung des Vertrags von Laramie im Jahr 1868. Er hielt den kampfeslustigen Custer für den am besten geeignetsten Truppenführer, um die Schmutzarbeit im Feld zu erledigen und die dem Expeditionsheer gesteckten Ziele zu erreichen. Besonders die Interventionen der Generäle William T. Sherman und Philip Sheridan sowie der Druck der Presse bewogen letztlich den Präsidenten, Custer wieder mit dem Kommando über das 7. Kavallerieregiment zu betrauen, unter der Bedingung dass er General Terry untergeordnet blieb. Inzwischen war auch das Ultimatum abgelaufen, und Sitting Bull und seine Gefolgschaft streiften immer noch ungehindert durch ihr Land.
Anmarsch in die Bereitstellungsräume
Ziel der Marschsäulen war das Gebiet am oberen Yellowstone River mit seinen vier Zuflüssen Powder River, Tongue River, Rosebud River und Bighorn River, denn dort wurden die Lager der Ureinwohner vermutet. Die Kampfgruppen sollten in deren Territorium eindringen, aber nicht gemeinsam operieren. Man hoffte, dass eine von ihnen die Indianer stellen und sie dann auf eine andere zutreiben würde. Man wollte auch unter allen Umständen verhindern, dass die Indianer entkommen konnten. Nachteilig wirkte sich dabei die große Entfernung der drei Truppenzüge zueinander aus. Die Kommunikation war schwierig und man hatte nur eine ungefähre Vorstellung davon wann man seine Kräfte vereinigen konnten.
Terrys Soldaten rückten zunächst bis zum Yellowstone vor, wo sie auf den Versorgungsdampfer Far West trafen, der zusätzlich 200 Tonnen an Nachschub aus Fort Abraham Lincoln herangeschafft hatte. Am 10. Juni beorderte General Terry Custers Stellvertreter, Major Reno, mit sechs Kompanien in das Gebiet südlich des Yellowstone, um dort eventuelle Feindbewegungen auszukundschaften. Er sollte zunächst dem Powder River flussaufwärts folgen, dann weiter bis zum westlich liegenden Tongue River vorstoßen und diesem in nördlicher Richtung bis zum Yellowstone River folgen. Ein Offizier des 7. Kavallerieregiments schrieb dabei in sein Tagebuch: „Es wird gerätselt, warum nicht General Custer das Kommando darüber erhalten hat. Bis jetzt hat aber niemand eine Erklärung dafür gefunden.“
Möglicherweise wollte Terry ihn damit disziplinieren, der sich seiner Meinung nach viel zu oft von der Truppe entfernte, um seiner Jagdleidenschaft nachzugehen. Dieser sollte stattdessen mit der anderen Hälfte des Regiments zu einem vereinbarten Treffpunkt reiten. Dabei stießen sie auf das riesige, verlassene Winterlager der Lakota, darunter die Überreste eines Soldaten, der dort anscheinend zu Tode gefoltert und dann verbrannt worden war. Dies ließ Custer offensichtlich nach Rache sinnen, er verwüstete zusammen mit seinen beiden Brüdern die nahegelegenen Begräbnisstätten der Indianer. Diese Entweihung verärgerte wiederum einige seiner Offiziere und Soldaten. Renos Männer hatten in der Zwischenzeit einen breiten Indianertrail entdeckt und folgten diesen bis zum Rosebud Creek. Da seine Vorräte zur Neige gingen, kehrte er nach zehn Tagen wieder um. Custer warf Reno danach Feigheit vor dem Feind vor, da er die Indianer nicht verfolgt und angegriffen hatte.
Die Abteilung unter Colonel Gibbon vereinigte sich an der Einmündung des Rosebud in den Yellowstone mit Terrys Truppen, die nun an die 2400 Mann zählten. Brigadegeneral George Crook wollte mit seinen Truppen bis zum Powder River vorstoßen, wurde aber am 17. Juni 1876 am Rosebud Creek von einer etwa gleichstarken Horde aus freien Sioux- und Cheyennekriegern unter Häuptling Crazy Horse überrascht, in ein erbittertes, stundenlanges Gefecht verwickelt und dabei fast überrannt. Crooks Shoshone und Crow Scouts konnten mit knapper Not schlimmeres verhindern. Nie zuvor hatten die Indianer in so großer Zahl angegriffen und den Druck auf ihre Gegner so lange aufrechterhalten. Obwohl die Verluste auf beiden Seiten verhältnismäßig gering waren und Crook vermutlich dabei weniger Männer verlor als die Angreifer, beschloss er – wegen der unerwarteten Stärke und Entschlossenheit des Gegners – nicht mehr weiter vorzustoßen und konnte dadurch in die noch folgenden Auseinandersetzungen nicht mehr eingreifen. Crook informierte zwar General Sheridan über die ungewöhnliche Entschlossenheit der Cheyenne und Lakotas sich zum Kampf zu stellen, versäumte es aber auch General Terry darüber eine Nachricht zukommen zulassen.
Custers Vorstoß
Terry, Gibbon und Custer hatten deswegen von den Vorgängen am Rosebud keine Ahnung und konnten die neue Lage bei ihrem weiteren Vormarsch nicht berücksichtigen. Einer ihrer Spähtrupps fand schließlich die Spuren eines großen Indianerzuges in Richtung Little Bighorn Valley. Am Abend des 21. Juni trafen sich alle kommandierenden Offiziere (mit Ausnahme von Reno) auf der Far West und berieten ihre weitere Vorgangsweise. Beschlossen wurde, dass Custer sein Regiment den Rosebud River flussaufwärts führte und dort frühestens am 26. Juni haltmachen sollte, damit Gibbons 20. Infanterieregiment, das von den Gatlings gebremst wurde, genug Zeit hatte, ihre Ausgangsposition für den Angriff auf die Indianer einzunehmen. Er sollte auch nicht dem von Reno schon aufgeklärten Indianertrail folgen, sondern dann noch weiter nach Süden ausholen, um gemeinsam mit Gibbons am Bighorn River vorrückenden Verbänden die (am Little Bighorn vermuteten) Indianer zu stellen. Custers Kavallerie sollte erst angreifen, wenn Gibbons Infanterie in der Lage war, ihnen den Rückzug abzuschneiden. Die ihm von Terry als Verstärkung angebotenen Gatlings lehnte Custer dankend ab. Da er als extravagant und nahezu furchtlos bekannt war, unterstellte man ihm später, dass er den Ruhm nicht mit dieser Einheit teilen wollte. Heute neigt man zu der Ansicht, dass er befürchtete, dass die sperrigen, vierspännig auf Protzen gezogenen Maschinengeschütze mit ihrer Begleitmannschaft von mehr als dreißig Mann – noch dazu die meisten nicht beritten – seine Reiter in diesem unwegsamen Gelände nur unnötig aufhalten würden.
Dennoch sollte Custer den Feind nur im Rücken umgehen, um so seine vorzeitige Flucht zu verhindern, und dann seine Stellung halten, bis die übrigen Expeditionstruppen eintrafen. Ihm wurde jedoch auch die größtmögliche Handlungsfreiheit zugestanden. Custer hat die Anweisungen seines Vorgesetzten sicherlich nicht exakt befolgt, aber es kann deswegen nicht behauptet werden, dass er ungehorsam war. Terry riet ihm beim Abschied: „Seien sie nicht zu gierig, warten sie auf uns.“ Laut den schriftlichen Aufzeichnungen wurden die Anweisungen jedoch als „Wünsche“ ausgedrückt, im Text wurde zudem oft die schwammige Formulierung „sollte“ verwendet, weiters wurden darin Custers „Eifer, Energie und Fähigkeiten“ gelobt. Terry rechnete wohl auch nicht ernsthaft damit, dass der ungestüme General tatsächlich auf ihn und Gibbon warten würde. Er befand sich dabei, im Gegensatz zu Custer, jedoch in der sichereren Position. Indem Terry ihn von der Kette ließ, ermöglichte er es dem Volkshelden einen großen Sieg zu erringen, im Gegenzug konnte er sich aber auch auf eine Befehlsverweigerung herausreden, sollte das Ganze wider Erwarten doch noch schiefgehen.
Nach seinem Abmarsch am 22. Juni 1876 wollte Custer sein Operationsgebiet binnen vier Tagen erreichen. Er machte auch nicht am Rosebud halt, sondern rückte schon kurz danach weiter Richtung Little Bighorn Valley vor, anstatt auf Terry und Gibbons Truppen zu warten. Markus Henry Kellogg, ein Reporter der »Bismarck Tribune«, hatte auf seinem Maultier mit den Soldaten die öden Badlands im westlichen Dakota durchquert. Auch die damit verbundenen Strapazen dieses Marsches konnten seine Zuversicht nicht trüben. In seiner letzten Depesche an seine Zeitung gab er sich betont kämpferisch: »Wir verlassen morgen das Tal des Rosebud. Bis diese Meldung euch erreicht, werden wir gewiss auf die roten Teufel gestoßen sein und mit ihnen gekämpft haben. Mit welchem Erfolg, das bleibt abzuwarten. Ich reite mit Custer und bleibe bei ihm, bis in den Tod.« Auch er sollte nur wenig später zusammen mit Amerikas „berühmtestem General“ sterben. Custer ließ dafür seine Leute bis spät in die Nacht durchreiten und brach meist nach nur kurzen Ruhepausen schon vor Tagesanbruch wieder auf. Am 23. Juni nahm Custers Regiment die Spur der Indianer auf (die erneut auf eine große Zahl von ihnen deutete) und folgte ihr. Nach einem weiteren nächtlichen Gewaltmarsch erreichten die Soldaten die Wolf Mountains. Auf der anderen Seite des Gebirgszuges befand sich das Sommerlager der Indianer. Mit übermüdeten Soldaten und erschöpften Pferden (Oberstleutnant Elwood Nye, ein Offizier des Veterinärkorps nannte die Überbeanspruchung der Pferde auf dem Marsch „Missbrauch“), erreichte Custer am frühen Nachmittag des 25. Juni (einen Tag früher als beabsichtigt) das Tal des Little Bighorn und ließ unverzüglich den aktuellen Aufenthaltsort der Indianer auskundschaften.
US-Kräfte
Folgende US-Truppenkontingente waren an diesem Feldzug beteiligt:
- Oberst John Gibbons 440 Mann starker Verband (Montana Kolonne), bestehend aus sechs Kompanien (A, B, E, H, I und K) des 7. Infanterie- und vier Kompanien (F, G, H und L) des 2. Kavallerieregiments brach am 30. März von Fort Ellis nach Montana bzw. den Yellowstone River auf.
- Brigadegeneral George Crook kommandierte zehn Kompanien (A, B, C, D, E, F, G, I, L und M) des 3. Kavallerie-, fünf Kompanien (A, B, D, E und I) des 2. Kavallerie-, zwei Kompanien (D und F) des 4. Infanterie- und drei Kompanien (C, G und H) des 9. Infanterieregiments, insgesamt an die 1100 Mann. Diese Truppenteile zogen am 29. Mai von Fort Fetterman Richtung Norden in das Wyoming-Territorium und dann in das Gebiet des Powder River.
- Die 1200 Mann starker Verband (Dakota Kolonne) unter Brigadegeneral Alfred Terry, zwölf Kompanien (A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L und M) des 7. Kavallerie- unter Oberstleutnant George Armstrong Custer, die Kompanien C und G des 17. Infanterie- und eine Gatling-Batterie des 20. Infanterieregiments brachen am 17. Mai 1876 von Fort Abraham Lincoln im Dakota-Territorium nach Westen auf. Darunter Scouts der Crow und Arikaree, die Totfeinde der Lakota. Sie wurden von einem Tross aus 150 Wagen und Packtieren, die vorrangig Custers Truppen versorgen sollten, begleitet.
- Die Kompanien C, D und I des 6. Infanterieregiments marschierten von Fort Buford den Missouri entlang zum Yellowstone River, richteten dort ein Versorgungsdepot ein, und schlossen sich dann am 29. Mai Terrys Truppen am Powder River an.
Das 7. Kavallerieregiment setzte sich zum Zeitpunkt der Schlacht wie folgt zusammen:
7th United States Cavalry Regiment | Bataillone | Kompanien |
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Ltn. Col. George Armstrong Custer, Kommandant. |
Bataillon Custer (211 Mann)
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Bataillon Reno (141 Mann)
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Bataillon Benteen (115 Mann)
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Nachschubeinheit bzw. Tross (128 Mann)
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Die jüngeren Offiziere seines Regiments standen bedingungslos hinter Custer, sie kleideten sich sogar in die gleichen Hirschlederjacken. Sein Stab bestand aus seinem Adjutanten, Leutnant William Cooke, Custers Bruder Hauptmann Thomas Custer als persönlichem Sekretär, seinem zweiten Bruder Boston Custer als Führer/Logistiker und seinem Neffen Autie Reed, der nur über dem Sommer zu Besuch war und sich trotzdem seinem Onkel angeschlossen hatte. Custers Schwager, Oberleutnant James Calhoun, befehligte die L-Kompanie. Sein Stellvertreter, Major Marcus Albert Reno und der dienstälteste Offizier des Regiments, Hauptmann Frederick William Benteen, zählten jedoch nicht zu seinem engeren Kreis, was Spannungen in der Führung des Regiments verursachte. Reno hatte sich zudem im Sezessionskrieg nicht besonders hervorgetan und noch dazu ein Alkoholproblem. Trotzdem machte er sich Hoffnungen, eines Tages die 7th Cavalry zu übernehmen. Die Arikaree Scouts nannten ihn: „Den Mann mit dem düsteren Gesicht“.
Indigene Kräfte
Die Rebellenkoalition der Sioux, Cheyenne und Arapaho wird auf 10.000 Menschen geschätzt, unter ihnen etwa 2000 kampftaugliche Männer. Eine höhere Anzahl Krieger hatte das Oberkommando erwartet, aber man machte sich deswegen auch keine großen Sorgen. Das 7. Kavallerieregiment mit seinen rund 600 Mann war damit zwar den Indianern zahlenmäßig weit unterlegen, aber man vertraute auf die Ausbildung und langjährige Kampferfahrung seiner Soldaten und Offiziere. Es galt die damalige Doktrin, dass disziplinierte und besser bewaffnete Soldaten auch einer zahlenmäßig stärkeren indigenen Streitmacht trotzdem standhalten, und dass sie es zur Not auch mit einer zwei- bis dreifachen Übermacht aufnehmen könnten. Custer vermutete zu diesem Zeitpunkt noch, dass Sitting Bull nur über etwa 800 Krieger verfügte, die sich irgendwo entlang des Little Bighorn, im Südosten des heutigen US-Bundesstaates Montana, nahe der Grenze zu Wyoming und South Dakota, aufhalten mussten. Ihm war nicht bekannt, dass sich ihnen mittlerweile weitere 1000 Krieger der Hunkpapas, Oglallas, Minneconjous, Yanktonais, Sans Arcs, Blackfoot, Two Kettles, Arapahoes, Cheyenne, Brules und Santees aus den Reservationen angeschlossen hatten. Wie groß die vereinigte indianische Streitmacht tatsächlich war, wird sich wohl nicht mehr genau feststellen lassen. Die damaligen Schätzungen von bis zu 7000 Kriegern waren viel zu hoch angesetzt. Die Zeltstadt am Little Bighorn erstreckte sich über eine Länge von 4 km, eine Schätzung nach archäologischen Ausgrabungen und anhand der durchschnittlichen Größen von Tipis ergab eine Bewohnerzahl von maximal 10.000 Menschen. Aber die meisten von ihnen dürften Frauen, Kinder und Alte gewesen sein, davon waren vielleicht 1.800 – 2.500 Krieger (d. h. pro Tipi ca. 2 Krieger.) Von diesen nahmen wohl nicht mehr als 1.200 am Kampf teil. Neuere Schätzungen gehen von 6.000 bis 8.000 Menschen aus, davon 1.500 – 2.000 Krieger.
Schlachtverlauf
Lageeinschätzung vor Ort
Am Morgen des 25. Juni bestieg Custer eine Anhöhe, die das „Krähennest“ genannt wurde. Von dort aus konnte man das Lager zwar nicht sehen, aber dafür die zahlreichen Rauchwolken der Lagerfeuer, die aus dem Flusstal aufstiegen. Daher hatte er weder eine genaue Vorstellung von der genauen Lage noch von seiner Größe, die Scouts waren der Meinung, dass sich da unten mehr Indianer aufhalten müssten als „...das Heer Kugeln hat“. Kurz darauf meldete Hauptmann McDougalls Maultierkolonne, dass sie von Sioux-Kriegern beschattet wurde. Die Indianer, die Custer während seines Marsches gesichtet hatte, schlugen keinen Alarm. Es handelte es sich dabei aber um Gruppen, die das Sommerlager erreichen wollten, einige von ihnen kamen erst an, als die Schlacht bereits im vollen Gange war. Soldaten hatten kurz zuvor – auf der Suche nach unterwegs verloren gegangenen Essensrationen – zwei Indianerjungen überrascht, die am Boden verstreuten Zwieback aufsammelten, einer wurde getötet, dem anderen gelang die Flucht. Aus Angst, dass er vorzeitig Alarm schlagen würde, beschloss Custer seinen Angriff früher zu starten (ironischerweise erreichte die Gruppe, zu der dieser Junge gehörte, das Dorf, als Custer bereits tot war).
Am Nachmittag meldeten die Späher, dass sie am Westufer des Little Bighorn ein riesiges Zeltlager gesichtet hätten. Custer ordnete für den darauffolgenden Tag den Angriff an, aber schon kurze Zeit später änderte er seine Pläne wieder und beschloss, noch am selben Tag loszuschlagen, obwohl er weder die nähere Umgebung noch eine geeignete Anmarschroute ausgekundschaftet hatte. Seine bisherigen Erfahrungen im Kampf gegen die Indianer hatten ihn gezeigt, dass es schwieriger war, sie überhaupt zu finden, als sie zu bekämpfen. Um Custers Beweggründe zu verstehen, muss man ein Element beachten, das allen Indianerkriegen im Westen gemeinsam war: Die dort als Nomaden lebenden Ureinwohner hatten keine festen Städte oder Farmen die sie verteidigen mussten und konnten mit ihrem gesamten Hab und Gut sofort fliehen, wenn die Umstände nicht zu ihren Gunsten waren. Das Areal, auf dem wenig später die Schlacht stattfinden sollte, war mit langgestreckten Hügeln und schmalen, tiefeingeschnittenen Schluchten und Erosionsrinnen durchzogen, hatte einen Durchmesser von ca. 10 km und war für einen klassischen, breitgefächerten Kavallerieangriff ungeeignet. Eine wichtige Rolle bei seinem Sinneswandel spielte wohl die Befürchtung, dass ihre Anwesenheit den Gegnern längst bekannt und damit auch das für die geplante Attacke sehr wichtige Überraschungsmoment dahin war. Auch seine Sorge, dass die Indianer vielleicht zu früh die Flucht ergreifen – womit der Feldzug gescheitert wäre – und die er laut Terrys Instruktionen unbedingt verhindern sollte, könnte für diese folgenschwere Entscheidung Custers ausschlaggebend gewesen sein. Der immer wieder geäußerte Vorwurf, er habe General Terrys Befehl vorsätzlich und aus übertriebenem Ehrgeiz und Ruhmsucht missachtet, ist wohl so nicht mehr haltbar.
Der Operationsplan
Da Custer keine genaue Kenntnis über den Standort der Hauptmasse seiner Gegner hatte, teilte er am frühen Nachmittag die zwölf Kompanien seines Regiments in drei Bataillone auf. Diese sollten getrennt vorgehen und aus verschiedenen Richtungen das Indianerlager in die Zange nehmen:
- Major Renos A, G und M-Kompanie wurde angewiesen, entlang des Ostufers zunächst flussabwärts zu reiten, dann den Fluss zu überqueren und am Südende des Lagers, d. h. westlich des Little Bighorn, anzugreifen.
- Hauptmann Benteen sollte mit den H, D und K-Kompanien die am Westufer des Flusses gelegenen Badlands absichern, um zu verhindern, dass die Indianer dorthin entkommen konnten.
- Hauptmann McDougall sollte mit der B-Kompanie die wesentlich langsamere Tragtierkolonne schützen und mit ihr Custers Abteilung folgen.
- Custer selbst beabsichtigte mit den restlichen fünf Kompanien auf den Hügeln am Ostufer vorzurücken, um so das Lager zu umgehen, und spätestens, wenn Reno mit seinem Angriff begonnen hätte, am Nordende des Lagers den Fluss zu durchqueren.
Ein detaillierterer Gefechtsplan wurde nicht ausgearbeitet, Custer verließ sich einmal mehr auf sein Improvisationstalent und die Kampferfahrung seiner Soldaten. Dies war, alles im allem, eine durchaus bewährte und schon unzählige Male praktizierte Vorgangsweise in der US-Army, was freilich jedes Bataillon auch dem Risiko aussetzte, plötzlich alleine der geballten Masse des Gegners gegenüberzustehen; wegen der meist im Kampf sehr spontan und chaotisch agierenden Stammeskrieger machte Custer sich darüber wohl keine weiteren Gedanken. Die eindringliche Warnung des Arikaree-Scouts Bloody Knife, die Streitkräfte im Angesicht so vieler Feinde nicht zu teilen, ignorierte Custer, da er ihn in Strategiefragen als wenig kompetent einschätzte. Er ging in dieser Sache ohnehin streng „nach Lehrbuch“ vor. Dies sah vor, ein Indianerlager von mehren Seiten aus anzugreifen. Da die Indianer keine Befehlsstruktur kannten, würden sie auch keinen koordinierten Widerstand leisten. Sie konnten also nur fliehen oder sich ergeben. Als Kadett der Militärakademie West Point war ihm seinerzeit beigebracht worden, dass Indianer der direkten Konfrontation mit größeren Heereseinheiten immer auswichen, da sie in erster Linie darauf bedacht waren, ihre Familien in Sicherheit zu bringen, um damit größere Opferzahlen zu vermeiden. Damit konnte (theoretisch) auch eine kleine Streitmacht eine sehr viel größere schlagen. Custer handelte also dabei keineswegs besonders leichtsinnig (um nicht zu sagen unverantwortlich), aber auch nicht sehr kreativ oder besonders klug. Aufgrund der ihm vorliegenden Informationen und seiner bisherigen Erfahrungen im Kampf gegen die Indianer dachte er wohl für sein Vorhaben keine besseren Optionen und vor allem keine Zeit mehr zu haben.
Renos Angriff
Um 15:05 Uhr hatte Major Reno seine Angriffsposition erreicht und ließ zur Attacke auf das Zeltlager blasen. Der Hunkpapa-Sioux Little Soldier schilderte im Jahr 1936 die erste Phase der Schlacht mit folgenden Worten: „Wir schauten alle nach Osten auf die Hügel und sahen drei Soldatentrupps. Der südliche bewegte sich zuerst und ging nach Süden. Der mittlere Trupp teilte sich auf. Alle rannten los, um ihre Pferde zu holen. Ich sah Renos Männer den Fluss überqueren, zwei Abteilungen, jede mit einer Flagge. Die Soldaten, die nach Norden gingen, verschwanden hinter den Bergrücken. Sie ritten braune und graue Pferde. Ich stieg auf mein Pferd und so auch andere Krieger, und Renos Männer schossen in das Hunkpapa-Lager. Die Frauen nahmen die Kinder. Die älteren Krieger waren auf der Büffeljagd, und aus diesem Grund kämpften nur Jungen im Alter von 13 bis 18 Jahren. Alte Männer sangen Todeslieder für die Krieger. Die Mütter und Kinder jammerten und weinten. Die Kugeln flogen wie ein Hagelschauer durch die Tipis und Baumwipfel als das Feuer began. Ich konnte sehen, wie sie in die Erde einschlugen. Ich war nur mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Die Ponys wurden von Kriegern und Squaws herbeigebracht und bestiegen. Alte Männer und Frauen eilten den Squaws und Kindern voraus, die hinter ihnen ritten, um sie zu beschützen.“
Obwohl die Überraschung gelang, dabei etwa zehn Frauen und Kinder erschossen wurden und viele Dorfbewohner die Flucht ergriffen, schlugen Galls Hunkpapa binnen kürzester Zeit mit voller Härte zurück. Erst eröffneten sie auf der ganzen Linie ein dichtes Gewehrfeuer, dann begannen sie, die linke Flanke von Renos Einheiten – dort stand die M-Kompanie unter Hauptmann Thomas H. French – zu umgehen. Reno ließ anhalten, absitzen und seine Männer in Gefechtslinie antreten, aber diese wurden trotzdem immer heftiger bedrängt. Little Soldier: „Zuerst ritten die Indianer auf ihren Pferden zu den Soldaten und trieben sie in Deckung. Dann griffen die Krieger sie zu Fuß an. Die Soldaten legten sich hin, andere gingen auf die Knie und wieder andere standen auf. Die Krieger ritten mitten in sie hinein.“ Die von dieser massiven und entschlossenen Gegenwehr konsternierten Soldaten zogen sich ungeordnet in ein nahe an einer Flussbiegung liegendes Gehölz zurück. Reno und der Scout Bloody Knife versuchten verzweifelt, dort wieder Ordnung in ihre Reihen zu bringen. Im Zuge dessen soll Häuptling Kicking Bear den Scout durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet haben. Blut und Gewebeteile seines Gehirns spritzten dabei auch auf Renos Gesicht, der, davon zutiefst geschockt, mehrmals auf- und wieder abzusitzen und dann den Rückzug befahl. Reno reckte schließlich seinen Revolver in die Luft, rief: „jeder, der leben will, mir nach“, und sprengte davon, woraufhin das Manöver vollends in eine kopflose und verlustreiche Flucht ausartete. Am anderen Ufer stauten sich noch dazu die Soldaten in einem Engpass an der steilen Uferböschung. Einige daran beteiligte Indianer sagten später aus, dass es dabei wie bei der Büffeljagd zugegangen sei. Außerdem waren die Kavalleriepferde noch vom vorherigen Nachtmarsch ermüdet, die ihrer Gegner aber ausgeruht. Little Soldier: „Während die Krieger weiterritten, rannten die Soldaten los, bestiegen ihre Pferde und hörten auf zu kämpfen. Hawk Man rief „Angriff“ und ritt beim allein auf die Soldaten zu aber niemand folgte beim ersten Mal. Beim zweiten Mal folgten sie ihm. An den Steilhängen stürzten überall Soldaten in den Fluss. Dann stürmte vom Ostufer aus eine Gruppe Soldaten [unter Custer] auf uns herab. Die Krieger folgten Renos Männern zum Fluss, überquerten ihn und jagten sie bis in die Hügel. Bevor die Indianer dort oben ankamen, hörten wir weiter flussabwärts einen Tumult, also gaben wir die Verfolgung von Reno auf, kehrten um und ritten flussabwärts.“ Nur die M-Kompanie kämpfte noch hinhaltend. Fast die Hälfte von Renos Leuten kamen alleine bei der Überquerung des Flusses ums Leben, der Rest von ihnen erreichte einen hinter dem östlichen Flussufer aufragenden Hügel, wo sie sich wieder sammeln konnten.
Hauptmann Benteen hingegen war in den Badlands auf keine Gegner gestoßen, bewegte sich mit seinen drei Kompanien aus Richtung Westen wieder auf das Tal des Little Bighorn zu und überquerte ungehindert den Fluss. Dort traf er auf Renos übel zugerichtete Abteilung und verschanzte sich mit ihr auf dem später so genannten „Reno-Hill“ (“Reno-Benteen Battlefield“). Im Norden, dort, wo Custers Truppe vermutet wurde, war inzwischen heftiges Gewehrfeuer und eine riesige Staubwolke auszumachen. Kurz zuvor hatte Benteen durch einen Meldereiter den schriftlichen Befehl erhalten, so schnell wie möglich zu Custers Truppe aufzuschließen (Wortlaut: „Benteen. Come on, Big Village, Be quick, Bring packs. P.S. Bring packs.”), um ihn zu unterstützen und vor allem weitere, dringend benötigte Munition heranzuschaffen. Er wurde von einem italienischstämmigen Trompeter, Giovanni Martini (oder John Martin, der einzige Überlebende von Custers Truppe), überbracht, der aber nur sehr schlecht Englisch sprach und die Fragen Benteens nach Custers Verbleib nicht verstand. Benteen kam Custers Order nicht nach, da er vom ranghöheren Reno angewiesen wurde, stattdessen seiner schwer angeschlagenen Truppe gegen den bevorstehenden Großangriff der Indianer beizustehen. Letzterer war nach den damals geltenden Heeres-Regularien auch berechtigt, den Befehl eines Vorgesetzten aufgrund der prekären Lage vor Ort außer Kraft zu setzen. Auch die Sioux hatten mittlerweile den Gefechtslärm bemerkt, einige saßen wieder auf und sprengten in Richtung Norden davon. Später wurden Reno und Benteen scharf dafür kritisiert, dass sie nicht versucht hatten, mit ihrer vollen Stärke zu Custer durchzubrechen um ihm zu helfen. Das drei Jahre später abgehaltene Kriegsgerichtsverfahren gegen Major Reno wurde laut Jack Pennington vom US-Heer genutzt, um die peinliche Angelegenheit zu vertuschen und stattdessen Custer die ganze Schuld zuzuschieben. Reno und Benteen hatten jedoch viel weniger kampffähige Männer als Custer zur Verfügung, da Reno zu diesem Zeitpunkt bereits etwas weniger als 30 % von ihnen verloren hatte. Sie hatten in den darauffolgenden Stunden große Mühe, ihre eigene Position zu halten, die fast zwei Tage lang von den Indianern belagert wurde, bis endlich Terrys und Gibbons Verstärkungen eintrafen. Zudem waren sie beide davon zutiefst überzeugt, dass Custer sich längst abgesetzt und sie ihrem Schicksal überlassen habe.
Custers Angriff
Was derweil mit Custers Männern geschah, ist bis heute das Objekt zahlloser Spekulationen und Teil des »Custer Mythos«. Einigkeit herrscht in Fachkreisen nur darüber, dass sich die Indianer nach ihrem Abwehrerfolg im Süden bald gegen Custers Abteilung wandten und es östlich des Flusses massiv bedrängte. Sein Regiment war vorher zuerst an einem kleinen Bach, dem Sundance Creek, entlanggeritten, hatte sich dann mit fünf Kompanien – C, E, F, I und L – von Renos und Benteens Abteilungen getrennt und anschließend auf einer Hügelkette weiter nach Norden vorgerückt. Eines der Pferde ging dort zusammen mit seinem Reiter durch, galoppierte mit ihm quer über den Fluss und dann mitten durch das Indianerlager in einem weiten Bogen Richtung Südost. Es machte erst wieder Halt, als sie beide auf Renos Männer trafen. Das Pferd wurde dabei verwundet, aber der Soldat auf ihm – Gustave Korn – überlebte. Die Späher meldeten Custer, dass die Indianer offensichtlich im Begriff waren ihr Lager aufzulösen, womit sich seine größte Befürchtung bewahrheitet hätte. Als Major Reno das Lager am Südende angriff, erhielt Custer die Nachricht, dass seine Bewohner zum anderen Ende des Tals flohen und ließ sein Bataillon dorthin galoppieren, um sie abzufangen. Dort angekommen ritten die Soldaten der F- und I-Kompanie durch einen Hohlweg hinunter zum Flussufer, wurden dort aber – zu ihrem Erstaunen – schon von zahlreichen Siouxkriegern mit Gewehrsalven empfangen und bald von allen Seiten attackiert. Sie zogen sich daher rasch zurück und stießen wieder zu Custers Hauptmacht. In Unkenntnis der Niederlage, die Reno mittlerweile erlitten hatte, befahl Custer – nun seinem gesamten Bataillon – erneut anzugreifen, doch wegen des unwegsamen und steil abfallenden und von Erosionsrinnen durchzogenen Flussufers konnte es sich nicht zu einer weit auseinandergezogenen Kavallerieattacke entfalten. Anstatt seinem nördlichen Ende stand er aber erst vor den Mittelteil der Zeltstadt, die noch dazu durch den Fluss geschützt war. Custers ursprünglicher Plan, sie zu umgehen, um seine Verteidiger von Norden her in die Zange zu nehmen, war damit fehlgeschlagen, dies vor allem wegen seiner Unkenntnis über die tatsächlichen Ausmaße des Lagers. Die meisten seiner Soldaten fanden zudem keine festen Wege durch den stark versumpften Uferstreifen. Ob es einigen von ihnen überhaupt gelang, bis zu den äußeren Tipis vorzudringen, ist unklar. Laut Aussage von Little Soldier schaffte es keiner der Soldaten bis ans Westufer des Flusses. Auch der Plan, sich zuerst der Frauen und Kinder zu bemächtigen, war gescheitert.
Indessen stürmten immer mehr Indianerkrieger heran. Im Gegensatz zu Custers Leuten waren sie mit dem umliegenden Terrain hervorragend vertraut und kannten auch die Furten durch den Fluss. Der erkannte, dass sie diesem massiven Druck nicht lange standhalten konnten, ordnete den Rückzug an und befahl der F- und I-Kompanie unter den Hauptleuten Miles W. Keogh und George W. Yates, die Absetzbewegung des Bataillons vom Feind zu decken. Hierzu ließen sie ihre Einheiten absitzen, um eine Schützenlinie zu bilden, aber sie wurden schon nach kurzer Gegenwehr von nun auch aus dem Süden auftauchenden Indianern (wahrscheinlich Galls aus dem Gefecht am Reno Hill herausgezogenen Hunkpapa-Sioux) überrannt und zerstreut. Eine vernichtende Geschosssalve nach der anderen schlug dabei in die sich an der steilen Uferböschung und dem Hohlweg stauenden Menschen- und Pferdeleiber ein und die Indianer schienen plötzlich überall zu sein. Damit artete auch dieser Rückzug zu einer chaotischen Flucht in die Hügel aus. Pennington führt diese auf eine angebliche Verwundung Custers zurück (vermutlich ein Schuss in die Brust), die er erlitt, als er die Furt überquerte, um das Lager anzugreifen. Laut seinen Verteidigern im Untersuchungsverfahren würde dies – zum Teil – die Verwirrung seiner Soldaten bei ihrer Flucht auf die nahe gelegenen Hügel erklären.
Hauptmann Keoghs F-Kompanie bildete am rechten Flügel (Calhoun Hill) eine neue Gefechtslinie, wurde aber schon nach kurzer Gegenwehr überrannt. Keogh selbst scheint dabei von seinem Reittier geschossen worden zu sein, wie die Verletzungen seines Pferdes Comanche annehmen lassen. Aufgrund ihrer früheren Erfahrungen im Kampf mit den Indianern hatte Custer nicht mit so einem enormen Widerstand gerechnet und die Attacke unverdrossen fortgeführt, wodurch die fünf Kompanien über ein großes Gebiet verteilt wurden, das sich noch dazu die gegenseitige Unterstützung erschwerte. Als die Soldaten in die Hügel getrieben wurden sammelten sie sich in mehreren, voneinander isolierten Widerstandsnestern die schnell überwältigt wurden. Etwa zwanzig Überlebenden gelang es danach noch zu Custers Stellungen zu flüchten. Die Oglala- und Cheyennekrieger unter Crazy Horse und Two Moons umgingen indessen im Norden bzw. Süden den linken Flügel (Custer Hill) der Kavalleristen und suchten dann Deckung hinter Beifußsträuchern und Geländeeinschnitten. Sie griffen jedoch nicht frontal an, sondern feuerten von dort aus unaufhörlich auf die völlig freistehenden oder noch auf ihren Pferden sitzenden Soldaten, die so den Angreifern ein leichtes Ziel boten. Zudem griffen jetzt auch einige Squaws in den Kampf ein, sie schwenkten schreiend große Tücher über ihren Köpfen um die Reitpferde zu verscheuchen. Little Soldier berichtete hierzu: „Custers Männer stiegen ab und waren überall verstreut. Einige Soldaten stellten sich auf einem Hügel auf; dann sangen sie. Die Indianer erschreckten die Pferde oder sie wurden von den Soldaten getötet, bevor sie sich zu Fuß zurückzogen. Viele Pferde entkamen und rannten zum Fluss. Die Indianer befanden sich auf der Ostseite der Soldaten und überall um sie herum.“ Damit saßen nun auch Custer und der Rest seiner Soldaten in der Falle, ein Ausbruch aus dem „Custer Battlefield“ war – ohne Hilfe von außen – unmöglich geworden.
Die letzte Schlacht
- Hauptmann Myles Walter Keogh, um 1876
- Der Mustang Comanche, das Pferd, das Captain Miles Keogh bis zu seinem Tod in der Schlacht ritt (um 1880)
Laut Reglement sollten die Männer für das Gefecht absitzen und eine Schützenlinie bilden, jeder fünfte Soldat stand dahinter und hielt währenddessen die Pferde seiner Kameraden. Custers Männer standen aber auf den Hügeln hunderten, sich rasch nähernden Kriegern gegenüber, die quasi im Minutentakt einen nach dem anderen von ihnen abschlachteten. Die Verteilung der Geschosshülsen lässt annehmen, dass schon von Anfang an kein organisierter Widerstand mehr geleistet werden konnte. Der Kampflärm erschreckte die Pferde, sodass sie sich viele losrissen und mit dem Großteil der Munitionsvorräte wegliefen. Laut Sioux Häuptling Kill Eagle stürzten sie sich »...wie ein Bienenschwarm...« auf Custers Männer. Das von Schluchten und Hohlwegen durchschnittene Schlachtfeld deckte zudem das rasche Vorrücken der Kriegertrupps und verhinderte zugleich die Bildung einer geordneten Verteidigungsformation. Laut den Befunden der Archäologen und Augenzeugenberichten der Indianer versuchten offenbar einige Soldaten auch im allgemeinen Chaos zu Fuß durch die Linien der Indianer zu schlüpfen, um dem Gemetzel doch noch zu entkommen, oder wenigstens eine besser gedeckte Stellung zu erreichen. Dies lassen auch einige ausgegrabene Kugeln annehmen, die sowohl am Calhoun-, als auch am Custer-Hill gefunden und eindeutig aus ein und derselben Waffe (i. d. F. Springfield-Karabiner) abgefeuert wurden. Der Pulverrauch hüllte nach Aussage von Little Soldier das gesamte Schlachtfeld in eine dichte graue Wolke. Es sei so dunkel gewesen, dass man die Mündungsblitze der Gewehre sehen konnte. »Einige von Custers Männern sprangen in Mulden und Rinnen und kämpften dort weiter. Von Zeit zu Zeit bewegte Custer seine Flagge von Hügel zu Hügel. Die Cheyennes und Sioux wurden bald alle in den Kampf verwickelt. Einige Indianer verfolgten einen Mann, der weglief. Viele Pferde wurden verwundet.« Der Cheyenne Soldier Wolf berichtete, dass sich die Soldaten »...närrisch verhielten und wie betrunken wirkten...«, der Sioux Crow King wiederum, dass sie »...wie tapfere Krieger bis zum letzten Mann kämpften.« Anfangs bildeten die Soldaten wohl noch lockere Schützenlinien doch schon bald lösten sich diese in immer kleinere, voneinander isoliert kämpfende Widerstandsnester auf, die aus allen Richtungen von der erdrückenden Übermacht der Indianer ausgeschaltet wurden. Auch die höhere Schussfolge der Pfeilbögen trug zur relativ raschen Dezimierung von Custers Einheiten bei. Sie konnten den Indianern vorher dennoch schwere Verluste zufügen. Die verzweifelt um ihr Leben kämpfenden Männer erschossen zuletzt auch die letzten noch bei ihnen verbliebenen Pferde, um hinter ihren Kadavern etwas besseren Schutz vor dem feindlichen Geschosshagel zu finden. Vierzehn von dreißig Augenzeugenberichten, darunter auch Little Soldier, behaupten, dass einige Soldaten Suizid begingen, um nicht lebend in die Hände des Gegners zu fallen, getreu der Grenzerdevise im Kampf gegen Indianer, »...die letzte Kugel für sich selbst zu behalten...«. Beispiele hartnäckiger Gegenwehr standen neben Panik und lähmender Todesangst. Little Soldier: »Die Indianer plünderten die Soldaten. Wir sahen Dutzende Whiskyflaschen auf dem Hügel über dem Fluss. Einige konnten von weitem Soldaten sehen, wie sie die (Whisky) Becher reichten. Die Indianer nahmen sich die Gewehre der Soldaten, sobald sie einen von ihnen töteten.« In einem bald auf kürzeste Distanz geführten Gefecht erwiesen sich die Indianer als überlegene Nahkämpfer. Etwa 28 Männern (unter ihnen der Scout Mitch Bouyer, siehe auch weiter unten) gelang es, in eine nahe am Fluss gelegene Schlucht („Deep Ravine“) zu entkommen, sie wurden dort aber bald von den Indianern eingeholt und ebenfalls gnadenlos niedergemacht. So waren binnen kurzer Zeit alle fünf Kompanien bis auf den letzten Mann aufgerieben worden.
Nach allem, was man weiß, wurde Custer am Ende mit ungefähr vierzig bis sechzig seiner Getreuen in einem Karree auf einer kleinen Anhöhe (heute bekannt als „Custers Last Stand“) zusammengedrängt. Unzählige dort von den Archäologen aufgefundene Patronenhülsen zeugten davon, dass die Soldaten zuletzt in wilder Panik um sich geschossen haben müssen. Nach den Schilderungen überlebender Indianer feuerten viele jedoch die Kugeln zu hoch ab - ein Umstand, der bei Soldaten unter großen Stress oft beobachtet wurde. Wie genau Custer ums Leben kam, ist nach so langer Zeit nicht mehr zu klären, auch weil niemand aus seiner unmittelbaren Umgebung überlebt hat, konstatiert der Historiker Miloslav Stingl. Alle Erzählungen über seine Todesumstände stammen von an der Schlacht beteiligten Indianern, die beträchtlich voneinander abweichen, noch dazu herrschte auf dem Schlachtfeld das blanke Chaos.
- Einige behaupteten, dass Custer vom Häuptling White Bull getötet worden sei. Letzterer zog ihn vom Pferd, und als sich Custer, schon verwundet, mit seinem Revolver zur Wehr setzen wollte, habe ihm der Häuptling die Waffe entrissen und damit erschossen.
- Ein Arapahokrieger schilderte hingegen, dass eine Kugel Custer an der Seite getroffen hätte. Er fiel zuerst auf seine Hände und Knie, setzte sich dann zwischen vier, ebenfalls schwer verwundeten Soldaten, auf den Boden und beobachtete teilnahmslos die Tragödie, die sich um ihn herum abspielte, während ein Blutfaden aus seinem Mund rann. Am Ende hätten sich mehrere Krieger auf ihn gestürzt, angeblich wurde er und sein Bruder, Hauptmann Thomas Custer, eigenhändig vom Sioux-Häuptling Rain in the Face (laut dessen Aussage) getötet.
Es ist auch unklar, ob seine Kopfwunde tödlich war, oder ob sie ihm vor oder erst nach seinem Tod zugefügt wurde. Welcher der Krieger auch immer Custer umgebracht hat, in der Hitze des Gefechts ist es unwahrscheinlich, dass ihm bewusst war, gerade den populärsten Kommandeur der „Bleichgesichter“ getötet zu haben.
Rund um Custers Leiche lagen sein Bruder Tom, nicht weit davon sein jüngerer Bruder Boston, sein Neffe Auty Reed und die seines Adjutanten William Cooke. Viele der Leichen wurden von den Indianern in ihrem archaischen Siegesrausch mit Beilen und Messern, teils bis zur Unkenntlichkeit, verstümmelt und skalpiert, Hauptmann Thomas Custer wurde sein Herz aus dem Leib geschnitten, der Schädel zertrümmert und sein Leichnam noch nachträglich mit Pfeilen gespickt. Lieutenant William Cooke wurde sein imposanter Backenbart samt Haut vom Gesicht abgetrennt. Sie taten dies, weil sie glaubten, die Seelen entstellter Körper seien dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit auf der Erde zu wandeln. Custers Leiche wies bei seiner Bergung drei Schusswunden auf, eine an der linken Schläfe, in der Brust und am rechten Unterarm. Nachträglich waren ihm auch die Trommelfelle durchstochen und ein Glied des linken kleinen Fingers abgetrennt worden. Um 17:30 Uhr war die heiße Phase des Kampfes beendet und die Plünderung des Schlachtfeldes begann. Laut Little Soldier, hatte dieser Kampf nicht länger als eine Stunde gedauert.
Die Belagerung des Reno Hill
Die Schlacht am Little Big Horn endete jedoch nicht mit dem Massaker an Custers Männern. Die Ureinwohner gruppierten sich danach rasch um und konzentrierten sich auf die Belagerung von Reno und Benteens Bataillonen. Obwohl sie von ihrer Position aus den Gefechtslärm deutlich hören konnten, hatten die beiden Offiziere vom tragischen Schicksal Custers und seines Bataillons auch weiterhin keine Kenntnis. Nachdem auch noch Hauptmann Thomas M. McDougall mit der B-Kompanie und der Maultierkolonne des Versorgungszuges dazugestoßen war, versuchten zwei andere Kompanieführer, Hauptmann Thomas Benton Weir und Hauptmann Edward S. Godfreye, mit der D-Kompanie die Lage aufzuklären und zu Custer durchzubrechen. Sie zogen, von Reno und Benteen nur widerwillig toleriert, zur Verstärkung ihres Stoßtrupps noch zusätzlich ein paar Männer aus der Verteidigungslinie ab. Der Stoßtrupp gelangte jedoch nur bis zum sogenannten „Weir Point“ (auch Weir Ridge), etwa 4 km südlich von Custer Hill. Dort wurde er von aus dem Norden heranstürmenden Indianern nach 2 Stunden vertrieben und musste sich wieder bis an seinen Ausgangspunkt zurückziehen. Dies hatte zur Folge, dass bald immer mehr Indianer ihre völlig offene und deshalb nur schwer zu verteidigende Stellung am Reno Hill belagerten, sich während des Tages immer näher an den Verteidigungsring heranarbeiteten und die Soldaten auch mit Steinen bewarfen. Sie töteten oder verwundeten dabei elf der insgesamt 350 Verteidiger. Im Zentrum des Reno Hill wurde in weiterer Folge ein Verwundetennest eingerichtet, das rundum notdürftig mit Trossmaterial, Maultier- und Pferdekadavern geschützt wurde. Mit aufgespaltenen Feldflaschen und Messern versuchten einige der Soldaten Gruben in den Boden zu graben, um sich so etwas besser vor dem Kugelhagel der Indianer zu schützen.
Nachdem sie den ersten Tag der Belagerung ohne weitere Verluste überstanden hatten, beobachteten die Soldaten im von hunderten Lagerfeuern erleuchteten Tal die nächtlichen, von Freudenschüssen begleiteten Kriegstänze der Indianer. Freiwilligen der in der Nähe des Flusses (etwa 300 Meter) liegenden H- und M-Kompanien gelang es in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni ihre Kameraden mit Frischwasser zu versorgen. Dies war nur möglich, da sie durch einen Geländeeinschnitt, die „Water Carrier Ravine“, einigermaßen gedeckt zum Ufer kriechen konnten. Dabei tat sich vor allem der Kavallerist Charles Windolph hervor. Am Morgen des 26. Juni setzten die Indianer den Beschuss des Hügels fort, doch ab dem späten Nachmittag zogen sie sich plötzlich wieder zurück, brachen ihr Lager ab und teilten sich in kleine Gruppen auf, die Richtung Süden in der Weite der Prärie verschwanden. In der Nacht auf den 27. Juni dehnten Reno und Benteen ihre Schützenlinie nach und nach bis zum Flussufer aus, begruben ihre Toten und bereiteten sich auf einen neuen Angriff der Indianer vor.
Am darauffolgenden Tag trafen die Entsatzeinheiten unter Terry und Gibbon am Little Bighorn ein und begannen unverzüglich mit der Suche nach Custer und seinen Soldaten. Ihnen blieb jedoch nur noch die Bergung und Bestattung ihrer Leichen übrig. Später fand man ca. 6 Meilen (ca. 9 Kilometer) vom Schlachtfeld entfernt neun weitere, unmarkierte, Soldatengräber. Es wird angenommen, dass es sich dabei um die Gräber einer von Captain Frederick K. Giddleren und Lieutenant Charles Larin geführten Patrouille handelte. Der Legende nach wurde nur mehr Hauptmann Keoghs Mustang, „Comanche“, lebend auf dem Schlachtfeld vorgefunden; er wurde nach Ausheilung seiner schweren Verletzungen offiziell in den „Ruhestand“ versetzt, gelangte danach zu großer Berühmtheit und wurde noch viele Jahre später voll aufgezäumt als Maskottchen bei Regimentsdefilles mitgeführt.
Verluste
Das 7. US-Kavallerie-Regiment verlor während der Kämpfe am 25./26. Juni 1876 am Little Bighorn insgesamt 14 Offiziere, einen Assistenzarzt, 247 Soldaten, fünf Zivilisten und drei Arikare-Scouts, 52 Soldaten wurden verwundet. Fünf Indianerscouts galten als vermisst.
- Oberstleutnant Custers Bataillon: 204 Tote, Offiziere, Soldaten, zwei Kundschafter und der Journalist Mark Kellog.
- Major Renos Bataillon: 44 Tote, Offiziere, Soldaten und Kundschafter.
- Hauptmann Benteens Bataillon: 11 tote Soldaten und 22 Verwundete.
- Hauptmann McDougalls Kompanie: 5 tote Soldaten und 7 Verwundete.
Die Toten wurden rasch vor Ort beerdigt, die Schwerverwundeten wurden auf von Maultieren getragenen improvisierten Tragbahren zu dem in der Nähe ankernden Versorgungsschiff Far West gebracht und dann ins Lazarett nach Fort Abraham Lincoln abtransportiert.
Als gesichert gilt, dass auf dem Schlachtfeld erheblich weniger Indianer gefallen waren als US-Soldaten; wie viele von ihnen später noch ihren Verwundungen erlagen und über ihre tatsächlichen Verluste herrscht bis heute kein tragfähiger Konsens. Die Angaben über getötete Krieger reichen von lediglich 36 bis zu 200 Kriegern. Vielfach werden die niedrigsten indianischen Verlustangaben aufgegriffen und etwa 40 tote und etwa 80 verwundete Krieger angenommen. Hinzu kommen die etwa zehn wehrlosen Frauen und Kinder, die Renos Angriff zum Opfer fielen. Obwohl die Verluste der Prärie-Indianer im Vergleich zu denen der Weißen somit relativ niedrig erscheinen, stellten diese, deren Völker meist nur wenige Tausend Menschen zählten, durchaus enorme Verluste dar, die sie im Gegensatz zu den Streitkräften der USA nicht mehr ersetzen konnten. Es herrschte nach der Schlacht unter den Indianern daher wohl kaum Siegesstimmung.
Nachbetrachtungen
Zusammenfassend betrachtet handelte es sich dabei nur um ein örtlich begrenztes Vorhutgeplänkel, ausgetragen von allenfalls 2500 Kombattanten, das auf den weiteren Verlauf der Strafexpedition (militärisch) keine negativen Auswirkungen hatte. In vermutlich weniger als einer Stunde hatten die Sioux, Arapaho und Cheyenne diesen Kampf in den Hügeln für sich entschieden, aber dabei wohl selbst hohe Verluste erlitten. Die volle Verantwortung für das Desaster vom 25. Juni 1876 ist laut dem Bericht General Terrys ausschließlich Custer zuzuschreiben. Er hatte ohne vorherige sorgfältige Aufklärung seine Streitmacht aufgesplittert und zu weit auseinandergezogen, sodass eine Flankendeckung und rasche gegenseitige Unterstützung der Bataillone nicht mehr gegeben war. Seine Risikofreude und Neigung zu Spontanentscheidungen, die im Sezessionskrieg seine große Stärke als Reiterführer gewesen war, kosteten ihn am Little Bighorn das Leben. Auch Archäologen konnten den Ablauf der Schlacht rekonstruieren und bestätigten Custers schwere strategische Fehler. Selbst seine Förderer Sherman und Sheridan kritisierten später Custers überhastete und unbedachte Vorgangsweise.
Schuldfragenanalyse
Von dem Moment an, als er beschloss, von Terrys Plan abzuweichen, übernahm Custer die Hauptverantwortung für den fatalen Ausgang der Schlacht. Nathaniel Philbrick führt hingegen an, dass Custers Entscheidung, seine Truppen aufzuteilen, keineswegs ungewöhnlich, wenn auch (in diesem Fall) sicherlich riskant war, und dass er darüber hinaus den Befehlen von General Terry folgte, der ihm dabei einen beträchtlichen Handlungsspielraum ließ. Philbrick macht deutlich, dass ein Großteil der Kritik an Custer retrospektiv ist: „Im Nachhinein mag Custer wie ein egoistischer Idiot aussehen. Aber wie Sitting Bull, Two Kettle, und noch einige andere Lakota und Cheyenne an diesem Tag erkannten, war er dem spektakulärsten Sieg seiner Karriere schon erschreckend nahe gekommen.“
Der Erfolg seiner Attacke hing davon ab, dass die restlichen Kompanien seines Regiments rasch zu seiner Unterstützung heranrückten (vor allem diejenigen, die von Major Reno und Captain Benteen angeführt wurden). Im Allgemeinen galt im Kampf gegen den Feind: „Vereint ist besser“ und von der Aufteilung der vor Ort verfügbaren Streitkräfte wurde abgeraten. Aber auch hier waren Verstöße gegen die Regel keine Seltenheit. Ein erfolgreiches Beispiel für einen taktischen Plan, der gegen das Regelwerk verstößt, war die Aufteilung seiner Truppen durch den konföderierten General Robert E. Lee am in 2. Mai 1863 bei Chancellorsville, als er Teile seiner Virginia-Armee unter Thomas (Stonewall) Jackson auf einen nächtlichen Gewaltmarsch um US-General Joseph Hookers linke Flanke beorderte, was wenig später mit einer spektakulären Niederlage für die Unionstruppen endete.
Daher ist es vielleicht etwas zu einfach, Custer allein für diese Niederlage verantwortlich zu machen. Wie Philbrick außerdem feststellt und seine Schlussfolgerung teilweise auf die Aussage eines Adjutanten des kommandierenden Generals stützt, hatte Terry „...Custer mit seinen listigen, legalistischen Befehlen in die Enge getrieben...“, und damit die ganze Verantwortung auf ihn abgewälzt. Obwohl sein Schlachtplan in die berüchtigtste Militärkatastrophe in der Geschichte der USA mündete, ist letzterer wieder in den Schatten der Geschichte zurückgekehrt und hat alleine Custer in den Mittelpunkt dieser Tragödie gerückt, an dessen Zustandekommen Terry vielleicht mehr als jeder andere der daran beteiligten Protagonisten seinen Anteil hatte.
Reno und Benteen wurde später ebenfalls vorgeworfen, ihre Pflicht nicht erfüllt zu haben. Reno, dem noch dazu Feigheit vor dem Feind vorgeworfen wurde, forderte eine offizielle Untersuchung, um seinen Namen wieder reinzuwaschen. In der Tat lässt sich darüber spekulieren, dass Custer ihn möglicherweise unterstützt hätte, indem er das Dorf auf der rechten Flanke angegriffen hätte, wenn Reno seinen Attacke fortgesetzt, den Kampf bis ins Lager ausgeweitet und eine weitere halbe Stunde durchgehalten hätte. Rückblickend ist es jedoch angesichts der großen Anzahl der Indianer (die weder Reno noch Custer kannten) unrealistisch zu glauben, dass Reno so lange hätte widerstehen können, wenn man bedenkt, dass Custers Bataillon mit doppelt so vielen Männern in weniger als einer Stunde aufgerieben wurde. Andere stellten Renos Entscheidung in Frage, das Gehölz zu verlassen, wo er den Gegenangriff der Hunkpapa besser hätte standhalten können, um Custer damit Zeit zu verschaffen, das Lager erneut anzugreifen. Das Untersuchungsgericht entlastete Reno zwar, wies jedoch darauf hin, dass jüngere Offiziere bessere Leistungen erbracht hätten als er. Als Reno sich auf den Hügel verschanzte, weigerte er sich, sich von dort weiter vorzurücken, bis Terrys Truppen zwei Tage später eintrafen. Aber es wäre an Custer gewesen, Reno zu unterstützen und nicht umgekehrt.
Das Ende des freien Volkes
Trotzdem bewiesen all diese Ereignisse einmal mehr, dass die Ureinwohner der modernen Kriegsmaschinerie der Weißen auf Dauer nicht gewachsen und sie vor allem nicht in der Lage oder willens waren auch über den Tag hinaus strategisch zu denken. Nach der Vernichtung von Custers Bataillon noch hochmotiviert und vereint, hätten sie (theoretisch) die Gunst der Stunde nutzen können und neben dem Rest des 7. Kavallerieregiments am Reno Hill, auch noch Terrys und Gibbons heranrückende Truppen zernieren oder zumindest zum Rückzug zwingen können, womit der Feldzug vorerst gescheitert gewesen wäre. Aber stattdessen setzten sie sich relativ schnell vom Schlachtfeld ab und zerstreuten sich in alle Winde. Als erster und einzig nennenswerter Erfolg der Native Americans in offener Feldschlacht gegen US-Truppen hat dieser epische Kampf dennoch auch für deren Nachfahren bis zum heutigen Tag eine hohe Bedeutung und Symbolkraft.
Dieser „Sieg“ sollte ihnen jedoch bald zum Verhängnis werden. Custers Tod und der seiner Soldaten wurde in der Öffentlichkeit mit großer Bestürzung aufgenommen. Noch dazu war er von „primitiven Wilden“ besiegt worden, was vielen als unvorstellbar erschien. Einige Zeitungen behaupteten, dass Sitting Bull kein echter Ureinwohner war, es durfte nicht sein, dass ein Indianer Weiße in einen Hinterhalt locken konnte. Man schrieb, er müsse zumindest Napoleon Bonaparte studiert haben, um Custer zu schlagen. Er sei in Wahrheit ein Spion, der West Point absolviert habe und dann zu seinem Volk zurückgekehrt sei. Nur so ließe sich sein militärisches Geschick erklären. Nach der Schlacht machte die US-Army nur noch gnadenloser Jagd auf die letzten freien Indianer, deren Koalition rasch zerfiel. Aufgebracht über den Tod des beliebten Bürgerkriegshelden, noch dazu am Vorabend der Hundertjahrfeier der USA, forderte die empörte Nation harte Vergeltungsmaßnahmen. Die Black Hills wurden kurzerhand für weiße Siedler geöffnet und innerhalb eines Jahres war die Sioux-Nation geschlagen, „Custer's Last Stand“ war auch ihr letztes Gefecht. Noch im Spätsommer 1876 wurden 3.000 Sioux am Tongue River von den Truppen unter General Terry gefangen genommen. Die letzten von ihnen kapitulierten am 31. Oktober 1877 und mussten wieder in ihre Reservation zurückkehren oder flohen nach Kanada. Die Stammesgruppen unter Sitting Bull, Crazy Horse und Gall weigerten sich jedoch, wieder dorthin abgeschoben zu werden. Crazy Horse wurde durch Häuptling Spotted Tail von General Crook zugesichert, dass seinen Leuten ein eigenes Reservat am Powder River zugewiesen würde. Am 5. Mai 1877 erschien sein abgekämpftes und hungerndes Volk vor Fort Robinson, Nebraska, und ergab sich. Crazy Horse wurde schon kurz danach bei einem Fluchtversuch von einem Wachsoldaten getötet. Sitting Bull ging mit 5000 seiner Lakota vorerst ebenfalls nach Kanada, kehrte erst Jahre später in die USA zurück und ergab sich auf Gnade und Ungnade der Armee. 1890 fiel auch er einen Mordanschlag zum Opfer.
Der Mythos der Nation
Dass die Niederlage und Tod Custers schließlich doch zu einem nationalen Mythos mutierte, war vor allem das Verdienst seiner kämpferischen Witwe Elizabeth Bacon Custer. Präsident Grant und General Samuel Sturgis, dessen Sohn am Little Bighorn gefallen war, hatten zuvor noch scharfe Kritik an Custers Führungsstil geübt und sein rücksichtsloses Vorwärtsdrängen als Hauptursache für das Desaster ausgemacht. Elizabeth arbeitete deswegen unermüdlich daran, das schwer erschütterte Andenken ihres Gatten wieder reinzuwaschen. Einer ihrer wichtigsten Verbündeten hierfür waren, neben der Bennett-Presse, Frederick Whittaker, ein erfolgreicher Autor von – zu dieser Zeit sehr beliebten – Groschenromanen, mit deren Hilfe eine großangelegte Imagekampagne gestartet wurde. Whittaker verfasste aufgrund von persönlichen Briefen, die sie ihm zur Verfügung stellte, und aus Zeitungsberichten eine in den hellsten Farben strahlende Biografie des toten Custer, die die Grundlagen für die spätere Custer-Legende legte. In diesem Werk, das schon im November 1876 erschien, deutete er kurzerhand eine blamable Niederlage zu nichts geringerem als der amerikanischen Version der Nibelungenschlacht um:
»Da fielen sie […] jeder Mann an seinem Platz, ohne zu schwanken, ohne zurückzuweichen […] bis die letzte Patrone verschossen war.«
Bei einem Heldenepos dieser Kategorie durfte natürlich auch der ruchlose Schurke nicht fehlen, den Whittaker im – ohnehin unbeliebten – Major Reno erkannt haben wollte. Er allein habe, nach der Lesart Whittakers, durch sein feiges Zurückweichen zu Beginn der Schlacht die Katastrophe erst möglich gemacht. Auf Druck der Öffentlichkeit wurde daher 1878 eine Untersuchung durch ein Militärgericht eingeleitet, im Zuge dessen dem Major jedoch keine gröberen Verfehlungen nachgewiesen werden konnten. Aber trotz des Freispruches galt er bei der Mehrheit der US-Bürger weiterhin als ehrloser Feigling. Reno war danach für den Rest seines Lebens (vergeblich) damit beschäftigt, seine Reputation wiederherzustellen. Er verfiel dabei vollends dem Alkohol, wurde unehrenhaft aus dem Militärdienst entlassen und starb 1889 an Kehlkopfkrebs. Hauptmann Frederick Benteen verfasste noch Jahre später Schmähschriften über Custer und musste nach überzogener Kritik an seinen Vorgesetzten ebenfalls seinen Abschied nehmen.
Forschungstätigkeit
Heute wird versucht, insbesondere durch archäologische Untersuchungen vor Ort und Studium aller verfügbaren Quellen, den historisch genauen Ablauf der Ereignisse zu rekonstruieren. Größeren Bekanntheitsgrad haben vor allem die entsprechenden Forschungen auf dem Schlachtfeld seit den frühen 1980er Jahren erlangt. Zunehmend erweisen sich dabei die Überlieferungen der Nachfahren der beteiligten Stämme als größtenteils zutreffend. Seit auch die Behandlung der Ureinwohner bei der Eroberung Amerikas mittlerweile in der breiten Bevölkerung als großes Unrecht begriffen wird, hat sich seit dem Ende des 20. Jahrhunderts die, in großen Teilen überkommene, Interpretation dieser Schlacht am und das Image des „Boy-General“ fundamental gewandelt.
Schlachtfeldforensik
Die meisten Toten wurden von Renos Soldaten offensichtlich nur notdürftig verscharrt und deren Gräber mit Holzpflöcken markiert. Soweit sie noch vor Ort identifiziert werden konnten, wurden ihre persönlichen Daten auf kleine Zettel notiert die man in leere Patronenhülsen steckte und neben sie ins Grab legte. Das Grab Custers soll nach Angaben der Beteiligten 46 cm tief (etwas tiefer als die der übrigen Soldaten) gewesen sein und breit genug um neben ihn auch seinen Bruder Thomas zu bestatten. Bevor das Grab wieder zugeschaufelt wurde bedeckte man die beiden prominenten Toten noch mit einer Decke und einigen Zeltplanen. Abschließend wurde noch ein indianischer Travois darübergelegt und mit Steinen beschwert, um das Grab besser vor Aasfressern zu schützen.
1877 bargen Angehörige des 7. Kavallerieregiments Custers Überreste und die seiner Offiziere. Custers sollte in West Point mit großem Pomp erneut bestattet werden. Viele der Gebeine waren aber inzwischen schon von Aasfressern ausgescharrt und in alle Winde zerstreut worden, da die hastig ausgehobenen Gräber viel zu flach angelegt waren. In den folgenden Jahren berichteten Besucher, dass einige der Gedenktafeln umgeworfen und dort wohl auch Grabräuber ihr Unwesen getrieben hatten. 1881 wurde im Auftrag der Regierung erneut ein Bergungskommando in Marsch gesetzt, um die mittlerweile überallhin verstreuten Knochen einzusammeln und etwas würdevoller in einem Gemeinschaftsgrab zu bestatten. Heute steht darüber ein etwas klobiger geratener Gedenkstein aus Granit, in dem die Namen der Gefallenen eingemeißelt sind. Einzelne nummerierte Gedenktafeln kennzeichnen zudem die Positionen an denen die Soldaten gefunden wurden, bzw. getötet worden waren, es ist bislang das einzige Schlachtfeld mit dieser Art von Markierungen. In den nächsten 100 Jahren wurden aber dennoch immer wieder Gebeine in den umliegenden Hügeln aufgefunden, sofern sie nicht als Schlachtfeld-Souvenir verschleppt wurden, brachte man sie in das Depot des örtlichen Museums, heute eine nationale Gedenkstätte der USA.
Im August 1983 legte ein Steppenfeuer auf dem ehemaligen Schlachtfeld weitere Knochen von Custers Soldaten frei, die dort seit 107 Jahren unentdeckt gelegen hatten. In der Nähe der Gedenktafeln 33 und 34 stießen Archäologen auf einen aus den Boden ragenden menschlichen Knochen, genau an jener Stelle (Deep Ravine Trail), wo vermutlich 28 von Custers Männern getötet und bestattet worden waren. 1984 wurden die Stelle von einem Archäologenteam des National Park Service genauer untersucht und die dort aufgefundenen Knochenfragmente anthropologisch analysiert. Bei über 40 Prozent von Custers Soldaten handelte es sich um Einwanderer aus Deutschland, England und Irland, 28 Iren, 27 Deutsche und 16 Briten. Drei seiner Männer waren indigener Herkunft (vom Stamm der Crow-Indianer) und dienten ihm als Scouts. Unter den Toten war auch ein Afroamerikaner, Isaiah Dorman, der als Übersetzer arbeitete. Anhand der im Museum lagernden Knochen konnte einer von Custers Soldaten vom renommierten Anthropologen Clyde Snow noch nachträglich identifiziert werden. Es handelte sich dabei um Mitch Bouyer, ein Indo-Franzose der ebenfalls als Scout im 7. Kavallerieregiment gedient hatte. Er war zum Zeitpunkt seines Todes 21 Jahre alt, durch zwei Schüsse in die Brust und Unterleib getötet und danach mit einem Beil zerhackt worden. Da noch ein zeitgenössisches Foto von ihm existiert konnte seine Identität mittels Überblendung seines Schädelfragments durch das Nebraska Educational Television Team auch auf diesem Weg bestätigt werden. Einige Berichte über den Auffindungsort der Toten wurden nun in Zweifel gezogen, nachdem soll Bouyer nämlich am Custer Hill getötet worden sein.
Clyde Snow studierte daraufhin auch die Aufzeichnungen über Exhumierung und Überführung von Custers Überresten nach West Point noch etwas genauer. Nach Aussage von Sergeant John Ryan, der die Bergungsaktion leitete, wurden diese angeblich mit besonderer Sorgfalt durchgeführt. Das Grab, das man 1877 zuerst öffnete, enthielt aber nur einen Leichnam. Zudem stand auf der darin befindlichen Uniformbluse der Name eines Unteroffiziers. Also öffnete man ein weiteres Grab, das aber nur einen Schädel, mehrere Rippen und einen Oberschenkelknochen enthielt. Außerdem wurden keinerlei Reste der Zeltplanen, der Decke oder des Transportgestells vorgefunden. Obwohl einige Mitglieder der Bergungsmannschaft ihre berechtigten Zweifel hatten, wurden die Knochen trotzdem als die Custers deklariert und nach West Point geschafft. Es ist daher, laut Clyde Snow, gut möglich, dass Custers Überreste in Wahrheit im 1881 angelegten Massengrab beigesetzt wurden und daher nicht in seinem offiziellen Ehrengrab in West Point liegen können.
Trivia
Auf beharrliches Betreiben von Custers Witwe, ging die selbstverschuldete Niederlage schließlich als der Kampf eines heldenhaften und aufrechten Offiziers gegen die „Wilden“ in die jüngere US-Geschichte ein. Eine Brauerei nutzte ebenfalls den Hype um Custer und ließ in 150.000 Saloons das Bild des fotogenen Offiziers aushängen. Wie ihr Gatte die Ikone einer sich rasch veränderten Welt war, war Elizabeth die der ewig trauernden Witwe, sie spielte diese Rolle bis zu ihrem Tod im Jahr 1933. Witwen sind in der nordamerikanischen Gesellschaft sehr angesehen, solange sie lebte, war Kritik an ihrem Mann tabu. Sie schrieb drei Bestseller, in denen sie ihr Leben mit George Armstrong als charmant, strahlend und ehrenhaft verklärt. Diese Bücher sollten für fast 50 Jahre das Bild von Custer bestimmen. Aber es gab auch Zeitzeugen, die ihn als rücksichtslosen Karrieristen bezichtigten, dem – damit allerdings dem damaligen Zeitgeist entsprechend – jedwedes Unrechtsbewusstsein beim ungleichen Kampf gegen die nordamerikanischen Ureinwohner gefehlt habe.
Custer und seinen Soldaten wurde zehn Jahre später auf den Schlachtfeld ein Denkmal errichtet, das „Custer Battlefield Memorial“. Im Sommer 1926, zum 50. Jahrestag der Schlacht, wurde ein „Versöhnungsfest“ organisiert, zu dem Historiker und auch die in den Reservaten lebenden Häuptlinge als Gäste eingeladen wurden. Zuschauer aus allen Teilen des Landes wurden mit ermäßigten „General-Custer-Bahn-Tickets“ angelockt. Einer der Ehrengäste war der frei in Kanada lebende Enkel von Sitting Bull (im Gegensatz zu den meisten anderen Lakota). In der breiten Öffentlichkeit war zu dieser Zeit nur noch wenig über die Ereignisse am Little Bighorn bekannt, und auch die Lakota hüllten sich darüber in Schweigen. Vom Nachfahren des großen Häuptlings erhoffte man sich daher auch einige pikante Einzelheiten zum Ablauf der Schlacht zu erfahren. Der aber legte bei seinem Auftritt stattdessen ein Bündel Dollarscheine auf das Rednerpult und sorgte dann für das perfekte PR-Desaster:
„Die weißen Männer, die mich hierher eingeladen haben, haben mich um einige versöhnliche Worte gebeten. Ich kann den weißen Männern, die von mir – für Dollars – solche Worte zu hören wünschen, aber diese nicht sagen. Damit würde ich das Andenken meines Großvaters schänden. Ich gebe nun das Geld wieder zurück. Es liegt hier, wer es haben will, kann es sich nehmen. Das sind die Worte eines freien Lakota, der in Kanada lebt und seinen Unterhalt mit seiner Hände Arbeit verdient.“
George Armstrong Custer, der Offizier mit dem langen blonden Haar, Symbol einer bestimmten Gedankenwelt, galt für eine lange Zeit als unbestrittener Nationalheld, Märtyrer der Zivilisation und des amerikanischen Fortschrittes. Mit seinem Tod wollte man die Eroberung des Westens rechtfertigen, da ja auch Weiße dafür ihr Leben gelassen hatten und Custer war ihre wertvollste Opfergabe. Je strahlender, überhöhter und ruhmreicher Custer postum dargestellt wurde desto größer war die Bedeutung ihres Opfers während sie die Indianer scheibchenweise um ihr Land brachten. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Einstellung zu den Ureinwohnern Amerikas aber fundamental gewandelt und die, in diesem Zusammenhang unrühmliche Vergangenheit wurde neu bewertet. Custer wandelte sich vom unbestrittenen Helden zum Schurken, vom brillanten Anführer zum sorglosen Narren. Er ist nicht länger eine makellose Persönlichkeit, aber trotzdem erinnern sich viele noch an ihn. Custer ist heute wegen derselben Dinge umstritten, die ihn damals so erfolgreich machten. Er war zweifellos ein herausragender Mann, der es verstand sich mit den Medien seiner Zeit immer wieder neu zu einer Person des öffentlichen Interesses zu stilisieren, verkörpert aber auch vieles, was uns heute an der amerikanischen Historie großes Unbehagen bereitet.
Erinnerungskultur
Seit 1879 ist der Schauplatz der Schlacht als „National Cemetery“ (Nationalfriedhof) ausgewiesen, seit 1940 untersteht er dem National Park Service, seit 1946 steht die Gedenkstätte im Rang eines National Monuments. Zwischen 1999 und 2003 wurden im „Little Bighorn Battlefield National Monument“ auch Denkmäler für gefallene Indianerkrieger enthüllt. Gegenüber dem Denkmal für die gefallenen Soldaten, unter dem nach offiziellen Angaben ca. 220 Soldaten bestattet sind, steht seit 2003 das sog. Indian Monument, das an die in der Schlacht umgekommenen Indianer und an die indigenen Scouts, die im 7. Kavallerieregiment gedient hatten, erinnern soll. Seit einigen Jahren stehen auch rote Marmorsteine zum Gedenken an einzelne getötete Krieger auf dem Schlachtfeld – es sind demnach damals etwa 60 Indianer ums Leben gekommen. Neben dem Schlachtfeld, das in den 1990er Jahren auf Initiative des damaligen indigenen Senators Nighthorse Campbell von „Custer Battlefield“ in „Little Big Horn Battlefield“ umgetauft wurde, liegt der „Custer National Cemetery“, auf dem u. a. Marcus Reno, einige der Crow-Scouts des 7. Kavallerieregiments, und Soldaten aus Ford Fetterman, die unter General Crook im Kampf gegen Red Clouds Krieger am Bozeman Trail starben. Ferner wurde sogar ein Gedenkstein für die getöteten Kavalleriepferde aufgestellt.
Alle Jahre wieder findet zudem auf dem Schlachtfeld am 25. Juni eine Gedenkfeier statt, die Tausende von Besuchern nach Montana lockt. Der Höhepunkt ist jedes Mal eine Nachstellung des Gefechtes durch Protagonisten aus der Reenactment Szene. Wenngleich der Ort 1991 offiziell umbenannt wurde, um damit auch den indianischen Gefühlen Respekt zu erweisen, sind es doch größtenteils weiße Kavallerie-Enthusiasten, die »Custer Buffs«, die diese Veranstaltung besuchen. Eine weitere Bastion der Custer Verehrung ist die U.S. Army, das 7. Kavallerie Regiment besteht bis heute, wenngleich in anderer Form. Nach Auflösung der berittenen Truppe wurde es im Zweiten Weltkrieg als schnelle motorisierte Einheit eingesetzt, in Vietnam mit Hubschraubern als »Luft Kavallerie« usw.
Aufarbeitung der Schlacht durch die Filmindustrie
Maßgebende Bedeutung für die weltweite Verbreitung der Custer-Legende kam im frühen 20. Jahrhundert dem damals neuen Massenmedium Film zu. Die Ereignisse der Schlacht wurde dort immer wieder nachinszeniert und Custers Rolle in diesem Drama nur stereotyp bewertet. Meist wird dabei sein selbstloser Kampf gegen eine Übermacht von blutrünstigen Wilden in den Vordergrund gestellt. Sein forsches und eigenmächtiges Vorrücken, das diese Niederlage erst ermöglichte, wird einmal als mutig, dann wieder als fatale Selbstüberschätzung gewertet. In keinem dieser Filme durfte zudem der letzte Akt am „Last Stand Hill“ fehlen, in der Custer meistens als Letzter fällt, mal heldenhaft, mal zerknirscht. 1941 kam Raoul Walshs Film Sein letztes Kommando (They Died with Their Boots On) mit Errol Flynn in der Hauptrolle als Custer in die Kinos. Besonders seine Schlussszene war damals für die US-Amerikaner als Motivation für den Krieg gegen das Kaiserreich Japan und Nazideutschland enorm symbolträchtig. Die Botschaft dahinter: Die Zivilisation musste unbedingt über das Böse triumphieren und dafür brauchte man Männer, die niemals aufgaben, selbst gegenüber einer überwältigenden Übermacht.
Ausgerechnet Hollywoods größter Mythenerzähler, der Regisseur John Ford, begann 1947 in »Fort Apache« mit der Demontage des Vorzeigehelden. Ford verlegte die Schlacht hierzu nach Colorado, genauer in das Monument Valley, aus den Sioux wurden die Apachen, aus Custer, Ltn. Colonel Owen Thursday (gespielt von Henry Fonda). In dem besagten Film hetzt Thursday, ein maßlos ehrgeiziger wie arroganter Offizier, seine Soldaten grob fahrlässig und unnötig in eine vernichtende Niederlage gegen die Indianer. Die von Ford eingeleitete Entzauberung Custers setzte sich in den folgenden Jahrzehnten fort. Besonders in der Ära nach dem Vietnamkrieg werden die Ereignisse am Little Bighorn aus einer völlig anderen Perspektive und äußerst kritisch gesehen.
In diesem Zusammenhang sind zwei Werke besonders hervorzuheben:
- Arthur Penns Little Big Man: In diesem Film wird Custer als mitleidloser Zyniker und größenwahnsinniger Irrer dargestellt, vor allem seine negativen Charaktereigenschaften, seine Brutalität und Ignoranz werden hervorgehoben. Der Vorstoß mit viel zu wenig Männern sei zudem eine bewusst gesetzte Handlung gewesen, da Custer auf einem leichten und raschen Sieg über die Indianer hoffte. Ziel war es, damit im Volk populär genug zu werden, um bei den kommenden Wahlen für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten kandidieren zu können. Sein letztes Gefecht wird als Gleichnis für den Wahn der imperialen Bestrebungen der USA dargestellt.
- Mike Robes zweiteilige Fernsehserie General Custers letzte Schlacht (Son of the Morning Star). Der Regisseur bemüht sich hierbei um eine historisch authentische Darstellung der Geschehnisse am Little Bighorn und berücksichtigt auch die Beweggründe der Indianer für ihren Kampf gegen die weißen Landräuber, die (aus Profitgier) nach und nach ihre Lebensgrundlagen und einzigartige Kultur zerstörten.
Siehe auch
Medien
Literatur
- Debra Buchholtz: Battle of the Greasy Grass/Little Bighorn: Custer’s Last Stand in Memory, History, and Popular Culture. Taylor and Francis, Hoboken 2013, ISBN 978-1-136-30049-3.
- Evan S. Connell: Son of the Morning Star. Custer and the Little Bighorn. New York 1985.
- John Okute Sica: Das Wunder vom Little Bighorn – Erzählungen aus der Welt der alten Lakota. Palisander Verlag, 1. Auflage 2009, ISBN 978-3-938305-10-2. Enthält u. a. einen Zyklus aus Erzählungen, die die Schlacht am Little Bighorn aus Sicht der Lakota beschreiben.
- Richard A. Fox: Archaeology, History, and Custer’s Last Battle: The Little Big Horn Reexamined. University of Oklahoma Press, Norman (OK) 1993, ISBN 0-8061-2496-2.
- William A. Graham, Brian C. Pohanka (Einleitung): The Reno Court of Inquiry: Abstract of the Official Record of Proceedings. Stackpole Books, Mechanicsburg (PA) 1995.
- Ronald H. Nichols: Reno Court of Inquiry: Proceedings of a Court of Inquiry in the Case of Major Marcus A. Reno. Hardin (MT): Custer Battlefield Museum 1996.
- Charles Windolph, Frazier Hunt, Robert Hunt: I fought with Custer: the story of Sergeant Windolph, last survivor of the Battle of the Little Big Horn, as told to Frazier and Robert Hunt. With explanatory material and contemporary sidelights on the Custer fight. Reprint der Ausgabe New York, Lincoln (Nebr.) 1954, University of Nebraska Press 1987 (engl.)
- Christopher Joyce: Custers letztes Geheimnis. Ein forensischer Anthropologe fand heraus: Im Grab des amerikanischen Volkshelden liegt womöglich der falsche Mann. GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992.
- John S. Gray, John A. Popovich, Robert M. Utley: Centennial Campaign. The Sioux War of 1876. L. Tom Perry Special Collections, 1976.
- Albert Winkler: Die Schlacht am Little Bighorn und ihre physischen Zeugnisse. Eine Frage der Interpretation (2. Teil), Brigham Young University, 2016. PDF
- Albert Winkler: The Germans and Swiss at the Battle of the Little Bighorn 1876. Foreigners in the Seventh Cavalry. SAHS Review, 2018. PDF
- Sandy Barnard: Digging into Custer's Last Stand. Huntington Beach, California: Ventana Graphics 1998. S. 121–136. ISBN 0-9618087-5-6.
- Jack Pennington: Battle of Little Big Horn: A Comprehensive Study. Upton & Sons und Pennington 2001, ISBN 978-0-912783-34-5.
- Jack Pennington: Custer Vindicated, Universo 2007. ISBN 978-0-595-45542-3
- Holger Bütow: George Armstrong Custer, in: Militärgeschichte – Zeitschrift für historische Bildung, Nr. 4, 2007.
- Richard A. Fox: Archaeology, History and Custers Last Battle, Norman 1993.
- Robert M. Utley: Cavalier in Buckskin. George Armstrong Custer and the Western Military Frontier, Norman 2001.
- Nathaniel Philbrick: The Last Stand: Custer, Sitting Bull and the Battle of the Little Bighorn. New York: Viking Penguin, 2010.
- Richard G. Hardorff: Indian Views of the Custer Fight: A Source Book. The Arthur Clark Co. Spokane, WA 2004.
Weblinks
- Offizielle Seite des National Park Service (englisch)
- Friends of the Little Bighorn Battlefield website (englisch)
- Schlacht am Little Bighorn
- Vorläufiger Bericht von Major Marcus A. Reno vom 5. Juli 1876 zum Schlachtverlauf (englisch)
- Auszüge des Protokolls der Marcus A. Reno Untersuchungskommission (Reno Court of Inquiry) von 1879 (englisch)
- Sonderausstellung zur Schlacht am Little Big Horn im Karl-May-Museum Radebeul bei Dresden
- Charles D. Collins, Jr.: Atlas of the Sioux Wars, Second Edition
- Little Soldier's Story of the Battle. A Hunkpapa Sioux's account of the Battle of the Little Bighorn.
Anmerkungen
- ↑ Die Sioux nannten sich selber „Da-coh-tah“, was so viel wie Freund oder Verbündeter bedeutet. Die Chippewas, die Erbfeinde der Dakotas, bezeichneten die Sioux als „Nadoweis-siw“, was mit Schlangen oder Feinde übersetzt werden kann. Die Franzosen machten daraus dann „Nadoues-sioux“, woraus schließlich der Name „Sioux“ entstand.
- ↑ Dabei bedeckte man die Saat mit Staub, um sie vor dem Austrocknen zu schützen.
- ↑ Man schätzt, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch bis zu 30 Millionen dieser Tiere die Prärien Nordamerikas durchstreiften. Um die wichtigste Lebensgrundlage der amerikanischen Ureinwohner zu zerstören, erlaubte die Regierung in Washington u. a. den Eisenbahngesellschaften, die Büffelherden systematisch zu dezimieren, um so ungestört ihre Schienenstränge verlegen zu können. Sie warben dafür professionelle Jäger (z. B. Buffalo Bill) an. Diese sollten so viele Tiere wie möglich abschlachten. Oft wurden eigens für diesen Zweck eingerichtete Sonderzüge neben den großen Herden angehalten, damit die Fahrgäste die Büffel zu ihrem Vergnügen abschießen konnten.
- ↑ Am 30. Juni 1980 sprach der Supreme Court im Fall United States versus Sioux Nation of Indians letzterer eine Entschädigungssumme von 106 Millionen Dollar zu – für den Wert des Landes im Jahr 1877 plus Zinsen für die bis dato abgelaufenen 103 Jahre. Die Sioux lehnten erneut ab, für sie sind die Black Hills bis zum heutigen Tag unverkäuflich geblieben.
- ↑ Man nimmt an, dass damals viele nur dem Heer beitraten, um einen kostenlosen Transport in den Westen zu erhalten, wo sie u. a. wegen von ihnen verübten Straftaten leichter und für längere Zeit untertauchen konnten. In den allermeisten Fällen wurden Deserteure auch nicht festgenommen und vor Gericht gestellt, vielmehr sah das Oberkommando die Fahnenflucht als eine Art von Reinigungsprozess an.
- ↑ Aufgrund eines Vorfalles beim Überfall des 7. Kavallerieregiments auf ein Indianerdorf der Cheyenne am Washita Creek 1868. Die Abteilung unter Major Joel Haworth Elliott stieß bei der Verfolgung flüchtender Indianer unerwartet auf eine Gruppe aus Cheyenne-, Arapaho- und Kiowakriegern, die dem Dorf zu Hilfe kommen wollte, und dann von dieser aufgerieben wurde. Custer, der vom Vorgehen des Majors wohl nicht unterrichtet war, befahl den Abzug, obwohl das Fehlen von Elliot und seinen Männern zu diesem Zeitpunkt schon aufgefallen war. Er hatte sein Operationsziel erreicht und ließ auch nicht nach den Vermissten suchen.
- ↑ Nach Oberleutnant James Calhoun, I-Kompanie des 7. Kavallerieregiments.
- ↑ Jede Waffe verursacht ein individuelles Spurenbild. An abgefeuerten Kugeln sind dann Riefen, Einkerbungen und Abdrücke zu erkennen, die unter anderem beim Lauf durch die spiralförmigen eingefräßten Züge in den Gewehrläufen entstehen, weiters waren auf Geschosshülsen die Spuren des Schlagbolzens zu erkennen. Sie alle sind für eine Waffe unverwechselbare Identifizierungsmerkmale.
- ↑ Man vermutet, dass in Wahrheit dort die letzten US-Soldaten getötet wurden und nicht am Custer Hill.
- ↑ Renos Bergungskommando konnte von den 168 vorgefundenen Toten nur 56 identifizieren.
- ↑ Um nach den Glauben der Indianer im nächsten Leben besser hören zu können, was er nicht hören wollte.
- ↑ Windolph wurde noch auf dem Schlachtfeld von Hauptmann Benteen zum Sergeant befördert und erhielt etwas später auch die Medal of Honor verliehen.
Einzelnachweise
- ↑ Gregory Michno, Encyclopedia of Indian Wars, 2003, S. 296; Michno, Mystery of E-Troop, S. 16–18; Utley, Frontier Regulars, S. 265–268.
- ↑ Anm.: Auch als „Battle of the Greasy Grass“ oder „Custer’s Last Stand“ bezeichnet.
- ↑ Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 8.
- ↑ Robert Kershaw: Red Sabbath: The Battle of Little Bighorn. Ian Allan Publishing, 2005. S. 6–5.
- 1 2 BR radioWissen, Thema: Die Schlacht am Little Bighorn, 2014 (abgerufen am 18. Jänner 2023)
- ↑ Alexander Bräuer: Die „Bone Wars“ und der amerikanische Siedlerkolonialismus. Universität Rostock, Institut für Anglistik/Amerikanistik, online Artikel vom 4. Mai 2017 (abgerufen am 24. Januar 2023).
- ↑ Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 99.
- ↑ Joan Waugh: Ulysses S. Grant. Domestic Affairs. In: Webpräsenz millercenter.org. University of Virginia, abgerufen am 3. Februar 2023 (englisch).
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Holger Bütow: George Armstrong Custer, in: Militärgeschichte – Zeitschrift für historische Bildung, Nr. 4, 2007, S. 18–21.PDF
- ↑ Eric Foner: Give Me Liberty! An American History. W. W. Norton, New York NY u. a. 2004.
- ↑ NATIONAL GEOGRAPHIC. GESCHICHTE UND KULTUR. Alexandra Fuller: Die Leiden der jungen Sioux: Die Enkel von Sitting Bull berichten. Nach einem Jahrhundert historischer Ungerechtigkeiten leben Native Americans in einem Sumpf von Armut und Drogen. Doch sie geben nicht auf – und kämpfen um ihre Traditionen. Heft 09/2012, Seite 94 bis 119 (abgerufen am 16. Februar 2023)
- ↑ Sandy Barnard: Digging into Custer's Last Stand. Huntington Beach, California: Ventana Graphics 1998. S. 121–136.
- ↑ Albert Winkler: The Germans and Swiss at the Battle of the Little Bighorn 1876. Foreigners in the Seventh Cavalry, 2018, S. 12f.
- ↑ Albert Winkler: The Germans and Swiss at the Battle of the Little Bighorn 1876. Foreigners in the Seventh Cavalry, 2018, S. 13.
- 1 2 Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 159 ff.
- ↑ Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 161 ff.
- ↑ Albert Winkler: The Germans and Swiss at the Battle of the Little Bighorn 1876. Foreigners in the Seventh Cavalry, 2018, S. 6 ff.
- ↑ Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 160 f.
- ↑ Albert Winkler: Die Schlacht am Little Bighorn und ihre physischen Zeugnisse. Eine Frage der Interpretation (2. Teil), 2016, S. 4–5.
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- 1 2 3 Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 181.
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- 1 2 3 4 5 6 7 Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 9.
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- ↑ Kingsley M. Bray: Crazy Horse: A Lakota Life. 2006, S. 220.
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- ↑ Kate Kelly: America comes alive/Great storys simply told. Comanche: Horse Survivor Of Little Bighorn, Civil War Stories, Heroes & Trailblazers (abgerufen am 31. Januar 2023); Albert Winkler: The case for a Custer Battalion survivor: Private Gustave Korn’s story. In: Montana: The Magazine of Western History.Band 63(1), Brigham Young University, BYU ScholarsArchive 2013, S. 45–55, 94-95 (abgerufen am 31. Januar 2023).
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- ↑ engl: Skirmish Line.
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- ↑ Richard G. Hardorff: Indian Views of the Custer Fight: A Source Book. The Arthur Clark Co. Spokane, WA 2004, S. 173 - 178 (abgerufen am 28. August 2023)
- ↑ Artikel der Leavenworth Weekly Times vom 18. August 1881, nach einem Augenzeugenbericht von Sioux-Häuptling Crow King.
- ↑ Richard G. Hardorff: Indian Views of the Custer Fight: A Source Book. The Arthur Clark Co. Spokane, WA 2004, S. 173 - 178 (abgerufen am 28. August 2023)
- ↑ WELT: Geschichte LITTLE BIGHORN 1876: Mit dieser List besiegte Sitting Bull General Custer, 2015. (abgerufen am 18. Jänner 2023)
- 1 2 WDR Wissen: Stichpunkt: 25. Juni 1876 – Die Schlacht am Little Bighorn River (abgerufen am 18. Jänner 2023).
- ↑ Richard G. Hardorff: Indian Views of the Custer Fight: A Source Book. The Arthur Clark Co. Spokane, WA 2004, S. 173 - 178 (abgerufen am 28. August 2023)
- ↑ Albert Winkler: Die Schlacht am Little Bighorn und ihre physischen Zeugnisse. Eine Frage der Interpretation (2. Teil), Brigham Young University, 2016, S. 8.
- ↑ Angabe im Katalog des American Film Institutes (engl.), abgerufen am 9. Mai 2023
- ↑ Custer’s Last Standard Bearer. The University of Kansas, abgerufen am 12. Mai 2019 (englisch, Das Pferd, das überlebte).
- ↑ Philbrick, S. 101–103
- ↑ Nathaniel Philbrick: The Last Stand: Custer, Sitting Bull and the Battle of the Little Bighorn. New York: Viking Penguin, 2010, S. 259–260, 320
- ↑ Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 161 und 181–182.
- ↑ Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 10.
- ↑ Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 10–11.
- ↑ Holger Bütow: George Armstrong Custer, in: Militärgeschichte – Zeitschrift für historische Bildung, Nr. 4, 2007, S. 18–21
Koordinaten: 45° 33′ 54″ N, 107° 25′ 44″ W