Tinder
Basisdaten
Maintainer Match Group
Entwickler InterActiveCorp
Erscheinungsjahr 15. September 2012
Aktuelle Version 13.20.1 (Android)
(31. Oktober 2022)
13.20.0 (iOS)
(31. Oktober 2022)
Betriebssystem Android, iOS, Web
Programmiersprache Java, Objective-C, C#
Kategorie Soziales Netzwerk
Lizenz proprietär
deutschsprachig ja
www.tinder.com

Tinder (englisch für Zunder) ist eine kommerzielle App für Mobile-Dating, das heißt Partnersuche im Internet. Sie zählt damit zu den Singlebörsen. Tinder gehört der Match Group Inc. mit Hauptsitz in Dallas, Texas.

Die App benutzt ein Swipe-System (englisch swipe streifen, durchziehen), bei dem Nutzer die Profilfotos und -infos von anderen Nutzern in ihrer Nähe ansehen können. Gefällt dem Nutzer eine Person, so wischt er das Bild nach rechts. Gefällt sie ihm nicht, wischt er nach links. Wenn beide Nutzer ihre Bilder gegenseitig nach rechts gewischt haben, entsteht ein Match und man kann fortan mit dieser Person über einen Chat kommunizieren.

Geschichte

Tinder wurde von Sean Rad, Jonathan Badeen, Justin Mateen, Joe Munoz, Dinesh Moorjani und Whitney Wolfe gegründet und kam am 12. September 2012 erstmals für iOS auf den Markt. Tinder wurde zuerst auf dem Campus der University of Southern California verbreitet. 60 Prozent der Benutzer verwendeten 2013 das Programm täglich, ein Großteil dieser Nutzer mehrmals täglich.

Seit März 2015 besteht die Möglichkeit, die letzte Wahl zurückzunehmen. Außerdem lässt sich der Standort manuell festlegen. Diese beiden Funktionen sind jedoch nur durch Zahlung eines Betrages mittels In-App-Kauf freizuschalten, wobei der Betrag von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich ist und je nach Alter variiert. Mit der Funktionserweiterung Tinder Gold sieht der Nutzer, welchen Mitgliedern er bereits gefällt, und kann so eigene Matches schneller beeinflussen. Die Funktion Tinder Gold kann nur mit bereits aktivem Tinder Plus aktiviert werden und kostet zusätzlich fünf Euro. Neben der grundsätzlichen Wahl durch Wischen (swipe left or right) können noch sogenannte Superlikes vergeben werden. Es steht auch eine Funktion zur Verfügung, welche das eigene Profil besonders hervorhebt (Boost). Beide Add-on-Funktionalitäten sind kostenpflichtig, wobei im Tarif Gold einige Superlikes kostenlos beinhaltet sind.

Im Januar 2020 kündigte Tinder die Ausweitung der Sicherheitsfunktion für Nutzer an. So erfolgt die Authentifizierung von Nutzern durch in Echtzeit aufgenommene Selfies. Stimmt die von Tinder vorgegebene Pose und das aufgenommene Selfie des Nutzers mit eben dieser Pose überein, erhält dieser einen blauen Haken hinter seinem Profilnamen und gilt somit als „echter Nutzer“. Darüber hinaus erhalten amerikanische Nutzer in Kooperation mit dem Dienst Noonlight die Möglichkeit, geplante Dates in die Noonlight-App zu übertragen und bei Gefahr über einen „Panikbutton“ die Polizei zu alarmieren.

Im Rahmen der COVID-19-Pandemie war es allen Nutzern bis zum 30. April 2020 möglich, ihren Standort beliebig zu ändern. Diese Funktion stand vorher nur Mitgliedern zur Verfügung, die dafür bezahlt haben.

In einem Interview mit dem amerikanischen Technikportal The Verge über die Zukunft von Tinder kündigte Elie Seidman, CEO von Tinder, weitere Funktionserweiterungen an. So ist es für 2020 geplant, eine durch Künstliche Intelligenz (KI) moderierte Option für Video-Chats zwischen zwei Matches einzuführen. Dabei soll die KI diese Chats auf Nacktheit überprüfen und gegebenenfalls einen Video-Chat automatisch beenden können. Des Weiteren ist ein sogenannter „Global-Mode“ geplant, der es Nutzern ermöglichen soll das eigene Profil global sichtbar zu machen. Anders als bei der Passport-Funktion, die bereits für zahlende Nutzer zur Verfügung steht, wird man sich keine gezielte Location aussuchen können, sondern wird weltweit angezeigt. Im Juni 2020 erfolgte die schrittweise Freischaltung des Global-Mode, der in deutschsprachigen Gebieten als „Weltweit“ zur Verfügung steht. Gibt es in der ausgewählten Reichweite im lokalen Standort keine passenden Profile mehr, so kann mit aktivierter „Weltweit“-Funktion nun weltweit nach Matches gesucht werden. Sind wieder Nutzer im Umkreis vorhanden, werden diese priorisiert angezeigt.

Mit dem neuen Abomodell Tinder Platinum erweitert Tinder die zukaufbaren Funktionen. So ist es Nutzern von Tinder Platinum möglich, jedem sogenannten Superlike eine Nachricht anzuhängen, welche dem potenziellen Match schon vor dem eigentlichen Match angezeigt wird. Zusätzlich werden mit der Funktion Priority-Like vergebene Likes dem Gegenüber priorisiert angezeigt. Alle Optionen von Tinder Plus und Tinder Gold stehen dem Platinum-Nutzer ebenfalls zur Verfügung. Tinder Platinum wird derzeit in einigen Regionen getestet und kostet zwischen 21,99 Euro für einen Monat und 54,99 Euro für drei Monate. Die Preise können, ähnlich wie bei Tinder Plus und Tinder Gold, nach Aufenthaltsort, Alter und Geschlecht des Users variieren.

Vom 12. bis 27. September 2020 fand die erste Swipe Night in Deutschland statt. Dabei handelte es sich um eine interaktive Miniserie für die Nutzer von Tinder innerhalb der mobilen App. In dieser Miniserie, bestehend aus drei fünfminütigen Episoden, begleitet man eine Gruppe Jugendlicher, kurz bevor ein Asteroid die Erde zu zerstören droht. Während der Episoden gibt es immer wieder Sequenzen, an welche der Nutzer innerhalb von sieben Sekunden „moralische Entscheidungen“ treffen muss, welche die Geschichte und den Ausgang der Miniserie beeinflussen. Die drei Episoden konnten im Zeitraum zwischen 12. bis 27. September 2020 jeweils am Wochenende angesehen werden. Nach jeder Episode ist es Nutzern möglich, andere Nutzer zu sehen, die gleiche oder ähnliche Entscheidungen getroffen haben. Die Entscheidungen im Spiel haben somit auch Auswirkung auf die potenziellen Matches im Anschluss. Beim Drehbuch der Miniserie wirkten unter anderem Drehbuchautoren der Netflix-Serie Big Mouth und der Facebook-Watch-Serie Five Points mit. In Deutschland war die Miniserie auf Englisch mit deutschen Untertiteln verfügbar. Die erste Swipe Night in Amerika Ende 2019 brachte laut eigenen Angaben 26 % mehr Matches und 12 % mehr Nachrichten im Gegensatz zu einem Wochenende ohne Swipe Night.

Im Oktober 2020 erfolgte die weltweite Einführung der Video-Chat-Funktion zwischen zwei Matches. Bevor eine Verbindung hergestellt werden kann, müssen beide Matches dem Video-Chat aktiv zustimmen.

Im August 2021 kündigte Tinder die weltweite Einführung von ID-Verifikationen an, welche in Japan bereits zur Verifizierung des Mindestalters von 18 Jahren genutzt wird. Anhand von behördlichen Dokumenten wie dem Personalausweis oder dem Reisepass soll die Identität des Nutzers über der bereits vorhandenen Fotoverifizierung hinaus verifiziert werden. Die einzureichenden Dokumente sollen dabei zwischen den Ländern variieren. Zusätzlich sollen die übermittelten Daten in teilnehmenden Ländern mit einer Datenbank für Sexualstraftäter abgeglichen werden, dies geschieht laut Tinder derzeit auch schon bei In-App-Käufen mit einer Kreditkarte. Eine erfolgreiche Verifizierung soll im Profil ähnlich wie die Fotoverifizierung visualisiert werden. Die ID-Verifikation wird nach Einführung in die App vorerst optional sein.

Mit der Einführung des „Explore“-Tabs in der App im Herbst 2021, setzt Tinder neben der herkömmlichen Nutzungsweise auch auf weitere Kriterien zur Auswahl eines „Matches“. So gibt es mit dem Musik Modus die Möglichkeit, das Tinderprofil mit dem Audio-Streaming-Dienst Spotify zu verbinden und den eigenen Musikgeschmack mit dem potenziellen Match zu teilen. Im aktivierten Modus wird zusätzlich zum Profilbild auch die Musik des Gegenübers automatisch wiedergegeben. Mit dem seit Ende Februar 2022 in Deutschland verfügbaren Modus Fast Chat: Blind Date ist es im aktivierten Zustand möglich, nur anhand von vorher beantworteten Fragen zu „matchen“ und nach einem zeitlich beschränkten Chat zu entscheiden, ob man das Profilbild des Gegenübers sehen will. Mit dem Modus Plus One ist es möglich, eine Begleitung zu Hochzeiten zu finden oder sich selbst als Begleitung zur Verfügung zu stellen. Als Grund für die Einführung gibt Tinder an es sei „die belebteste Hochzeitssaison seit 35 Jahren“ nach der COVID-19-Pandemie. Im Rahmen der Veröffentlichung des „Explore“-Tabs fand die zweite sogenannte Swipe Night statt. Seit Veröffentlichung des „Explore“-Tabs im Herbst 2021 baut Tinder diesen kontinuierlich aus und verlässt dabei mit dem im Oktober 2022 veröffentlichten Modus Freunde? Freunde! auch das Hauptgeschäftsfeld der Partnersuche. Mit aktiviertem Modus ist es Nutzern von Tindern möglich, unabhängig vom Beziehungsstatus, neue Freunde zu finden. Laut eigenen Angaben ist in Deutschland die Erwähnung der Redewendung „Looking for Friends“ (englisch für Suche nach Freunden) im Profiltext der Nutzer auf Tinder zwischen Februar 2022 und September 2022 um 36 % gestiegen.

In Kooperation mit der Non-Profit-Organisation Garbo ist es seit März 2022 vorerst nur in Amerika möglich, durch Eingabe des Vornamens sowie der Handynummer des Matches einen kostenpflichtigen Hintergrundcheck durchzuführen. Garbo gleicht die Angaben mit einer Datenbank von Berichten über Gewalt- und Sexualverbrechen ab. Erhält der Suchende Treffer in der Datenbank, kann er diese direkt an Tinder melden.

Im Mai 2023, über ein Jahr nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022, wurde die Einstellung des Betriebs in Russland angekündigt.

Erstellung eines Kontos

Ein Tinder-Konto kann über das Facebook-Profil, das Google-Konto oder mit einer SMS-fähigen Mobiltelefonnummer erstellt werden, allerdings nutzt diese Funktion eine Facebook-API. Wird das Facebook-Profil zur Anmeldung verwendet, greift Tinder auf den Vornamen und das Alter des Benutzers als Profilangabe zu und wählt fünf Fotos des Benutzers als Profilbilder aus. Die Fotos lassen sich individuell über das Facebook-Profil oder über die eigene Galerie auswählen. Zudem können sich Nutzer in einer Biografie individuell beschreiben. Zusätzlich ist es möglich das Profil mit weiteren Angaben zu vervollständigen, dazu zählen die Angabe von Interessen aus einer von Tinder vordefinierten Liste, die Angabe des Berufes und den Arbeitgeber, die Angabe der besuchten Schule bzw. der besuchten Universität und des Wohnortes, welcher von der aktuellen GPS Localisation abweichen kann. Es ist außerdem möglich das Instagram-Profil zu verlinken, sowie eine Verbindung mit dem Audio-Streaming-Dienst Spotify herzustellen, um Lieblingskünstler und Lieblingslied auszuwählen. Zusätzlich zu den bei der Anmeldung angegebenen Informationen ist es möglich das Geschlecht unter circa 37 Geschlechtsidentitäten auszuwählen und dies auf dem Profil ein- oder auszublenden. Auch bei der Angabe der sexuellen Orientierung gibt es mehrere Optionen die im Profil ein- bzw. ausgeblendet werden können.

Benutzung

Tinder präsentiert dem Benutzer jeweils die Profilfotos, den Vornamen, das Alter und alle sonstigen freiwilligen Angaben des Nutzers (Beruf, Arbeitgeber, Universität etc.), einer anderen Person, die zuletzt in einem zuvor gewählten Umkreis war. Den Standort bestimmt die App über an den Server gesendete GPS-Daten sofern der Nutzer mit Premium Funktionen den Standort nicht selbstständig bestimmt hat. Zudem kann der Nutzer die Biografie der angezeigten Person sowie alle weiteren freiwilligen Angaben einsehen. Anhand dieser Informationen entscheidet der Benutzer, ob ihn eine Konversation mit der anderen Person interessieren würde. Wenn beide Benutzer sich gegenseitig als interessant einstufen, erhalten sie einen sogenannten Match, der beiden Nutzern angezeigt wird. Erst mit einem Match ist es möglich, eine Unterhaltung zu starten.

Besonderheiten

Unter Benutzung des Facebook-Profils erhält Tinder die grundsätzlichen Informationen über den Benutzer. Um die Personenvorschläge zu optimieren, analysiert der Tinder-Algorithmus die Profilinformationen und das Verhalten bei Nutzung der App und ordnet sie in eine appinterne „ELO-Rangliste“ ein, die allerdings anders funktioniert als die Elo-Zahl in vielen Sportarten. Dieses Ranking gibt Auskunft darüber, wie gut man bei seinen Mitmenschen ankommt. Die Anzahl der Matches ist ein maßgeblicher Teil dieses Verfahrens, allerdings bestimmen noch weitere Faktoren wie beispielsweise die Vielfalt an Informationen, mit der Nutzer ihr Profil ausstatten, über den endgültigen Platz in diesem Ranking. Von dem Ranking verspricht sich Tinder, die Trefferquote ihrer Nutzer erhöhen zu können. Eine besondere Rolle hierbei spielen die geographische Lage, die Anzahl gemeinsamer Freunde und gemeinsame Interessen. Erst nachdem beide Nutzer einander als attraktiv eingestuft haben, können sie miteinander chatten. Auf diese Weise haben Nutzer eine Kontrolle darüber, wer ihnen schreiben darf, und werden nicht mit Nachrichten von Personen konfrontiert, die sie nicht vorher als attraktiv eingestuft haben. Handlungen innerhalb von Tinder werden nicht auf dem Facebook-Profil des Benutzers gemeldet (dies ist auch freiwillig nicht möglich). Mit Tinders Matchmaker-Funktion können Nutzer eine Verbindung zwischen zwei ihrer Facebook-Freunde herstellen, ohne dass diese ihre gesamten Informationen sehen.

Tinder ist für iOS- und für Android-Geräte verfügbar. Für Smartphones mit dem Betriebssystem Windows Phone gibt es zwei inoffizielle Apps. Es ist des Weiteren auf allen Fernsehgeräten mit Apple TV möglich, Tinder auch in HD und auf dem großen Bildschirm zu nutzen. Seit März 2017 ist es möglich, Tinder auch über den Browser zu benutzen. Die Browserversion von Tinder besitzt zusätzlich die Funktion WorkMode, welche dem Nutzer einen schnellen Wechsel zwischen dem normalen Tinder-Interface und einer von Tinder erstellten Website ermöglicht, die durch ihr Aussehen suggeriert, dass der Nutzer arbeitet. Dies ähnelt der Funktion der Bosstaste in Computerspielen und Apps. Die Funktion Tinder Online benötigt keine zusätzlich zu installierende Software.

Benutzer

Laut eigenen Angaben hat Tinder im Jahr 2020 sechs Millionen zahlende Benutzer. Im Jahr 2019 lag die Zahl der zahlenden Nutzer bei rund 4,1 Millionen. Tinders kommerzielle Zielgruppe sind Frauen und Männer zwischen 18 und 25 Jahren. Laut einer Studie des US-Marktforschungsunternehmens Paragon Poll aus dem Jahr 2013 haben etwa 20 Prozent der Tinder-Nutzer eine Person getroffen, auf die sie mittels Tinder aufmerksam geworden sind.

Laut einer im Juli 2016 veröffentlichten Studie, an der unter anderem der Psychologe Michael C. Seto beteiligt war, ist es für Männer auf Tinder deutlich schwieriger als für Frauen ein Match zustande zu bringen, da sich Frauen wesentlich wählerischer zeigten.

Laut einer ProSiebenSat.1-Reportage im Jahr 2016 für Galileo wurden täglich 1,4 Milliarden sogenannte „Swipes“ nach links oder rechts gemacht, um Profilfotos zu bewerten. Die insgesamt 50 Millionen Benutzer von Tinder erzielen zusammen 12 Millionen „Matches“ pro Tag

Laut Co-Gründer Jonathan Badeen hatte Tinder Anfang 2015 zwei Millionen Nutzer in Deutschland.

Zu Beginn der COVID-19-Pandemie seien laut eigenen Angaben 52 % mehr Nachrichten weltweit über Tinder versendet worden, während bei den Nutzern unter 25 Jahren das Volumen an Swipes um 39 % anstieg.

Vereinzelt sind Menschen über Tinder auf Finanzbetrüger wie Simon Hayut gestoßen und auf sie hereingefallen.

Seit Ende 2019 stagnieren die weltweiten Nutzerzahlen.

Kritik

Technik und Datenschutz

  • Im Februar 2014 wurde bekannt, dass die App über einen Zeitraum von 40 bis 165 Tagen einen Softwarefehler enthielt, der es möglich machte, die GPS-Daten seines Gegenübers abzufangen und auszuwerten. Dieser Fehler bestand sowohl in der Android- als auch in der IOS-App. Er wurde vom Unternehmen Include Security entdeckt und in einem Video demonstriert. Laut Include Security wurde Tinder bereits im Oktober 2013 über den Fehler informiert; das Unternehmen reagierte allerdings, so Include Security, erst im Dezember darauf und behob den Fehler erst in einem Update im Januar 2014. Der Fehler kam dadurch zustande, dass Tinder die Entfernung zwischen zwei Personen nicht auf einem Server, sondern auf den Handys der Nutzer errechnete.
  • Weitere Kritikpunkte sind die häufigen technischen Probleme, die Tinder verursacht. Außerdem führte das dahinter stehende Unternehmen im März 2015 altersabhängige Preise ein, die von 1,99 bis 19,99 Euro pro Monat reichen. Je älter die Nutzer, desto mehr Geld sollen sie pro Monat zahlen.
  • Im Frühjahr 2015 wurde eine Tinder-Stalking-Studie veröffentlicht. Im Fokus steht dabei das Sicherheitsrisiko, das durch die Verwendung des Facebook-Profils als einzige Registrierungsmöglichkeit bei Tinder entsteht. Andere Benutzer können mithilfe eines Screenshots des Tinder-Profilbildes und der Google-Bildersuche die Identität der Nutzer herausfinden, vor allem, wenn eine Person ihre Facebook-Seite nicht genügend durch Privatsphäreneinstellungen geschützt hat.
  • Die Tinder-Datensätze sind nicht vor Zugriffen von außen geschützt. Jede Person kann die Profile durchsuchen, auch wenn die suchende Person selbst kein Tinder-Nutzer ist. Der kostenpflichtige Onlinedienst Swipebuster benutzt dazu beispielsweise die offizielle Entwickler-Schnittstelle von Tinder.

Psychologische Auswirkungen

Im August 2016 wurde auf der Jahreskonferenz der American Psychological Association eine Studie mit 102 Tinder-Nutzern unter insgesamt 1317 Teilnehmern vorgestellt, nach der Tinder-Nutzer eine geringere Zufriedenheit mit dem eigenen Körper und eine höhere Tendenz zum Objektifizieren ihrer eigenen Körper und der anderer aufweisen. Bei männlichen Tinder-Nutzern sei zusätzlich das Selbstvertrauen geschwächt gewesen. Der Psychologe Glen Jankowski bewertet die Ergebnisse dahingehend, dass Tinder durch die Fokussierung auf Fotos, den begrenzten Platz für Profilinformationen und das schnelle affektive Bewerten des Gegenübers bestehende gesellschaftliche Schönheitsideale verstärke. Die Psychologin Helga Dittmar warnte in diesem Zusammenhang vor einer „Abwärtsspirale“ durch die visuell geprägte Welt der sozialen Medien. Experten bewerten die Stichprobengröße der Studie als relativ klein und dass zwar eine Korrelation, aber keine Kausalität gezeigt wurde. Die Psychologin Lisa Orban sagte dazu: „Die ersten Ergebnisse machen uns auf eine mögliche negative Beziehung zwischen Selbstwertgefühl und Tinder aufmerksam, und zusätzliche Forschung ist sicherlich gerechtfertigt.“

Kommerzialisierung sozialer Beziehungen

Im Jacobin ordnete Barnaby Lewer Tinder neben anderen Online-Dating-Plattformen in die kapitalistische Tendenz ein, „Beziehungen, die früher vom Kommerz unberührt waren, in kommerzielle Beziehungen, Beziehungen des Austausches, des Kaufens und Verkaufens“ zu transformieren. Tinder sei hierbei die Plattform, bei der vor allem um „Aussehen“ gehandelt werde. Der Mensch würde so zu einem Dividuum – körperliche Attribute würden hierbei in ihre Bestandteile zerlegt. (Haarfarbe, Hautfarbe, Körperform etc.) Der Medien- und Kommunikationswissenschaftler Steffen Krüger und Ane Charlotte Spilde sehen insbesondere in dem visuellen Fokus, der „Prämisse eines binären Entscheidungsprozesses“ und der „spieleartigen Darstellung der Profile“ die Abbildung einer Marktlogik. Um den negativen Effekten zu entkommen, die aus dieser Marktlogik entstehen, seien die Benutzer jedoch auf kostenpflichtige Funktionen angewiesen.

Axel Honneth warnte vor den negativen Auswirkungen der Kommodifizierung und Selbstvermarktung auf die eigene psychische Gesundheit:

„Man braucht keine überbordende Phantasie, um sich vorzustellen, wie [Online-Dating-Plattformen] eine Form der Selbstbeziehung fördern könnten, in der ein Subjekt seine eigenen Wünsche und Absichten nicht mehr in einer persönlichen Begegnung artikuliert, sondern gezwungen ist, sie lediglich nach den Maßstäben der beschleunigten Informationsverarbeitung zu sammeln und zu vermarkten.“

Ziel von Tinder sei es laut dem Wissenschaftsjournalisten Philipp Häusser nicht, Menschen bei der Suche nach langfristigen Partnerschaften oder Freundschaften zu helfen, da die App dann obsolet für diese Nutzer würde, sondern die Nutzer durch "Gamifizierung" möglichst lange an die App zu binden, um durch anhaltende Werbeeinnahmen und Beitragszahlungen Umsatz zu generieren.

Einzelnachweise

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  2. Why Tinder Has Us Addicted: The Dating App Gives You Mind-Reading Powers. Huffington Post, 9. April 2013, abgerufen am 19. November 2013.
  3. Tinder Plus: The Next Level of Tinder. In: blog.gotinder.com. 2. März 2015, abgerufen am 6. Dezember 2019 (englisch).
  4. 1 2 Extra-Kosten für Ü30 – so verdient Tinder Geld. In: Berliner Zeitung.
  5. Jetzt neu: Tinder Gold – erstklassig swipen. Tinder.com Blog; abgerufen am 26. Dezember 2017
  6. Tinder Gold ist da: Mit ein paar Extra-Euro zum Dating-König. Netzwelt.de; abgerufen am 26. Dezember 2017
  7. Tinder führt sicherheitsorientierte Updates ein. In: blog.gotinder.com. 23. Januar 2020, abgerufen am 25. April 2020.
  8. Neue Features in Zeiten der Corona-Krise. In: stuttgarter-nachrichten.de. 26. März 2020, abgerufen am 25. April 2020.
  9. 1 2 3 Tinder: Auch die Corona-Krise kann die Dating-App nicht stoppen. Stadt-Bremerhaven.de; abgerufen am 10. Juni 2020
  10. Tinder Ceo Elie Seidman On Finding Love During The Pandemic. The Verge.com (englisch); abgerufen am 10. Juni 2020
  11. Tinder says it’ll allow people to get rid of their geography filters completely. The Verge.com (englisch); abgerufen am 10. Juni 2020.
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  13. „Tinder Platinum“: Nachricht ohne Match senden. Pressetext.com; abgerufen am 20. August 2020
  14. Tinder Swipe Night: Interaktives Spiel startet in Deutschland. Heise.de; abgerufen am 11. September 2020
  15. 1 2 Tinder re-launches Swipe Night in the US on September 12. Tinder Press Room (englisch); abgerufen am 11. September 2020
  16. Tinder startet Video-Chat-Funktion in Deutschland. Verlag Werben & Verkaufen; abgerufen am 11. November 2020
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  18. Tinder will soon make voluntary ID Verification available globally. TechCrunch.com (englisch); abgerufen am 31. Oktober 2021
  19. Tinder-Profile bald weltweit mit Identitätsnachweis. Heise.de; abgerufen am 31. Oktober 2021
  20. Tinder launcht diesen Herbst den heißesten neuen In-App-Treffpunkt: Tinder Explore. Tinder.com; abgerufen am 12. März 2022
  21. Nur die Liebe, ach was, nur der Lieblingssong zählt. Spiegel Online; abgerufen am 12. März 2022
  22. «Blind Date»: Das solltest du über die neue Funktion der Tinder-App wissen. Watson.de; abgerufen am 12. März 2022
  23. Tinder Launches A New Way to Find a “Plus One” Ahead of Busiest Wedding Season in 35 years. Tinderpressroom.com; abgerufen am 31. Oktober 2021
  24. Tinders Swipe Night® Erlebnis ist wieder da mit einer Murder Mystery-Story und noch mehr Möglichkeiten zum Match-Making. Tinderpressroom.com; abgerufen am 12. März 2022
  25. Bei Tinder Explore jetzt noch leichter Freund*innen finden. Tinderpressroom.com; abgerufen am 4. November 2022
  26. Sicherheits-Check vor dem Date: Tinder integriert neues Feature. T3N.de; abgerufen am 12. März 2022
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  58. Nick French: Tinder Wants Money. We Want Love. The Solution: Socialize Dating Apps. In: Jacobin. Abgerufen am 11. Juni 2022.
  59. SWR3: Machen Tinder & Co. uns unglücklich? | Faktencheck. 22. Dezember 2021, abgerufen am 17. April 2023 (deutsch).
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