Züntersbach
Gemeinde Sinntal
Koordinaten: 50° 19′ N,  44′ O
Höhe: 358 m ü. NHN
Fläche: 6,14 km²
Einwohner: 653 (31. Dez. 2020)
Bevölkerungsdichte: 106 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 36391
Vorwahl: 09741
Züntersbach von oben

Züntersbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Sinntal im hessischen Main-Kinzig-Kreis.

Geographische Lage

Züntersbach liegt auf einer Höhe von etwa 360 m über NN an der Grenze von Spessart und Rhön, 15 km südöstlich von Schlüchtern. Im Süden und Osten grenzt das hessische Dorf an die Landesgrenze zu Bayern, genauer an den Landkreis Bad Kissingen. Den Ort durchfließt der Schluppbach, ein rechter Nebenfluss der Breiten Sinn, der das Dorf in zwei Hälften teilt. Eingerahmt wird der Ort von den beiden Gipfeln der Berge Haag und Stiftes im Nordwesten sowie des Fondsberges im Süden und des Volkersbergs im Nordosten.

Als westlichster Teil der Brückenauer Kuppenrhön gehört Züntersbach als östlichstes Dorf des Main-Kinzig-Kreises geographisch nicht, wie der Großteil des Landkreises, zum Spessart, sondern zur Rhön.

Geschichte

Mittelalter

Züntersbach, ursprünglich Königsgut, liegt in einem Gebiet, das Graf Hessi erwarb, und wird erstmals als Ziuncilesbah in pago Salagewe (Züntersbach im Saalgau) um 900 erwähnt, als es dem Kloster Fulda geschenkt wurde. Dieses gab das Dorf an seine Filiale, das Kloster Schlüchtern, weiter, dem es 1167 gehörte. In erhaltenen späteren Urkunden wurde der Ort unter folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung): Zuncilesbah (911), Zonzelsbach (1167), Scintilspach (1306), Zontersbach (1374), Suntirspach (1384), Zinzilsbach (1392–1394), Zünkelsbach (1460) und Zuntersbach (1549).

Im Jahre 1306 kam es zur Teilung des Orts in eine Fuldaer und eine Hanauer Hälfte. Ulrich von Steckelberg verkaufte die Hälfte des Dorfes seinem Bruder, dem Propst des Klosters Petersberg bei Fulda. Das Dorf wurde dabei real geteilt. Seitdem besaß dieses Kloster die Hälfte des Dorfes links des Schluppbachs. Die Hälfte des Dorfes rechts des Schluppbachs gehörte zum Gericht Altengronau, das 1333 als Reichslehen aus einer Erbschaft vom Haus Rieneck an die Herrschaft Hanau kam. Aus dem Gericht entstand im 15. Jahrhundert das Amt Schwarzenfels der Grafschaft Hanau, ab 1459 der Grafschaft Hanau-Münzenberg.

Neuzeit

Die Hanauer Hälfte

1643 wurde das Amt Schwarzenfels – und damit auch die Hanauer Hälfte von Züntersbach – als Pfand zusammen mit anderen Sicherheiten der Landgrafschaft Hessen-Kassel übergeben. Es sollte für die Rückzahlung Hanauer Schulden bürgen, die im Zusammenhang mit der Befreiung der Stadt Hanau von der Belagerung durch kaiserliche Truppen im Dreißigjährigen Krieg 1636 gegenüber Hessen-Kassel entstanden waren. Den Grafen von Hanau gelang es nicht mehr, dieses Pfand von Hessen-Kassel zu lösen. Das Amt wurde in der Folgezeit wie landgräfliches Eigentum verwaltet, auch nachdem Hessen-Kassel 1736, nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., die gesamte Grafschaft Hanau-Münzenberg erbte.

Vereinigung

Die Teilung des Dorfes überstand sogar die Gebietsarrondierungen in napoleonischer Zeit: Die Fuldaer Hälfte kam 1816 an das Königreich Bayern, die hessische Hälfte verblieb beim Kurfürstentum Hessen, das 1815 aus der Landgrafschaft Hessen-Kassel entstanden war. Erst 1863 wurde bei einem Gebietsaustausch zwischen beiden Staaten die bayerische Hälfte an Kurhessen abgetreten.

Im Kurfürstentum gehörte Züntersbach nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, durch die Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, zum Kreis Schlüchtern.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Die Gemeinde Züntersbach behielt bei der Schaffung des Main-Kinzig-Kreises und der Gemeinde Sinntal im Rahmen der Gebietsreform in Hessen am 1. Juli 1974 zunächst ihre Selbstständigkeit, da die Hessische Landesregierung einer sachgerechten, grenzüberschreitenden Neugliederung des Grenzgebietes nicht vorgreifen wollte. Es war damals beabsichtigt, die Gemeinde Züntersbach in die bayerische Stadt Bad Brückenau einzugliedern. Erst als diese Pläne zur Änderung der Staatsgrenze aufgegeben wurden, wurde die Gemeinde zum 1. Januar 1977 in die Gemeinde Sinntal eingemeindet.

Wirtschaftsgeschichte

Am östlichen Ausgang des Ortes stand die Obere Mühle. Weiter gab es die Alte Mühle, die 500 Meter südöstlich von Züntersbach lag. Sie wurde 1940 stillgelegt. 1970 wurden die Mühlenanlagen durch ein Unwetter zerstört. Beide Mühlen wurden von aus dem Schluppbach abgeleiteten Betriebsgräben gespeist.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Züntersbach angehört(e):

Rechts des Schluppbachs

Links des Schluppbachs

Gemeinsame Geschichte

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Züntersbach 600 Einwohner. Darunter waren 6 (1,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 108 Einwohner unter 18 Jahren, 225 zwischen 18 und 49, 129 zwischen 50 und 64 und 138 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 267 Haushalten. Davon waren 78 Singlehaushalte, 66 Paare ohne Kinder und 99 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 63 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 162 Haushaltungen lebten keine Senioren.

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon
 1549:18 Haushaltungen (hanauische Hälfte)
 1587:12 Schützen und 7 Spießer
 1812:41 Feuerstellen, 309 Seelen
Züntersbach: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2020
Jahr  Einwohner
1812
 
309
1834
 
704
1840
 
719
1846
 
722
1852
 
694
1858
 
662
1864
 
648
1871
 
620
1875
 
500
1885
 
585
1895
 
566
1905
 
523
1910
 
556
1925
 
516
1939
 
551
1946
 
815
1950
 
769
1956
 
625
1961
 
586
1967
 
617
1970
 
647
1979
 
752
1990
 
797
1995
 
748
2000
 
740
2005
 
716
2010
 
692
2015
 
654
2020
 
653
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS; nach 1970: Gemeinde Sinntal; Zensus 2011

Religion

Die Kirche des Dorfes gehörte 1167 zum Kloster Schlüchtern und der Pfarrei Ramholz. Die politische Teilung des Ortes 1303 bedeutete auch, dass die Fuldaer Hälfte des Dorfes nach der Reformation römisch-katholisch blieb, während die Grafschaft Hanau-Münzenberg in der Mitte des 16. Jahrhunderts die Reformation annahm, was nach dem Grundsatz „cuius regio, eius religio“ bedeutete, dass die Hanauer Hälfte des Dorfes zunächst lutherisch, 1597 reformiert wurde. 1602 gehörte die Hanauer Hälfte zur Pfarrei Mottgers, danach zur Pfarrei Oberzell. In Züntersbach befinden sich heute eine evangelische und eine römisch-katholische Kirche.

In Züntersbach gab es seit Jahrhunderten auch eine lebendige Jüdische Gemeinde. Eine Synagoge, einen Jüdischen Geistlichen mit Wohnhaus, ein Jüdisches Bad (heute ein kleiner Fischteich in privatem Besitz), sowie einen Jüdischen Schlachtplatz an dem nach Jüdischem Ritus geschlachtet wurde.

Historische Religionszugehörigkeit

 1885:280 evangelische (= 47,86 %), 250 katholische (= 42,74 %), 55 jüdische (= 9,40 %) Einwohner
 1961:280 evangelische (= 47,78 %), 306 katholische (= 52,22 %) Einwohner

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaftsstruktur

Züntersbach ist stark von Landwirtschaft geprägt, aber auch ein staatlicher Luftkurort mit jährlich 10.000 Übernachtungen.

Öffentliche Einrichtungen

Züntersbach besitzt eine Zwergschule, die von 19 Schülern besucht wird. Alle vier Jahrgangsstufen werden in einer Klasse unterrichtet. Daneben existiert auch ein Kindergarten im Ort.

Verkehr

Züntersbach ist über die Landesstraßen 3141 und 3180 mit den Nachbarorten Oberzell, Schwarzenfels und Bad Brückenau verbunden.

Literatur

  • Rudolf Gerngras: Chronik eines Dorfes. Hrsg.: Verkehrs- und Heimatverein Züntersbach 1969 e.V. 1994.
  • Willi Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis = Hanauer Geschichtsblätter 40. Hanau 2003, S. 432 f.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 14, 1926, S. 538.
  • Literatur über Züntersbach nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Trennung von Justiz (Justizamt Schwarzenfels) und Verwaltung.
  2. Am 1. Januar 1977 als Ortsbezirk zur Gemeinde Sinntal.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Gemeinde Sinntal – Gemeindeinformationen. Abgerufen am 12. November 2022.
  2. 1 2 3 4 5 6 Züntersbach, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 25. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. StGH des Landes Hessen, Beschluss vom 11. April 1973 · Az. P.St. 697
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 385.
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 205 f. (online bei Google Books).
  7. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.
  8. 1 2 3 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 84, archiviert vom Original am 11. Juli 2021.
  9. Haushaltssatzung für den Haushaltsplan 2019. (PDF; 2,8 MB) Statistische Angaben. Gemeinde Sinntal, S. 41, archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2019.
  10. Züntersbach, Jüdische Geschichte/ Synagoge auf http://www.alemannia-judaica.de. Abgerufen im Juni 2018.
  11. Züntersbach behält seine Schule - Main-Post
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