Der Teamsprint (bis 2001 „Olympischer Sprint“) ist eine Disziplin des Bahnradsports.

Regeln

Beim Teamsprint agieren jeweils drei Fahrer als eine Mannschaft, wobei der jeweils führende nach einer Runde ausscheidet. Der Start erfolgt an der Verfolgerlinie, auf den gegenüberliegenden Geraden der Bahn, dabei wird von Anfang an maximales Tempo gefahren. Die beiden ersten Fahrer dienen dem dritten als Anfahrer, so kann der letzte Mann seine Kräfte für die letzte Runde im Windschatten schonen. Die ersten beiden Fahrer müssen jeweils bis zum Ende ihrer Runde mit ihrem Vorderrad vor dem des nachfolgenden Fahrers bleiben und müssen sich spätestens 15 Meter nach Beendigung der Runde oberhalb der roten Sprinterlinie befinden. Außerdem ist Anschieben zwischen Teammitgliedern verboten.

Bei Weltmeisterschaften und kontinentalen Meisterschaften ebenso wie bei Olympischen Spielen und im Nations Cup findet der Teamsprint in drei Runden statt:

  • In einer Qualifikationsrunde setzt jedes Team einzeln eine Zeit. Die acht schnellsten Teams kommen weiter.
  • In der so genannten ersten Runde fährt das schnellste Team gegen das achtschnellste, das zweite gegen das siebte, das dritte gegen das sechste und das vierte gegen das fünfte Team. Die vier siegreichen Mannschaften kommen in die Finals.
  • Das Finale um Platz eins bestreiten die beiden zeitschnellsten Siegerteams der ersten Runde, das Finale um Platz drei die beiden anderen Laufsieger.

Team-Mitglieder können von einer zur nächsten Runde gewechselt werden, jedoch müssen alle teilnehmenden Fahrer zuvor angemeldet sein. Bei der Siegerehrung werden alle im Verlauf des Wettkampfs eingesetzten Fahrer ausgezeichnet.

Der Teamsprint gehört zu den Distanzen, auf denen Radsport-Weltverband Weltrekorde anerkennt. Da beim Teamsprint stets drei Runden gefahren werden, ist die zurückgelegte Distanz abhängig von der Rundenlänge. Der Vergleichbarkeit halber werden Weltrekorde daher nur auf 250-Meter-Bahnen anerkannt, die bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen ohnehin vorgeschrieben sind.

Entwicklung

Der Teamsprint wurde zunächst nur für Männer eingeführt unter dem Namen „Olympischer Sprint“. Erstmals kam er 1995 bei Weltmeisterschaften und 2000 bei den Olympischen Spielen zur Anwendung. Die Umbenennung in „Teamsprint“ erfolgte Anfang 2002. Der Teamsprint der Frauen wurde 2006 erstmals in die Regeln aufgenommen und war ab 2007 bei Weltmeisterschaften sowie ab 2012 bei Olympischen Spielen im Programm. Anfangs wurde der Wettbewerb bei den Frauen nur mit zwei Sportlerinnen durchgeführt, erst seit Juni 2020 gehen – mit Ausnahme der wegen der COVID-19-Pandemie verschobenen Olympischen Spiele 2020 – wie bei den Männern drei Sportlerinnen an den Start.

Die Wechsel-Regel war zunächst so formuliert, dass die ersten beiden Fahrer bis zum Ende ihrer Runde führen und innerhalb von 15 Metern vor oder nach der Verfolgerlinie ausscheren mussten. Bei den Bahnradsport-Weltmeisterschaften 2012 und den nachfolgenden Olympischen Spielen 2012 wurde die Regel strikt angewandt, was mehrere wettbewerbs-entscheidende Konsequenzen hatte. Bei den Weltmeisterschaften betraf dies die beiden schnellsten Männer-Teams, Großbritannien und Deutschland; bei den Olympischen Spielen profitierte das deutsche Frauen-Team hingegen von der Relegation Großbritanniens und Chinas und gewann Gold. Als Konsequenz wurde die Regel ab Oktober 2012 geändert: Die führenden Fahrer mussten nun bis zum Ende ihrer Runde mit ihrem gesamten Rad vor dem des ablösenden Fahrers bleiben und spätestens 15 Meter nach der Verfolgerlinie ausgeschert sein. Ab Oktober 2016 wurde die Regel dahingehend gelockert, dass der führende Fahrer nur noch mit seinem Vorderrad vorn sein muss.

Der Wettbewerb wurde ursprünglich nur bei Weltmeisterschaften in drei Runden durchgeführt, in allen anderen Wettbewerben waren nur Qualifikation und Finale vorgesehen. 2004 wurde die erste Runde bei Weltmeisterschaften gestrichen, 2007 bei Olympischen Spielen wieder eingeführt. 2016 wurde sie auch bei Weltmeisterschaften und Weltcup wieder eingeführt, 2023 zudem bei kontinentalen Meisterschaften.

Paracycling

Im Paracycling gibt es Mixed-Teamsprints in den Leistungsklassen C (Rennrad) und B (Tandem).

Der Teamsprint mit Rennrad findet mit drei männlichen oder weiblichen Athleten der Leistungsklassen C1–C5 statt. Um einen ausgeglichenen Wettkampf zu ermöglichen, wird jeder Leistungsklasse eine Punktzahl zwischen 1 und 4 zugeordnet, und die Gesamtpunktzahl eines Teams darf 10 nicht überschreiten. Mannschaften können also auch vollständig aus Männern oder vollständig aus Frauen bestehen. Ein Wettbewerb umfasst Qualifikation und Finale, wobei das Finale um Platz 1 von den zwei schnellsten Qualifikanten bestritten wird und das Finale um Platz 3 von den beiden nächstschnellsten. Der Rennrad-Teamsprint ist seit 2000 Teil der Paralympischen Spiele und wird seit Anbeginn bei den Paracycling-Bahnweltmeisterschaften der UCI durchgeführt.

Der Mixed-Tandem-Teamsprint wird über drei Runden mit zwei Tandems durchgeführt, wobei ein Tandem zwei Runden führt und das andere die letzte Runde allein bestreitet. Eins der Tandems muss eine männliche und eins eine weibliche Besatzung haben. Qualifikation und Finale sind wie beim Rennrad-Teamsprint geregelt. Der Mixed-Tandem-Teamsprint ist seit 2020 Teil der Weltmeisterschaften, war aber noch nie bei den Paralympischen Spielen im Programm.

Ergebnisse bei Bahnradsport-Weltmeisterschaften

Männer

Jahr Gold Silber Bronze
1995 Jan van Eijden, Michael Hübner, Jens Fiedler Benoît Vétu, Florian Rousseau, Hervé Thuet Marty Nothstein, Erin Hartwell, William Clay
1996 Darryn Hill, Shane Kelly, Gary Neiwand Michael Hübner, Jens Fiedler, Sören Lausberg Laurent Gané, Florian Rousseau, Hervé Thuet
1997 Vincent Le Quellec, Florian Rousseau, Arnaud Tournant Sören Lausberg, Eyk Pokorny, Jan van Eijden Danny Day, Shane Kelly, Sean Eadie
1998 Vincent Le Quellec, Florian Rousseau, Arnaud Tournant Danny Day, Shane Kelly, Graham Sharman Sören Lausberg, Stefan Nimke, Eyk Pokorny
1999 Laurent Gané, Florian Rousseau, Arnaud Tournant Chris Hoy, Craig MacLean, Jason Queally Sören Lausberg, Stefan Nimke, Eyk Pokorny
2000 Laurent Gané, Florian Rousseau, Arnaud Tournant Chris Hoy, Craig MacLean, Jason Queally José Antonio Villanueva, José Antonio Escuredo, Salvador Meliá
2001 Laurent Gané, Florian Rousseau, Arnaud Tournant Jobie Dajka, Ryan Bayley, Sean Eadie Chris Hoy, Craig MacLean, Jason Queally
2002 Jamie Staff, Chris Hoy, Craig MacLean Jobie Dajka, Ryan Bayley, Sean Eadie Jens Fiedler, Sören Lausberg, Carsten Bergemann
2003 Carsten Bergemann, René Wolff, Jens Fiedler Laurent Gané, Mickaël Bourgain, Arnaud Tournant Craig MacLean, Chris Hoy, Jamie Staff
2004 Mickaël Bourgain, Laurent Gané, Arnaud Tournant José Antonio Escuredo, Salvador Meliá, José Antonio Villanueva Craig MacLean, Chris Hoy, Jamie Staff
2005 Chris Hoy, Jason Queally, Jamie Staff Theo Bos, Teun Mulder, Tim Veldt Matthias John, René Wolff, Stefan Nimke
2006 Grégory Baugé, Mickaël Bourgain, Arnaud Tournant Chris Hoy, Craig MacLean, Jamie Staff Ryan Bayley, Shane Kelly, Shane Perkins
2007 Grégory Baugé, Mickaël Bourgain, Arnaud Tournant Chris Hoy, Craig MacLean, Ross Edgar Robert Förstemann, Stefan Nimke, Maximilian Levy
2008 Grégory Baugé, Kévin Sireau, Arnaud Tournant Ross Edgar, Chris Hoy, Jamie Staff Theo Bos, Teun Mulder, Tim Veldt
2009 Grégory Baugé, Mickaël Bourgain, Kévin Sireau Matthew Crampton, Jason Kenny, Jamie Staff René Enders, Robert Förstemann, Stefan Nimke
2010 Robert Förstemann, Maximilian Levy, Stefan Nimke Grégory Baugé, Michaël D’Almeida, Kévin Sireau Ross Edgar, Chris Hoy, Jason Kenny
2011 René Enders, Maximilian Levy, Stefan Nimke Matthew Crampton, Chris Hoy, Jason Kenny Daniel Ellis, Matthew Glaetzer, Jason Niblett
2012 Shane Perkins, Scott Sunderland, Matthew Glaetzer Grégory Baugé, Kévin Sireau, Michaël D’Almeida Ethan Mitchell, Sam Webster, Edward Dawkins
2013 René Enders, Stefan Bötticher, Maximilian Levy Edward Dawkins, Ethan Mitchell, Sam Webster Julien Palma, François Pervis, Michaël D’Almeida
2014 Ethan Mitchell, Sam Webster, Edward Dawkins René Enders, Robert Förstemann, Maximilian Levy Grégory Baugé, Kévin Sireau, Michaël D’Almeida
2015 Grégory Baugé, Kévin Sireau, Michaël D’Almeida Ethan Mitchell, Sam Webster, Edward Dawkins Joachim Eilers, René Enders, Robert Förstemann
2016 Ethan Mitchell, Sam Webster, Edward Dawkins Jeffrey Hoogland, Nils van ’t Hoenderdaal, Matthijs Büchli, Hugo Haak Joachim Eilers, Max Niederlag, René Enders
2017 Ethan Mitchell, Sam Webster, Edward Dawkins Jeffrey Hoogland, Harrie Lavreysen, Matthijs Büchli Benjamin Edelin, Sébastien Vigier, Quentin Lafargue
2018 Nils van ’t Hoenderdaal, Harrie Lavreysen, Jeffrey Hoogland, Matthijs Büchli Jack Carlin, Ryan Owens, Jason Kenny, Philip Hindes, Joseph Truman François Pervis, Sébastien Vigier, Quentin Lafargue, Michaël D’Almeida
2019 Roy van den Berg, Harrie Lavreysen, Jeffrey Hoogland, Matthijs Büchli Grégory Baugé, Sébastien Vigier, Quentin Lafargue, Michaël D’Almeida Alexander Scharapow, Denis Dmitrijew, Pawel Jakuschewski
2020 Roy van den Berg, Harrie Lavreysen, Jeffrey Hoogland, Matthijs Büchli Ryan Owens, Jack Carlin, Jason Kenny Thomas Cornish, Nathan Hart, Matthew Richardson
2021 Roy van den Berg, Harrie Lavreysen, Jeffrey Hoogland Florian Grengbo, Sébastien Vigier, Rayan Helal Nik Schröter, Stefan Bötticher, Joachim Eilers
2022 Matthew Glaetzer, Leigh Hoffman, Matthew Richardson, Thomas Cornish Roy van den Berg, Harrie Lavreysen, Jeffrey Hoogland Alistair Fielding, Hamish Turnbull, Jack Carlin
2023 Roy van den Berg, Harrie Lavreysen, Jeffrey Hoogland Matthew Glaetzer, Leigh Hoffman, Matthew Richardson, Thomas Cornish Florian Grengbo, Sébastien Vigier, Rayan Helal

Frauen

Jahr Gold Silber Bronze
2007 Victoria Pendleton, Shanaze Reade Yvonne Hijgenaar, Willy Kanis Kristine Bayley, Anna Meares
2008 Victoria Pendleton, Shanaze Reade Gong Jinjie, Zheng Lulu Dana Glöß, Miriam Welte
2009 Kaarle McCulloch, Anna Meares Victoria Pendleton, Shanaze Reade Gintarė Gaivenytė, Simona Krupeckaitė
2010 Kaarle McCulloch, Anna Meares Gong Jinjie, Lin Junhong Gintarė Gaivenytė, Simona Krupeckaitė
2011 Kaarle McCulloch, Anna Meares Victoria Pendleton, Jessica Varnish Gong Jinjie, Guo Shuang
2012 Miriam Welte, Kristina Vogel Kaarle McCulloch, Anna Meares Gong Jinjie, Guo Shuang
2013 Miriam Welte, Kristina Vogel Gong Jinjie, Guo Shuang Victoria Williamson, Rebecca James
2014 Miriam Welte, Kristina Vogel Lin Junhong, Zhong Tianshi Jessica Varnish, Rebecca James
2015 Gong Jinjie, Zhong Tianshi Darja Schmeljowa, Anastassija Woinowa Kaarle McCulloch, Anna Meares
2016 Darja Schmeljowa, Anastassija Woinowa Gong Jinjie, Zhong Tianshi Miriam Welte, Kristina Vogel
2017 Darja Schmeljowa, Anastassija Woinowa Kaarle McCulloch, Stephanie Morton Miriam Welte, Kristina Vogel
2018 Miriam Welte, Kristina Vogel, Pauline Grabosch Kyra Lamberink, Shanne Braspennincx, Laurine van Riessen, Hetty van de Wouw Darja Schmeljowa, Anastassija Woinowa
2019 Kaarle McCulloch, Stephanie Morton Darja Schmeljowa, Anastassija Woinowa Miriam Welte, Emma Hinze
2020 Pauline Grabosch, Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich Kaarle McCulloch, Stephanie Morton Chen Feifei, Zhong Tianshi
2021 Pauline Grabosch, Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich Natalja Antonowa, Darja Schmeljowa, Jana Tyschtschenko Millicent Tanner, Sophie Capewell, Blaine Ridge-Davis
2022 Pauline Grabosch, Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich Bao Shanju, Guo Yufang, Yuan Liying Lauren Bell, Sophie Capewell, Emma Finucane
2023 Pauline Grabosch, Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich Lauren Bell, Sophie Capewell, Emma Finucane Bao Shanju, Guo Yufang, Yuan Liying

Anmerkungen

  1. Artikel 3.2.144ff des UCI-Regelwerks
  2. Artikel 3.5.001 und 3.6.068 des UCI-Regelwerks
  3. UCI Newsletter #78 - Special Edition Regulation Changes - June 2020 (Memento vom 25. Juni 2020 im Internet Archive)
  4. Analysis: Enforcement of passing rule makes a mess of women’s team sprint. Outside Online, 3. August 2012 (englisch).
  5. Artikel 16.8.009f des UCI-Regelwerks
  6. Artikel 16.8.020ff des UCI-Regelwerks
  7. Nachdem dem französischen Team im Januar 2012 wegen Verstoßes gegen die Meldeauflagen der Weltdopingagentur WADA durch seinen Fahrer Grégory Baugé nachträglich die Goldmedaille aberkannt wurde, rückten die folgenden Mannschaften nach. Siehe Späte Ehre für Teamsprinter: Übergabe der WM-Trikots in London rad-net.de am 30. Januar 2012
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