Das Schloss Lieberose ist ein Schloss in Lieberose, einer Stadt im östlichen Teil des Landkreises Dahme-Spreewald in Brandenburg. Das Schloss war ab dem 14. oder 15. Jahrhundert Sitz der Standesherrschaft Lieberose. Der Bau wurde in der Renaissancezeit errichtet und im 18. Jahrhundert im Stil des Sächsischen Barock erweitert und überformt.

Das Schloss ist mitsamt dem dazugehörigen Park und der heute als Bürgerzentrum genutzten Darre in der Denkmalliste des Landes Brandenburg als Baudenkmal ausgewiesen.

Architektur und Baugeschichte

Im Jahr 1301 wurde in Lieberose erstmals ein Wasserschloss erwähnt. Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgte der Ausbau zu einer zweigeschossigen, nach Süden geöffneten Dreiflügelanlage unter der Leitung der Familie von der Schulenburg, die seit 1519 Standesherren von Lieberose waren. Der vorhandene Nordflügel wurde zunächst um einen Westflügel erweitert, nach 1557 kam der Ostflügel hinzu, dieser wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts um ein Stockwerk erweitert.

1505 hatten die Schulenburg bereits die Herrschaft Lübbenau und Neu Zauche erworben, die 1560 durch Erbschaft mit der Standesherrschaft Lieberose zusammenfielen, 1578 wurde die Herrschaft Straupitz gekauft. Nach weiteren Zukäufen und Erbteilungen fiel der gesamte Niederlausitzer Besitz der Schulenburg 1601 an Joachim VII., der allerdings durch seine aufwändige Hofhaltung einen Schuldenberg anhäufte. 1615 veräußerte er seine Besitzungen in der Altmark und Pommern sowie Straupitz, 1619 übernahmen die Gläubiger von seiner Witwe auch Lübbenau und Neu Zauche. Die Herrschaft Lieberose konnte jedoch durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges gehalten werden. 1635 fiel die Markgrafschaft Niederlausitz, in deren Landtag die Schulenburg Sitz und Stimme in der Herrenkurie hatten, an das Kurfürstentum Sachsen, nachdem sie bis dahin zu den Ländern der Böhmischen Krone gehört hatte.

1657 wurde das Schloss bei dem Stadtbrand von Lieberose stark beschädigt. Danach erfolgten langsam Instandsetzungsarbeiten. Zwischen 1688 und 1695 wurden im Ost- und im Westflügel Stuckdecken eingebracht. Fünf der prachtvollen barocken Stuckdecken sind noch erhalten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts besaß Lieberose den Charakter einer kleinen Residenzstadt. Bis zu den Befreiungskriegen blieb die Niederlausitz unter sächsischer Hoheit und die Standesherren von Lieberose waren in der Lage und Pflicht, den sächsischen Kurfürsten und seinen Hof aufzunehmen. Ab etwa 1750 wurde das Schloss daher unter Reichsgraf Georg Anton von der Schulenburg zu einer dreigeschossigen 72 × 60 Meter großen Vierflügelanlage im barocken Stil mit dem Charakter eines Residenzschlosses ausgebaut, in dem das alte Schloss fast spurlos verschwand. Das Schloss diente als Reisestation des sächsisch-polnischen Hofs auf dem Weg von Dresden nach Warschau. Zudem begann man mit der Errichtung eines Südflügels sowie der eines Uhrenturms in der Mitte des Westflügels. Die bestehenden Flügel wurden barockisiert und unter einem Mansardwalmdach miteinander vereinigt.

Ab dem späten 18. Jahrhundert wurde die gesamte Anlage baulich vernachlässigt. Nach dem Wiener Kongress kam die Niederlausitz an das Königreich Preußen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss restauriert. Die Bauernbefreiung führte zu einer Verringerung der Erträge durch den Wegfall der Abgaben, 1919 wurde die Standesherrschaft aufgelöst und zu einem privaten Gutsbetrieb. Dieser bestand zwar immer noch aus knapp 15.000 ha Fläche, jedoch zum größten Teil schwachem Kiefernwald und nur wenig und geringem Acker. Die Erhaltung des großen Schlosses aus dessen Erträgen fiel zunehmend schwer.

1945 wurde das Schloss während des Zweiten Weltkrieges durch Bomben stark beschädigt, der Nordflügel und ein Teil des Westflügels wurden daraufhin abgerissen. Der Uhrenturm stürzte 1975 ein. Seit 1993 erfolgten wieder Restaurierungsmaßnahmen.

Von außen entspricht das Schloss Lieberose einem schlichten Barockbau. Die breitgelagerte Parkfassade des Südflügels ist einfach verputzt, gegliedert durch dreiachsige Seitenrisalite und einen fünfachsigen Mittelrisalit mit Portal und Freitreppe. An den Obergeschossen befinden sich an den Risaliten gekrümmte Stuckbalken über den Fenstern. Der Ostflügel, der früher als Küchenflügel genutzt wurde, hat keine besondere Gestaltung. Der zentrale Zugang zum Ostflügel wird durch zwei um 1908 hinzugefügte Strebepfeiler flankiert.

Auf der Hofseite befindet sich der sogenannte Taubenturm. Dieser diente vermutlich früher als Treppenturm des Renaissanceschlosses. Links des Turms befinden sich vier offene Rundbogenarkaden. Vom Westflügel des Schlosses ist nur der südwestliche Teil erhalten. In dessen Durchfahrt befinden sich noch Teile der Stuckdekoration mit dem Wappen derer von der Schulenburg aus dem Jahr 1695. Von dem abgerissenen Nordflügel sind nur noch Teile der Umfassungsmauern erhalten.

Das Innere des Schlosses wurde über die Jahre mehrfach verändert. Im Ostflügel sind Gewölbe in Keller und Erdgeschoss teilweise mit Sgraffitodekor aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhalten. Am bedeutendsten sind fünf Stuckdecken aus dem 17. Jahrhundert mit mythologischen Szenen mit üppigen Ornamenten und Rahmen in Knorpel- und Rollwerkformen. Im Erdgeschoss des Westflügels befindet sich das zweijochige Bacchuszimmer. Dieses ist durch Gurtbogen in zwei Räume geteilt. Ein Raum verfügt über Tonnengewölbe, der andere über Kreuzgratgewölbe mit Bacchusdarstellung. An der Nordwand befindet sich eine Kartusche mit dem kaiserlichen Doppeladler. Im Obergeschoss des Ostflügels befindet sich das Dianazimmer mit dem Taubenturm als Erker. Der Wandschrank des Zimmers stammt aus dem 17. Jahrhundert. Im Südosten des Gebäudes befindet sich das ehemalige Ankleidezimmer mit einer von Putten getragenen Mittelrosette.

Schlosspark

Der Schlosspark des Lieberoser Schlosses wurde etwa 1883 geschaffen. Er war über die Freitreppe an der Ostseite des Herrenhauses erreichbar. Der Küchensee und der Große See waren in die Landschaftsgestaltung mit einbezogen.

Nutzung

Bis 1945 war das Schloss Wohnsitz des Lieberoser Zweiges des Adelsgeschlechts Schulenburg. Letzte Eigentümer waren Graf Otto von der Schulenburg (1857–1945) und sein Sohn Graf Albrecht-Friedrich von der Schulenburg (1886–1962), und folgend die vier Töchter des Letztgenannten, respektive seine Schwester Mary Renate, verheiratete Gräfin Hardenberg-Neuhardenberg als Erben. Die Eigentümer taten sich in der Historie häufig schwer mit der Erhaltung des gewaltigen Bauwerks. Nach 1945 wurde das Schloss als Berufsschule mit angeschlossenem Internat, als Kino und im Sommer als Ferienobjekt genutzt. Diese Verwendung endete mit der Wende. Nur vorübergehend bezog die Lieberoser Schule das Gebäude. In den Jahren 2017, 2018, 2020 und 2021 fand jeweils im Sommer in den Räumen des Schlosses die Ausstellung Rohkunstbau statt. Seit Mitte der 1990er Jahre steht das Schloss jedoch leer und unterliegt zunehmendem Verfall. Daran änderte bislang auch die Übernahme durch die Brandenburgische Schlösser GmbH wenig. Am 5. Juni 2019 billigte die Landesregierung den Verkauf von Schloss Lieberose und weiteren Schlössern aus dem Besitz der Brandenburgischen Schlösser GmbH. Das Schloss Lieberose wurde im April 2022 an den Berliner Augenchirurg Thomas Pahlitzsch verkauft. Ein denkmalpflegerisches Konzept, die Sicherstellung des Bauunterhalts sowie die öffentlichen Zugänglichkeit der 34 Hektar großen Parkanlage wurden zugesichert, teilte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit.

Galerie

Literatur

  • von der Schulenburg-Lieberose. In: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflicher Häuser. Teil A. 1942. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A (Gräfliche Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichartiger Geschlechter, Deutscher Uradel). 115. Jg. Justus Perthes, Gotha 1941, S. 479 f.; google.de
  • Barbara Eggers: Lieberose. Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann, Deutsche Gesellschaft e. V., Berlin [1995], ISBN 3-87584-509-9 (Heft aus der Reihe Schlösser und Gärten der Mark).
  • Barbara Eggers, Wolfgang Illert, Stefanie Reinke: Schloss Lieberose. 2. veränderte Auflage. Berlin 2019 (= Sibylle Badstübner-Gröger [Hrsg.]: Schlösser und Gärten der Mark, Heft 157, Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark)
  • Vinzenz Czech, Christiane Salge: Lieberose. In: Peter Michael Hahn, Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann, Berlin 2000, ISBN 3-87584-024-0, S. 350–357; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883), 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.
  • Lieberose. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 4. Duncker, Berlin 1861, Blatt 190 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]).
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler – Brandenburg. 2. Auflage. 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 621 f.
  • Die Grafen von der Schulenburg auf Lieberose und ihr Archiv. (Rep. 37 Herrschaft Lieberose). In: Udo Gentzen, Kathrin Schaper, Susanne Wittern (Hrsg.): Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 29, Peter Lang, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main / Berlin / Bern / Bruxelles / New York / Oxford / Wien 2014, ISBN 978-3-631-65120-9.
  • Stefanie Reinke: Schlossszenen. Schloss Lieberose. Förderverein Lieberose e. V., 2015 (stellt Fotos der 1930er Jahre und Fotos aus der gleichen Perspektive aus dem Jahr 2014 gegenüber).
  • Ulrike Crespo: Lost Places. Schloss Lieberose. Weissbooks, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-86337-127-2 (Bildband, zeigt Detailaufnahmen des verfallenden Schlosses).
Commons: Schloss Lieberose – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Datenbank des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, abgerufen am 23. November 2017.
  2. Dietrich Werner Graf von der Schulenburg, Hans Wätjen: Geschichte des Geschlechts von der Schulenburg: 1237 bis 1983. In: Familienverband (Hrsg.): Familien-Chronik. Erster Teil: Vom 13. Jahrhundert bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Zweiter Teil: Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Schwarzer Stamm, Haus Lieberose. Niedersachsen-Druck und Verlag Günter Hempel, Bonn-Bad Godesberg / Bremen / Wolfsburg 1984, ISBN 3-87327-000-5, S. 122–222 (d-nb.info [abgerufen am 17. Oktober 2021]).
  3. 1 2 3 Georg Dehio, fortgeführt von Ernst Gall: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Band Brandenburg. bearbeitet von Gerhard Vinken und anderen, durchgesehen von Barbara Rimpel. 2. Auflage, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 621f.
  4. Albrecht Friedrich von der Schulenburg (1886–1962). In: Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Hrsg.): BLHA. Rep., 37 Lieberose C.4.17. Eigenverlag, Potsdam, Lieberose, Nörten-Hardenberg, Lund, Kopenhagen etc. 1962, S. 1 f. (brandenburg.de [abgerufen am 14. August 2022]).
  5. ROHKUNSTBAU. Abgerufen am 15. September 2021 (deutsch).
  6. Stefanie Reinke: Schlossszenen. Schloss Lieberose. Förderverein Lieberose e. V., 2015
  7. Thüringer Allgemeine: Schloss-Lieberose hat neuen Besitzer: Augenarzt kauft Anlage für eine Million. 22. April 2022, abgerufen am 22. April 2022.

Koordinaten: 51° 59′ 17,2″ N, 14° 18′ 11,1″ O

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