Unter den Sprachen in der Sowjetunion waren hunderte Sprachen und Dialekte aus verschiedenen Sprachfamilien.

1918 wurde verfügt, dass alle Nationalitäten in der Sowjetunion (UdSSR) in ihrer Muttersprache unterrichten dürfen. Es wurde je nach Sprache das kyrillische, das lateinische oder das arabische Alphabet verwendet. Nach 1937 benutzten alle Sprachen, die ab 1917 das kyrillische Alphabet eingeführt hatten, dieses Alphabet. So war es für Sprachminderheiten einfacher, Russisch und ihre Muttersprache schreiben zu lernen. 1960 wurden die Ausbildungsgesetze geändert und Russisch wurde zur dominanten Sprache in der Ausbildung.

Verbreitung und Status

Die UdSSR war ein mehrsprachiger Staat, in dem über 120 einheimische Sprachen gesprochen wurden. Ostslawische Sprachen (Russisch, Belarussisch und Ukrainisch) dominierten im europäischen Teil der Sowjetunion, während die baltischen Sprachen (Litauisch und Lettisch) und die ostseefinnische Sprache Estnisch in den baltischen Gebieten genutzt wurden. Im Kaukasus wurden Armenisch, Aserbaidschanisch und Georgisch gesprochen. Im Norden Russlands wurden von Minderheiten verschiedene uralische Sprachen gesprochen.

Nach der Verfassung der UdSSR war es verboten, Personen wegen ihrer Sprache zu diskriminieren. Der De-facto-Status der Sprachen war jedoch unterschiedlich.

Die UdSSR hatte die meiste Zeit offiziell keine Amtssprache. Russisch war als die Sprache zur Kommunikation zwischen den Völkern (russisch язык межнационального общения) definiert und erfüllte de facto die Rolle einer Amtssprache.

Einen anderen Status hatten die Sprachen der vierzehn anderen Unionsrepubliken. Sie spielten, anders als Russisch, nur eine kleine Rolle auf nationaler Ebene (sie waren z. B. auf dem Staatswappen und auf den Banknoten zu sehen). Ihr tatsächlicher Gebrauch variierte von Republik zu Republik.

Den Autonomen Sozialistischen Sowjetrepubliken und anderen Gebieten der UdSSR fehlte die offizielle Autonomie, und ihre Sprachen waren augenscheinlich nicht präsent auf nationaler Ebene (und oft nicht einmal in den städtischen Gebieten der Republiken selbst). Sie waren unterschiedlich präsent in der Ausbildung.

Einige Sprachen mit wenigen Sprechern, z. B. Livisch, wurden weder in der Ausbildung noch in Veröffentlichungen verwendet.

Verschiedene Sprachen anderer Nationen, wie Deutsch, Koreanisch oder Polnisch, wurden in größeren Gemeinschaften in der UdSSR gesprochen und waren in manchen Fällen präsent in der Ausbildung und in Veröffentlichungen, obwohl sie nicht als Sowjetsprache betrachtet wurden. Auf der anderen Seite war Finnisch, das nicht als Sprache der UdSSR betrachtet wird, eine Amtssprache in Karelien. Auch Jiddisch und Romani waren anerkannte Sowjetsprachen.

Siehe auch

Literatur

  • Bernard Comrie: The Languages of the Soviet Union. Cambridge University Press 1981, ISBN 0-521-23230-9.
  • E. Glyn Lewis: Multilingualism in the Soviet Union Aspects of language policy and its implementation. (= Contributions to the sociology of language. Band 3). Mouton, Den Haag 1973, OCLC 582203764.
  • Vasiliy Il’ich Lytkin, Viktor Vladimirovich Vinogradov: Языки народов СССР – YAzyki narodov SSSR. zu Deutsch: Sprachen der Völker der UdSSR. Band 3. Nauka, Moskau 1966, OCLC 493325217.
  • Kampf um Wort und Schrift. Russifizierung in Osteuropa im 19.–20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 3-525-10122-8 (v-r.de [PDF] Leseprobe).

Einzelnachweise

  1. In early 20th century, there had been a discussion over the need to introduce Russian as the official language of Russian Empire.
  2. Bernard Comrie: The Languages of the Soviet Union. The Press Syndicate of the University of Cambridge, 1981, S. 31.
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