Weiperz
Gemeinde Sinntal
Koordinaten: 50° 18′ N,  36′ O
Höhe: 391 m ü. NHN
Fläche: 4,86 km²
Einwohner: 582 (31. Dez. 2020)
Bevölkerungsdichte: 120 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 1969
Eingemeindet nach: Sterbfritz
Postleitzahl: 36391
Vorwahl: 06664

Weiperz ist ein Ortsteil in der Gemeinde Sinntal im osthessischen Main-Kinzig-Kreis. Er liegt im Tal des Wolperbachs, ca. 2 km westlich von Sterbfritz, dem Sitz der Gemeindeverwaltung.

Geschichte

Ersterwähnung

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Weiperz unter dem Namen Wigbrahtes stammt vom 19. März 907, als der letzte ostfränkische Karolinger Ludwig IV. das Kind einen Tausch von Gütern zwischen dem Kloster Fulda und dem Kloster Echternach genehmigte.

Entstehung des Namens

Es gibt keine konkreten urkundlichen Nachweise über die Anfänge des Dorfes. Im Jahre 907 gab es jedoch zwei Urkunden, die eine Person namens Wigbraht benennen. Dieser wird wohl der Gründer des Dorfes und Namensgeber sein. Der heutige Name "Weiperz" leitet sich demzufolge von "ad Wigbrahtes" ab.

19. und 20. Jahrhundert

Lange Tradition hatte in Weiperz das Nagelschmiede-Handwerk. Im 19. Jahrhundert war das kleine Dörfchen Weiperz der Hauptsitz der Nagelschmiede. Etwa 30 Handwerker waren um das Jahr 1870 für diesen Tätigkeitsbereich eingesetzt. Einer der letzten deutschen Nagelschmiede, Ignaz Kraft (* 31. Juli 1844), war bis zu seinem Tode im Jahr 1933 in Weiperz ansässig und tätig. Die Nägel, die in der Weiperzer Schmiede hergestellt wurden, unterschieden sich in Wettbrett-, Querch-,Rahmen-,Stoß´-,Steg- und Pferchnägel. Das Tausend kostete im Durchschnitt 1,50 Mark. Das benötigte Eisen der Schmiede bezogen sie aus kleinen Rennfeuerhütten des Vogelsberges. Bis heute werden die Weiperzer Einwohner von den Nachbardörfern des Bergwinkels als „Naalplätzer“ bezeichnet.

Des Weiteren wurde um Weiperz herum nach Ton und Sand gegraben, was einige Tongruben noch heute belegen.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Weiperz zum 1. Dezember 1969 auf freiwilliger Basis ein Ortsteil von Sterbfritz, das selbst am 1. Juli 1974 zum Main-Kinzig-Kreis kam, seine Selbständigkeit verlor und kraft Landesgesetz in die 1972 gebildete Gemeinde Sinntal eingegliedert wurde. Für Weiperz wurde, wie für die übrigen Ortsteile von Sinntal, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Weiperz angehört(e):

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Weiperz 513 Einwohner. Darunter waren 9 (1,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 69 Einwohner unter 18 Jahren, 222 zwischen 18 und 49, 129 zwischen 50 und 64 und 99 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 246 Haushalten. Davon waren 48 Singlehaushalte, 66 Paare ohne Kinder und 81 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 39 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 147 Haushaltungen lebten keine Senioren.

Einwohnerentwicklung

 1812:41 Feuerstellen mit 262 Einwohnern
Weiperz: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2020
Jahr  Einwohner
1812
 
262
1834
 
393
1840
 
446
1846
 
489
1852
 
487
1858
 
396
1864
 
402
1871
 
402
1875
 
377
1885
 
395
1895
 
377
1905
 
394
1910
 
415
1925
 
394
1939
 
389
1946
 
572
1950
 
533
1956
 
531
1961
 
497
1967
 
477
1970
 
479
1979
 
540
1990
 
593
1995
 
609
2000
 
589
2005
 
577
2010
 
553
2011
 
513
2015
 
559
2020
 
582
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: ; nach 1970: Gemeinde Sinntal

Historische Religionszugehörigkeit

 1885:3 evangelische (= 0,76 %), 392 katholische (= 99,24 %) Einwohner
 1961:10 evangelische (= 2,01 %), 486 katholische (= 97,79 %) Einwohner

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Weiperz wird wegen der zahlreichen Musik- und Gesangsvereine in Relation zur Bevölkerung (knapp 600), als „Musikdorf“ bezeichnet. Es gibt in Weiperz die Trachtenkapelle Musikfreunde Weiperz (Mitglied des Hessischen Musikverbandes e. V.*Hessischer Verband für Tanz- und Trachtenpflege), einen Musikverein 1924 e. V., einen gemischten Gesangsverein „Frohsinn“ sowie den Männergesangsverein „Wolpergrund“.

Alle Straßen des Ortes sind nach Komponisten benannt, überdies fand in Weiperz schon mehrmals ein internationales Musik- und Trachtenfest statt.

Neben den vier musikalisch tätigen Vereinen gibt es in Weiperz einen Sportverein SG Weiperz, die Freiwillige Feuerwehr, eine Theatergruppe und einen Jugendclub.

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Assistenzamt Schlüchtern des Justizamts Steinau) und Verwaltung.
  3. Am 1. Dezember 1996 als Ortsteil zur Gemeinde Altengronau.
  4. Am 1. Juli 1974 als Ortsbezirk zur Gemeinde Sinntal.

Einzelnachweise

  1. Gemeinde Sinntal – Gemeindeinformationen. Abgerufen am 12. November 2022.
  2. HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 58. In: Hessisches Staatsarchiv Marburg. Abgerufen am 23. Mai 2021.
  3. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern und der Stadt Hanau sowie die Rückkreisung der Städte Fulda, Hanau und Marburg (Lahn) betreffende Fragen (GVBl. 330–26) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 149, §§ 15 und 18 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 377.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 529 kB) §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Sinntal, abgerufen im Februar 2019.
  6. 1 2 3 4 5 Weiperz, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. November 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 158 f. (online bei Google Books).
  9. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.
  10. 1 2 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 84, archiviert vom Original am 11. Juli 2021.
  11. Haushaltssatzung für den Haushaltsplan 2019. (PDF; 2,8 MB) Statistische Angaben. Gemeinde Sinntal, S. 41, archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2019.
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